Taktisches Luftverteidigungssystem

Taktisches Luftverteidigungssystem

Medium Extended Air Defense System (MEADS) (deutsch: Taktisches Luftverteidigungssystem TLVS) heißt ein Mittelstrecken-Raketenabwehrsystem, das sich aktuell in Entwicklung befindet und ab 2012/14 die Flugabwehrsysteme Roland, Hawk und teilweise Patriot ablösen soll. Roland und Hawk sind bereits seit 2005 außer Dienst gestellt.

Inhaltsverzeichnis

Beteiligte

An MEADS sind die USA, Deutschland und Italien beteiligt; es ist das derzeit einzige transatlantische Rüstungsprojekt Deutschlands. Frankreich sprang in der Projektvorbereitungsphase vor längerer Zeit ab.

Beteiligt an dem Unternehmen MEADS International Inc. mit Sitz in Orlando (Florida) sind die Firmen Lockheed Martin (USA), LFK-Lenkflugkörpersysteme (MBDA-Konzern) (Deutschland) und Alenia Marconi Systems (Italien). Beauftragt wird die Jointventuregruppe durch NAMEADSMA aus Huntsville (Alabama).

Für Deutschland begann das Projekt 2001 mit Zustimmung der Bundesregierung zur RRE-Phase (Risk Reduction Effort, deutsch: Risikominimierung).

Technik

BGT IRIS-T SL
BGT IRIS-T SL Raketenstartbehälter (VLS)

Das Waffensystem kann im Gelände auf Fahrzeugen mitgeführt und mittels Transportflugzeugen verlegt werden. Ein hochmodernes Multifunktionsradar mit aktiver elektronischer Strahlschwenkung (Phased Array Antenne) soll gleichzeitig Hunderte von Zielen erfassen und bekämpfen können. Als Flugkörper soll die PAC-3-Variante des Patriot Systems zum Einsatz kommen. Als Zweitflugkörper soll IRIS-TSL als kostengünstiger Lenkflugkörper v.a. gegen Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und UAVs für Deutschland entwickelt werden.

Das System ist modular aufgebaut, eine voll ausgestattete (Referenz-) Feuereinheit besteht aus:

  • einem Suchradar mit Generator,
  • zwei Feuerleitradaren mit Generatoren,
  • zwei Führungs- und Waffeneinsatzfahrzeugen,
  • sechs Werferfahrzeugen (mit je 12 Flugkörpern, also insgesamt 72 Flugkörpern) und
  • drei Nachschubfahrzeugen (mit Paletten von je 12 Flugkörpern).

Für den Betrieb sind 19 Personen (für den 24-Stundenbetrieb 36 Personen) notwendig.

Das System dient zur Bekämpfung von Hubschraubern, Flugzeugen, Marschflugkörpern und taktischen, ballistischen Flugkörpern, sowohl mit konventionellen Gefechtsköpfen als auch mit Massenvernichtungspotential.

Finanzierung

Die Finanzierung der Entwicklungsphase wird zu 58% durch die USA, zu 25% durch Deutschland und 17% durch Italien übernommen werden.

Am 20. April 2005 beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestages mit den Stimmen von SPD, Grünen und Union die Beteiligung an der Entwicklung des Raketenabwehrsystems.

Kritik

Während Befürworter den Wissensgewinn durch das trinationale Projekt unterstreichen, halten Gegner extrem hohe Kosten bei leeren Kassen des Bundes sowie fehlenden Bedarf dagegen.

Militärische Argumente

Weiterhin wird bemängelt, dass die MEADS-Entwicklung nur von einer Teilstreitkraft, der Luftwaffe, begleitet werde und Beschaffungen der Marine unberücksichtigt geblieben seien. Ein übergreifender Einsatz im deutschen Heer und der deutschen Luftwaffe sei nicht vorgesehen, obwohl die Kommunikationslage prekär sei und Aufklärungsergebnisse nicht in der notwendigen Zeit zwischen den Teilstreitkräften ausgetauscht werden könnten.

Ebenso wurde die Adaption der IRIS-T SL für das MEADS-System vom Bundesrechnungshof gerügt, da dies nur weitere Kosten verursachen würde bei keinem Nutzen. Die Reichweite der IRIS-T SL liegt nämlich bei nur 20 km.

Siehe auch: Extended Air Defence Task Force

Finanzielle Argumente

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das System auf einen teilstreitkräfteübergreifenden Einsatz in der US-Armee zugeschnitten sei und dort in die National-Missile-Defense-Architektur eingebunden werde. 42% der Entwicklungskosten würden aber von Deutschland und Italien getragen (etwa 0,8 Milliarden € für Deutschland).

Bei SPD und Bündnis 90/Die Grünen wurden Stimmen laut, es entstehe der Eindruck, dass das Wohlwollen der USA nach dem Irakkrieg zurückgekauft werden solle.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Monitor, ausgestrahlt am 7. April 2005, kritisiert der Bundesrechnungshof in einem vertraulichen Bericht, dass die Vertragsgestaltung für die deutsche Seite keine ausreichende Partizipation am Fachwissen gewährleiste und dass Kosten bis neun oder mehr Milliarden Euro statt der projektierten drei Milliarden entstehen könnten. Die Fernsehreportage kritisierte weiterhin eine Verquickung von Wissenschaft und Wirtschaft, die bei der Vorbereitung der parlamentarischen Entscheidung wirksam geworden sei.

Weblinks


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