Theaterforum K3

Theaterforum K3
Theater Heilbronn von Gottlob Graubner, Rudolf Biste und Kurt Gerling mit Theaterbrunnen von Gudrun Schreiner

Das Theater Heilbronn ist ein kommunal getragenes Theater in Heilbronn, das eine eigene Schauspiel-Sparte unterhält und Musiktheater regelmäßig in Gastspielen vorstellt. Die städtische Bühne in Heilbronn geht auf das Aktientheater von 1844 zurück und befindet sich seit 1913 am Berliner Platz. Das heutige Stadttheater-Gebäude wurde 1982 mit einer Aufführung des Musicals My Fair Lady eingeweiht und 2001 durch das Logentheater im benachbarten Theaterforum K3 erweitert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprünge des Theaters in Heilbronn

Bereits im Mittelalter ist in Heilbronn Theater gespielt worden, da insbesondere die Heilige Schrift mittels Comoedien verbreitet wurde. Im 16. Jahrhundert traten die so genannten Wilden Rotten, auch Wüste Buben genannt, als Laienspielschar der Zünfte auf. Ebenfalls seit dem 16. Jahrhundert brachten die Schüler der Lateinschule, später des Gymnasiums, Stücke zur Aufführung, im wesentlichen Fastnachstsspiele, daneben spielten auch Laiengruppen aus der Bevölkerung. Um 1603 werden von englischen Wandertheatern Stücke von Shakespeare dargeboten. Seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, vor allem aber im 18. Jahrhundert, pflegten regelmäßig Wanderschauspieler und Schauspielergruppen in die Stadt zu kommen und ihre Kunst zu zeigen, wurden von der Obrigkeit jedoch nicht immer wohlwollend begrüßt, da man in umherziehenden Schauspielern „unvollendete Studenten, entlaufene Bediente, Friseure, Schneiderpurschen, Bordellschwestern und weiß noch wer“[1] sah.

Aktientheater (1844)

Im Jahr 1817 errichtete Carl Christoph Braunhardt östlich der Allee (im heutigen Stadtgarten) einen Gartensaal mit Wirtschaft, das Gebäude Nr. 1039, später Allee 30. 1836 wurde dieses Gebäude samt dem dazugehörigen großen Garten von einem Aktiengartenverein (eine gemeinsame Initiative der Stadt und der Bürgerschaft) erworben und erhielt einen Bühnenanbau, das Aktientheater. Im Laufe der Umbauten des Gebäudes zog die Stadt ihre finanzielle Beteiligung zurück, die Bürger erwarben daraufhin die Aktien der Stadt. Das Gebäude gehörte stilistisch dem Spätklassizismus an, am Übergang zum Biedermeier. Der Gesamtaufbau des Hauses war mit dem Hauptbau und den beiden Seitenschiffen der römischen Basilika nachempfunden. Der Mitteltrakt trug ein Satteldach, den Seitenschiffen waren nach vorn und hinten abgewalmte Pultdächer aufgesetzt. Die Hauptfassade des Gebäudes zeigte gen Westen. Über eine Freitreppe führen drei mit Lünettenfenstern abgeschlossene Eingänge in das Haus[2]. Das Aktientheater wurde am 9. November 1844 eingeweiht. Die Stadt bezuschusste das Theater ab 1864 wieder. Aus privatem Besitz ging es 1870 an die Harmonie-Gesellschaft über, 1905 an die Stadt. Bereits 1902 wird Kritik an dem feuergefährlichen und inzwischen in die Jahre gekommenen Bau laut, 1908 ruft Oberbürgermeister Paul Göbel zu Spenden für einen Theaterneubau auf. Ernst Jäckh und Peter Bruckmann gründeten eine Ortsgruppe des Goethebundes, damit die Kunst ins Volk getragen wird, und unterstützten das Vorhaben mit einem weiteren Spendenaufruf im Jahr 1911.

Stadttheater von 1913

Siehe auch Hauptartikel Altes Theater (Heilbronn)

Das Stadttheater wurde von 1911 bis 1913 mit Mitteln aus der Bürgerschaft nach Plänen von Theodor Fischer errichtet und war von 1913 bis 1944 Spielstätte. Das Gebäude hatte den Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944 vergleichsweise unbeschadet überstanden und diente nach dem Krieg provisorisch hergerichtet verschiedenen Zwecken, bevor es 1970 gesprengt wurde.

