Stadtbibliothek Heilbronn

Stadtbibliothek Heilbronn
Eingang zum Theaterforum K3

Die Stadtbibliothek Heilbronn wurde 1903 gegründet und zählt mit einem Bestand von rund 250.000 Bänden und einer Fläche von 2.800 m² zu den größten kommunalen Bibliotheken Baden-Württembergs. Die Hauptstelle befand sich mehrere Jahrzehnte im ab 1958 wiederaufgebauten Heilbronner Deutschhof. Ihr neuer Standort ist seit Mai 2001 das Theaterforum K3. Zur Stadtbibliothek gehören die beiden Zweigstellen in Heilbronn-Böckingen und Heilbronn-Biberach sowie eine Fahrbücherei.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Beginn im Kirchhöfle

Die Gründung der Heilbronner Stadtbibliothek geht auf private Stiftungen zurück. Zunächst bestand die Staatsrat von Goppelt'sche Stiftung für Bildungszwecke mit Vermögen aus dem Nachlass von Adolf von Goppelt (1800–1875), auf deren Anregung bereits 1893 eine städtische Kommission zur Gründung einer öffentlichen Bibliothek gebildet wurde. Nach dem Tod des Gemeinderats Gustav Braun im Jahr 1900 kam aus dessen Vermächtnis weiteres Stiftungsvermögen zur Gründung und zum Unterhalt einer städtischen Volksbibliothek hinzu. Im Jahr 1901 fand man im Kirchhöfle 1 mit dem ehemaligen katholischen Mädchenpensionat, vormals auch schon Sitz der Realschule, ein geeignetes Gebäude, das nach einem Umbau als Bibliothek mit Lesehalle dienen könnte. Die Baupläne wurden im Herbst 1902 vorgelegt, anschließend begann der Umbau des Gebäudes. Im ersten Obergeschoss wurde ein Büchermagazin eingerichtet, im zweiten Obergeschoss waren der Lesesaal und Büroräume. Gleichzeitig begann der Ankauf von Literatur gemäß einer Liste von etwa 4000 Titeln, die die Bibliothekarin Marie Friz zusammengestellt hatte.

Am 28. Mai 1903 wurde die Städtische Volksbibliothek mit Lesehalle im Kirchhöfle 1 eröffnet. Zur Eröffnung besaß die Bibliothek einen Bestand von 2387 Bänden, der bis April 1904 bereits auf über 4000 Bände anwuchs. Zum Ende des Betriebsjahres 1910/11 gab es etwa 11.200 Bände.

Eine größere Reorganisation der Baulichkeiten und der Schalterbücherei erfolgte 1924/25. Zu jener Zeit wurden auch weitere 5000 Bände sowie 1000 Jugendbüchern aus einer Spende des Talheimer Lehrers und Gründers der Heilbronner Volkshochschule, Christian Leichtle (1892–1949), angeschafft.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Bibliothek dem Stadtarchiv Heilbronn angegliedert. Gleichzeitig wurden die ehemaligen Ortsbüchereien in Böckingen und Neckargartach nach der Eingemeindung dieser Orte zu Zweigstellen der Bücherei. Gemäß einer Anweisung der Reichsschrifttumskammer wurden Bücher verbotener Autoren aus dem Bestand entfernt. 1939 entstand in Sontheim noch eine weitere Zweigstelle. Das Heilbronner Bibliotheksgebäude mit einem Bestand von 16.000 Bänden wurde am 4. Dezember 1944 beim Luftangriff auf Heilbronn zerstört, auch die drei Zweigstellen haben den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden.

Wechselnde Standorte in der Nachkriegszeit

Das Schießhaus in Heilbronn um 1952, damals Standort der Stadtbibliothek

Ab 1946 setzte sich vor allem wieder Christian Leichtle für den Wiederaufbau der Bibliothek ein. Am 25. März 1947 erfolgte die Wiedereröffnung im zuvor von der Heilbronner Stimme genutzten Schießhaus mit Beständen der ehemaligen Außenstellen und der Unterstützung der Amerikaner. Der Anfangsbestand lag bei 1900 Büchern. Ausgeliehen werden konnten zunächst nur englischsprachige Bücher, da es im ersten Nachkriegsbestand noch an deutschen Büchern mangelte.

