- Tawrija
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Taurien (russisch: Таврия) ist die frühere Bezeichnung der Halbinsel Krim.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Antike
Lange vor dem 8. Jahrhundert v. Chr., als sich die Kimmerer auf dem Gebiet der heutigen Krim niederließen, hatten sich in den Bergen und an der Südküste der Krim die Taurer niedergelassen, ein kriegerisches Volk, von dem die Insel ihren antiken Namen „Taurien“ erhielt. Im 5. Jahrhundert v. Chr. bezog sich Herodot, der Vater der griechischen Geschichtsschreibung, in den ersten Aufzeichnungen über die Krim auf dieses Taurien, während auch der Name Tauris in der griechischen Mythologie verwendet wird.
Neuzeit
Die Gegend wurde schließlich seit dem Mongolensturm (Mitte des 13. Jahrhunderts) bis 1774 von den Krimtataren beherrscht; siehe Islam in der Ukraine.
Im Jahre 1783 wurde auch die Krim von Russland annektiert. Die Halbinsel wurde Bestandteil des neu gegründeten Gebietes Taurien (Tavričeskaja oblast), in dessen nördlichem Gebiet Zarin Katharina bereits viele deutsche Auswandererfamilien angesiedelt hatte. Zar Paul I. löste es 1796 wieder auf und ordnete es der Provinz Neurussland (Novorossija) zu. Durch Ukas von Zar Alexander I. wurde schließlich 1802 das Gouvernement Taurien (Tavričeskaja gubernija) gebildet, das außer der Krim auch weite Teile der nördlich von ihr gelegenen Steppengebiete umfasste. Die Bezeichnung Krim verschwand aus dem offiziellen Sprachgebrauch. Da Krim für das krimtatarische Khanat stand, war diese Benennung nicht mehr erwünscht. Die bis 1917 als Gouvernement geführte Gegend wurde etwa 1805 von siegerländischen Kolonisten besiedelt.
20. Jahrhundert
Im Zuge der Oktoberrevolution 1917 wurde die Existenz des Gouvernements Taurien vorerst unterbrochen. Das Gebiet errang in den Jahren 1917/1918 eine relative Autonomie innerhalb des neuen ukrainischen Staates unter der Führung der auf der Insel verbliebenen Krimtataren. Die Sowjetmacht wurde erst im Januar 1918 errichtet.
Am 18. Oktober 1921 wurde die Autonome Sowjetische Sozialistische Republik Krim als Teil der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) ausgerufen. Die kurz darauf verabschiedete Verfassung betonte die Gleichheit aller Nationalitäten und deklarierte sowohl Russisch als auch Krimtatarisch zu offiziellen Sprachen.
Stalin bereitete dieser Entwicklung in den späten 1920er Jahren ein Ende. Er reduzierte 1929 die Bedeutung der krimtatarischen Sprache und begrenzte die territoriale Autonomie der Region. Etwa 40.000 krimtatarische Familien wurden verhaftet oder nach Sibirien deportiert. 1941 ließ Stalin die rund 50.000 Krimdeutschen überwiegend nach Kasachstan vertreiben.
Während des zweiten Weltkriegs lebte der historische Name unter der Besatzung der deutschen Wehrmacht nochmals auf. Die Gegend unterstand als Generalbezirk Krim (Teilbezirk Taurien) vom 1. September 1942 bis zum 23. Oktober 1943 dem Reichskommissariat Ukraine. Am 23. Oktober erfolgte die Rückeroberung Melitopols, der Hauptstadt des Bezirks, durch die Rote Armee. Hitler plante, die Halbinsel als „Gotenland“ per Reichsautobahn mit dem Reich zu verbinden und dort Südtiroler (vgl. Option in Südtirol) anzusiedeln. 1944 war die gesamte Halbinsel von den deutschen Truppen befreit, womit auch der zwischenzeitlich wieder aufgetauchte Name „Taurien“ wieder verschwand.
Am 18. Mai 1944 ließ Stalin 181.000 Krimtataren unter dem Vorwand der Kollaboration mit den Deutschen in Viehwaggons nach Zentralasien und Sibirien deportieren. Unter den Verschleppten waren somit außer den etwa 20.000 auf deutsche Seite kämpfenden Krimtataren mindestens eben so viele krimtatarische Soldaten, die in der Roten Armee gekämpft hatten. Nach den Krimtataren waren im Juni 1944 auch 14.500 Griechen, 12.000 Bulgaren und 11.300 Armenier von der Deportationspolitik Stalins betroffen und wurden von der Halbinsel verschleppt.
Im Februar 1945 stand die Krim im Blick der Weltöffentlichkeit im Zusammenhang mit der Jaltakonferenz. Am 30. Juni 1945 wurde aus der Halbinsel dann ein „normales“ Gebiet (oblast) der RSFSR.
Unter Nikita Chruschtschow wurde die Krim 1954 an die Ukraine abgetreten. Der Anlass dazu war das 300-jährige Jubiläum der Rada von Perejaslaw von 1654, bei der sich der von Polen bedrängte ukrainische Kosakenstaat dem Russischen Reich anschloss. Im Gegenzug übergab die Ukraine das Gebiet von Belgorod an Russland.
Siehe auch
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