Nachkriegszeit

Am 1. November 1945 begann der Theaterbetrieb der Nachkriegszeit im Festsaal der Trappenseegaststätte. Später gab es auch Vorstellungen in der Gaststätte Sonne in Sontheim, und schließlich wurde das nach dem Zweiten Weltkrieg neu erbaute Gewerkschaftshaus zur langjährigen Spielstätte. Das Gewerkschaftshaus war ursprünglich nicht als Theatergebäude erbaut worden, wurde jedoch durch mehrere Umbauten an die Anforderungen des Theaterbetriebs angepasst. Während erste Rufe nach einem zukunftsträchtigen Neubau laut wurden, dienten die Modernisierungen des Gewerkschaftshauses den Gegnern eines solchen Neubaus als Argument: Es sei fraglich, ob ein größeres Haus voll besetzt werden und kostendeckend arbeiten könne, wohingegen das Gewerkschaftshaus an Größe und Ausstattung ausreiche.

Stadttheater (1982)

Stadttheater mit Turm des Theaterforums K3, Blick von der Allee
Theaterforum K3

Die Planungen für einen Theaterneubau begannen bereits 1961 mit der Vorlage eines ersten Gutachtens durch den Architekten Gottlob Graubner. Zunächst war ein neuer Standort für das Theater vorgesehen, an dem auch in zwei baureifen Entwürfen von 1964 und 1971, bei der Überarbeitung des Entwurfs und des Kostenvoranschlags 1974/75 und beim Baubeschluss durch den Gemeinderat am 16. November 1978 noch festgehalten wurde. Im Jahr 1979 wurde das Projekt dann doch auf den Berliner Platz und damit auf den angestammten Standort des Theaters verlagert, der Entwurf wurde überarbeitet und neue Pläne wurden vorgelegt. Noch im November 1979 konnten die 30 wichtigsten Gewerke vergeben werden und der erste Spatenstich erfolgen. Bis 1982 entstand das moderne Stadttheater nach Plänen der Berliner Architekten Rudolf Biste und Kurt Gerling als komponiertes Haus mit seinem monolithischen Zentralbau.[3] Die Außenfassade in baltikbraunem, finnischen Granit, Glas und Kupfer erinnern an die alte Stadtmauer aus braunem Schilfsandstein, die einst hier stand. Das Foyer ist mit seinen großen Fenstern hell und einladend gestaltet. Die gesamten Baukosten betrugen rund 55 Millionen DM. Das Haus wurde am 16. November 1982 eröffnet, seine Bühnentechnik galt damals als äußerst modern. Vor dem Theater befindet sich seit 1983 der Theaterbrunnen.

Theaterforum K3 (2001)

Der angrenzende Berliner Platz blieb jedoch noch beinahe weitere 20 Jahre eine der größten Nachkriegsbrachen in der Innenstadt. Erst am 29. Juni 2001 konnte der Gebäudekomplex mit dem Theaterforum K3 komplettiert werden. Das Komödienhaus für das Heilbronner Logentheater wurde mit Kleists Das Käthchen von Heilbronn eingeweiht. Im selben Gebäude befinden sich die neue Stadtbibliothek, die Musikschule, mehrere Kinos und Geschäfte und ein Jazz-Club.

Pressekritik

Das Theater Heilbronn wurde weltweit bekannt durch die Europäische Erstaufführung von Corpus Christi des amerikanischen Autors Terrence McNally in Heilbronn vom September 1999 bis Februar 2000. Der Titel wurde offiziell als Heimatstadt des amerikanischen Künstlers angegeben, andere sehen darin eine Passionsgeschichte moderner Art: Jesus und seine Jünger werden darin als eine homosexuelle Männergruppe dargestellt, die Figur Marias ist als Transvestitenrolle angelegt und wird als Prostituierte dargestellt. Zitat aus dem schwäbischen Tagblatt vom 26. März 2000: Heilbronn ist nicht Oberammergau: „Heute Abend zum Beispiel geht sie über die Heilbronner Bühne, die heftig umstrittene Schwulen-Passion ‚Corpus Christi‘, […] Gewiss, der Menschensohn outet sich als schwul und ist mitunter sogar zu (glaubens) schwach zum Heilen. Doch nimmt er den oft strapazierten Begriff der Liebe ernst und manchmal wörtlich: Ein unchristliches, gefühlsverletzendes oder gar gotteslästerliches Machwerk stellen weder der Text noch die (ziemliche harmlose) Theateraufführung dar. Und dass die Inkarnation Christi auch einen Corpus haben kann, also nicht ganz ohne Sünde bleibt, muss als Idee erlaubt sein …“

Literatur und Einzelnachweise

  • 23 Jahre – die Theatermacher 1980–2003. Hrsg. vom Theaterverein Heilbronn. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2003, ISBN 3-8313-1155-2
  1. Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8
  2. Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. 3. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1966 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 14). S. 46
  3. Bernhard Lattner mit Texten von Joachim J. Hennze: Stille Zeitzeugen. 500 Jahre Heilbronner Architektur. Edition Lattner, Heilbronn 2005, ISBN 3-9807729-6-9

Weblinks

49.145749.222517Koordinaten: 49° 8′ 45″ N, 9° 13′ 21″ O


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