Telefunken AG

Telefunken AG
Telefunken
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wwww.telefunken.de

Radio Telefunkon 3/26a (1926)
Telefunken-Schellackplatte, 1930er Jahre
Fernseh-Empfänger E1 (1939)
Radio „Operette 50" (1950)
UKW-Tischempfänger aus den 1960er Jahren
Erster Telefunken-Farbfernseher
PAL Color 708 (1967)
Magnetophon 3000hifi (1973)
Radarschirm von Telefunken aus dem Jahre 1980
Plattenspieler HS 870 aus den 1980er Jahren
Radiowecker von Telefunken um 1995, Design Ph. Starck

Die Firma Telefunken hat von 1903 bis 1985 auf vielen Gebieten der Elektrotechnik und speziell der Funktechnik wegweisende Arbeit geleistet und über 20.000 Patente erhalten. Die daraus folgenden Entwicklungen, wie das PAL-Farbfernsehen und die magnetische Bild-und Tonaufzeichnung sind auch heute noch einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge bis 1945

Um die Jahrhundertwende arbeiteten in Deutschland zwei Gruppen von Forschern an der Entwicklung von Techniken zur drahtlosen Nachrichtenübermittlung. Die eine Gruppe um Adolf Slaby und Georg Graf von Arco entwickelte bei der AEG (Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft) für die Kaiserlichen Marine, die andere unter Karl Ferdinand Braun bei Siemens & Halske (S & H) für das Heer.

Als die beiden Unternehmen begannen, sich um die Patente zu streiten, schlichtete Kaiser Wilhelm II.: Auf dessen Drängen gründeten am 27. Mai 1903 Siemens & Halske und die AEG zu gleichen Teilen als Gemeinschaftsunternehmen für Funktechnik in Berlin die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., System Telefunken mit einem Stammkapital von 300.000 Goldmark. Erster technischer Direktor war Georg Graf von Arco. Telefunken, die Telegraphenadresse der Gesellschaft, wurde als Warenzeichen am 11. November 1903 beim Kaiserlichen Patentamt eingetragen. Mit der Unternehmensgründung legten am Beginn des Zeitalters der Funk- und Nachrichtentechnik die Unternehmen S&H und AEG ihre Kenntnisse und Aktivitäten zusammen, um für die zivile Schifffahrt, das Militär und die interkontinentale Nachrichtenübermittlung Funk- und Empfangsanlagen zu entwickeln und zu vermarkten.

Die belgische Marconi-Gesellschaft, Siemens, AEG und Telefunken gründeten im Jahr 1911 die Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H. (DEBEG), die für den Seefunkverkehr weltweit die Funkstationen der vier beteiligten Firmen nutzen konnte. Die Wichtigkeit des Seefunks wurde nach dem Untergang der Titanic im Jahr darauf besonders deutlich: Die DEBEG und damit auch Telefunken hatten einen spürbaren Umsatzanstieg zu verzeichnen.

Im April 1923 wurde der Firmenname in Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H. geändert und über 30 Jahre bis 1955 beibehalten. Ab 1923 baute Telefunken Rundfunksender bzw. -empfänger. Mit dem Aufkommen des Rundfunks waren die Jahre von 1924 bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 besonders umsatzstark.

Auf der 5. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin 1928 stellte die Firma erstmals Fernsehgeräte aus. Das 1930 von dem Telefunken-Mitarbeiter Fritz Schröter erfundene und noch heute (2008) verwendete Zeilensprungverfahren sorgte für flimmerfreie Bilder.
Ab 1932 wurden gemeinsam mit der Reichspost Fernseh-Versuchssendungen durchgeführt. Mit dem 1932 gegründeten Tochterunternehmen Telefunken-Platte G.m.b.H. (ab 1950 Teldec bis zu dessen Verkauf im Jahre 1987 an den Time Warner-Konzern) war Telefunken auch eines der größten deutschen Unternehmen der Schallplattenindustrie. Mit dem jungen Jazzer Heinz Wehner baute die Plattengesellschaft ab 1935 einen internationalen Star auf und leistete sich, unabhängig von den Maßregelungen der Reichsmusikkammer, mit Wehners „Telefunken-Swing-Orchester“ eine Big Band amerikanischer Prägung.

