Themenstraße

Themenstraße
Hinweis auf eine Ferienstraße
Barockstraßenlogo

Eine Ferienstraße (Themen-, Fremdenverkehrs-, Touristen- oder Touristikstraße bzw. -route) ist laut dem ADAC (1995) eine auf Dauer angelegte Reiseroute mit einem speziellen Thema, die den Zweck verfolgt, das Gebiet der Streckenführung touristisch besser zu vermarkten.[1] Eine Sonderform der Ferienstraße ist die Panoramastraße. Dabei handelt es sich um eine Straße, die zahlreiche Ausblicke (Panorama) auf landschaftliche Schönheiten ermöglicht.

In Österreich werden Ferienstraßen Erlebnisstraßen genannt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Typisch für Ferienstraßen ist laut einer Definition des „Deutschen Fremdenverkehrsverbandes“ von 1981:

  • Eine landschaftlich oder kulturell sinnvolle leitthematische Benennung
  • Eine dauerhafte Ausweisung und Vermarktung
  • Eine eindeutige Streckenführung ohne die Benutzung von Autobahnen
  • Ein Verzeichnis besichtigenswerter Objekte entlang der Strecke
  • Die Einrichtung einer zentrale Informationsstelle
  • Ein möglichst mehrsprachiges Informationsmaterial (Karten, Prospekte)
  • Eine vollständige Beschilderung
  • Die Verwendung von Logos und Slogans
  • Eine eindeutig verantwortliche Trägerschaft mit satzungsmäßig festgelegten Zielen und Aufgaben
  • Eine Bemühung um staatliche Anerkennung in Form von Mittelzuweisungen bzw. Unterstützung.[2]

Zur Kennzeichnung von Ferienstraßen findet in Deutschland insbesondere das in Braun mit weißer Schrift gehaltene amtliche Richtzeichen 386-51 Verwendung[3] (Größe: 200x750 mm oder 200x1000 mm), auf dem das Logo der jeweiligen Straße oder eine Raute ohne Logo abgebildet ist. Schilder, die auf Ferienstraßen hinweisen, dürfen nicht zusammen mit anderen Verkehrsschildern aufgestellt werden.

Ferienstraßen fallen zumeist nicht mit den stark befahrenden Hauptrouten der Region zusammen. Teils wurden sie bereits als vorwiegend touristische Straßen gebaut, teils entstanden sie durch entsprechende Kennzeichnung bestehender Straßen. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 150 Ferienstraßen, in Österreich über 60 Erlebnisstraßen. Etwa die Hälfte der deutschen Ferienstraßen verläuft linienförmig, etwa ein Viertel ringförmig und ebenfalls ein Viertel netzartig.[4] Die längste Ferienstraße, die ausschließlich innerhalb Deutschlands verläuft, ist die 1.738 km lange Deutsche Ferienroute Alpen-Ostsee. Zwei Drittel aller deutschen Ferienstraßen sind kürzer als 200 km.

Das Bereisen touristischer Straßen erweist sich als ein Mix aus Bauwerksbesichtigung, Museumsbesuch und Landschafts- bzw. Stadtbesichtigung, möglicherweise verbunden mit einem Eventbesuch.[5]

Geschichte

Die älteste deutsche Ferienstraße ist die 1927 gegründete Deutsche Alpenstraße. Etwa zeitgleich entstand der Blue Ridge Parkway in den Appalachen. Bereits diese beiden Straßen zeigen, wie Landschaftserlebnisse für Autofahrer auf Touristikstraßen inszeniert wurden und welche Konflikte sich durch die divergierende Nutzungsinteressen an der „Landschaft“ ergaben. Dabei handelt es sich nicht um eine tatsächlich naturbelassene Ur-Landschaft, sondern um eine von Menschen gestaltete, deren Wahrnehmung durch kulturell bestimmte Konstrukte (wie Reiseführer, Aussichtspunkte und eine möglichst „szenische“ Linienführung von Straßen und Wegen) beeinflusst wird.[6]

