Till (Geologie)

Till (Geologie)

Der Geschiebemergel oder Till ist das Sediment, das direkt vom Gletscher an seiner Basis abgelagert wird. Er ist das typische Sediment der Grundmoräne.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Typischer massiger Geschiebemergel; Aufschluss bei Stolpe (Landkreis Uckermark)

Da Gletschereis als fester Körper bei der Aufnahme und beim Transport von Moränenmaterial nicht sortiert, wird beim Abschmelzen des Gletschers das Material an seiner Basis auch unsortiert wieder abgelagert. Deshalb enthält Geschiebemergel alle Korngrößenklassen von Ton über Schluff, Sand, Kies und Steinen (Geschiebe) bis hin zu den Findlingen. Er wirkt im Aufschluss im Allgemeinen massig, unsortiert und ungeschichtet. Jedoch können als Sonderfall auch geschichtete Geschiebemergel abgesetzt werden. Der Anteil der einzelnen Korngrößenfraktionen kann stark schwanken, sowohl tonig-schluffige als auch sandige oder steinige Geschiebemergel kommen vor. Ebenso variabel ist die Farbe des Geschiebemergels im Aufschluss. Es überwiegen zwar Grautöne, aber auch gelbliche, rötliche oder bläuliche Farben treten auf. Der Karbonatgehalt des Geschiebemergels stammt in Norddeutschland aus umgelagerter und zerriebener Schreibkreide, in Süddeutschland und Österreich aus den Nördlichen Kalkalpen, in der Schweiz und in Frankreich vor allem aus den Kalken des Helvetikums.

Durch nachträgliche Verwitterung kann das Karbonat aus dem Geschiebemergel ausgewaschen (gelöst) werden. Es entsteht dann kalkfreier Geschiebelehm. Geschiebelehm entsteht auch primär bei karbonatfreien Herkunftsgebieten der Gletscher, zum Beispiel in den Zentralalpen.

In den während des Eiszeitalters vergletscherten Gebieten Nord- und Süddeutschlands sind Geschiebemergel neben den Schmelzwassersanden und -kiesen die am weitesten verbreiteten Ablagerungen. Dabei stehen sie sowohl unmittelbar an der Erdoberfläche an oder sind von jüngeren Ablagerungen überdeckt. Ihre Mächtigkeit schwankt sehr stark und liegt zwischen 0 und mehr als 100 Metern.

Aus dem Geschiebemergel/Geschiebelehm entstehen im Allgemeinen Braunerden, Lessivés oder verwandte Böden. Sie sind meist fruchtbar und für die Landwirtschaft wertvoll. Deshalb werden die meisten Grundmoränenflächen in Mitteleuropa heute als Acker genutzt.

In der Fachliteratur hat sich in den letzten Jahren der aus dem Gälischen kommende Begriff Till sowohl für Geschiebemergel als auch für Geschiebelehme eingebürgert. Ablagerungen älterer Eiszeitalter, die zu Festgestein verfestigt wurden, bezeichnet man hingegen als Tillite.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Murawski: Geologisches Wörterbuch. 8. Auflage. Ferd. Emke Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 978-3-432-84108-6, S. 80. 
  • Dieter Richter: Allgemeine Geologie. 3. Auflage. de Gruyter Verlag, Berlin – New York 1985, ISBN 3-110-10416-4, S. 126. 
  • Fritz Scheffer: Lehrbuch der Bodenkunde / Scheffer/Schachtschabel. neubearb. und erw. von Hans-Peter Blume u.a.,. 15. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg – Berlin 2002, ISBN 3-8274-1324-9, S. 470f. 

Weblinks


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