Ab 1934 entwickelte Telefunken „Zielfluggeräte" als Vorläufer der heutigen Blindanflugsysteme (ILS)[1]

Der mit einer neuartigen Rechteck-Bildröhre von Telefunken bestückte deutsche Einheits-Fernseh-Empfänger wurde gemeinsam mit anderen Firmen der Rundfunkindustrie entwickelt und 1939 präsentiert.
Im gleichen Jahr übernahm die Firma das OSRAM-Werk A (wie AEG; das frühere Werk für Glühlampen der AEG) in der Sickingenstrasse 71 (Berlin-Moabit), um die Produktion der technologisch wichtigen Elektronenröhren in eigener Regie weiterzuführen. Dort hatte seit 1920 OSRAM die Röhren für Telefunken hergestellt. Allein in dieser größten Röhrenfabrik Europas waren einschließlich Nebenbetrieben im Jahr 1939 ca. 8000 Mitarbeiter beschäftigt, die jährlich bis zu 12 Millionen Elektronenröhren herstellten (75% des deutschen Bedarfs).
Ende der 1930er Jahre betrug die Gesamtbelegschaft 23.500 Mitarbeiter und stieg im Verlauf des Krieges auf 40.000 an; darunter wie in fast allen deutschen Großbetrieben auch viele Zwangsarbeiter. 1941 übernahm die AEG die Telefunken-Anteile von S & H (Siemens & Halske) und führte die Firma als 100-prozentige Tochtergesellschaft weiter. S & H bekam die Erlaubnis, bis Kriegsende die Telefunken-Patente weiter zu nutzen.

Vor und während des Zweiten Weltkrieges war die Telefunken-Gesellschaft die führende deutsche Firma auf dem Gebiet der elektronischen Kriegsführung: Sie lieferte Funk- und Radargeräte („Würzburg"), ein Richtfunknetz für die Wehrmacht, Peilgeräte für die Luftwaffe, entwickelte für deren Nachtjäger das erste deutsche Flugzeug-Bordradar („Lichtenstein-Gerät") sowie als Ortungsgerät gegen die mit Zentimeterwellenradar ausgerüsteten Flugzeuge der Alliierten den Warnempfänger „Naxos".

Nach dem Zweiten Weltkrieg - Fusion mit der AEG 1967

Nach 1950 wurden Geschäftsbereiche und Produktionsstätten nach Westdeutschland (Ulm und Backnang) verlagert, dort vorhandene übernommen, ausgebaut oder neu gegründet, um u.a. im neu auflebenden zivilen und militärischen Radarsektor wieder tätig zu sein. Durch das Besatzungsstatut war dieses Geschäft in West-Berlin verboten. So entwickelte sich Telefunken unter der „Starkstrom-Mutter“ AEG zur „Schwachstrom-Tochter" mit den drei Geschäftsbereichen Nachrichten- und Datentechnik, Bauelemente sowie Rundfunk, Fernsehen und Phono. Telefunken hatte auf diesen Märkten während der Zeit der Eigenständigkeit und auch später im AEG-Konzern ansehnliche Erfolge.

In dem von der Erich F. Huth GmbH, Berlin übernommenen Werk in Hannover, Göttinger Chaussee 76 wird ab 1947 die Rundfunkgerätefertigung aufgenommen. Dort produziert Telefunken ab 1951 auch den ersten nach dem Krieg neu entwickelten Fernseher Typ FE 8.

Die Umbenennung zur Telefunken GmbH im Jahre 1955 wurde notwendig, da zur drahtlosen auch die kabelgebundene Technik dazugekommen war. 1963 erfolgte dann die Umwandlung zur Telefunken AG.

