Telekinet

Telekinet

Telekinese (griech. τηλε, tēle-, „fern“ und κίνησις, kínēsis, „Bewegung“), auch Psychokinese,[1] bezeichnet in der Parapsychologie eine Bewegung oder Ortsveränderung von Gegenständen[2], die durch rein geistige Einwirkung hervorgerufen werden soll. Ein wissenschaftlich nachvollziehbarer Nachweis oder Wirkungszusammenhang ist bislang nicht erbracht worden.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Gelegentlich wird zwischen Makropsychokinese (griech. μακρο-, makro-, „groß“), bei der Gegenstände sichtbar verformt oder bewegt werden, z. B. Poltergeist- und Spukphänomenen, und Mikropsychokinese (griech. μικρο-, mikro-, „klein“), bei der elektronische Schaltkreise oder radioaktiver Zerfall beeinflusst werden sollen, unterschieden. Bei der Retro-Psychokinese (lateinisch retro-, „zurück“) sollen Daten beeinflusst werden, die bereits in der Vergangenheit erzeugt wurden. Seltener werden die Begriffe Pyrokinese (griech. πυρ, pyr, „Feuer“) für die angebliche Fähigkeit, Feuer allein durch Gedanken entzünden zu können, Kryokinese (griech. κρυο-, kryo-, „kalt“) für das allein durch Gedanken verursachte Gefrieren von Wasser, Aerokinese (griech. ἀήρ, aer, „Luft“) für die Einflussnahme auf Luft und Biokinese (griech. βίος, bios, „Leben“) für die Einflussnahme auf biologische Systeme verwendet.

Forschung

Obwohl Geschichten über telekinetische Phänomene überliefert sind, konnte bisher kein wissenschaftlich anerkannter Nachweis ihrer Existenz erbracht werden. Telekinese wird in der Parapsychologie untersucht. So versuchte Joseph Banks Rhine seit den 1920er Jahren, der Parapsychologie durch kontrollierte Versuchsanordnungen zur Anerkennung seitens der etablierten Wissenschaften zu verhelfen. In den 1970er Jahren experimentierte der deutsch-amerikanische Physiker Helmut Schmidt mit einem selbst entwickelten Zufallsgenerator auf der Basis von radioaktivem Zerfall, dessen Impulse in Lichtsignale umgesetzt wurden (d.h. entweder leuchtete ein rotes Lämpchen oder ein grünes auf). Versuchspersonen hatten die Aufgabe, diese Lichtsignale durch Gedankenkraft zu beeinflussen (z.B. das grüne Lämpchen solle häufiger aufleuchten als das rote). Von hochsignifikanten Ergebnissen wurden unter kontrollierten Bedingungen bei diesen Versuchen berichtet, allerdings war damit nicht die Möglichkeit verbunden, sie in Nachfolgestudien in erwarteter Höhe zu wiederholen. Mögliche Wirkungszusammenhänge konnten somit wissenschaftlich nicht bestätigt werden.

Eine 2006 durchgeführte Metaanalyse, in der 380 Studien über Psychokinese ausgewertet wurden, kam zu dem Schluss, dass Psychokinese nicht erwiesen ist (that psychokinesis is “not proven.”).[3] Der Effekt der Psychokinese war – umgekehrt proportional – sehr stark abhängig zum jeweiligen Versuchsumfang und zudem extrem heterogen. Das heißt, Psychokinese konnte nur bei kleinen Stichproben gelegentlich beobachtet werden. Mit durchgeführten Monte-Carlo-Simulationsrechnungen kommen die Autoren zum Schluss, dass die Beziehung zwischen jeweiligem Versuchsumfang und beobachtetem Effekt, sowie der sehr geringen Größe des Effektes, ein Ergebnis eines Publikationsbias ist.[4]

