Thimus

Thimus

Albert von Thimus (* 23. Mai 1806 in Aachen; † 6. November 1878 in Köln) - auch Albert Freiherr von Thimus - war ein deutscher Appellationsgerichtsrat. Er trieb Privatstudien, die in seinem zweibändigen Werk: „Die harmonikale Symbolik des Alterthums“ gipfelten. Ein dritter Band gilt als verschollen. Seine Impulse für eine andere Musikauffassung wurden später von Hans Kayser aufgegriffen.

Inhaltsverzeichnis

Harmonikale Symbolik des Altertums

Albert von Thimus hat im 19. Jahrhundert eine entscheidende Weiche gestellt, um die Harmonik zu etablieren. Harmonik verstand er als eine auf Zahlenverhältnisse basierende, sich in Musik, Architektur, Kunst, Kultur usw. ausdrückende Proportionslehre. Musik basiert auf Zahlen und deren Verhältnissen zueinander. Die gleichen Gesetzmäßigkeiten der Musik spiegeln sich auch im Menschen und in der Welt wider. Von Thimus baute durch seine Forschungen eine Brücke, die zwischen dem 17. und dem 20. Jahrhundert vermittelte. Sein Werk verstand er als Rekonstruktion ursprünglicher pythagoreischer Weisheit.

Von Thimus sah seine Aufgabe darin, die pythagoreische Schule aus harmonikalen Wurzeln abzuleiten und so einen Beitrag zu einer einheitlichen und ganzheitlichen Weltsicht zu leisten. Er arbeitete das Sefer Jezira, das I Ging, ägyptische, orientalische, griechische, lateinische Texte usw. in sein Buch ein, die er im Sinne einer harmonikalen Art und Weise interpretierte.

Musikalische Tradition des Albert von Thimus

Von Thimus befindet sich in einem bestimmten musikalischen Kontext. Um sein Werk zu verstehen, muss man die Musiktradition verstehen, die dahinter liegt. Ihr liegt die Einteilung der Musik auf drei verschiedene Art und Weisen zugrunde. 1. Musica instrumentalis, der Instrumentalmusik, die von Musikern ausgeübt und gegebenenfalls auch komponiert wird. 2. Musica humana oder Musik des Menschen. Sie beschreibt die Leib-Seele-Harmonie und die Einheit von Mikrokosmos und Makrokosmos. 3. Musica mundana, die Annahme einer Sphärenharmonie, einer Musik die den Kosmos und eine umfassende Weltharmonik umgreift. Diese auf Boethius zurückgehende Einteilung der Musik weist in die pythagoreische Zeit zurück. Im antiken Griechenland wurde eine Musikauffassung propagiert, die Platon in seinem Werk „Der Staat“ zum Ausdruck brachte. Er beschrieb die Welt und die Seele in musikalischer Sprache. In seinem Werk „Phaidon“ wird von der Seele gesagt, dass sie eine Harmonie aufgrund von Zahlenverhältnissen sei. Sie kann durch äußere Wirkungen - also auch durch Musik - beeinflusst werden. Dieser Gedanke zieht sich bis in die Neuzeit durch und wird vor allem in der Barockmusik aufgegriffen. Platon war überzeugt, dass sich Zahlen musikalisch erleben lassen, eine Auffassung, die auf Pythagoras zurückgeht. Im Mittelalter wurden musikalische Prinzipien auch in der Architektonik angewandt. Villard de Honnecourt hat in seinem Skizzenbuch einem Teilungskanon entwickelt. Hans Kayser entdeckte, dass dieser identisch ist mit dem griechischen Helikon. In den Bauhütten des Mittelalters, die für den Bau der Kathedralen verantwortlich waren, kulminierte eine pythagoräisch-platonische Auffassung von Musik, die dann über Johannes Kepler zu Albert von Thimus zur Harmonik führte. Hans Kayser, Schüler von Engelbert Humperdinck und Arnold Schönberg, Herausgeber von „Der Dom – Bücher deutscher Mystik“ forschte dann auf der Grundlage der Ergebnisse Albert von Thimus und entwickelte ein Lehrsystem der Harmonik.

Werk

  • Die harmonikale Symbolik des Alterthums. Band 1 und Band 2. Hildesheim 1988.
  • Die harmonikale Symbolik des Alterthums. 2 Bände. Nachdruck der Ausgabe von 1868 / 1876. Hildesheim 1988.