Mit einer Sondergenehmigung der englischen Kontrollbehörde wurde ab 1953 die Lizenzfertigung von Decca-Schiffsradaranlagen aufgenommen. Ab 1955 konnte die Firma nach zehn Jahren Zwangspause aufgrund der Pariser Verträge wieder ohne Beschränkungen in der Radartechnik tätig werden und baute für den Zivilluftverkehr im Auftrag der Bundesanstalt für Flugsicherung die GCA-Technik (ASR-Rundsuchanlagen und PAR-Systeme) in Lizenz der US-Firma Bendix Corporation. Später folgten als eigene Entwicklungen bis zur Einstellung diese Geschäftszweiges im Jahr 1984 auch Mittelbereichsradarsysteme (siehe auch: SRE-M). Für die Schifffahrt wurde von 1958 bis 1962 das Radarsystem Hafen Hamburg aufgebaut. Weitere Systeme an Elbe, Jade, Weser und auf Helgoland folgten.

Auf der Polizeimesse in Essen im September 1956 stellte Telefunken mit dem VRG (Verkehrsradargerät) ein Gerät vor, das zur Überwachung der neu eingeführten Geschwindigkeitsbeschränkungen (zunächst Tempo 50 in Ortschaften ab 1. September 1957) benötigt wurde.

1959 errichtete Telefunken ein modernes Halbleiterwerk in Heilbronn, wo im April 1960 die Produktion begann. Das Werk wurde mehrfach erweitert, so 1970 um einen sechsstöckigen Neubau am Nordrand des Geländes. Hier arbeiteten zu Beginn der 1970er Jahre rund 2500 Menschen.
1961 wurde in Celle ein Fernsehgerätewerk gebaut, um den stark wachsenden Fernsehempfängermarkt zu bedienen, der mit dem PAL-Farbfernsehen ab 1967 weiter ausgebaut wurde. Das unter Federführung des Ingenieurs Walter Bruch bei Telefunken in Hannover entwickelte und fünf Jahre zuvor patentierte System beinhaltet im Gegensatz zu dem in den USA bereits 1953 eingeführten NTSC Farbsystem eine Technik zur automatischen Fehlerkorrektur von Farbverfälschungen. Es wird noch heute (2008) weltweit verwendet.

Mit den Modellen TR 4 und TR 440 wurden ab 1959 zunächst in Backnang und später in Konstanz Telefunken-Großrechenanlagen entwickelt, die von 1962 bis etwa 1985 an vielen deutschen Universitätsrechenzentren im Einsatz waren. Die Großrechnerentwicklung und -Fertigung wurde 1974 an die Computer Gesellschaft Konstanz (CGK) ausgegliedert. Das Gebiet der Mittleren Rechner und Prozessrechner wurde in die Automatisierungstechnik der AEG eingegliedert.

Die eigenständige Existenz von Telefunken endete Anfang 1967: Die Muttergesellschaft AEG fusionierte mit der Telefunken AG, Berlin und Ulm unter dem Namen Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft AEG-TELEFUNKEN mit Sitz in Frankfurt/Main. Etwa 34.600 Telefunken-Mitarbeiter wechselten mit dem letzten Telefunken-Vorstandsvorsitzenden Felix Herriger in den neuen Konzern unter Leitung von Hans Bühler. Bis zur Änderung des Firmennamens in AEG Aktiengesellschaft blieben die Namen Telefunken bzw. AEG noch weitere 18 Jahre an den Gebäuden bestehen.

Der Bereich Unterhaltungselektronik (Rundfunk- und Fernsehgeräte) wurde 1972 in eine eigenständige TELEFUNKEN Fernseh und Rundfunk GmbH mit Sitz Hannover ausgegliedert. Die Firma wurde 1983/84 durch den staatlichen französischen Thomson-Konzern übernommen, dessen Firma Thomson Consumer electronics bzw. Thomson multimedia die Marke Telefunken weiterhin als Handelsbezeichnung nutzte.

Die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft AEG-TELEFUNKEN wurde 1979 zur AEG-TELEFUNKEN Aktiengesellschaft. Aus EG-rechtlichen Gründen musste die Gesellschaftsform AG hinzugefügt werden. Gleichzeitig entfiel die seit 1878 bestehende Bezeichnung Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft.