Mediale und populärwissenschaftliche Rezeption

Telekinese (oder Psychokinese) findet sich häufig als eine psychische Kraft in Filmen, im Fernsehen, in Computerspielen, in der Literatur, in Comics und anderen Formen der Unterhaltung. In der Fernsehserie Mein Onkel vom Mars aus dem Jahre 1963 beherrscht der außerirdische Protagonist das Bewegen von Dingen, indem er auf sie zeigt. In dem Film Carrie (1976), der auf der gleichnamigen Novelle von Stephen King beruht, stellte Sissy Spacek eine verstörte Schülerin mit telekinetischen Kräften dar. Für diese Rolle (die allererste Darstellung einer psychokinetisch begabten Person in einem Film) wurde sie für einen Oscar als Beste Hauptdarstellerin nominiert. Im englisch-französischen Film Der Schrecken der Medusa von 1978 mit Richard Burton und Lino Ventura in den Hauptrollen geht es um einen Mann, der mit der Macht seiner Gedanken Katastrophen herbeiführen kann. In den Krieg der Sterne-Filmen und darauf beruhenden Kurzgeschichten und Computerspielen haben die Jedi-Ritter die Fähigkeit, Gegenstände mental durch Die Macht zu kontrollieren. Verschiedene psychokinetische Fähigkeiten finden sich bei fiktiven Charakteren wie zum Beispiel Jean Grey (X-Men), Andros (Power Rangers), Piccolo (Dragon Ball), The Doctor (Doctor Who), Gucky (Perry Rhodan), Prue Halliwell (Charmed – Zauberhafte Hexen), Sylar (Heroes) oder Neo (Matrix).

Siehe auch

Literatur

  • Holger Bösch, Fiona Steinkamp und Emil Boller (2006): Examining Psychokinesis: The Interaction of Human Intention With Random Number Generators – A Meta-Analysis, Psychological Bulletin, 132, 497-523.
  • Jane Henry: Parapsychology – Research on Exceptional Experiences, 2004, ISBN 0-415-21359-2
  • Walter von Lucadou: Psi-Phänomene - Neue Erkenntnisse der Psychokinese-Forschung, Frankfurt am Main und Leipzig, 1997, ISBN 3-458-33809-8.
  • Pamela Rae Heath: The PK Zone: A Cross-Cultural Review of Psychokinesis (PK), iUniverse, 2003, ISBN 059527658X.
  • Dean Radin: The Conscious Universe. The Scientific Truth of Psychic Phenomena, San Francisco, 1997, ISBN 978-0062515025.
  • Dean Radin (2008): Testing Nonlocal Observation as a Source of Intuitive Knowledge. EXPLORE: The Journal of Science and Healing, 4.1, 25-35.
  • Eckhard Etzold (2006): Does Psi Exist and Can we Prove It? Belief and Disbelief in Parapsychological Research. In: European Journal of Parapsychology, Volume 21.1, 38-57.
  • Würfeln mit dem Hirn Die Zeit 26/2000. Bericht über die Experimente der PEAR-Gruppe und die gescheiterten Versuche, ihre Ergebnisse zu reproduzieren
  • Viele Studien, u.a. von Helmut Schmidt sind zu finden auf der Webseite des Fourmilab RetroPsychokinesis Project (Weblink: siehe oben)
  • A. Freiherr von Schrenck-Notzing: Experimente der Fernbewegung: Telekinese - im psychologischen Institut der Münchener Universität und im Laboratorium des Verfassers. Union Deutsche Verlagsgemeinschaft, 1924. Reprint im Bohmeier-Verlag, Leipzig, 2006.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Encyklopedia Britannica: psychokinesis
  2. Brockhaus online: Stichwort Telekinese. Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG 2008
  3. D. Radin u.a., Reexamining Psychokinesis: Comment on Bösch, Steinkamp, and Boller (2006). In: Psychological Bulletin, 132/2006, S.529–532.
  4. H. Bösch u.a., Examining Psychokinesis: The Interaction of Human Intention With Random Number Generators—A Meta-Analysis. In: Psychological Bulletin, 132/2006, S.497–523.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Die seltene Gabe — ist ein Jugendroman von Andreas Eschbach. Der Roman erschien im Januar 2004 bei Arena In dem 2004 veröffentlichten Buch geht es um den jungen Franzosen Armand, der telekinetische Fähigkeiten besitzt und auf seiner Flucht vor dem französischen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”