Bis 1950 entstanden in Deutschland vier weitere Touristische Routen, und zwar die Deutsche Weinstraße (1935), die Schwarzwaldhochstraße (1939), die Grüne Küstenstraße (1946) (die heute nicht mehr touristisch vermarktet wird) sowie die Romantische Straße (1950). Während zwei Gründungswellen entstanden etwa 90% aller Touristischen Routen: Die erste Gründungswelle fand in den 1970er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland statt, die zweiten Gründungswelle in den 1990er Jahren, v.a. in Ostdeutschland.[7]

Anfangs waren Touristische Routen hauptsächlich auf Autotouristen ausgerichtet. Erst mit den 1990er Jahren fand ein Bedeutungswandel statt, indem sich Touristische Routen zunehmend alternativen Reiseverkehrsmitteln öffneten. Ursächlich hierfür war u.a. die gestiegene Umweltsensibilisierung. Allerdings ist immer noch der Pkw das beliebteste Verkehrsmittel, vor allem für Kurzurlaube und Wochenendausflüge. Noch heute sind viele Touristische Routen mit dem Auto befahrbar und nur teilweise mit alternativen Reiseverkehrsmitteln erlebbar.[8]

Marketing und Regionalpolitik

Initatioren von Ferienstraßen sind vielfach Regionen, die bestrebt sind, sich besser touristisch zu vermarkten. Typische Themen sind Landschaften, (ehemaliges) regionaltypisches Gewerbe oder kulturelles Erbe. Die Zielgruppe einer Themenstraße sind kulturell interessierte Touristen.[9]

Ferienstraßen werden in Deutschland definiert als Leistungsbündel überörtlicher Marketingziele von Städte- und Gebietsgemeinschaftenen, die im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP) zusammenwirken. Die rechtliche Organisationsform dieses Zusammenwirkens ist zumeist der eingetragene Verein.[10] Ziele der Kooperation sind die Sicherung von Marktanteilen, Gewinnung bzw. Bindung bestimmter Zielgruppen, bessere infrastrukturelle Auslastung in touristischen Nebenzeiten bzw. eine Verlängerung der touristischen Saison[11] sowie der Ausbau eines nationalen und internationalen Images. Es geht darum, in Form eines Cross marketing (potenziellen) Touristen die (auch kulturellen) Produkte der Region(en) nahezubringen und Netzwerke verschiedenster Anbieter zu schaffen.[12]

Von zentraler Bedeutung für die Schaffung neuer Ferienstraßen und deren Betrieb ist die Finanzierung mit Mitteln der Europäischen Union, insbesondere im Rahmen des Programms LEADER.[13]

Erfolgreich im Sinne der Initiatoren einer Ferienstraße können diese nach Auffasung der „Deutschen Zentrale für Tourismus“ (DZT) nur dann sein, wenn die folgenden Basis-Faktoren gegeben sind:

  • Professionelles Marketing durch eine zentrale Stelle
  • Eindeutige Orientierung am Gästenutzen, vor allem an der Nachfrage und nicht an Bürostunden orientierte Öffnungszeiten
  • Geschlossene Serviceketten mit einer Infrastruktur, die Gelegenheiten schafft, Geld auszugeben
  • Professionelle Information und Kommunikation durch Beschilderung, Karten, Broschüren
  • Unbedingter Kooperationswille aller Beteiligten
  • Ständige Weiterentwicklung und Qualitätsverbesserung durch Innenmarketingprojekte.[14]

Kritik

In Deutschland gibt es zwar über 100 Ferienstraßen, jedoch haben es nur wenige davon geschafft, ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu gelangen - dem eigentlichen Ziel, weshalb diese Ferienstraßen zum Teil mit hohem Aufwand angelegt worden sind. Deshalb hat die „DFMS Deutsche Ferienstraßen MarketingService e.K.“ - eine Initiative in Kooperation mit dem ADAC zur Vermarktung Deutscher Ferienstraßen - es sich zum Ziel gesetzt, ein breites Publikum im In- und Ausland besser als bisher über das Angebot Deutscher Ferienstraßen zu informieren.[15]

