Tebu

Tebu

Die Tubu (auch Toubou, Tibbu oder Tebu) sind eine Bevölkerungsgruppe in der zentralen Sahara. Sie unterteilen sich in die Untergruppen der Teda und Daza. Ihre Sprachen, Tedaga und Dazaga, gehören zur Gruppe der saharanischen Sprachen.

Die Tubu („Menschen des Gebirges/ Felsenmenschen“) besiedelten früher große Teile der zentralen Sahara in den heutigen Staaten Tschad, Sudan, Libyen und Niger. Allerdings wurden sie durch die Arabisierung Nordafrikas sowie die Expansion der Tuareg zunehmend zurückgedrängt. Heute leben die meisten Tubu im Norden des Tschad und in der Republik Niger. Zentrum des Siedlungsgebietes ist das Tibestigebirge. Annähernd 350.000 Menschen muslimischen, aber ihren Gewohnheiten angepassten Glaubens zählen auf einer Gesamtfläche von 1 300 000 km² zu ihnen. Sie sind eher als eine Konföderation von Clans denn als Volk zu beschreiben.

Die Tubu sind nomadisierende Viehzüchter, die vor allem Ziegen und Schafe halten. Nur im Flachland wird auch Kamelzucht betrieben. Früher waren die Tubu auch oft Karawanenführer auf der Bornustraße zwischen dem Tschadsee und Tripolis (siehe: Transsaharahandel). Im Gegensatz zu den im Westen benachbarten Tuareg besitzen die Tubu eine egalitäre Gesellschaftsform. Sie widerstanden allen französischen Kolonisationsversuchen zwischen 1930 und 1965.

Im Konflikt zwischen Libyen und dem Tschad um den Aouzou-Streifen (1973-1994) unterstützten die Tubu die Libyer gegen die Zentralregierung in N'Djamena. Im Osten der Republik Niger schlossen sie sich in den 1990er Jahren zur Oppositionspartei Front démocratique pour le renouveau (FDR) zusammen, um sich mit bewaffnetem Widerstand gegen die wirtschaftliche und politische Benachteiligung durch das Militärregime zu wehren.

Die Menschen dieser Region beschrieb der französische Ethnologe Jean Chapelle 1984 in seinem Buch über schwarze Nomaden der Sahara als ungewöhnlich für das europäische Verständnis von Zivilisation und Demokratie: „Ein bejammernswertes Kamel, zehnmal gestohlen und mit den Brandzeichen aller Stämme im weiten Umkreis bedeckt; ein alter Packsattel, den man kaum noch verwenden kann; der Rest einer Decke, die einen ehrsamen Mann nicht bedecken könnte; ein leerer Wassersack; einige Datteln am Boden eines Reisesacks; eine magere Gestalt in Lumpen; ein knochiges Gesicht mit brennenden Augen; und ein Mann mit herbem Ausdruck, der eine Sprache heraussprudelt, die niemand versteht – das ist ein Tubu auf Reisen. (...) Während normalerweise eine hierarchische politische Organisation ein Volk nach seinem Untergang schutzlos läßt und ein in sich geschlossener und disziplinierter Stamm sich unterwirft, wenn sein Führer dies anordnet, verdanken die Tubu ihre Freiheit und ihr Überleben dem ihnen eigenen Individualismus, ihrem primitiven Sinn für Unabhängigkeit und dem anarchischen Charakter ihrer Clans.[1] Wesentlich negativer schildert der deutsche Afrikareisende und spätere Kolonialist Gustav Nachtigal in einem Bericht über eine Afrikareise vor der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin die Tubu: „In der That, vom Mittelmeer bis zu den äußersten Grenzen des Islam im Sudan gibt es keine Völkerschaft, welche es den Tibbu an trauriger Reputation als Leute ohne Treu und Glauben, als Dieben und Verräthern zuvorthäte.[2]

Einzelnachweise

  1. Zitiert bei Kai Schmidt-Soltau, Der Tschad. Ende der Staaten – Anfang der Freiheit?, S. 63. In: Lettre International, Heft 32, Berlin 1996, S. 62-63.
  2. siehe Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 3.Jg 1874, H.4/5, S. 111.

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