- Timor Barat
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Westtimor (indon.: Timor Barat) bildet den westlichen Teil der politisch geteilten Insel Timor. Der Großteil von Westtimor gehört zur indonesischen Provinz Nusa Tenggara Timur mit der Hauptstadt Kupang an der Westspitze Timors. Die Enklave Oecussi-Ambeno im Norden gehört zum Staat Osttimor.
Inhaltsverzeichnis
Bodengestalt und Klima
Westtimor verdankt einer äußerst bewegten, erdgeschichtlichen Vergangenheit sein heutiges Aussehen, dessen besonderes Kennzeichen große Höhenunterschiede innerhalb kurzer Entfernungen sind. Mehr als 60 % der Oberfläche Westtimors bestehen aus weitgehend zerklüfteten Mittelgebirgslandschaften. Zahlreiche Flüsse und Flüsschen, die das Bergland und die Hochebenen entwässern, haben tiefe, V-förmige Täler in die gebirgige Landschaft gegraben.
In der Regenzeit werden diese Flüsse kurzfristig zu wilden, reißenden Wassermassen, die dann zu großen Verkehrs- und Kommunikationsproblemen führen. Diese isolierten Hochebenen und Gebirgslandschaften bilden das bevorzugte Siedlungsgebiet der Atoin Meto, eine Landschaft, die das Entstehen von zehn politisch relativ autonomen Territorien begünstigt.
Bevölkerung und Sprache
Im indonesischen Teil Westtimors leben etwa 1,6 Millionen Einwohner, im osttimoresischen Oecussi-Ambeno 57.469 Menschen.
Die Atoin Meto bilden die dominierende Bevölkerung Westtimors. Mit ihren Nachbarn, den Tetum, Bunak und Kemak, sind sie durch eine Fülle wirtschaftlicher und sozialer Beziehungen verbunden.
Sie besiedeln den gesamten Westteil der Insel mit Ausnahme der beiden Territorien Nord- und Südbelu in Zentraltimor, wo hauptsächlich die Ethnien Tetum, Bunak und Kemak leben. Dort besiedeln sie die niederen Bergregionen des Hinterlands, wo sie Höhen zwischen 500 und 1.000 m aus landwirtschaftlichen Gründen bevorzugen. Außerdem werden die mit der Sprache der Atoin Meto verwandten Sprachen Helong und Rotinesisch gesprochen. Helong war die ursprüngliche Sprache in Kupang, ist aber weitgehend durch Bahasa Indonesia verdrängt worden und wird nur noch in wenigen Dörfern südlich der Stadt entlang der Ostküste und auf der Insel Semau gesprochen. Rotinesisch, die Sprache der Roti ist in viele Dialekte aufgesplittert. Sprecher dieser Sprache findet man in vielen Distrikten von Westtimor aufgrund des Umsiedlungsprogramms, das die Niederländer im 19. Jahrhundert durchgeführt haben.
Die Timorsprachen gliedern sich einerseits in Sprachen der austronesischen Sprachfamilie (Untergruppe Ostindonesisch des westaustronesischen Zweiges), andererseits existieren Sprachen eines nicht-indonesischen Typs (v.a. in Osttimor), die ganz allgemein den Papua-Sprachen zuordnet werden. Die Sprache der Atoin Meto, das Uab Meto, gehört zu den westaustronesischen Sprachen.
Der Name Atoin Meto bedeutet soviel wie Einheimische oder einheimische (indigene) Menschen (atoni, Mensch, meto, kulturintern, einheimisch, daher nicht fremd). Daneben finden sich ethnische Bezeichnungen wie Atoni Pah Meto, die „Menschen des trockenen Landes“, eine Namenswahl, die sich auf den Siedlungsraum bezieht, oder lediglich Meto. In der Literatur findet man die abwertend empfundenen Fremdbezeichnungen Dawan, Orang Gunung beziehungsweise Timoresen, was zu Verwechslungen mit den Bewohnern des unabhängigen Osttimors führen kann.
Religion in Westtimor
Westtimor ist eine der wenigen Gebiete in Indonesien die heute hauptsächlich von Christen bewohnt wird. Die Religion spielt für die Bewohner der Insel eine wichtige Rolle, da viele Einwohner sich von den überwiegend muslimischen Indonesiern abgrenzen wollen.
