The Irishman

The Irishman

Frank „The Irishman“ Sheeran (* 1920 in Philadelphia; † 14. Dezember 2003 ebenda) war ein Auftragsmörder der US-amerikanischen Cosa Nostra.

Er wurde schon früh verdächtigt an dem spurlosen Verschwinden des Gewerkschaftsführers Jimmy Hoffa am 30. Juli 1975 beteiligt gewesen zu sein und kurz vor seinem Tod hat er schließlich sogar dessen Ermordung zugegeben. Darüber hinaus wird er mit 25–30 weiteren Morden in Verbindung gebracht; u. a. wird ihm z. B. die Ermordung des Mafioso Joe(y) Gallo vom 7. April 1972 zugerechnet.

Als Sohn eines irischen Vaters war er der zweite (vom FBI gelistete) Nicht-Italiener, welcher der Cosa Nostra als Vollmitglied zugerechnet wurde. Gerade an der Person von Frank Sheeran wird deutlich, wie tief die Mafia in die Gewerkschaft der Teamsters eindringen konnte („labor racketeering“).

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Jugend

Frank Sheeran wurde als Sohn eines katholischen Iren und einer schwedischen Mutter in Philadelphia geboren.

Sheeran war neun Jahre alt als seine Familie die Große Depression von 1929 erlebte; sie zogen teilweise über Land um sich dort durchzuschlagen. Aufkommende Probleme um z. B. die Miete zu bezahlen, wurden durch rasches umziehen in eine andere Gegend gelöst; Diebstähle besserten den Mittagstisch auf.

Sein Vater organisierte in den Bars Schaukämpfe in denen der kleine Frank Sheeran gegen ältere Jugendliche antreten musste. Wenn dann der zehnjährige Sheeran z. B. gegen einen fünfzehnjährigen Gegner verloren hatte, dann gab es von Sheeran Senior zur Strafe noch eine Backpfeife obendrauf, weil dem Vater durch die Niederlage das Freibier entgangen war.

Bei Schaustellern lernte er das Tanzen und machte seine erste Erfahrungen mit Frauen. Unmittelbar nach dem Kriegseintritt der USA Ende 1941 wurde er eingezogen und befand sich im Zweiten Weltkrieg 411 Tage kämpfend an der Front, unter anderem in Sizilien und im restlichen Italien, wo er eine ganze Menge der italienischen Sprache aufschnappte, ein Umstand der später zu seiner ‚Eintrittskarte‘ für die La Cosa Nostra in den USA werden sollte.

Er lernte das Töten, insbesondere die „Hinrichtung“ gefangener Feinde; der Tötungsbefehl erfolgte dabei nie direkt, aber wenn Sheeran den Befehl bekam Gefangene in die rückwärtigen Linien zu bringen und schnell zurückkommen sollte, dann wusste er was von ihm verlangt wurde.

„When an officer would tell you to take a couple of German prisoners back behind the line and for you to ‘hurry back,’ you did what you had to do.“

Frank Sheeran im Interview mit Charles Brandt

In Deutschland war er bei der Befreiung des KZ Dachau – nach eigener Aussage – an dem später so genannten Dachau-Massaker beteiligt, ein Umstand, der in den USA damals allerdings niemanden interessierte.

Rückkehr in die USA

Sheeran war 25 Jahre alt als er in die USA zurückkehrte; er arbeitete zunächst als Rausschmeißer, Tänzer und LKW-Fahrer, heiratete und hatte Kinder.

Während einer Frachtfahrt nach Syracuse (New York), kurz nachdem er Ednicott passiert hatte, musste Sheeran wegen Motorproblemen anhalten. Nachdem er die Motorhaube aufgemacht hatte, bot ihm ein kleiner italienischer Mann seine Hilfe an und mit dessen Werkzeug konnte Sheeran den Schaden beheben.

Dieser Mann war Rosario Alberto „Russel“ Bufalino, 1959–1975 Oberhaupt des als „Bufalino-Familie“ spezifizierten Verbrecherclans, angetan von den handwerklichen Fähigkeiten Sheerans und dessen italienischen Sprachkenntnissen heuerte er diesen von Fleck weg als Fahrer an und damit begann eine ‚Karriere‘ als vieleingesetzter Auftragsmörder („hit man“).

