- Theoretischer Term
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Mit Theoretischer Begriff oder auch Theoretischer Term wird in der Wissenschaftstheorie ein Begriff innerhalb der theoretischen Sprache einer empirischen Wissenschaft verstanden. Die Analyse der Rolle dieser Begriffe innerhalb von empirischen Theorien und ihre Rückführbarkeit auf Begriffe der Beobachtungsprache, in welcher Beobachtungen notiert werden, brachten wichtige Erkenntnisse für die Wissenschaftstheorie. Die Probleme, welche mit den theoretischen Begriffen verbunden sind, spielten insbesondere für die Entwicklung des Logischen Empirismus hin zur heutigen Analytischen Philosophie eine bedeutende Rolle.
Nichtzurückführbare theoretische Begriffe
Ursprünglich war im Logischen Empirismus z. B. von Rudolf Carnap eine Zweiteilung der wissenschaftlichen Sprache in theoretische Sprache - in welcher die Theorie formuliert ist - und Beobachtungssprache - in welcher die zur Überprüfung der Theorie gemachten Beobachtungsresultate notiert werden - vertreten worden. Dabei wurde zunächst angenommen, dass letztlich alle theoretischen Begriffe auf die Beobachtungssprache reduziert werden können. Eines der bedeutendsten Resultate der Wissenschaftstheorie des 20. Jahrhunderts war nun die Entdeckung R. Carnaps und anderer, dass es theoretische Begriffe gibt, bei welchen eine Rückführung auf die Beobachtungssprache sehr problematisch ist. Zu diesen Begriffen gehören dispositionelle Begriffe (z. B. Begriffe die auf „–lich“ enden wie „wasserlöslich“), metrische Begriffe (z. B. „Masse“) und auch Begriffe wie „Elektron“ und „Wellenfunktion“. Zwar sind Methoden bekannt (Carnaps Reduktionssätze, Craig's Theorem, Bildung des Ramsey Satzes) mit denen Theoretische Terme insofern eliminiert werden können, als diese Methoden es erlauben, aus einer ursprünglichen Theorie mit theoretischen Termen eine neue in einer reinen Beobachtungssprache formulierte Theorie zu konstruieren, welche denselben empirischen Gehalt wie die ursprüngliche Theorie mit den Theoretischen Termen besitzt. Jedoch haben die bisher bekannten Methoden alle insofern gravierende Nachteile, als die dabei entstehenden in der Beobachtungssprache formulierten Theorien im alltäglichen Wissenschaftsbetrieb aus verschiedenen Gründen nicht handhabbar und unzweckmässig sind. So liefert etwa die Konstruktion über Craig's Theorem zwar eine Theorie ohne theoretische Terme, jedoch hat diese in nichttrivialen Fällen eine unendliche Anzahl von Axiomen. Diese Methoden sind deshalb mehr von wissenschafttheoretischem als praktischem Interesse. Oft wird deshalb die Aussage gemacht, dass Theoretische Terme nicht auf die Beobachtungssprache zurückgeführt werden können. Diese Aussage basiert aber nicht auf logisch zwingend Gründen, sondern letztlich auf Zweckmässigkeitsüberlegungen betreffend den praktisch arbeitenden Wissenschaftler.
Bedeutung
Die Entdeckung, dass die Wissenschaft ohne solche nicht (bzw. nur partiell) in der Beobachtungsprache definierbaren theoretische Begriffe praktisch nicht auskommt, hatte weitreichende Bedeutung. So wurde dadurch klar, dass das vom Logischen Empirismus aufgestellte Sinnkriterium für wissenschaftliche Theorien in seiner ursprünglichen Form, nach der alle Aussagen einer Theorie prinzipiell direkt überprüfbar sein müssen oder - in einer abgeschwächten Version - wenigstens die darin enthaltenen Begriffe definitorisch auf Begriffe der Beobachtungsprache zurückzuführen sind, nicht haltbar ist. R. Carnap hat daraufhin ein modifiziertes Sinnkriterium für empirische Theorien vorgeschlagen. Demnach sind Aussagen die solche nicht in der Beobachtungssprachen definierbaren theoretische Begriffe enthalten und deswegen nicht direkt überprüft werden können zwar erlaubt, aber nur insofern als diese theoretischen Begriffe eine Voraussagerelevanz haben. D.h. die Theorie muss insgesamt durch die Einführung eines solchen Begriffes mehr prüfbare Voraussagen machen als wenn man diesen Begriff weg ließe. Einige analytische Philosophen vertreten nicht zuletzt wegen der theoretischen Begriffe auch die Meinung, dass dieses modifizierte Sinnkriterium - ähnlich wie in K. Poppers kritischen Rationalismus - besser als Abgrenzungskriterium zwischen empirischen Wissenschaften und der Metaphysik aufzufassen sei, ohne letztere grundsätzlich als sinnlos anzusehen. Genauso wie man den theoretischen Begriff „Elektron“ in empirischen Theorien sinnvoll verwenden könne, könne man in der Metaphysik auch Begriffe wie z. B. „Das Absolute“ sinnvoll diskutieren. Die Problematik der theoretischen Begriffe hat somit stark dazu beigetragen, dass viele alte metaphysische Fragestellungen, welche im Logischen Empirismus als Scheinprobleme angesehen wurden, heute in der Analytischen Philosophie in modifizierter Form und auf neuer Grundlage wieder diskutiert werden.
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