Quellen

  • Wolfram Frietsch: Newtons Geheimnis. Wissenschaft und Esoterik – Zwei Seiten einer Medaille, Scientia nova, Gaggenau 2006, ISBN 3-935164-04-1.
  • Rudolf Haase: Geschichte des harmonikalen Pythagoreismus. Wien 1969.
  • Rudolf Haase: Der meßbare Einklang: Grundzüge einer empirischen Weltharmonik. Stuttgart 1976.
  • Rudolf Haase: Der Aachener Albert von Thimus (1806-1878) als Musiktheoretiker. In: C. M. Brand u. K. G. Fellerer (Hrsg.), Beiträge zur Musikgeschichte der Stadt Aachen, Köln-Krefeld, 1954, S. 21-26 (Heft 6)
  • Gerhard Jahoda: Identische Strukturen pythagoreischer Zahlenschemata. Wien 1971.
  • Hans Kayser: Harmonia Plantarum. Basel 1943.
  • Hans Kayser: Die Harmonie der Welt. In: Olga Fröbe-Kapteyn (Hrsg.): Eranos-Jahrbuch 1958, Band XXVII: Mensch und Frieden. Zürich 1959. S. 425-451
  • Alfons Köster: Die unmittelbaren Auswirkungen der „Harmonikalen Symbolik des Freiherrn Albert von Thimus. In: Antaios, Band VIII. Stuttgart 1967. S. 450-457.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Albert von Thimus — Albert von Thimus, auch Albert Freiherr von Thimus, (* 23. Mai 1806 in Aachen; † 6. November 1878 in Köln) war ein deutscher Appellationsgerichtsrat und Politiker. Er war von 1852 bis 1861 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses für den… …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Freiherr von Thimus — Albert von Thimus (* 23. Mai 1806 in Aachen; † 6. November 1878 in Köln) auch Albert Freiherr von Thimus war ein deutscher Appellationsgerichtsrat. Er trieb Privatstudien, die in seinem zweibändigen Werk: „Die harmonikale Symbolik des Alterthums“ …   Deutsch Wikipedia

  • Pierre Thimus — Pierre Thimus, organiste et chef d orchestre belge, est né à Liège en 1961. Il a étudié chez Hubert Schoonbroodt au Conservatoire royal de Liège et y a notamment obtenu les premiers prix d orgue et de basson. En 1986, il a été nommé organiste… …   Wikipédia en Français

  • Undertone series — The undertone series is a series of notes that results from inverting the intervals of the overtone series. While the overtone series occurs naturally as a result of wave propagation and sound acoustics, musicologists such as Paul Hindemith… …   Wikipedia

  • Hans Kayser — (* 1. April 1891 in Bad Buchau, Württemberg; † 14. April 1964 in Bern) war ein deutscher Kunst und Musiktheoretiker und Begründer der modernen harmonikalen Grundlagenforschung im 20. Jahrhundert. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Harmonik …   Deutsch Wikipedia

  • Architektur und Musik — Zwischen Musik und Architektur ergeben sich vielfältige Verbindungen. Einerseits wird Musik häufig in Räumen aufgeführt, deren Gestaltung akustischen Ansprüche berücksichtigt, um das Hörerlebnis zu optimieren; im Gegenzug richtet sich die… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Thi — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter der Stadt Aachen — Folgende Persönlichkeiten sind in Aachen geboren (Auflistung chronologisch nach Geburtsjahr): Inhaltsverzeichnis 1 Bis 18. Jahrhundert 2 19. Jahrhundert 3 20. Jahrhundert 3.1 bis 1950 3.2 ab 1951 …   Deutsch Wikipedia

  • Musik der Sphären — Als Sphärenharmonie oder Sphärenmusik bezeichnet man die aus der griechischen Antike stammende Vorstellung, dass bei den Bewegungen der Himmelskörper Töne entstehen, deren Höhe von ihren Abständen und Geschwindigkeiten abhängt. Die Töne ergeben… …   Deutsch Wikipedia

  • Sphärenmusik — Als Sphärenharmonie oder Sphärenmusik bezeichnet man die aus der griechischen Antike stammende Vorstellung, dass bei den Bewegungen der Himmelskörper Töne entstehen, deren Höhe von ihren Abständen und Geschwindigkeiten abhängt. Die Töne ergeben… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”