Vergleichsverfahren von AEG-Telefunken 1982/84 bis zur Auflösung

Wirtschaftliche Schwierigkeiten des AEG-Konzerns erzwangen ab etwa 1970 das Ausgliedern von Geschäftsfeldern, die Beteiligung Dritter an Geschäftsbereichen bzw. den späteren Verkauf. Eine außerordentliche Hauptversammlung im Januar 1980 beschloss zunächst eine Kapitalherabsetzung von 3:1 mit einem folgenden Kapitalzufluss von 1682 Millionen DM. Nachfolger von Walter Cipa (seit 1976 AEG-Vorstandsvorsitzender) wurde Heinz Dürr.
Hohe Verluste einzelner Bereiche, u.a. im Fernseh- und Rundfunkgeschäft, zwangen bereits 1981 zu Notverkäufen von kompletten Geschäftsbereichen bzw. Anteilen, wie bei der AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH (ATN) in Backnang, von der ein Konsortium von Thomson, Bosch, Mannesmann und der Allianz-Versicherung einen Teil übernahm. Im folgenden Jahr 1982 wurden die Telefunken-Anteile der Teldec (bis 1950 „Telefunken-Platte") an eine Schweizer Holding verkauft. Das Halbleitergeschäft in Heilbronn wurde ab 1982 mit 51 Prozent Mehrheit von dem US-Konzern United Technologies Corporation als Joint-Venture-Unternehmen zunächst als Telefunken electronic GmbH weiter betrieben und gehört seit 2001 zur Conti temic microelectronic mit Sitz in Nürnberg. Die ATN in Backnang wurde 1983 vollständig von den anderen Anteilseignern übernommen und bis 1995 unter dem Namen ANT weiter geführt (ab 1995 Bosch Telecom; ab 1. Februar 2000 Marconi Communications GmbH; ab 2006 Ericsson).
Im Zuge des Vergleichsverfahrens der AEG von August 1982 bis Oktober 1984 wurden weitere wesentliche Kernbereiche abgegeben. Die defizitäre TELEFUNKEN Fernseh und Rundfunk GmbH kaufte 1983/84 der französische Konzern Thomson-Brandt. Ein Sanierungskonzept das Bundesbürgschaften von 600 Millionen DM und neue Bankkredite von 275 Millionen DM vorsah, scheiterte an der Uneinigkeit der Banken. Ein Bankenkonsortium gewährte dem AEG-Konzern bis Juni 1983 ein Verwalterdarlehen von 1,1 Milliarden DM. Davon waren 700 Millionen DM sofort verfügbar und 400 Millionen DM nach Zusage einer Bürgschaft durch den Bund. Vergleichsverwalter war der Rechtsanwalt Wilhelm Schaaf.

1985 änderte der Konzern seinen Namen in AEG Aktiengesellschaft und wurde im gleichen Jahr mehrheitlich von der Daimler-Benz AG übernommen. Ab 1987 führte der neue Daimler-Vorstand Edzard Reuter die beiden Firmen zu einem „Integrierten Technologie-Konzern" zusammen und betrieb den Verkauf bzw die Ausgliederung mehrerer AEG- bzw. Telefunken-Geschäftsbereiche.
Der bis 1966 zu Telefunken gehörende Hochfrequenzbereich der AEG in Ulm sowie der Schiffbau- und Sondertechniksektor (Wehrtechnik) in Hamburg und Wedel wurden 1989 mit Dornier, MTU und MBB zur Deutschen Aerospace AG (DASA) in München unter Leitung von Jürgen Schrempp zusammengeführt.
Der frühere Telefunken-Geschäftsbereich Hochfrequenztechnik, Ulm wurde zusammen mit der Telefunken Sendertechnik GmbH, Berlin im gleichen Jahr Teil des DASA-Bereichs Verteidigungstechnik unter dem Namen Telefunken Systemtechnik GmbH. Das Geschäft des Sprech- und Datenfunks in Ulm betrieb zunächst als 100-prozentige AEG-Tochter die AEG Mobile Communication GmbH, die im Mai 2002 in der EADS Telecom Deutschland aufging.

Bereits sechs Jahre vorher wurde am 20. September 1996 die traditionsreiche Firma AEG aus dem Handelsregister gelöscht.