Ursprünglich waren die Timoresen Animisten. Der Einfluss des Islams, der sich ab dem 15. Jahrhundert in Südostasien ausbreitete, erreichte Timor nicht. 1556 gründeten portugiesische Dominikaner zur Sicherung des Sandelholzhandels den Ort Lifau (Lifao), 6 km westlich des heutigen Pante Macassar. Der Dominikaner António Taveira trieb die Missionierung Timors voran. Man konzentrierte sich dabei im späten 16. Jahrhundert auf die Königreiche an der Nord- und Südküste. Um 1640 hatten eine Handvoll Priester schon 10 Missionen und 22 Kirchen auf Timor gegründet. Es blieb aber eine Minderheit, die sich zum Christentum bekehren ließen. Ahnenkult und Geisterglaube blieben weit verbreitet.
Erst Mitte 19. Jahrhunderts begann man mit einer großen katholischen Missionierung der Einheimischen, die jedoch erst im frühen 20. Jahrhundert mit dem Übertritt von 16 lokalen Fürsten erste Erfolge zeigten. Später folgten auch protestantische Missionare nach Westtimor. Heute sind etwa 91 Prozent der Einwohner Westtimors Christen. 56 Prozent katholisch, 32 Prozent evangelisch und drei Prozent gehören anderen christlichen Kirchen an. Acht Prozent sind Muslime. Die Zahl der praktizierenden Christen ist sehr hoch, sie liegt bei etwa 80 bis 85 Prozent. Allerdings ergab eine Umfrage von 2001 das noch immer mehr als 70 Prozent der Bevölkerung gleichzeitig in Ahnenkult und Geisterglaube verwurzelt ist.
siehe auch: Religion der Atoin Meto und Traditionelle Religion Timors
Geschichte
- Siehe auch Geschichte Osttimors
Vorkoloniale Zeit
Die Bevölkerung Timors kam im Rahmen der allgemeinen Besiedelung der Region auf die Insel. Anthropologen gehen davon aus, dass die Nachkommen dreier Einwanderungswellen hier leben, wodurch auch die ethnisch-kulturelle Vielfalt Timors zu erklären ist. [1] Man vermutet, dass vedo-austronesische Völker ca. 40.000 bis 20.000 v. Chr., während der letzten Eiszeit, vom Norden und Westen her Timor erreichten. Die in Westtimor dominierenden Atoin Meto gelten als die Nachkommen dieser ersten Siedlungswelle, obwohl ihre Sprache zu den austronesischen Sprachen gehört. Ebenso die Helong, die ursprünglich die Region um Kupang besiedelten und von den Atoin Meto an die äußerste Westspitze der Insel verdrängt wurden.[2] Um 3000 v. Chr. kamen aus dem Westen die Melanesier mit einer zweiten Einwanderungswelle und brachten die ovale Axt Kultur nach Timor. Die Bunak im Grenzland zu Osttimor gehören zu deren Nachkommen. Die letzten Völker, die nach Timor in vorgeschichtlicher Zeit einwanderten, waren die malaischen Völker. Es gibt unterschiedliche Angaben, ob die Malaien in ein oder zwei Wellen Timor erreichten. Die Proto-Malaien aus Südchina und dem nördlichen Indochina erreichten Timor vermutlich 2.500 v. Chr. Sie breiteten sich unter dem Druck der Expansion der mongoloiden Völker auf dem ganzen Archipel aus. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass etwa um 500 n. Chr. die Deutero-Malaien (die aus Vermischungen der Proto-Malaien mit den mongoloiden Völkern hervorgingen) die dominierende Bevölkerung auf dem gesamten Archipel wurde und auch Timor erreichte. Die Tetum, die den Osten Westtimors besiedeln und die größte Ethnie in Osttimor bilden, sind Nachkommen der malaiischen Einwanderer. Ebenso die an der Grenze lebenden Kemak.