Im Sommer 1948 kam es zur Eröffnung einer eigenen Bibliothek im Amerika-Haus (ehemalige Villa Lichdi, Ecke Lerchen-/Alexanderstraße) und damit zur Ausgliederung des englischsprachigen Buchbestandes. Die American Library hatte 1951 rund 8300 Bücher im Bestand, davon rund zwei Drittel in englischer Sprache.

Der Bibliotheksbestand im Schießhaus konnte unterdessen bis Ende 1948 auf etwa 3100 Bücher erhöht werden. Ab Juni 1949 wurde dann die Buchausleihe wieder eingeführt: Für eine Leihgebühr von 10 Pfennig (Jugendliche bis 18 Jahre, Kleinrentner und Erwerbslose 5 Pfennig) konnten Bücher mit nach Hause genommen werden. Drei Jahre später eröffnete die neue Jugendbücherei im Schießhaus. 1953 zog die Stadtbibliothek in das Gebäude des Alten Stadttheaters um, wo sie anfangs einen Bestand von 11.000 Büchern hatte. Das Amerika-Haus wurde im selben Jahr geschlossen und der dortige inzwischen auf 13.000 Bände angewachsene Bücherbestand wieder in die Stadtbibliothek eingegliedert. Aus Platzmangel kamen die Bücher der American Library vorübergehend im Heilbronner Rathaus unter, wo sie schon im Freihandsystem zur Verfügung standen, während im Alten Stadttheater mit dem restlichen Bestand noch Thekenbücherei betrieben wurde.

1957 fiel der Beschluss zum Umzug in den Deutschhof, so dass mit der Überarbeitung des Gesamtbestandes für die Freihandausleihe begonnen wurde. 1959 hatte die Bibliothek einen Bestand von rund 30.000 Bänden.

Umzug in den Deutschhof 1961

Der bis 2011 genutzte Bücherbus vor dem ehemaligen Rathaus des Stadtteils Neckargartach

1961 kam es dann zum Umzug der Stadtbücherei in den wieder aufgebauten Deutschhof. Die Bibliothek wurde dort mit einem Bestand von 37.000 Medien, darunter erstmals auch eine eigene Musikabteilung mit Noten und Schallplatten, am 29. September 1961 eröffnet. Die Bücher waren im Deutschhof nun alle in Freihandsystematik verfügbar. Im Jahre 1962 wurden die Ausleihgebühren abgeschafft, drei Jahre später die Fahrbücherei in Betrieb genommen.

Die Heilbronner Stadtbibliothek hatte in den 1960er Jahren überregionale Bedeutung. 1964 wurde die Einrichtung von einer Delegation kanadischer Bibliothekdsirektoren besichtigt, 1966 vom Bibliotheksdirektor aus Nowosibirsk. Bibliotheksleiter Hans Ulrich Eberle (1927–1988) wurde 1968 zum Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg des Vereins Deutscher Volksbibliothekare gewählt und führte danach zahlreiche Tagungen und Treffen in Heilbronn durch.

1972 bis 1975 wurde die Bibliothek durch die Eröffnung von Zweigstellen in der Kleist-Realschule in Böckingen (1972) mit einem Anfangsbestand von 5000 Büchern, der Zweigstelle Biberach im Alten Schulhaus (1974), die aus der vormaligen Biberacher Gemeindebücherei hervorgegangen war, sowie der Zweigstelle im Bürgerhaus Böckingen (1975) vergrößert, 1975 konnten zudem erstmals Musikkassetten und Hörbücher ausgeliehen werden.

1976 wurde die Anmeldegebühr erlassen. Die Bibliotheksnutzung wurde damit kostenlos.

