8 femmes

8 femmes
Filmdaten
Deutscher Titel: 8 Frauen
Originaltitel: 8 femmes
Produktionsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 2002
Länge: 106 Minuten
Originalsprache: französisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: François Ozon
Drehbuch: François Ozon
Marina de Van
Robert Thomas
Produktion: Olivier Delbosc
Marc Missonnier
Musik: Krishna Levy
Kamera: Jeanne Lapoirie
Schnitt: Lawrence Bawedin
Besetzung

8 Frauen ist eine Krimi-Musical-Farce in der 50er-Jahre-Optik von François Ozon, für die er die Elite der französischen Schauspielerinnen gewinnen konnte. Jede seiner 8 Darstellerinnen hat eine Musiknummer, die auch tatsächlich von der jeweiligen Schauspielerin gesungen wird. Der Film ist gespickt mit Anspielungen auf die Filmgeschichte, etwa einem Gemälde, auf dem die junge Catherine Deneuve so abgebildet ist, wie sie auf einem Plakat zu Luis Buñuels Film Belle de jour – Schöne des Tages zu sehen ist, oder ein Foto, auf dem die ehemalige Arbeitgeberin des Zimmermädchens Louise abgebildet ist – es ist ein Foto der Schauspielerin Romy Schneider.

Der Film wurde auf der Berlinale gefeiert und erhielt dort unter anderem einen Silbernen Bären für das beste Darstellerensemble, zu den weiteren Preisen gehört auch der europäische Filmpreis für alle 8 Schauspielerinnen. Der Film entstand nach dem gleichnamigen Theaterstück von Robert Thomas. Bereits 1972 entstand für das Französische Fernsehen eine Verfilmung unter der Regie von Pierre Sabbagh (unter anderem mit Mony Dalmès als Gaby und Corinne Le Poulain als Suzon).

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Am Anfang des Filmes ist die Welt noch in Ordnung: Die Kamera führt über eine offensichtlich gemalte Winterlandschaft, der Schnee rieselt friedlich vom Himmel, ein Reh knabbert an einem Busch. Suzon, die in England studiert, kommt über Weihnachten nach Hause zurück und wird von ihrer Mutter ins Haus geführt. Die anwesenden Damen − Suzons Schwester Catherine, ihre Tante Augustine, ihre Großmutter, Köchin Chanel und das neue Mädchen Louise – begrüßen sie mehr oder weniger freundlich, nur der einzige Mann im Haus, Suzons Vater Marcel, lässt sich nicht blicken. Als Louise ihn aufwecken will, gellt ein Schrei durch das Haus − er liegt tot in seinem Bett, ein Messer in seinem Rücken.

Der Versuch, die Polizei zu rufen, scheitert, weil das Telefonkabel ebenso wie die Kabel des Autos durchtrennt sind. So sind die sieben Frauen darauf angewiesen, selbst den Mörder zu finden. Zu allem Überfluss stößt auch noch Pierette, die ungeliebte Schwester des Getöteten, dazu. Natürlich haben alle acht Frauen ein Motiv, natürlich hatten alle acht Frauen die Gelegenheit zur Tat, natürlich haben alle acht Frauen etwas zu verheimlichen - sie sind Giftmörderinnen, Lesben oder schwanger, waren heimlich in den Toten verliebt oder hatten eine heiße Affäre mit ihm.

Am Ende verkündet die junge Catherine den wahren Ablauf des Abends: Nachdem alle anderen Frauen Marcel in der Mordnacht aufgesucht und ihn "nicht ermordet, nur ein bisschen mehr angekotzt" haben, inszeniert Catherine mit ihrem Vater den Mord, um ihm vorzuführen, was die Frauen im Haus von ihm halten - in Wirklichkeit war er die ganze Zeit in seinem Zimmer quicklebendig und hat die Gehässigkeiten der Frauen untereinander aus erster Hand miterlebt. Dies war dann allerdings wohl doch zu viel für ihn: Er schießt sich eine Kugel in den Kopf.

Die 8 Frauen im Einzelnen, in der Reihenfolge ihrer Musiknummern

Catherine

Catherine wird gespielt von Ludivine Sagnier, in der deutschen Fassung wird sie synchronisiert von Cosma Shiva Hagen.

Catherine ist die quicklebendige jüngere Tochter des "Getöteten" und die einzige, wie sie meint, im Haus, die ihren Vater wirklich aufrichtig liebt - sie ist es ja auch, die die ganze Tragikomödie inszeniert. Sie ist burschikos, liest Abenteuer-, Spionage- und Kriminalromane, und es stört sie sehr, von allen immer als zu jung für alles mögliche angesehen zu werden.

Catherine singt Papa, t'es plus dans l'coup, und tanzt dazu fröhlich. Gaby und Suzon tanzen im Hintergrund mit. Das Lied wurde ursprünglich von Sheila gesungen.