Es gibt auch Ferienstraßen, die in vielen Karten noch eingetragen sind, aber nicht mehr vermarktet werden. Ein Beispiel hierfür ist die „Oldtimer-Route“ im Osnabrücker Land. Einige der für die Errichtung dieser Route maßgeblichen Stationen existieren entweder nicht mehr oder sind an einen Standort abseits der Route verlegt worden.[16] Der DZT zufolge gilt der Grundsatz, dass nur systematisch und kontinuierlich vermarktete Straßen einen Nutzen für ihre Tourismusregion bringen. Tatsächlich verdienen es in Deutschland demnach nur rund ein Dutzend Straßen, mit dem Gedanken an eine ordentliche Vermarktung in Verbindung gebracht zu werden.[17]

Straßenliste (Auswahl)

Straßen in Deutschland

Die deutsche Grenze überschreitende Straßen

Deutsch-niederländische Straßen

Deutsch-belgische Straßen

  • Venn- und Seenroute

Deutsch-französische Straßen

  • Deutsch-französische Touristik-Route
  • Freundschaftsstraße
  • Grüne Straße[56][57]
  • Heinrich-Schickhardt-Kulturstraße

Deutsch-schweizerische Straßen

Deutsch-tschechische Straßen

Deutsch-polnische Straßen

Durch mehr als zwei Länder führende Straßen

Straßen außerhalb Deutschlands

Weinstraßen

  • Steirische Weinstraße (Südsteiermark/Österreich), bestehend aus:
  • Schilcherweinstraße in der Weststeiermark/Österreich
  • Weinstraße Niederösterreich[58]
  • Slowakisch-Österreichische Weinstraße[59]
    • Römerweinstraße Carnuntum in Niederösterreich
    • Burgenländische Weinstraße im Burgenland
      • Neusiedler-See-Weinstraße
      • Seewinkel-Weinstraße
    • Kleinkarpaten-Weinstraße (Malokarpatská vínna cesta) in der Slowakei
  • Königsweinstraße Nitra (Nitrianska Král'ovská vínna cesta) in der Slowakei
  • Weinstraße Záhorie (Vínna cesta Záhorie) in der Slowakei
  • Südtiroler Weinstraße in Italien.
  • Rota dos Vinhos do Alentejo Weinstraße des Alentejo, Portugal
  • Elsässer Weinstraße in Frankreich
  • Luxemburger Weinstraße an der Mosel

