Tatra (Automobil)

Tatra (Automobil)
Tatra a.s.
Tatra Logo
Unternehmensform Aktiengesellschaft
Gründung 1850 (1923)
Unternehmenssitz Kopřivnice
Mitarbeiter 3300 Personen (2009)
Branche Automobilhersteller
Website

www.tatra.cz

Tatra-Werbung in Berlin

Tatra ist neben Peugeot und Mercedes eine der ältesten Automarken der Welt, beheimatet in Kopřivnice, Tschechien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Tatra 12

1923 entstanden die Tatra-Werke durch die Fusion der Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft mit den Waggonfabrik Ringhoffer AG in Prag-Smíchov. Die nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie nun in der neu gegründeten Tschechoslowakei liegenden Werke wurden nach dem höchsten Gebirge der Tschechoslowakei, der Tatra, benannt. Die Fahrzeuge selbst trugen bereits seit 1920 den Namen Tatra, bis dahin war die Markenbezeichnung „Nesselsdorf“ oder „NW“ (Nesselsdorfer Wagenbau) verwendet worden.

Die Zentrale wurde von Wien nach Prag verlegt, da Österreich nach dem Krieg zum Ausland geworden war. Gleichzeitig wurde in Wien als Generalvertretung die Austro-Tatra gegründet.

Im gleichen Jahr entwickelte der Konstrukteur Hans Ledwinka den Prototyp 11, einen PKW mit Zentralrohrrahmen, luftgekühltem Zweizylinder-Boxermotor vorne und Pendelachse hinten, im Volksmund Bügeleisen genannt, wegen der Form seiner spitzen, kühlerlosen Frontpartie. Dem folgte eine ganze Reihe dieser Baulinie, auch mit Vierzylindern. 1931 wurde der Prototyp V-570 gebaut, mit stromlinienförmiger Karosserie und luftgekühltem Zweizylinder-Boxermotor im Heck. Dieses Auto ging nicht in Serie, kann aber als ideeller Vorgänger des deutschen Käfers gelten (Ledwinka war mit Ferdinand Porsche befreundet und die beiden hatten einen regen Ideenaustausch). 1934 folgte der große stromlinienförmige Typ 77 mit luftgekühltem V-Achtzylinder im Heck mit 3 Liter Hubraum und OHC-Ventilsteuerung, der in der letzten Vorkriegsstufe als Typ 87 bis zu 160 km/h schnell war (cW-Wert 0,38). An der Entwicklung dieser Baureihe war maßgeblich Ledwinkas Sohn Erich (geb. 15. Juli 1904 in Klosterneuburg, Studium an der TH in Wien, Promotion TH Graz, ab 1950 Chefingenieur und später technischer Direktor bei der Firma „Steyr Daimler Puch“, großes Verdienstkreuz der Republik Österreich, Goldenes Verdienstkreuz des Landes Steiermark) beteiligt. In den Jahren 1947–1950 unternahmen Miroslav Zikmund und Jiří Hanzelka mit dem Typ 87 eine Reise durch drei Kontinente.

Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte die neue sozialistische Führung, die Marke Tatra ganz auf die LKW-Produktion umzustellen. So wurde die 1947 eingeführte kleinere Version des Typs 87 mit 2-Liter Vierzylinder, der Typ 600 Tatraplan, in das Škoda-Werk in Mladá Boleslav verlegt. Dieses Vorhaben wurde jedoch aufgegeben, als die Produktion eigener repräsentativer Fahrzeuge notwendig wurde. Zu diesem Zweck wurden die auf dem Typ 87 basierenden Modelle 603 (seit 1956) und der von Vignale karossierte Typ 613 (seit 1975) in handwerklicher Weise gebaut. Als letzter Versuch, im PKW-Geschäft mitzumischen, brachte Tatra 1996 den Typ 700 auf den Markt, dessen Produktion jedoch nach zwei Jahren eingestellt wurde.

Heute beschränkt sich Tatra auf die LKW-Produktion, die ebenfalls eine lange Tradition hat.

Alle Tatra-LKW zeichnen sich durch luftgekühlte V-Motoren, Stirnrad-Differentialgetriebe, einen zentralen Rohrrahmen und Allradantrieb aus. Dank der Pendelachsen sind sie sehr geländetauglich.

Legendär wurde der dreiachsige Typ 111 mit V-12-Diesel (ab 1943, einige Nachfolger). Eine Weiterentwicklung des Typs 111 war die schwere Zugmaschine Typ 141, die von 1958 bis 1970 im Zweigwerk Bánovce nad Bebravou in der Slowakei hergestellt wurde.