Augustine

Augustine wird gespielt von Isabelle Huppert, in der deutschen Fassung synchronisiert von Katja Riemann.

Augustine, eine gealterte Jungfer, ist Marcels verhärmte und gehässige Schwägerin. Sie hat Probleme mit dem Herz, und das in mehr als nur einer Beziehung: Sie legt viel Wert auf stets korrektes Verhalten, zeigt keinerlei Verständnis für die Freude anderer und befürchtet stets, benachteiligt zu werden. Dennoch schlummern in ihr tiefe Gefühle: Ohne dass irgendeine der anderen Frauen etwas davon weiß, leiht sie sich heimlich Liebesromane aus der Bücherei und himmelt insgeheim ihren Schwager Marcel an, schreibt ihm sogar Liebesbriefe, die sie jedoch nicht abschickt. Im Verlauf des Films kommt sie immer mehr aus sich heraus und erhält die Aufmerksamkeit aller, als sie in einem Kleid ihrer Schwester, ohne Brille und mit offenen Haaren die große Treppe im Haus à la Rita Hayworth herabschreitet.

Augustine singt Message personnel, zunächst am Klavier sitzend, danach stehend mit wohlkalkulierter Choreographie. Das Lied wurde ursprünglich von Francoise Hardy gesungen.

Pierrette

Pierrette wird gespielt von Fanny Ardant, in der deutschen Fassung wird sie synchronisiert von Hannelore Elsner.

Pierrette ist die lebenslustige Schwester des Getöteten Marcel, die schon viele Männer in ihrem Leben hatte und der es nichts ausmacht, sich aushalten zu lassen. Aber auch den Frauen ist sie nicht abgeneigt - sie hat eine geheime Beziehung mit Madame Chanel und bringt gegen Ende des Films auch Gaby auf den Geschmack. Wegen ihres Lebenswandels begegnen ihr die meisten anderen Frauen nur mit schweren Bedenken; daher ist sie für die anderen auch lange die Hauptverdächtige. In der Mordnacht hat sie ihren Bruder heimlich aufgesucht und einen hohen Geldbetrag von ihm erpresst.

Pierrette singt A quoi sert de vivre libre, ihre Choreographie entspricht bis in Details Rita Hayworths berühmtester Szene aus dem Film Gilda. Das Lied wurde ursprünglich von Nicoletta gesungen.

Suzon

Suzon wird gespielt von Virginie Ledoyen, in der deutschen Fassung wird sie gesprochen von Nicolette Krebitz. Im TV-Film von 1972 spielte Corinne Le Poulain die Rolle der Suzon.

Suzon ist die ältere Tochter, sie studiert in England und hat einen Freund, in den sie sehr verliebt ist. Und sie ist schwanger. Sie ist bereits deutlich erwachsener als ihre kleine Schwester. Am Ende verrät Suzon ihrer Schwester Catherine insgeheimen, dass ihr Kind von ihrem vermeintlichen Vater Marcel ist. Im Laufe der Geschichte erfährt Suzon jedoch, dass ihr wahrer Vater - die große Liebe der Mutter - bei einem Autounfall ums Leben kam, bevor Suzon zur Welt kam.

Suzon singt Mon amour, mon ami und tanzt dazu mit Catherine. Das Lied wurde ursprünglich von Marie Laforet gesungen.

Madame Chanel

Madame Chanel wird gespielt von Firmine Richard, in der deutschen Fassung wird sie synchronisiert von Jasmin Tabatabai.

Madame Chanel ist die fröhliche Köchin, die auch als Kindermädchen für die beiden Töchter gearbeitet hat. Ihr Geständnis, dass sie lesbisch ist und mit Pierette mehr als nur Karten spielt, schockiert jedoch die anderen. Sie ist auch die einzige im Haus, die Catherines Spiel durchschaut.

Madame Chanel singt Pour ne pas vivre seul und weint dabei ganz allein in der Küche vor sich hin. Das Lied wurde ursprünglich von Dalida gesungen.

Louise

Louise wird gespielt von Emmanuelle Béart, in der deutschen Fassung wird sie synchronisiert von Nina Hoss.

Louise ist das scheinbar stille Zimmermädchen, die ihrer Chefin treue Dienste leistet. Stille Wasser sind jedoch tief, und so stellt sich heraus, dass Louise den Job nur wegen ihrer heißen Beziehung mit Marcel bekommen und sie auch einen ähnlichen Männerverschleiß wie Pierette hat. Es kommt bei einem Streit heraus, dass Marcel mit Louise "Orgasmen wie nie zuvor" hatte, "oft durch Praktiken, die auszuprobieren unter Gabys Würde" waren. Dennoch ist sie auch Gaby eine ergebene Dienerin, das Verhältnis zu ihrer Chefin ist andeutungsweise fast schon sado-masochistischer Prägung.

