Teufel der Jesiden

Teufel der Jesiden
Melek Taus

Melek Taus bzw. Tausî Melek (auch Engel Pfau) ist ein von den kurdischen Jesiden verehrter Engel. Als erster von sieben Engeln erschuf er in Gottes Auftrag die Welt, sowie auch Adam und Eva. Da sich Tausî Melek jedoch weigerte, vor Adam zu knien, wurde er zum obersten Engel und zum Beschützer und Verwalter der Erde erhoben. Die Anweisung war eine Prüfung, da Gottes erstes Gebot an die sieben Engel gewesen war, sie sollten nur ihn anbeten. So symbolisiert Tausî Melek in der jesidischen Theologie nicht das Böse und ist auch kein in Ungnade gefallener Engel. Zwar wollte er sich dem Mythos nach selbst einmal zum Gott erheben, doch er bereute sein Ketzertum und büßte dafür auf der Erde. Er wurde nicht, wie es behauptet wird, in die Hölle verbannt, da die Jesiden nicht an die Hölle glauben. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, dass im Jesidentum kein Teufel existiert. Der Name darf nicht einmal ausgesprochen werden, da die Existenz eines Wesens neben Gott für die Jesiden tabu ist. Seine Schuld wurde ihm schließlich vergeben, seither dient er Gott als Wächter der Welt und als Mittler zu den Menschen: Er ist der Ansprechpartner der Jesiden.

Nach der Schöpfungsgeschichte der Jesiden ist Tausî Melek, den Gott mit sechs weiteren Engeln aus seinem Licht schuf, an der gesamten Schöpfung, an dem göttlichen Plan, aktiv beteiligt. Folglich verkörpert Tausî Melek nicht den Widerpart in einem dualen Weltbild, sondern ist der Beweis für die Einzigartigkeit Gottes.

Der Koran berichtet, dass Iblis (der islamische Teufel) sich aus Arroganz geweigert habe, vor Adam niederzuknien. Dieser Zusammenhang ist einer der Gründe, weshalb die Jesiden jahrhundertelang und teilweise bis heute als angebliche „Teufelsanbeter“ diskriminiert wurden. Die Bedeutung und die Stellung von Tausî Melek innerhalb des jesidischen Glaubens kann man nur dann verstehen, wenn man sich von der abrahamitischen Sichtweise löst: Die jesidische Vorstellung von Gut und Böse ist älter als die christliche und islamische Interpretation; eine Identifizierung mit dem gefallenen Engel (vgl. Luzifer) ist daher verfehlt. Das Böse in der jesidischen Mythologie existiert nur im Menschen selbst (Freier Wille). Wenn ein Jeside in seinem Leben etwas Schlechtes getan, gesprochen oder auch nur gedacht hat, liegt die Strafe darin, wiedergeboren zu werden und es noch einmal zu versuchen. Wer sich jedoch richtig verhält, gelangt zu Gott (Himmel).


Als wichtigste Reinkarnation des Tausî Melek gilt nach jesidischem Glauben Scheich Adi.


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