Der 1953 eingeführte leichte Typ 805 mit V-8-Benziner diente überwiegend in den Streitkräften. Die Produktion wurde aber bald wieder eingestellt, da sich Tatra aufgrund einer Entscheidung des Ministeriums für Maschinenbau im Jahre 1952 auf Fahrzeuge mit 7 bis 10 Tonnen Nutzlast spezialisieren sollte. Zikmund und Hanzelka machten 1959–1964 eine weitere Weltreise mit dem Typ 805.

Tatra Typ T 148 (1972–1982)

Ab den 60er Jahren wurden nur noch 10-Tonner hergestellt. 1961 ging der Hauber-Typ 138 in die Serienfertigung und löste den veralteten Typ 111 ab. Ein Testgelände wurde gebaut, das überwiegend der Erprobung der Lkw-Eigenschaften diente. Zehn Jahre später, nach einem weiteren Entscheid des Ministeriums, Tatra zukünftig auf geländegängige Lkws ab 12 Tonnen Nutzlast zu spezialisieren, wurde der Typ 138 durch den Typ 148 ersetzt, welcher noch heute der am häufigsten anzutreffende Haubenlaster in Tschechien ist. Die neueste Generation der Tatra-Hauber ist der seit 2001 produzierte Typ 163 JAMAL.

1967 wurde der schwere Frontlenker Typ 813 vorgestellt, welcher der Nachfolger des Typs 141 wurde. Dieser Typ gilt bis heute als einer der geländegängigsten Lastkraftwagen überhaupt. Er wird erfolgreich bei Trial-Rennen eingesetzt. Eine Besonderheit ist die Einzelradaufhängung mit extremen Federwegen. Es gab eine Sonderausführung mit 1000-PS-Gasturbine für die Streitkräfte. Im ersten untersetzten Gang erreicht er 3,6 km/h bei Vollgas und ist in der Lage, festgefahrene Panzer mit 40 Tonnen Gewicht zu bergen. Die Steigfähigkeit beträgt weit über 100 %, die Wattiefe 2,20 m. Der Spritverbrauch beträgt zwischen 65 und 250 Liter pro hundert Kilometer, im schweren Bergeeinsatz 500 Liter pro hundert Kilometer. Bei der Rally Paris-Dakar wurde der LKW nicht zugelassen, weil er als Prototyp eingestuft wurde. Deshalb nahm Tatra mit dem Nachfolger Typ 815 teil.

1983 folgte der Typ 815, der in großen Stückzahlen und in verschiedenen Ausführungen produziert wurde. Der neueste Frontlenker trägt den Namen TERRNo1. Der Typ 815 hat mehrmals die Rallye Paris-Dakar in der Kategorie der Lastkraftwagen gewonnen. Vom Jahr 2002 bis 2006 gehörte TATRA zur amerikanischen Terex-Corporation. Seit 2006 ist TATRA ein Teil der Blue River Group aus der Tschechischen Republik.

TATRA ist weltweit der einzige Motorenhersteller für Lastkraftwagen, der einen luftgekühlten V8 Zylinder mit der Euronorm 4 und seit dem Jahr 2008 auch mit Euro 5 anbietet.

Neben den TATRA Terrn°1 bietet TATRA auch den Frontlenker Jamal an. Die Produktion reicht vom 4×4 bis zum 12×12.

Hauptabsatzmärkte sind Mitteleuropa (Tschechische Republik, Slowakei, Polen, Ungarn) Osteuropa und Asien, aber auch Westeuropa. Für Deutschland ist das Unternehmen Metallbau & Fahrzeughandel Gerhard Friedrich aus Raesfeld der Generalimporteur der wohl geländegängigsten Fahrzeuge.

Museum

In der Heimatstadt von Tatra, also in Kopřivnice, befindet sich ein technisches Museum. Innerhalb des Gebäudes befinden sich historische Straßenfahrzeuge, wie zum Beispiel Personenkraftwagen oder Geländewagen, welche schon mehrmals bei der Rally Dakar gewonnen haben. Außerhalb befindet sich der Zug Slovenská Strela (Slowakischer Pfeil).

Historische Straßenfahrzeuge

Personenwagen

Tatra 11 von 1923
Tatra 87
Tatra 603
Tatra 613-3
Tatra 700
Typ Bauzeitraum
Tatra 10 1923–1925
Tatra 11 1923–1926
Tatra 12 1926–1934
Tatra 17 1925–1927
Tatra 20 1923–1925
Tatra 26/30 1927–1933
Tatra 26/52 1931
Tatra 30 1926–1930
Tatra 30/52 1929–1930
Tatra 31 1926–1930
Tatra 52 1930–1938
Tatra 52 Sport 1930–1938
Tatra 54 1931–1934
Tatra 57 1932–1935
Tatra 57 A 1936–1938
Tatra 57 B 1938–1949
Tatra 70 1931–1932
Tatra 70 A 1934–1947
Tatra 75 1933–1942
Tatra T77 1934–1935
Tatra 77 A 1935–1936
Tatra 80 1931–1935
Tatra 87 1937–1950
Tatra 87-603 1950/1964
Tatra 90 1935
Tatra 97 1937–1946
Tatra 107 1946–1947
Tatra 201 1947
Tatra 600 Tatraplan 1947–1952
Tatra 600 Diesel 1952
Tatra 603 1956–1963
Tatra 603 A 1955
Tatra 603 X 1967
Tatra 2-603 1963–1968
Tatra 2-603 B5 1966–1967
Tatra 604 1954
Tatra 613 1973–1996
Tatra 623 1980–1998
Tatra 700 1996–1999
Tatra Prezident 1994
Tatra V 570 1933

