Tele-Objektiv

Tele-Objektiv
Einige Teleobjektive unterschiedlicher Brennweiten für Kleinbild-Spiegelreflexkameras

Im allgemeinen fotografischen Sprachgebrauch sind Teleobjektive Objektive mit einer gegenüber einem Normalobjektiv längeren Brennweite und kleinerem Bildwinkel. Sie dienen meist dazu, weiter entfernte Objekte ähnlich einem Fernglas zu vergrößern und so näher 'heranzuholen'. Charakteristisch für die Abbildungseigenschaften von Teleobjektiven ist auch die geringe Schärfentiefe; sie wird genutzt, wenn nur das eigentliche Motiv scharf abgebildet werden soll.

In der technischen Optik wird mit Teleobjektiv ein Objektiv mit verkürzenden optischen Gliedern bezeichnet, was zu einer geringeren Baulänge als seiner nominalen Brennweite führt.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Prinzipdarstellung eines Teleobjektivs

Teleobjektive können als Wechselobjektiv an geeignete Kameras angeschlossen werden, seltener sind sie in diese fest integriert. Teleobjektive sind nicht zu verwechseln mit Zoomobjektiven, die eine Verstellung der Brennweite erlauben, jedoch nicht zwingend eine Telebrennweite erreichen müssen.

Im Bereich der Makrofotografie erlauben Teleobjektive einen größeren Arbeitsabstand zwischen Objektiv und Aufnahmeobjekt als Normalobjektive oder Weitwinkelobjektive, wodurch beispielsweise die Beleuchtungsmöglichkeiten vereinfacht werden.

Teleobjektive unterscheiden sich von Fernobjektiven dadurch, dass durch die Kombination einer vorderen positive Gruppe (Sammellinse) mit einer hinteren negativen Gruppe (Zerstreuungslinse) die bildseitige Hauptebene (H') des Objektivs nach vorne verschoben und dadurch eine kürzere Baulänge erreicht wird, als es der Nennbrennweite entspräche.

Varianten

Teleobjektive können je nach Brennweite und primärem Anwendungszweck in verschiedene Klassen eingeteilt werden. Die folgenden Gruppen beziehen sich bei den Brennweiten- und Bildwinkelangaben auf das Kleinbildformat, für andere Kamerasysteme, insbesondere Digitalkameras mit kleineren Sensoren, siehe Formatfaktor.

Porträtobjektive

Porträtobjektive mit Brennweiten zwischen etwa 80 mm und 105 mm, teilweise auch bis 135 mm (bei Kleinbildkameras) werden aufgrund der verringerten Schärfentiefe und der als angenehm verzerrungsfrei, aber noch nicht als flach empfundenen Abbildung menschlicher Gesichter gerne für die Porträtfotografie verwendet, um das Gesicht oder die Person aus dem Hintergrund herauszulösen. Objektive dieses Brennweitenbereichs können bei normalen Lichtverhältnissen meist noch problemlos ohne Stativ benutzt werden.

Typische Portraitbrennweiten sind

  • 85 mm (diagonaler Bildwinkel 28° 30'),
  • 100 mm (diagonaler Bildwinkel 24°).

Standardteleobjektive

Als Standardteleobjektive gelten Objektive mit einer Brennweite zwischen etwa 135 und 200 mm (bezogen auf Kleinbild). Diese Objektive werden gerne in der Reise-, aber auch in der Naturfotografie verwendet. Bei Objektiven dieses Brennweitenbereichs ist es außer bei sehr guten Lichtverhältnissen oder der Verwendung hochempfindlicher Filme sinnvoll, ein Stativ zu verwenden, um Verwackeln zu vermeiden.

Typische Standardtelebrennweiten sind:

  • 135 mm (diagonaler Bildwinkel 18°);
  • 180 mm, wie das Carl Zeiss Sonnar 2,8/180 (erstmals zu den Olympischen Spielen 1936 vorgestellt);
  • 200 mm (diagonaler Bildwinkel 12,3°).

