Telegraph (Zeitschrift)

Telegraph (Zeitschrift)
Der telegraph vom 22. Oktober 1989

Der telegraph ist eine Zeitschrift, die ihre Wurzeln in der DDR-Opposition der späten 80er Jahre hat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die seit 1987 herausgegebene DDR-Oppositionszeitschrift Umweltblätter benannte sich 1989 in telegraph um. Herausgegeben wurden die Umweltblätter im Samisdat von der Ostberliner Umwelt-Bibliothek im halblegalen Raum der evangelischen Kirche. Die Umweltbibliothek war Teil der basisdemokratischen Friedens-, Umwelt- und 3.-Welt-Bewegung der DDR. In der Umweltbibliothek versuchten mehrere junge Leute um den Libertären Wolfgang Rüddenklau, mit den Umweltblättern dem staatlichen Informationsmonopol eine eigene, kritische Berichterstattung entgegen zu setzen. In der DDR tabuisierte Themen wurden angesprochen, unterdrückte Informationen und Nachrichten weiterverbreitet und den verschiedenen Oppositionsgruppen in der DDR eine Diskussionsplattform geboten.

Durch ein beschleunigtes Informationsaufkommen mit Beginn der Wende, im September 1989, stellte sich der zweimonatige Erscheinungsrhythmus der Umweltblätter als zu schwerfällig dar. Ein schnelleres Medium musste her. Die Redakteure der Umweltblätter riefen befreundete Kollegen der Samisdatblätter Friedrichsfelder Feuermelder, Grenzfall, und Antifa-Infoblatt-Ostberlin zur Mitarbeit auf. Das war die Geburtsstunde des telegraph. Die Nummer 1 erschien am 10. Oktober 1989, die Jahrgangsnummerierung der Umweltblätter wurde darin fortgeführt. Bis zum Ende des Umbruchs in der DDR war der telegraph einer der wenigen unabhängigen Berichterstatter in dieser Zeit.

Von 1989 bis 1996 erschien der telegraph regelmäßig und dokumentierte kritisch den Übergang von einem System zum anderen. Im Mai 1997 gab es eine finanzielle Krise. Der telegraph kam mit einer Notausgabe heraus, in der die Leser ultimativ zur Solidarität mit der Zeitschrift aufgefordert wurden. Daraufhin stießen zu Beginn des Jahres 1998 mehrere neue Mitglieder zum Redaktionskollektiv hinzu und dieses entwickelte ein neues Zeitungskonzept. Der telegraph erscheint als „ostdeutsche Zeitschrift“. Unter dem Namen telegraph wurden bis 2007 114 reguläre Ausgaben, mehrere Flugblätter, Notausgaben und drei Sonderausgaben veröffentlicht. Im Juni 2007 erschien nach einer Pause die Ausgabe 113/114.

Die Redaktion besteht aus: Thomas Leusnik, Andreas Schreier, Dirk Teschner, Dirk Wasserleben und Kamil Majchrzak. Zu den Autoren gehören u.a. Hans-Jochen Vogel, Eckart Spoo, Sean McGuffin, Henryk Gericke, Wolfram Kempe, Angelika Nguyen, Peter Wawerzinek, Alexander Krohn, Bert Papenfuß, Jochen Knoblauch, Helmut Höge, Wolfgang Engler, Klaus Hart, Lothar Feix, Jürgen Schneider, Friedrich Schorlemmer, Norbert Knofo Kröcher.

Siehe auch

Robert-Havemann-Gesellschaft

Literatur

  • Bernd Drücke: Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht? Anarchismus und libertäre Presse in Ost- und Westdeutschland. Ulm: Verlag Klemm & Oelschläger, 1998. ISBN 3-932577-05-1 (Zur Geschichte von telegraph und Umweltblättern siehe insbesondere S. 104-127.)

Weblinks


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