Renn- und Sportwagen

Tatra 607, Baujahr 1950, 1989 auf dem Nürburgring
Typ Bauzeitraum
Tatra 12 Targa Florio 1925
Tatra 30 Sport 1926
Tatra 601 Monte Carlo 1949–1952
Tatra 602 Tatraplan Sport 1949–1952
Tatra 605 1956
Tatra 607 Monoposto 1950
Tatra 607-2 Monoposto 1951–1958
Tatra 625 1986
Tatra Delfin 1963
Tatra JK 2500 1954
Tatra MTX V8 1991

Geländewagen

Typ Bauzeitraum
Tatra V 750 1935–1937
Tatra V 799 1938
Tatra V 809 1940–1942
Tatra 57 K 1941–1948
Tatra 82 1935–1937
Tatra 93 1939
Tatra 803 1950
Tatra 804 1951

Minibus und Transporter

Typ Bauzeitraum
Tatra Mikrobus 1961
Tatra Beta 1998

Lastkraftwagen

Tatra 141
Tatra 141
Tatra 148
Tatra 813 6×6
Tatra 813 8×8
Tatra 815
Tatra TERRNo1
Typ Bauzeitraum
Tatra TL 2
Tatra TL 4
Tatra 13
Tatra 22
Tatra 23
Tatra 24
Tatra 25
Tatra 26
Tatra 27
Tatra 27 B
Tatra 28
Tatra 43
Tatra 49 1929–1930
Tatra 72 1933–1937
Tatra 74
Tatra 79
Tatra 81
Tatra 84
Tatra 85
Tatra 85 A
Tatra 92
Tatra 111 1942–1962
Tatra 114
Tatra 115
Tatra 116
Tatra 128
Tatra 130
Tatra 137 1956
Tatra 138 1959–1971
Tatra 141
Tatra 147
Tatra 148 1972–1982
Tatra 157
Tatra 700
Tatra 805 1953–1960
Tatra 813 1967–1982
Tatra 815 1983-

Omnibusse

Typ Bauzeitraum
Tatra 24
Tatra 27
Tatra 43
Tatra 72 1933–1937
Tatra 114
Tatra 500

Obusse

Typ Bauzeitraum
Tatra 86
Tatra 400
Tatra 401

Militärfahrzeuge

Der Tatra 815 als THW-Einsatzfahrzeug
Typ Bauart Bauzeitraum
Tatra 111 LKW 1942–1962
Tatra 805 leichter LKW 1953–1960
Tatra 809 Halbkettenfahrzeug
Tatra 813 schwerer LKW 1967–1982
Tatra 815 schwerer LKW 1983–
Tatra OT-64 Panzerwagen 8x8 in Zusammenarbeit mit Polen auf Basis Tatra 813
Tatra OT 810 Halbkettenfahrzeug – Nachbau des deutschen mittleren SPW Sd.Kfz. 251
DANA Selbstfahrhaubitze, Fahrgestell und Antrieb des Tatra 815

Motorschlitten

Typ Bauzeitraum
Tatra V 855 1942

Historische Schienenfahrzeuge

Historische Flugzeuge

Typ Bauart Bauzeitraum Lizenz
Tatra T-001 Sportflugzeug 1937
Tatra T-101 Sportflugzeug 1938
Tatra T-126 Schulflugzeug 1937 Avro 626
Tatra T-131 Sportflugzeug Bücker Bü 131
Tatra T-201 Sportflugzeug 1938
Tatra T-301 Sportflugzeug 1938

Aktuelle Straßenfahrzeuge

Lastkraftwagen (zivil)

Tatra 163 JAMAL
Typ Bauart Bauzeitraum
Tatra 815 1983–
Tatra 815-2 TERRNo1
Tatra 163 JAMAL 2001–

Lastkraftwagen (militärisch)

Typ Bauart Bauzeitraum
Tatra 815 1983–
Tatra 815-2 TERRNo1
Tatra 815-2 ARMAX
Tatra 816 FORCE

Siehe auch

  • Foto eines Tatra 613 Coupe Prototyps bei Vignale
  • Fotos des Baumusters T603 bei Tatra 603

Weblinks


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