Am Standort Heilbronn wurde die Halbleiterfertigung von ATMEL an die Tejas Silicon Germany GmbH & Co KG verkauft, welche die Rechte am Namen Telefunken am 1. Januar 2009 erwarb und an diesem Standort unter dem Firmennamen Telefunken Semiconductor GmbH Co KG integrierte Schaltkreise, auch als Foundry, herstellt.

Heutige Verwendung des Namens Telefunken

Manche Arbeitsgebiete von Telefunken werden noch heute in Nachfolge-Unternehmen erfolgreich weitergeführt, andere wurden zwischenzeitlich vollständig eingestellt.

Der Firmenname „Telefunken" wurde noch bis 2005 im Namen von ausgegliederten bzw. verkauften Geschäftsbereichen der ehemaligen AEG verwendet. Seit 1. Januar 2009 firmiert das Halbleiterwerk in Heilbronn wieder unter dem Namen Telefunken Semiconductor GmbH Co KG.

Im Jahre 2005 änderte die seit 2000 bestehende Telefunken SenderSysteme Berlin AG, die ab 1989 ursprünglich als Telefunken Sendertechnik GmbH firmierte, ihren Namen in Transradio SenderSysteme Berlin AG. Der Name „Transradio" lässt sich bis in das Jahr 1918 zurückverfolgen – mit der Einführung des Duplex-Verkehrs bei Funkverbindungen im Jahre 1919 erlangte die Transradio-Aktiengesellschaft für drahtlosen Übersee-Verkehr weltweite Anerkennung. Die neue Transradio SenderSysteme Berlin AG ist spezialisiert auf Forschung, Entwicklung und Konstruktion von AM-, VHF/FM- und DRM-Sendern. Damit wurde die seit 1903 bestehende traditionsreiche Bezeichnung Telefunken in einem Firmennamen nicht mehr verwendet.

Der Markenname „Telefunken" ist noch existent; die unter diesem Namen angebotenen Produkte haben mit dem ursprünglichen Unternehmen nur noch den Namen gemeinsam.
Im August 2006 erhielt das türkische Unternehmen Profilo-Telra, einer der größten europäischen Hersteller von TV-Geräten, von der französischen Thomson AG die Lizenz, unter dem Markennamen TELEFUNKEN in verschiedenen europäischen Ländern TV-Geräte zu vertreiben. Die Thomson AG seinerseits hatte die Lizenz zur Nutzung des Namens TELEFUNKEN von der Telefunken Licenses GmbH, Frankfurt/Main erhalten. Diese war bis Dezember 2007 als Tochtergesellschaft der EHG Elektroholding GmbH, Frankfurt/Main ein Teil der Daimler AG.

Die Live Holding AG, Berlin hatte im Dezember 2007 die Telefunken Licenses GmbH von der Daimler AG übernommen. Als Rechtsnachfolger von Telefunken wurde die Telefunken Holding AG, Berlin gegründet, die seitdem die Marke „Telefunken" verwaltet und von der Telefunken Licenses GmbH, Frankfurt/Main lizenzieren lässt. Vorstandsvorsitzender der Live Holding und Telefunken Holding, Berlin ist der frühere Lufthansa- und Deutsche Bahn-Vorstand Hemjö Klein.

Geschäftsfelder

Von 1903 bis 1996 wurde in den Werken von Telefunken bzw. in den zu AEG-TELEFUNKEN übergegangenen Abteilungen ein umfangreiches Produktspektrum von Geräten und Systemen entwickelt und produziert. Gemeinsames Kennzeichen ist die Kompetenz für Hochfrequenz- und Nachrichtentechnik und die dafür notwendige Bauteil- und Infrastrukturtechnologie. Unter anderem:

