Tesch & Stabenow

Tesch & Stabenow

Die Firma Tesch & Stabenow (kurz Testa genannt) war branchenführendes Unternehmen bei der Schädlingsbekämpfung.

Sie belieferte neben anderen das KZ Auschwitz mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B, das zur massenhaften Tötung von Menschen erstmals Ende des Jahres 1941 im Stammlager eingesetzt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Die Firma Tesch & Stabenow wurde 1924 mit Sitz in Hamburg gegründet und erhielt vom Senat die Ausnahmegenehmigung, die Schädlingsbekämpfung in Schiffen, Kühlhäusern und Kornspeichern mit hochgiftigem Blausäuregas vorzunehmen. 1928 verlegte die Firma ihren Sitz in das Hamburger Ballinhaus, das zehn Jahre später in Meßberghof umbenannt wurde.

1925 erhielt sie von der Firma Degesch in Frankfurt im Gebiet östlich der Elbe die Monopolstellung für Anwendung und Vertrieb des Produkts Zyklon B. Im Jahre 1927 schied der Teilhaber Stabenow aus; Bruno Tesch hielt nun 45% des Kapitals, die Firma Degesch beteiligte sich mit 55%; im Juni 1942 wurde er Alleininhaber.

In steigendem Maße belieferte die Testa die Wehrmacht; Tesch selbst schulte 1941 SS-Angehörige in Sachsenhausen im regulären Gebrauch des Schädlingsbekämpfungsmittels. Ab 1941 verkaufte die Testa Zyklon B an die Konzentrationslager Auschwitz, Majdanek, Sachsenhausen, Ravensbrück, Stutthof, Neuengamme, Groß Rosen und Dachau. Den höchsten Erlös aus den Verkäufen von Zyklon B erzielte die Firma im Jahre 1943.

Die Firma wurde ab 1947 unter ihrem alten Namen Testa, der nun für „Technische Entwesungsstation“ stand, mit wechselnden Besitzern bis zum Jahre 1979 am alten Sitz fortgeführt.

1979 fusionierte die Testa mit der Heerdt-Lingler GmbH (HeLi)unter finanzieller Beteiligung der Degesch[1].

Strafverfolgung

Am 3. September 1945 wurden im Zuge von Ermittlungen der britischen Militärgerichtsbarkeit der Inhaber der Firma, Bruno Tesch, sein Prokurist Karl Weinbacher und der Angestellte Joachim Drosihn verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen, gewusst zu haben, dass das von ihnen gelieferte Zyklon B auch zum Töten von Menschen benutzt wurde. Ein ehemaliger Buchhalter behauptete sogar, dass Bruno Tesch selbst diese Verwendungsmöglichkeit gegenüber Vertretern der SS vorgeschlagen habe.

Tesch und Weinbacher wurden im ersten Curiohaus-Prozess zum Tode verurteilt. Ihre von zahlreichen Bittstellern unterstützten Gnadengesuche wurden abgewiesen und die Urteile am 16. Mai 1946 in Hameln vollstreckt. Drosihn wurde freigesprochen.

Vergangenheitsbewältigung

Am Curiohaus erinnert eine Tafel daran, dass dort in den ersten Nachkriegsjahren Prozesse gegen SS-Angehörige stattfanden, die für Verbrechen im KZ Neuengamme verantwortlich waren. Es gibt dort aber keinen konkreten Hinweis auf den Testa-Prozess und zum Stichwort Zyklon B.

Gedenktafel

Erst im Jahre 1992 gab es eine Initiative zur Vergangenheitsbewältigung, um eine Erinnerungstafel am Meßberghof anzubringen; dort hatte die Testa ihren Firmensitz noch bis zur Liquidation im Jahre 1979. Die Grundstücksgesellschaft und die Deutsche Bank hatten Bedenken, und erst am 1. Juni 1997 wurde eine Tafel enthüllt.

Literatur

  • Jürgen Kalthoff / Martin Werner: Die Händler des Zyklon B. Tesch & Stabenow. Eine Firmengeschichte zwischen Hamburg und Auschwitz. VSA Verlag, Hamburg 1998, ISBN 3-87975-713-5

Quellen

  1. [1]

Weblinks


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