Kulturelle Kontakte jüngerer Zeit verdankt Westtimors dominierende Bevölkerung, die Atoin Meto, dem Interesse verschiedener asiatischer (Indien und China) und europäischer (Portugal und Niederlande) Händler an den ehemals sehr reichen Sandelholzbeständen der Insel. Dieser über Jahrhunderte stattfindende Sandelholzhandel mit Südostasien ging auch an den Kulturen Timors nicht spurlos vorüber. Alle Abnehmer des timoresischen Sandelholzes haben unter kulturellem Gesichtspunkt ihre Spuren hinterlassen.
Portugiesen
1512 (andere Quellen nennen 1509 oder 1511) entdeckte der portugiesische Seefahrer António de Abreu als erster Europäer die Insel Timor auf der Suche nach den Gewürzinseln. Als die ersten Portugiesen Timor erreichten, fanden sie die Bevölkerung in viele kleine Königreiche (indones. kerajaan) gegliedert, die voneinander relativ unabhängig waren. Die Mitte der Insel beherrschte das Wehale (Wehali) Königreich mit seinen Verbündeten unter den Stämmen der Ethnien der Tetum, Bunak und Kemak. Die Tetum bildeten den Kern des Reiches. Die Hauptstadt Laran auf dem Gebiet des heutigen Westtimors bildete damals das spirituelle Zentrum der gesamten Insel. Dem Modell Wehales folgend entstand in Westtimor ein zweites Königreich, das des Sonba`i.
1556 gründeten die Dominikaner zur Sicherung des Sandelholzhandels den Ort Lifau (Lifao), 6 km westlich des heutigen Pante Macassar. Portugal errichtete zuerst wenige Garnisonen und Handelsposten auf Timor. Erst als die Bedrohung durch die Niederländer zunahm, begannen die Portugiesen ihre Stellungen auszubauen. Niederländische Händler erreichten Timor erstmals 1568.
1640 bauten die Niederländer schließlich nahe Kupang ihre erste Festung auf Timor und die politische Teilung der Insel begann. Die Portugiesen begannen daraufhin 1642 unter Francisco Fernandes mit einer groß angelegten Invasion um ihre Kontrolle auch auf das Inselinnere auszuweiten. Begründet wurde dieses Vorgehen aber mit dem Schutz der christianisierten Herrscher der Küstenregion. Die vorangegangene Christianisierung unterstützte die Portugiesen bei ihrem schnellen und brutalen Sieg, da ihr Einfluss auf die Timoresen den Widerstand bereits geschwächt hatte. Fernandes zog zunächst durch das Gebiet von Sonba'i und eroberte dann in kurzer Zeit das Königreich Wehale, das als religiöses und politisches Zentrum der Insel galt. Nach dem Sieg nahm die Einwanderung der Topasse weiter zu. Sie waren Mestizen deren Vorfahren Einwohner der Inseln Solor und Flores und Portugiesen waren. Zentrum der Topasse wurde Lifau, die portugiesische Hauptbasis auf Timor. Später siedelten die Topasse auch im Landesinneren bei den heutigen Orten Kefamenanu und Niki Niki. Von den einheimischen Herrschern wurde ihnen Land zugewiesen und so bildeten sie bald selbst ihre lokalen Königreiche, wie zum Beispiel Noimuti, und wurden eine Macht auf der Insel. Zwei Clans, die de Ornai und die da Costa kontrollierten zeitweise weite Teile Timors, was nicht ohne Konflikten zwischen ihnen vorging.
