- Thomaskirche (Damshagen)
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Die St. Thomas-Kirche in Damshagen ist eine backsteingotische Dorfkirche im Klützer Winkel im Landkreis Nordwestmecklenburg.
Inhaltsverzeichnis
Baugeschichte
Die Thomaskirche gehört zu den alten Kirchen aus der Zeit der deutschen Mission und Besiedlung des Klützer Winkels. Damshagen wird bereits 1230 im Ratzeburger Zehntregister als Thomashagen erwähnt und ist eine der vier alten Parochien des Klützer Waldes. Der einschiffige Kirchenbau mit außen abgestrebtem Chor mit 5/8 Schluss wurde innen wie außen mehrfach überformt. Außen wurden die gotischen Fenster modernisiert. Der ursprüngliche Zickzack-Fries ist in Teilen erhalten. An der Nordseite des Kirchenschiffes wurden Kapellen angebaut. Eine dient als Grabkapelle, die andere, ursprünglich der Aufgang zum Patronatsgestühl, wird heute als Leichenhalle genutzt.
Innen überrascht der Kirchenraum als Saalbau im Stil des 18. Jahrhunderts. Anstelle der früheren Gewölbe findet sich ein durchgehender Plafond, der früher mit den Wappen der Patronatsfamilien geschmückt war (zweimal das Wappen der Familie von Bülow und eines der Familie von Reventlow). Auch sonst ist eine Unterteilung zwischen Langhaus und Chor nur am Bodenniveau zu erkennen; der Chorraum liegt zwei Stufen höher als das Schiff. Der 1730 westlich vorgebaute, rechteckige Turm trägt einen Pyramidenhelm. Über dem Westportal befindet sich ein Radfenster. Die Turmuhr ist derzeit (2009) nicht funktionsfähig.
Ausstattung
Ältestes Ausstattungsstück ist eine steinerne Fünte aus Gotland-Kalkstein aus dem frühen 13. Jahrhundert, die seit 2008 wieder in der Kirche steht, nachdem ihre Bruchstücke in der Dorfkirche Elmenhorst entdeckt worden sind und unter Verwendung einiger Ergänzungsstücke durch eine Privatinitiative restauriert werden konnten.[1]
Der barocke Kanzelaltar wurde 1724 von dem Lübecker Bildhauer Hieronymus Hassenberg geschaffen. Sein Figurenschmuck ist derzeit (2009) nicht zu sehen, da die Figuren aufgrund des Befalls von Holzwurm dringend restauriert werden müssen, wofür die Kirchengemeinde allerdings nicht die erforderlichen Geldmittel hat. Die Orgel aus dem Jahr 1844 befindet sich auf der Westempore. Sie verfügt über sechs Register. Der Patronatsstuhl ist nicht zugänglich, weil die Treppe dahinter fehlt. Von den ursprünglich drei Glocken der Kirche hat sich die größte erhalten. Sie stammt aus dem Jahr 1469 und zeigt auf der einen Seite das Bild eines Bischofs mit Stab, auf der anderen Seite die Heilige Katharina. Die beiden kleineren Glocken wurden im 20. Jahrhundert eingeschmolzen, um kriegswichtiges Metall zu gewinnen.
In den barocken Steinsärgen in der Grabkapelle ruht ein früherer Patronatsherr der Kirche, der Oberstallmeister und Gutsherr Hartwig von Bülow und seine Ehefrau Christina, eine geborene von Reventlow. Beide Sarkophage sind aus Sandstein, dem man das Aussehen von Marmor gab.
Patronat
Die Geschichte des Patronats in Damshagen spiegelt in besonderer Weise die Herrschaftsverhältnisse im Klützer Winkel wider, dessen Güter wegen der hohen Bonität der landwirtschaftlichen Böden seit jeher begehrt waren. Im Zuge der deutschen Besiedlung finden sich unter den Besitzern von Damshagen ritterschaftliche Familien wie die von Parkentin, Storm und Kulebuss. Erstmals 1336 werden die von Plessen urkundlich in Damshagen belegt. Diese Familie wird Ende des 14. Jahrhunderts Alleineigentümerin des Dorfes Damshagen. Darüber hinaus erlangten die von Plessen bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts die Verfügungsgewalt über den überwiegenden Teil der im Klützer Winkel gelegenen Gutsdörfer. Die Familie versuchte im Zuge der Reformation und des damit verbundenen Niedergangs des bislang hier herrschenden Bistums Ratzeburg dieses Vakuum auszufüllen. Dies geschah beispielsweise durch die selbstständige Besetzung der frei werdenden Pfarrstellen im Bereich der Gutswirtschaften der Familie von Plessen. Dieser Angriff auf das herzögliche Patronat führte 1579 zu langwierigen Auseinandersetzungen zwischen Kurt von Plessen und Herzog Ulrich von Mecklenburg. 1585 schloss Kurt von Plessen einen Vergleich mit der Herzogin Elisabeth, die Inhaberin der Vogtei Grevesmühlen war, in dem er auf das Patronat in Damshagen verzichtete, sich aber ein entsprechendes Präsentationsrecht vorbehielt. 1693 wurde das Patronat in Damshagen, nicht zuletzt weil sich die Streitigkeiten weiter fortsetzten, auf Antrag des Gutsbesitzers und Königlich Dänischen Geheimrates Christian Siegfried von Plessen durch Herzog Friedrich Wilhelm I. von Mecklenburg formell abgetreten und mit dem Besitz an dem Gut Rolofshagen verbunden. Christian Ulrich von Plessen musste jedoch 1708 zahlreiche Güter, darunter Rolofshagen verkaufen. Der neue Eigentümer (und bisherige Nachbar) Hartwig von Bülow wurde so nach entsprechender Bestätigung des Geschäfts durch das Herzoghaus 1712 neuer Kirchenpatron in Damshagen. Von diesem ging es nach seinem Tod 1729 über seine Tochter, die einen von Bothmer geheiratet hatte auf den Familienfideikommiss der von Bothmers über, die damit anstelle der Plessen und Bülow zur beherrschenden Adelsfamilie des Klützer Winkels aufstiegen.
Gemeinde
Die St. Thomas-Kirche ist die Kirche der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Damshagen in der Propstei Grevesmühlen. Die Gemeinde gehört zum Kirchenkreis Wismar der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. 2008 hat sich ein Förderverein gegründet, der sich die Aufgabe gestellt hat, für notwendige Reparaturen am Dach der Kirche zu sorgen. Von Ostern bis zum Reformationstag ist die Kirche täglich für Besucher geöffnet.
Literatur
- Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. Schwerin 1898, Neudruck Schwerin 1992, S. 357-361. ISBN 3-910179-06-1
Einzelnachweise
Weblinks
53.92739211.152594Koordinaten: 53° 55′ 39″ N, 11° 9′ 9″ O
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