Bereits für Bufalino erledigte er einige Mordaufträge, so wurde z. B. am 7. April 1972 Joseph „Crazy Joe“ Gallo ermordet, während er seinen 43. Geburtstag feierte und sein Leibwächter Peter Diapoulas überlebte nur knapp. Untersuchungsbeamten gehen davon aus, dass dieses Attentat durch Joseph Yacovelli angeordnet und durch Frank Sheeran ausgeführt wurde. Damit endete nach über zehn Jahren der interne Konflikt in der Colombo-Familie, der noch unter Joseph Profaci begonnen hatte und eigentlich formal unter Joseph Magliocco 1963 als beendet galt.

Jimmy Hoffa

Der Kontakt mit Jimmy Hoffa, dem Boss der Transportarbeitergewerkschaft („Teamsters“) kam zustande, als Bufalino ihm eines Tages den Telefonhörer weiterreichte und Hoffa am Telefon war. Sheeran behauptet heute, Hoffa hätte gesagt: „Ich hörte das du Häuser anstreichst“ („I heard you paint houses“).[1]

Die Bezeichnung „to paint houses“ war die euphemistische Umschreibung der Mafia für Mord und beschreibt das Verspritzen des Blutes an die Wände, wenn jemand erschossen wird. Sheeran antwortet darauf, er mache auch „Zimmermannsarbeiten“ („carpentry work“); d. h. er beseitige auch die Leichen.

Sheeran wurde daraufhin von Jimmy Hoffa bei den „Teamsters“ angestellt und gehörte nun zum „Local 326“ in Wilmington (Delaware), hatte aber „spezielle Aufgaben“ für den Präsidenten zu erledigen. Sheeran gab an, einmal innerhalb von 24 Stunden drei Personen ermordet zu haben; zwei in Puerto Rico und einen in Chicago; bei seiner Rückkehr – um Hoffa Bericht zu erstatten – soll dieser nur gesagt haben, er sei spät dran.

Als Hoffa 1969 eine Haftstrafe antreten musste, hatte Sheeran bereits 13 Personen, Kriegstote nicht mitgerechnet, auftragsgemäß ermordet. Hoffa versuchte nach seiner Entlassung die Präsidentschaft über die „Teamsters“ zurückzugewinnen, was zu seinem Verschwinden am 30. Juli 1975 führte.

Der schwache („weak“) Frank Fitzsimmons war der Mafia abgeblich als Präsident angenehmer, da er sich im Gegensatz zu Hoffa nicht in deren „Teamsters“-Aktivitäten einmischte. Bufalino ließ nun angeblich Hoffa über Sheeran nochmals verwarnen, aber schließlich kam es für den besagten 30. Juli. zu der Einladung für Hoffa, von der dieser niemals wiederkehrte.

Frank Sheeran gehörte ebenfalls zu den fünfzig Personen die im September 1975 vor der „Grand Jury“ – welche das Verschwinden von Hoffa aufklären wollte – aussagen mussten, verweigerte aber die Aussage mit Berufung auf den 5. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten.

Insbesondere die 1976/77 getätigten Aussagen des seit Mai 1975 im Staatsgefängnis von Trenton (New Jersey) wegen Mordes einsitzenden Ralph Picardo, rückten Sheeran vom Kreis der ‚üblichen Verdächtigen‘ in den Kreis der tatsächlich Beteiligten.

Picardo war, als Fahrer von Anthony Provenzano, selbst ein Mitglied des „Local 84“ der „Teamsters“ und saß im Gefängnis weil er einen sogenannten Kredithai (engl. „loan shark“) erschossen hatte und suchte offenbar einen Deal mit der Justiz. Picardos Aussagen wurden bereits 1978 von Dan E. Moldea in seinem Buch „The Hoffa Wars“ öffentlich bekannt gemacht. Picardo bestätigte die Einladung von Hoffa in das Restaurant Machus Red Fox, von dessen Parkplatz Jimmy Hoffa bis heute spurlos verschwand. Diese Einladung sei von Anthony Giacalone ausgegangen, um bestehende Unstimmigkeiten zwischen Anthony Provenzano und Jimmy Hoffa im Gespräch auszuräumen.