Einzelnachweise

  1. Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt, Referat Tourismus / Hochschule Harz, Bereich Tourismuswirtschaft (Hrsg.): Handbuch Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt. 2002. S.18
  2. zitiert nach Evaluation der Route der Industriekultur. Studentisches Forschungsprojekt der Universität Dortmund. 2006. S.6
  3. Verwaltungsverordnung zu Richtzeichen 386
  4. Evaluation der Route der Industriekultur. Studentisches Forschungsprojekt der Universität Dortmund. 2006. S.7
  5. Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt, Referat Tourismus / Hochschule Harz, Bereich Tourismuswirtschaft (Hrsg.): Handbuch Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt. 2002. S.14
  6. Arbeitskreis Verkehrsgeschichte der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (GUG): Geschichte der Straße. Bau, Nutzung, Raumerschließung von Fernstraßen Bericht einer Tagung vom 11. – 12. Mai 2006
  7. Silvia Bochmann: Die Deutsche Fährstraße – Konzept einer neuen Touristischen Route in Deutschland. Diplomarbeit 2004. S.7
  8. Silvia Bochmann: Die Deutsche Fährstraße – Konzept einer neuen Touristischen Route in Deutschland. Diplomarbeit 2004. S.5
  9. Landratsamt Kyffhäuserkreis. Amt für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Kreisentwicklung: Verbesserte Ausschilderung touristischer Hauptobjekte
  10. Silvia Bochmann: Die Deutsche Fährstraße – Konzept einer neuen Touristischen Route in Deutschland. Diplomarbeit 2004. S.8
  11. Kim Meyer-Cech Käsestraße, Schlösserstraße und nachhaltige Regionalentwicklung
  12. Landestourismusverband Sachsen e.V.: Herausforderungen an das Destinationsmanagement und die Finanzierung des Tourismus in Sachsen, dargestellt am Beispiel der Ferienregion Oberlausitz Fachtagung Destinationsmanagement und Finanzierung im Tourismus. Chemnitz, 1. November 2007
  13. Landkreis Dithmarschen: Die Deutsche Kohlstraße - Neue Ferienstraße an der Nordseeküste zwischen Hamburg und Sylt Pressemitteilung vom 18. September 2007
  14. Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt, Referat Tourismus / Hochschule Harz, Bereich Tourismuswirtschaft (Hrsg.): Handbuch Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt. 2002. S.24
  15. InfoServicePortal Deutscher Ferienstraßen: Entdecke die Vielfalt Deutschlands ...
  16. Riders' Guide: Teutoburger Wald
  17. Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt, Referat Tourismus / Hochschule Harz, Bereich Tourismuswirtschaft (Hrsg.): Handbuch Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt. 2002. S.22
  18. Internetauftritt der Artland-Route im Osnabrücker-Land
  19. Internetauftritt der Bayerischen Eisenstraße
  20. Internetauftritt der Beelitzer Spargelstraße
  21. Internetauftritt der Bertha Benz Memorial Route
  22. Internetauftritt der Bier- und Burgenstraße
  23. Internetauftritt der Bramgau-Route im Osnabrücker-Land
  24. Internetauftritt der Dampfbahnroute
  25. Internetauftritt der Deutschen Kohlstraße im Landkreis Dithmarschen
  26. Internetauftritt der Deutschen Storchenstraße
  27. Internetauftritt der Energie-Route
  28. Internetauftritt der Fantastischen Straße
  29. Bundesministerium für Wirtschaft: Themenstraßen des Handwerks
  30. Der „Spiegel“ über die Fränkische Bierstraße
  31. Internetauftritt des „Vereins Deutsches Küstenland“
  32. Internetauftritt der Historischen Raiffeisenstraße
  33. Internetauftritt des Hochrhön-Rings
  34. Internetauftritt der Hochsauerland-Höhenstraße
  35. Internetauftritt der Kannenbäckerstraße
  36. Karte der Kyffhäuser-Route
  37. Internetauftritt der Lehm- und Backsteinstraße
  38. Internetauftritt der Loreley-Burgenstraße
  39. Internetauftritt der Motorradstraße Deutschland
  40. Internetauftritt der Naheweinstraße
  41. Internetauftritt Nebenstraßen der Romanik
  42. Internetauftritt der Niedersächsischen Milchstraße
  43. Internetauftritt der Osning-Route
  44. Internetauftritt der ERIH
  45. Internetauftritt der Rheingauer Rieslingroute
  46. Internetauftritt des Naturparks Hoher Vogelsberg
  47. http://www.badische-seiten.de/schauinsland/schauinslandstrasse.php Internetauftritt der Schauinslandstraße]
  48. Internetauftritt der Schwarzwald-Bäder-Straße
  49. Internetauftritt der Schwarzwald-Panoramastraße
  50. Internetauftritt der Schwarzwald Tälerstraße
  51. Internetauftritt der Störtebekerstraße
  52. Internetauftritt der Straße der Fachwerkromantik
  53. Internetauftritt der Weinstraße Kraichgau-Stromberg
  54. Internetauftritt der Hamaland-Route
  55. Internetauftritt der Pionier-Routen
  56. ADAC (Hrsg.): Unterwegs auf Deutschlands Ferienstraßen. ADAC Jahresgabe 1998/1999, S. 62 - 64, Durch Himmelreich und Höllental
  57. Internetauftritt Grüne Straße
  58. Karte der Weinstraße Niederösterreich
  59. Wien international: Weinreise zum Nachbarn

Weblinks


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