Taranteln

Taranteln
Mallorquinische Tarantel in freier Wildbahn

Taranteln werden umgangssprachlich Spinnentiere der nicht mehr verwendeten Gattung Tarentula genannt. Benannt wurde diese nach der italienischen Stadt Tarent, in der sie das erste Mal beschrieben wurden. Inzwischen wurden die Arten der Gattung Tarentula auf andere Gattungen aus der Familie der Wolfspinnen (Lycosidae) aufgeteilt. Die meisten Taranteln gehören den Gattungen Lycosa, Alopecosa und Hogna an. Sie sind weltweit verbreitet. In Mitteleuropa gibt es allerdings nur die verhältnismäßig kleinen Vertreter der Gattung Alopecosa, die je nach Art eine Körperlänge von 1 bis 2 cm erreichen.

Die bekanntesten europäischen Arten sind die Südrussische Tarantel Lycosa singoriensis (mit rund 4 cm Körperlänge eine der größten Wolfspinnen überhaupt), die Apulische Tarantel Lycosa tarentula und die Schwarzbäuchige Tarantel Hogna radiata. Daneben gibt es noch einige weitere Arten in Süd- und Osteuropa, die zum Teil nur mikroskopisch von den eben genannten zu unterscheiden sind.

Vergiftungserscheinungen und auch die Tanzwut (Veitstanz) wurden früher dem Biss der „Taranteln“ zugeschrieben (Tarantismus). In Wirklichkeit ist der sehr seltene Biss einer Tarantel für den Menschen zwar schmerzhaft, aber nicht tödlich. Der Schmerz ist in der Regel lokal auf die Bissstelle beschränkt, nur vereinzelt kommt es zu vorübergehenden leichten Allgemeinbeschwerden. Von den mitteleuropäischen Alopecosa-Arten sind überhaupt keine Vergiftungserscheinungen bekannt, sie kommen mit ihren Beißwerkzeugen vermutlich nicht einmal durch die menschliche Haut.

Der Grund, warum gerade Taranteln in dem Ruf stehen, den Tarantismus zu verursachen, dürfte darin zu sehen sein, dass sie in Süditalien sehr häufig und, wie auch die bei uns einheimischen Wolfspinnen, gerade tagsüber im prallen Sonnenlicht häufig anzutreffen sind. Vermutlich hielten Feldarbeiter, die Opfer eines Sonnenstichs oder eines Bisses der im gleichen Lebensraum vorkommenden Schwarzen Witwe geworden waren, fälschlicherweise die auffälligen Taranteln für die Übeltäter.

Auch die Entstehung der Tarantella, einem süditalienischen Volkstanz im 6/8-Takt, wurde mit dem Biss der Tarantel in Verbindung gebracht.

Eroberer, die Taranteln aus Südeuropa kannten, übertrugen diese Bezeichnung auf die für sie unbekannten großen Vogelspinnen der Neuen Welt. Im englischen Sprachraum ist tarantula darum für die Vogelspinnen (wie auch für die Tarantel) die geläufige Bezeichnung, die manchmal falsch mit Tarantel übersetzt wird.

Literatur

  • Heiko Bellmann: Kosmos Atlas Spinnentiere Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 1997, ISBN 3-440-07025-5.
  • Franz Renner: Spinnen: ungeheuer - sympathisch. Verlag Rainar Nitzsche, Kaiserslautern 1991, ISBN 3-9802102-0-0.

Weblinks


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