Taze

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Charles Taze Russell

Charles Taze Russell (* 16. Februar 1852 in Allegheny, Pennsylvania; † 31. Oktober 1916 in Pampa, Texas) war Mit-Gründer der Internationalen Bibelforscherbewegung, aus der bald nach seinem Tod 1918 die Ernsten Bibelforscher, 1919 die Laien-Heim-Missionsbewegung und 1931 schließlich die Freien Bibelforscher und die Zeugen Jehovas entstanden.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Russell wurde 1852 als Sohn eines presbyterianischen Ehepaars geboren. Seine Mutter starb, als er neun Jahre alt war. Sein Vater Charles schloss sich nach ihrem Tod der Kirche der Kongregationalisten an. Russell war bereits mit elf Jahren Teilhaber an dem Herrenbekleidungsgeschäft seines Vaters. Er vergrößerte das Geschäft und leitete schließlich eine Ladenkette.

Russell war von den Lehren seiner Kirche enttäuscht. Er verstand nicht, wie ein Gott der Liebe eine ewige Qual für Sünder anordnen könne. 1869 wurde er von dem adventistischen Prediger Jonas Wendell angeregt, sich intensiv dem Studium der Bibel zu widmen. Russell meinte später dazu: „Ich bekenne daher, dass ich sowohl den Adventisten als auch anderen Denominationen Dank schulde.”

1870 gründete er nach diesen Erlebnissen mit Bekannten einen Kreis zur Erforschung der Bibel. Bis 1875 bildeten sie sich aus der Bibel die Meinung, dass

  1. es nicht automatisch eine unsterbliche Seele gebe, aber die Unsterblichkeit als Gabe im himmlischen Reich gewährt werde
  2. Jesu Tod ein Loskaufsopfer für alle Menschen darstelle
  3. eine Wiederkunft Christi zunächst unsichtbar erfolgen würde, um die Seinen zu sammeln
  4. eine Wiederkunft Christi nicht in erster Linie den Zweck einer Vernichtung habe, sondern einen Segen für die wiederhergestellte Menschheit bedeute.

Im Jahr 1876 erhielt Russell eine Ausgabe der Zeitschrift „The Herald of the Morning”, die von dem Adventisten Nelson H. Barbour in Rochester herausgegeben worden war. Barbour überzeugte Russell davon, dass die unsichtbare Wiederkunft Christi bereits 1874 stattgefunden habe. Diese Überzeugung ließ Russell noch aktiver werden; dazu schränkte er seine geschäftlichen Aktivitäten ein. Er unterstützte die Zeitschrift, deren Mitherausgeber und Finanzier er wurde. Gemeinsam gaben sie auch das Buch „Three Worlds, and the Harvest of This World” heraus, in dem sie Gründe für die angebliche Wiederkunft Christi im Jahre 1874 und für „die irdische Phase des Reiches Gottes” (Ende der Zeiten der Nationen, „Sieben Zeiten”) im Jahre 1914 ausführten.

Barbour und Russell arbeiteten bis Anfang 1879 zusammen, da es zum Eklat in Bezug auf den Wert des Loskaufsopfers kam. Schließlich trennten sich die Beiden. Russell gründete daraufhin eine eigene christliche Zeitschrift, „Zion's Watch Tower and Herold of Christ's Presence”, die ab Juli 1879 mit einer Startauflage von 6.000 Exemplaren erschien und bis heute als „Der Wachtturm” in einer Millionenauflage ohne Unterbrechung erscheint.

1881 wurde die Zion's Watch Tower Tract Society mit W.H. Conley als Präsidenten und C.T. Russell als Schriftführer und Schatzmeister gegründet. 1884 wurde sie nach den Gesetzen des Staates Pennsylvania als Körperschaft eingetragen und Russell wurde Präsident.

Am 13. März 1879 heiratete Russell Maria Frances Ackley (* 1850; † 1938). Ab 1897 kam es zu Schwierigkeiten in der Ehe wegen Unstimmigkeiten in Verbindung mit der Redaktion des Wachtturms. 1906 reichte Maria F. Russell die Scheidung ein. Die Ehe war kinderlos.

Zu seinem umfangreichen Schrifttum zählt auch die ab 1886 erscheinende Buchreihe „Millennium-Tagesanbruch”, die später (in kleineren Auflagen ab 1904) in „Die Schriftstudien” umbenannt wurde. Russell schrieb sechs Bände. Bis 1916 waren knapp 9,4 Millionen Exemplare veröffentlicht worden. Der siebte Band, der sich inhaltlich nur zum Teil auf das stützte, was Russell geschrieben hatte, erschien kurz nach seinem Tod 1917.

1907 kam Russell zu der Erkenntnis, dass Christen nicht unter dem Neuen Bund stehen, sondern dass der Neue Bund zukünftig für Israel gelte[1]. Dadurch entstand eine heftige Kontroverse unter den Bibelforschern. Hinzu kam, dass Russell in seinen eigenen Kreisen immer mehr als der „treue und kluge Knecht” bezeichnet wurde. Diese Differenzen führen zur ersten Splitterung und Trennung. 1909 entstanden die New Covenant Bible Students und die New Covenant Believers, heute gemeinsam als Free Bible Students bekannt.

1912 arbeitete Russell an einem weiteren Projekt; dem „Photo-Drama der Schöpfung”, einer multimedialen Darstellung der Bibelgeschichte, die mit Filmen und Dias aufgeführt wurde, während sie mit Schallplatten synchronisiert wurden. Mit dieser Technik kamen die Bibelforscher dem ersten Tonfilm um 15 Jahre zuvor. Alle Filme und Dias waren von Hand koloriert. Die Vorführung dauerte acht Stunden. Das Projekt wurde ein großer Erfolg. Das Photo-Drama wurde nach Schätzungen weltweit von 8 Millionen Menschen gesehen.

Russell starb auf der Heimfahrt von einer Vortragsreise am 31. Oktober 1916 in einem Zug in Pampa im US-Bundesstaat Texas.

In seinem Testament bestimmte er ein fünfköpfiges Herausgeber-Komitee für den Wachtturm und weitere Personen, die einzelne Mitglieder dieses Herausgeber-Komitees ersetzen könnten. Da von vornherein zwei der genannten Mitglieder aus persönlichen Gründen ausschieden, wurden sie durch zwei Personen aus einer „Ersatzliste” ersetzt. Einer von ihnen war der Rechtsanwalt der „Watch Tower Society”, Joseph F. Rutherford. Im Januar 1917 wurde Rutherford auf der Jahreshauptversammlung der Wachtturmgesellschaft zum Nachfolger Russells ins Präsidentenamt gewählt.

Siehe auch

Mit-Herausgeber folgender Werke (Auswahl)

Literatur

  • Kurt Hutten: Seher-Grübler-Enthusiasten. Stuttgart 1996, 10. Aufl. ISBN 3-7918-2130-X.
  • Franz Stuhlhofer: Charles T. Russell - Der unbelehrbare Prophet. Berneck 1994 3. Aufl. ISBN 3-85666293-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Unser Fürsprecher, der Mittler der Welt, In: Der Wachtturm, Juli 1907, S. 115.

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