1993 kam das Ende der Katalogkästen: Die Kataloge und die Verbuchung wurden auf EDV umgestellt. Ab 1995 mussten die Benutzer eine Jahresausleihgebühr von 20 DM für Erwachsene bezahlen. 1998 wurde die EDV grundlegend erneuert. Im selben Jahr fiel der Beschluss des Gemeinderats zum Umzug der Stadtbibliothek in das Theaterforum K3 am Berliner Platz. Während der Planungsphase wurde das 1990 von der Stadt Heilbronn erworbene Kleist-Archiv Sembdner aus der Stadtbibliothek ausgegliedert.

Stadtbibliothek im Theaterforum K3 seit 2001

Zeitschriftenbereich der Stadtbibliothek im Theaterforum K3

Im Mai 2001 zog die Heilbronner Stadtbibliothek ins Theaterforum K3 am Berliner Platz um. Dabei wurde Ausleihe von Karten, DVDs und CD-ROMs neu eingeführt. Ein Jahr später wurde erstmals die Millionengrenze bei der Jahresausleihe überschritten. Mit der Gründung des Fördervereins Lesen – Hören – Wissen – Freundeskreis der Stadtbibliothek Heilbronn e.V. wurde 2003 ein Unterstützerkreis für die Bibliothek eingerichtet. 2007 wurde das Rechercheportal Bibnetz eingerichtet, ein Jahr später die Selbstverbuchung mit RFID in der Hauptstelle im K3. Seit 2009 steht auch die Online-Bibliothek Heilbronn-Franken zur Verfügung. Im Jahr 2011 wurde die Jahresgebühr von 14 auf 16 Euro erhöht und ein neuer Bücherbus angeschafft.

Medienangebot

Rückgabetheke

Das Medienangebot der Stadtbibliothek Heilbronn umfasst heute Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Noten, sowie fremdsprachige Medien für Erwachsene, Kinder und Jugendliche als gedruckte Medien. Hinzukommen Spiele (Brettspiele, PC- und Konsolenspiele) und audiovisuelle Medien (CDs, CD-ROMs, DVDs, DVD-ROMs, Videos, MP3-CDs, Kassetten, Schallplatten). Daneben stehen als Download-Medien E-Books, E-Audios, E-Videos und E-Papers zur Verfügung, und es existiert ein Rechercheportal mit wissenschaftlichen Datenbanken, Unternehmensinformationen und Pressearchiven. Darüber hinaus werden Fernleihbestellungen aus wissenschaftlichen Bibliotheken durchgeführt.

Service

Die Stadtbibliothek Heilbronn trägt zu Bildung, Forschung, Kultur und Freizeitgestaltung aller Bürger bei. Dazu arbeitet sie mit Schulen, Kindergärten und Senioreneinrichtungen zusammen, bietet Veranstaltungen (beispielsweise Lesungen) und Führungen sowie eine Infothek der Verbraucherzentrale an. Ein Broschürenservice, Newsletter, öffentliche PCs, ein Kopierer, WLAN und ein Anspielraum mit Klavier komplettieren das Angebot der Einrichtung. Die Hauptstelle im K3 ist behindertengerecht ausgestattet.

Wichtige Kennzahlen

Im Jahr 2008 verzeichnete die Stadtbibliothek Heilbronn 427.870 Besucher, davon waren 18.681 aktive Entleiher. 1.084.787 Medien wurden entliehen. Der Medienbestand lag bei 250.055 Stück. Es wurden 437 Veranstaltungen und Führungen durchgeführt. Für den Bibliotheksbetrieb waren 25,5 Planstellen eingerichtet.

Literatur

  • „Im Lesesaal ist Stille zu beobachten“. Von der Volksbibliothek mit Lesehalle zur Stadtbibliothek. 100 Jahre Stadtbibliothek Heilbronn. Stadtbibliothek Heilbronn, Heilbronn 2003 (hier als PDF-Datei; 1,8 MB)

Weblinks


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