Superteleobjektive

Bogensport-Beispiel für einen kleinen Schärfentiefebereich sowie eine extreme Kompression des Motivs durch die Verwendung eines 500-mm-Superteleobjektivs

Teleobjektive mit Brennweiten ab 300 mm gelten, bezogen auf das Kleinbildformat, als Superteleobjektive. Speziell in der Tier- und Sportfotografie werden oft Modelle mit großer Lichtstärke im Bereich von F1:2,8 bis F1:4,0 eingesetzt. Diese Objektive sind, einmal abgesehen von der 300er-Brennweite, schon wegen des hohen Gewichts in den wenigsten Fällen ohne Einbeinstativ oder Stativ verwendbar.

Typische Supertelebrennweiten sind:

  • 300 mm (diagonaler Bildwinkel 8,2°)
  • 400 mm (diagonaler Bildwinkel 6,2°)
  • 500 mm (diagonaler Bildwinkel 5,0°)
  • 600 mm (diagonaler Bildwinkel 4,1°)
  • 800 mm (diagonaler Bildwinkel 3,1°)
  • 1200 mm (diagonaler Bildwinkel 2,1°)

Spiegellinsenobjektive

Typisches Ringmuster durch eine Spiegellinsenoptik

Spiegellinsenobjektive sind eine Sonderbauart, die es durch den „gefalteten“ Strahlengang ermöglicht, sehr kompakte Objektive für große Brennweiten zu konstruieren. Prinzipbedingt weisen Spiegellinsenobjektive einige Besonderheiten auf, die die Anwendung in der bildmäßigen Fotografie einschränken. Eine ringförmige Abbildung von Reflexionen beispielsweise ist bei dieser Art von Objektiven unvermeidlich. Spiegellinsenobjektive gibt oder gab es für Kleinbildkameras mit Brennweiten zwischen 250 mm und 2000 mm sowie für Mittelformatkameras.

Vergleich verschiedener Brennweiten von Teleobjektiven

Sonstiges

Teleobjektive im Bereich bis etwa 200 mm Brennweite (bezogen auf Kleinbild) mit gemäßigter Lichtstärke sind auch mit sehr guter Bildqualität vergleichsweise kompakt und preiswert konstruierbar. Bei hohen Lichtstärken und sehr großen Brennweiten machen sich jedoch Linsenfehler immer stärker bemerkbar, so dass ein erheblicher konstruktiver Aufwand betrieben werden muss. Solche Teleobjektive erfordern spezielle optische Gläser und asphärische Linsen. Teilweise werden Linsen aus Calciumfluorid verwendet. Viele Superteleobjektive sind apochromatisch korrigiert.

In der Telefotografie gilt dieselbe Faustregel wie bei den Normalobjektiven, dass zum Erzielen verwacklungsfreier Bilder mit einer Verschlusszeit fotografiert werden sollte, die kürzer ist als der Reziprokwert (Kehrwert) der Brennweite. Bei 200 mm Brennweite sollte daher eine Belichtungszeit von 1/200 Sekunde oder kürzer eingestellt werden (gilt bei Kleinbild - bei APS-C z.B. wirkt das 200-mm-Objektiv wie ein 300-mm-Objektiv an Kleinbild, dort gilt entsprechend 1/300 Sekunde oder kürzer als Richtwert). Bei extremen Telebrennweiten jenseits der 300 mm empfiehlt sich dennoch in jedem Fall die Verwendung eines Einbein- oder Dreibeinstativs. Besonders schwere Objektive verfügen über eine Objektivschelle, an der das Stativ befestigt werden kann. Alternativ sind Objektive und Kameras erhältlich, die einen Bildstabilisator enthalten; durch diesen kann die Freihandgrenze deutlich in Richtung längerer Belichtungszeiten verschoben werden.

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