- Theaterwandmotiv
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Das Theaterwandmotiv ist das wichtigste Aufrissgliederungsschema der klassisch-römischen und der neuzeitlichen Architektur. Im Theaterwandmotiv wird eine Säulen-Gebälk-Stellung vor eine Pfeiler-Bogen-Stellung gestellt. Pfeiler und Bogen übernehmen dabei Funktionen im statischen Gesamtgefüge des Gebäudes, während Säule und Gebälk nur gliedernde und selbsttragende Funktion haben. Der Begriff wird aus der ursprünglichen Verwendung des Motives für die Gliederung der Außenwände römischer Amphitheater abgeleitet.
Das Theaterwandmotiv wurde zum ersten Mal in monumentaler Form in den Außenwänden des Kolosseums in Rom verwendet. Es stellte eine Erweiterung der Gliederungsmöglichkeiten der griechisch-antiken Architektur dar und bot die Möglichkeit, auch massive Wände mit den Mitteln der klassisch-griechischen Säulenordnung zu gliedern.
Im Zusammenhang mit dem Theaterwandmotiv werden in der Regel Säulen verschiedener Ordnungen übereinander gestapelt. Dabei gilt folgende Hierarchie für die Abfolge der Ordnungen (von unten nach oben): toskanisch, dorisch, ionisch, korinthisch und komposit. Dem entspricht die Vorstellung, dass die Säulenordnungen die verschiedenen Sphären menschlichen Daseins verkörpern, wie sie in der Klassengesellschaft vom republikanischen Rom bis zur Neuzeit üblich waren. Es können dabei die Sphären des Daseins (Stein, Pflanze, Tier, Mensch) oder die Sphären der Gesellschaft (vom Bauer bis zum Kaiser) gemeint sein.
Weite Verbreitung fand das Theaterwandmotiv als Gliederungselement für neuzeitliche Architektur durch die an der römischen Antike orientierten Traktate der Renaissance. Für Alberti steht das Zwei-Schichten-Modell des Theaterwandmotives im engen Zusammenhang mit seiner Definition von Schönheit (pulchritudo) und Ornament (ornamentum). Der Mauerwerkskörper, zu dem die Pfeiler-Bogen-Stellung gehört, ist, so Alberti, der eigentliche Träger der Schönheit. Er wird aus Wandscheiben zusammengesetzt, die durch Mauerwerksarkaturen, zusammengesetzt aus Pfeiler und Bogen, perforiert werden.
Da der Zustand absoluter Schönheit in der Wirklichkeit nicht erreichbar sei, bedürfe das Gebäude des äußerlich aufgebrachten Ornamentes, um seine Vorzüge zu unterstreichen und seine Schwächen zu verdecken. Der kostbarste Baustein des Ornamentes sei die Säule mit dem zugehörigen Gebälk. Aus der Kombination der Sphären von Schönheit und Ornament ergibt sich, dass Säulen-Gebälk-Stellungen als Ornamentschicht vor Pfeiler-Bogen-Stellungen stehen, wie dies exemplarisch im Theaterwandmotiv demonstriert wird.
Bei Serlio wird das System der Arkaturgliederung durch vorgeblendete Säulen-Gebälk-Stellungen im vierten Buch im Kapitel über die toskanische Ordnung vorgestellt. Nach der systematischen Einführung stellt Serlio in den Grafiken zu den anderen Ordnungen eine breite Palette von Nutzungsmöglichkeiten für das Theaterwandmotives vor.
In den nachfolgenden, auf Grafik basierten Traktaten von Palladio, Vincenzo Scamozzi und Vignola wird neben der reinen Säulen-Gebälk-Stellung der griechischen Architektur immer auch ein ordnungsgerechtes Theaterwandmotiv als Modell für die Gliederung einer geschlossenen Wand abgebildet.
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