Standorte und Produktionsstätten

Berlin-Zehlendorf, Goerzallee
Entwicklungs- und Produktionsstätte
1938-45 Firmensitz (Foto: Juni 2008)
Berlin-Kreuzberg, Mehringdamm 32-34, Standort des Bereiches Hochfrequenzgeräte und -anlagen
1948-52 Firmensitz (Foto: Juni 2008)
Berlin-Moabit, Sickingenstr. 71
Werk für Elektronenröhren
1952-60 Firmensitz (Foto: Juni 2008)
Berlin-Charlottenburg
Ernst-Reuter-Platz 7
1960-67 Firmensitz
Hannover-Ricklingen
Göttinger Chaussee 76
Denkmalgeschützte Verwaltung der ehemaligen Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH
Neben dem um 1960 gebauten Haus befindet sich das 1938 errichtete Gebäude der Huth Apparatefabrik

Erster Firmensitz war die Besselstr. 21 in Berlin-Mitte. Über 30 Jahre wurde die Produktion von Telefunken-Geräten nach einem Verteilungsschlüssel in den Werken der beiden Muttergesellschaften vorgenommen. Die Entwicklung von Elektronenröhren betrieb Telefunken erst ab 1914 selbst; im Gebäude Friedrichstr. 235 in Berlin-Mitte wurde 1917 hierfür eine eigene Produktionsstätte eingerichtet.
Der Firmensitz befand sich in den Jahren 1918 bis 1937 im „Telefunkenhaus", Hallesches Ufer 30 in Berlin-Kreuzberg, das gleichzeitig von 1932 bis 1937 Sitz der Tochterfirma Telefunken-Platte war.

Ab 1938 wurden 37 Standorte in Berlin im neuen Gebäudekomplex an der Goerzallee in Zehlendorf zusammengefasst. Das Werk hatte zuletzt 90.000 m2 Nutzfläche und war gleichzeitig bis 1945 Firmensitz.

Während des Zweiten Weltkrieges gab es weitere Produktionsstätten im Raum Berlin, in Neuhaus am Rennweg (Thüringen), Sachsen, Mähren, Schlesien (Breslau und Liegnitz) und auf Rügen. Aber auch in besetzten Gebieten des Baltikums und Polens in Reval, Riga, Posen, Krakau (Rundfunkgeräte) und Łódź (damals Litzmannstadt) sind Werke auch mit Zwangsarbeitern betrieben worden. Das Röhrenwerk Łódź wurde im August 1944 zusammen mit der Belegschaft nach Ulm (Festung Wilhelmsburg) verlegt.

Der Werk Zehlendorf wurde 1945 durch die amerikanische Besatzungsmacht beschlagnahmt, war bis 1949 US-Hauptquartier und bis 1994 US-Kaserne („Mc-Nair-Barracks"). Noch im April 1945 brannte das Gebäude Hallesches Ufer 30 („Telefunkenhaus") völlig aus und wurde später nicht wieder genutzt. Der Firmensitz wurde daher zunächst in die Maxstr. 8 (Empfängerlabor in Bln.-Schöneberg/heute Kärntener Str.) und 1948 nach Beseitigung der Kriegsschäden in das firmeneigene Haus Mehringdamm 32-34 (Bln.-Kreuzberg) verlegt. Dieses Gebäude wurde nach 1955 verkauft.
1952-60 war Firmensitz das Werk für Elektronenröhren in der Sickingenstr. 71 (Bln.-Moabit). 1960 wurde das Telefunken-Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz in Berlin-Charlottenburg als neue Zentrale bezogen und blieb es bis zur Fusion mit der AEG im Jahre 1967.
Ab Anfang der 1950er Jahre wurden in Westdeutschland verstärkt neue Entwicklungs- und Produktionsstandorte errichtet bzw. übernommen, da das Produktionsverbot für Kriegstechnik des alliierten Kontrollratsgesetzes für Berlin auch Tätigkeiten im Bereich der Radar- und Hochfrequenzforschung umfasste, die bei Telefunken wieder aufgenommen wurden.