Louise singt Pile ou face und tanzt dazu eine energiegeladene Choreographie. Das Lied wurde ursprünglich von Corynne Charby gesungen.

Gaby

Gaby wird gespielt von Catherine Deneuve, in der deutschen Fassung wird sie gesprochen von Senta Berger.

Gaby ist die Ehefrau des Ermordeten und das Zentrum sowohl der Familie als auch des Films. Keine andere Figur wird so gründlich und genüsslich demontiert wie die der Gaby. Keine der anderen Schauspielerinnen zitiert sich selbst so häufig in Worten und Gesten wie Catherine Deneuve. Am Anfang mokiert sie sich über den, in ihren Augen, unmoralischen Lebenswandel von Louise und Pierrette. Später erfahren die Zuschauer, dass sie selbst einen Liebhaber hat und deswegen ihren Mann verlassen wollte. Sie und die Zuschauer erfahren, dass Louise ihre Anstellung aus Untergebenheit zu ihr, Gaby annahm. Gaby beschimpft ihre Tochter, die unehelich schwanger ist, kurze Zeit später stellt sich heraus, dass auch sie, mit eben dieser Tochter, unehelich schwanger war. Gaby mokiert sich ebenfalls über ihre Haushälterin Chanel, als sie erfährt, dass diese den Frauen zugetan ist („Sie sind krank, Sie gehören in Behandlung.“). Später gibt sie sich Pierrette, ihrer Schwägerin, in einem innigen Kuss hin. Der Rest der Familie kommt hinzu, die beiden zu beobachten. Dies ist der Moment, an dem Gabys Fassade endgültig niedergerissen ist.

Gaby singt Toi jamais und tanzt dazu elegant vor der sichtlich faszinierten Pierette. Das Lied wurde ursprünglich von Sylvie Vartan gesungen.

Mamy

Mamy wird gespielt von Danielle Darrieux, in der deutschen Fassung wird sie gesprochen von Ruth Maria Kubitschek.

Mamy ist die geliebte Oma, doch schon früh wird deutlich, dass sie einige Geheimnisse birgt: Etwa als sie aus ihrem Rollstuhl aufspringt und Augustine hinterherrennt - „ein Weihnachtswunder“, wie sie der verblüfften Familie mitteilt. Und es stellt sich noch mehr heraus: Die liebe Omi ist nämlich geizig und verweigert ihrem Schwiegersohn die Aktien, die ihm den Hals gerettet hätten (sie behauptet, sie wären ihr gestohlen worden). Auch hat sie immer eine Flasche harten Alkohol im Zimmer und zwitschert gerne mal einen, und ihren Mann, den Oberst, den sie nicht ausstehen konnte, ohne dafür einen Grund zu finden, hat sie vergiftet.

Mamy singt Il n'y a pas d'amour heureux, und tröstet Catherine nach dem Selbstmord ihres Vaters. Die übrigen sechs Frauen tanzen dazu. Nach dem Ende des Liedes stehen alle acht in einer Reihe vor dem Zuschauer und halten sich an den Händen - der Abspann beginnt. Das Lied wurde ursprünglich von Georges Brassens gesungen. Dieses Lied wurde als einziges von den ganzen Liedern ursprünglich von einen Mann gesungen.

Wissenswertes

Deneuve zitiert sich aus Die letzte Metro selbst, als sie zu ihrer Filmtochter sagt: "Dich anzusehen ist mir Freud und Leid gleichermaßen...." Das Bild im Hintergrund der Szene mit Louise ist an die junge Deneuve auf dem Filmplakat zu Belle de jour – Schöne des Tages angelehnt. Die Ähnlichkeit zur heutigen Emmanuelle Béart ist durchaus gewollt. Der Kuss mit Pierrette soll an Deneuves diverse lesbische Rollen erinnern, hauptsächlich natürlich an Begierde. Interessant ist auch, dass sowohl Deneuve als auch Ardant mit dem Regisseur François Truffaut zusammen waren. Hier streiten sie sich um einen Mann, bevor die Szene in einem lesbischen Kuss endet, den Ozon als die Versöhnung des französischen Kinos mit sich selbst bezeichnet. Ein weiteres Zitat aus der Filmgeschichte ist, dass Louise sagt, ihre vorherige Arbeitgeberin sei die Frau eines Notars gewesen, was ebenso wie die Musiknummer "Toi jamais" auf den Film Belle de jour – Schöne des Tages mit Catherine Deneuve anspielt. Des Weiteren heißt Gabys Mann Marcel. Das ist der Name des Geliebten in Belle de jour – Schöne des Tages. Im Gespräch mit Augustine erwähnt Pierette den Roman Die Kameliendame, in dessen Verfilmung Isabelle Huppert die Hauptrolle spielt.

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