Tibor Rado

Tibor Rado

Tibor Radó (* 2. Juni 1895 in Budapest; † 12. Dezember 1965 in New Smyrna Beach, Florida) war ein ungarischer Mathematiker, bekannt für seine Arbeiten über Minimalflächen und Turingmaschinen.

Leben

Radó nahm an der Universität Budapest ein Ingenieurstudium auf, wurde jedoch nach Ausbruch des ersten Weltkriegs 1915 in die österreichisch-ungarische Armee eingezogen und geriet 1916 in russische Gefangenschaft, wo er den Mathematiker Eduard Helly traf, der ihn unterrichtete. Erst 1920 konnte er aus dem sibitischen Gefangenenlager bei Tobolsk flüchten, nach einem Umweg über die arktischen Gebiete Sibiriens nach Ungarn zurückkehren und seine Ausbildung mit einem Studium der Mathematik in Szeged bei Alfred Haar und Frigyes Riesz fortsetzen. Dort promovierte er 1922 bei Riesz und arbeitete anschließend als Assistent und Privatdozent. 1928 war er mit einem Rockefeller Stipendium bei Constantin Caratheodory an der Ludwig-Maximilians-Universität München und bei Paul Koebe und Leon Lichtenstein an der Universität Leipzig. 1929 war er an der Harvard University und 1930 erhielt er einen Lehrstuhl für Mathematik an der Ohio State University in Columbus (Ohio), den er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1964 innehatte. 1942 war er Gastprofessor an der University of Chicago. 1946 bis 1948 war er Dekan des Fachbereichs in Columbus.

Rado war 1950 Invited Speaker auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Cambridge, Massachusetts ("Applications of area theory in analysis"). 1953 wurde er Vizepräsident der American Association for the Advancement of Science. 1952 gab er die ersten Earle Raymond Hedrick Lectures der MAA. Er war Herausgeber des American Journal of Mathematics.

Radó leistete wichtige Beiträge zur Variationsrechnung, Potentialtheorie, zu partiellen Differentialgleichungen, zur Differentialgeometrie, Maßtheorie und Topologie. Von ihm stammt in der Berechenbarkeitstheorie die Idee des fleißigen Biber (Busy Beaver) sowie der damit zusammenhängenden, eindeutig definierten, jedoch nicht berechenbaren Radó-Funktion. In "Über den Begriff der Riemannschen Fläche" gab er 1925 notwendige und hinreichende Bedingungen für die Triangulierbarkeit einer topologischen Fläche.

Heute wird ihm unabhängig von Jesse Douglas die Lösung des Plateau-Problems zugesprochen (1930). Er benutzte dabei völlig andere Methoden (Näherung durch konforme Abbildungen) als Douglas.

Rado war seit 1924 verheiratet und hatte zwei Kinder. Rado liegt auf dem Bellevue Memorial Park in Daytona Beach in Florida begraben. Er sollte nicht mit dem Mathematiker Richard Rado verwechselt werden.

Schriften

  • Über den Begriff der Riemannschen Fläche, Acta Mathematica 1925
  • The problem of least area and the problem of Plateau, Mathematische Zeitschrift Bd. 32, 1930, S.763
  • On the problem of Plateau, Springer-Verlag, Berlin, Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete, 1933, 1951, 1971
  • Subharmonic Functions, Springer, Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete, 1937
  • Length and Area, AMS Colloquium Lectures, 1948
  • mit Paul V. Reichelderfer Continuous transformations in analysis - with an introduction to algebraic topology, Springer 1955
  • On Non-Computable Functions, Bell System Technical Journal 41/1962
  • Computer studies of Turing machine problems, Journal of the ACM 12/1965

Weblinks


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