Standorte waren:

  • Backnang, Gerberstr. 33: 1949-1955 AEG-Fernmeldetechnik, ab 1955 Weitverkehrstechnik (Richtfunk)
  • Berlin-Kreuzberg, Mehringdamm 32-34: 1948-1952 Firmensitz, bis 1955 Bereich Hochfrequenzgeräte
  • Berlin-Moabit, Sickingenstr. 71 (OSRAM-Glühlampenwerk A): ab 1920 Fertigung von Elektronenröhren für Telefunken durch OSRAM - Übernahme durch Telefunken 1939; 1952-1960 Firmensitz
  • Berlin-Moabit, Sickingenstr. 20-26: (ab 1955) Rundfunk- und Fernsehsender, Funksprechgeräte, Mobile Kommunikation
  • Berlin-Reinickendorf, Schwedenstr. (bis 1945 AEG-Werk): Phono- und Magnetbandgeräte
  • Berlin-Tempelhof, Ringbahnstr. 63: (ab 1937) Schallplatte („Telefunken-Platte")
  • Braunschweig (Ehemals Kuba-Werk): Tonmöbelbau
  • Celle[2]: (1961-1997) Fernsehgeräte; ab 1984 Thomson-Brandt
  • Eiweiler (Heusweiler): Hochfrequenztechnik
  • Hannover, Göttinger Chaussee 76 (bis 1945 Huth Apparatefabrik für Funkgeräte); ab 1946/47 Rundfunk- und Fernsehgeräte, bis 1973: Elektroakustik
  • Heilbronn: (ab 1960) Halbleiter, Schaltkreise, Solarzellen, Infrarotmodule
  • Konstanz: (bis 1958 Pintsch Elektro GmbH) Digitale Groß- und Mittlere Rechner, Analogrechner, Briefsortierung, Zeichenerkennungstechnik, Flugsicherungstechnik, Studio-Magnetbandgeräte, Geldausgabegeräte
  • Nürnberg: (bis 1958 NSF - Nürnberger Schraubenfabrik und Facondreherei) Passive Bauelemente
  • Offenburg: (1962) Weitverkehrstechnik
  • Osterode am Harz (Ehemals Imperial-Werk): Videorecorder
  • Ulm, Donautal: (1967-1981/82) Fernseh-Bildröhren; ab 1979 Thomson-Brandt
  • Ulm, Elisabethenstr. (ab 1951, ehemalige Sedan-Kaserne): Hochfrequenztechnik, Radar-,Peil- und Ortungsanlagen, Sprech- und Datenfunkgeräte, ab 1955 Forschungsinstitut
  • Ulm, Söflinger Str. 100 (ab 1946, ehemaliges Heereszeugamt): Elektronenröhren
  • Wedel: (bis 1954 AEG-Werk) Magnettongeräte
  • Wolfenbüttel, Lindener Str. 15 (Ehemals Kuba-Werk): (ab 1973) Elektroakustik
  • Braunau am Inn: Halbleiter
  • Vöcklabruck: Halbleiter

Einzelnachweise

  1. Die Deutsche Luftfahrt, Band 20: Kurt Kracheel, Flugführungssysteme, Seite 119, Bernard&Graefe Verlag, Bonn 1993, ISBN 3-7637-6105-5
  2. www.celle.de

Literatur

  • M. Friedewald: Telefunken und der deutsche Schiffsfunk 1903–1914. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 46. Nr. 1, 2001, S. 27-57
  • M. Fuchs: Georg von Arco (1869–1940) – Ingenieur, Pazifist, Technischer Direktor von Telefunken. Eine Erfinderbiographie. Verlag für Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, Berlin und München Diepholz 2003
  • L. U. Scholl: Marconi versus Telefunken: Drathlose Telegraphie und ihre Bedeutung für die Schiffahrt. In: G. Bayerl, W. Weber (Hrsg.): Sozialgeschichte der Technik. Ulrich Troitzsche zum 60. Geburtstag. Waxmann, Münster 1997 (Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt, 7)
  • Telefunken Sendertechnik GmbH: 90 Jahre Telefunken. Berlin 1993
  • E. Thiele (Hrsg.): Telefunken nach 100 Jahren: Das Erbe einer deutschen Weltmarke. Nicolai, Berlin 2003
  • Reinhard Klein-Arendt: Die Funkstation Nauen bei Berlin. In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hg.) „... Macht und Anteil an der Weltherrschaft.“ Berlin und der deutsche Kolonialismus. Unrast-Verlag. Münster 2005, ISBN 3-89771-024-2

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