Demnach wurde Hoffa von dessen Ziehsohn Chucky O’Brien vom Restaurant zu einem nahegelegenen Haus gebracht. In dem Haus selbst hätten dann Thomas Andretta, Salvatore Briguglio, dessen Bruder Gabriel Briguglio und deren Fahrer Frank Sheeran befunden und Hoffa ermordet.

Selbst Dan. E. Molden ging aber noch bis 1999 nur von einer Verwicklung Sheerans in dem Mordfall aus und sah in Sheeran wohl mehr den wissenden und in O’Brian den unwissenden Lockvogel für Hoffa, der beiden vertraute und nie zu fremdem Personen in ein Auto gestiegen wäre.

Dan E. Moldea selbst hatte schon diverse Interviews mit einigen Verdächtigen geführt, allerdings nie mit Sheeran. Dieses blieb Charles Brandt vorbehalten, der 1999 mit seinen Interviews, Gesprächen und Telefonaten von Frank Sheeran begann. Offenbar gab es die Vereinbarung die Veröffentlichung des Buches „I heard you paint houses“, die eine Biografie von Sheeran darstellt, erst nach dessen Tod zu veröffentlichen.

Frank Sheeran starb am 14. Dezember 2003 im Alter von 83 Jahren in einem Pflegeheim, das Buch erschien 2004.

Das Geständnis

Sheeran gab mit seimem Geständnis gegenüber Brandt erstmals zu, was bis dahin allenfalls vermutet worden war: er und Chucky O’Brian als Fahrer hätten Hoffa zu einem Haus in der Nähe des Restaurants gebracht und dann Hoffa im Hausflur durch Schüsse in den Kopf getötet. Er selbst habe die Leiche aber nicht beseitigt. Diese sei, wie ihm hinterher mitgeteilt worden sei, verbrannt und entsorgt worden. Die Identität des Beseitigers („Cleanman“) wollte Sheeran aber zunächst nicht preisgeben, da diese Person noch am Leben sein würde. Demnach würde Salvatore Briguglio als ‚Leichenbeseitiger‘ ausscheiden; diesen hatte Sheeran bereits 1978 eigenhändig erschossen. Später nannte Sheeran dann die Namen von Tom und Steve Andretta. [2]

Da Sheeran ohnehin immer zum Kreis der Verdächtigen gehört hatte, wurden seine Angaben von den Ermittlungsbehörden sehr ernst genommen. Im Gegensatz etwa zu Behauptungen von Richard „The Iceman“ Kuklinski, der 2006 in einem Krankenhaus in New Jersey starb und dessen Geschichte in Philip Carlos Buch „The Iceman: Confessions of a Mafia Contract Killer“ veröffentlicht wurden, aber von einem ehemaligen FBI-Agenten als Legende („hoax“) bezeichnet worden war. (Kuklinski behauptete, für 40.000 US-Dollar Hoffa getötet zu haben, die Leiche sei dann zu einem Kotflügel in Japan verarbeitet worden; eine der Theorien ist bekanntlich, die Leiche von Hoffa sei mit Hilfe einer Schrottpresse in Detroit ‚entsorgt‘ worden.)

Sheeran hat seine Aussage kurz vor seinem Tod mit der Bezeichnung des Hauses, in dem der Mord stattfand, weiter konkretisiert. Dort wurden 2004 Spuren entnommen die analysiert wurden. Ein Ergebnis ist bisher offiziell nicht bekannt gegeben geworden.

Quellen

Einzelnachweise

  1. The Hoffa Files: How This Tough Guy Made Las Vegas auf www.klas-tv.com (englisch)
  2. George Knapp: The Hoffa Files: The Missing Body of Jimmy Hoffa (englisch)

Literatur

  • Charles Brandt: I heard you paint houses: Frank “the Irishman” Sheeran and the inside story of the Mafia, the Teamsters, and the last ride of Jimmy Hoffa, Steerforth Press, Hanover (NH; USA) 2004, ISBN 1-58642-077-1
  • Dan E. Moldea: The Hoffa Wars, Charter Books, New York 1978, ISBN 0-441-34010-5.
  • Philip Carlo: The Iceman: Confessions of a Mafia Contract Killer. ISBN 0-312-34928-9

Weblinks


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