Niederländer
1640 bauten die Niederländer nahe Kupang ihre erste Festung auf Timor und die politische Teilung der Insel begann. Die Bucht von Kupang galt als der beste natürliche Hafen der gesamten Insel. Seit 1642 schützte wieder ein einfaches Fort den portugiesischen Posten. An ihm scheiterten 1644 zwei niederländische Angriffe. Zur besseren Verteidigung bauten die Dominikaner unter Antonio de São Jacointo 1647 eine neue Festung, doch 1653 zerstörten die Niederländer den portugiesischen Posten und eroberten ihn schließlich am 27. Januar 1656 mit einer starken Streitmacht unter General Arnold de Vlamigh van Outshoorn. Allerdings mussten die Niederländer sich gleich wieder aufgrund von schweren Verlusten aus der Festung zurückziehen, nachdem sie den Topasse außerhalb Kupangs gefolgt waren. Die niederländische Einflusssphäre blieb aber vorläufig auf diese Region Timors beschränkt, wenn man von Maubara absieht, das 1667 an die Niederländer fiel. Bis zur endgültigen Eroberung der portugiesischen Festung in der Bucht von Kupang 1688 schloss die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) Verträge mit den fünf kleinen Herrschern in diesem Gebiet, den „fünf loyalen Alliierten“ (Sonbai Kecil, Helong, Amabi 1665, Amfoan 1683 und Taebenu 1688).[3] In der Mitte des 18. Jahrhunderts war Timor aus portugiesischer Sicht in zwei Hälften geteilt. Der kleinere Westteil bestand aus der Provinz Servião mit 16 lokalen Königreichen und wurde von den Topasse kontrolliert. Die Osthälfte war die Provinz Belu (Bellum) und bestand aus 46 Königreichen. Dreimal versuchten die Topasse auch die Niederländer von Timor zu vertreiben. Als jedoch 1749 ein Angriff von Portugiesen und Topasse auf Kupang, trotz Übermacht, in einem Desaster endete, brach die Herrschaft beider in Westtimor zusammen. Bei der Schlacht von Penfui (heute liegt dort der Flughafen Kupangs) wurden der Capitão-Mor Gaspar da Costa und viele weitere Führer der Topasse getötet. Insgesamt sollen 40.000 Krieger der Topasse und ihrer Verbündeten umgekommen sein. In Folge der Niederlage brach die Herrschaft von Portugiesen und Topasse in Westtimor zusammen. Im April 1751 erhoben sich Liurais von Servião; einer Quelle nach soll Gaspar erst hier den Tod gefunden haben. 1752 griffen die Niederländer das Reich von Amarasi und das Topasse-Reich von Noimuti an. Diesen Angriff führte der Deutsche Hans Albert von Plüskow, der niederländischer Kommandant von Kupang war. Er sollte 1761 durch ein Mordkomplott der Topasse in Lifau umkommen. Die Niederländer nutzten diesen Feldzug auch zur Sklavenjagd, um den Bedarf der Plantagen auf den Molukken zu bedienen. Der Bischof von Malakka brandmarkte 1752 den holländischen Handel von Sklaven, die auch an Chinesen und Araber verkauft wurden, als Verbrechen, dass bei Katholiken zur Exkommunikation führen würde. 1755 schickte die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) den Italiener Johan Paravacini um mit den Herrschern auf verschiedenen der Kleinen Sundainseln Verträge auszuhandeln. 1756 schlossen 48 Kleinkönige Solors, Rotis, Sawus, Sumbas und einem Großteil Westtimors im Vertrag von Paravacini mit der VOC ein Bündnis. Dies war der Beginn der niederländischen Herrschaft im heute indonesischen Westtimor. Darunter auch ein gewisser Jacinto Correa (Hiacijinto Corea), König von Wewiku-Wehale und Großfürst von Belu, der auch im Namen von 27 ihm abhängiger Gebiete im Zentrum Timors den dubiosen Vertrag von Paravacini unterschrieb. Zum Glück für die Portugiesen war Wehale nicht mehr mächtig genug, alle lokale Herrscher auf die Seite der Niederländer zu ziehen. So blieben die östlichen ehemaligen Vasallen Wehales unter der Flagge Portugals, während Wehale selbst unter niederländische Herrschaft fiel.[4]
Am 11. August 1769 wurde der portugiesische Gouverneur António José de Menezes durch die Topasse gezwungen Lifau zu verlassen. Neue Hauptstadt der Portugiesen auf Timor wurde Dili im Osten der Insel. Der Topasse Francisco da Hornay bot den Niederländern Lifau an, doch diese lehnten nach reiflicher Überlegung ab.[4]
Die Macht der Niederländer war im Westen allerdings weiterhin begrenzt und lag in erster Linie in den Händen ihrer timoresischen Verbündeten. 1681 eroberten die Niederländer die westlich gelegene Insel Roti, von wo in Folge Sklaven nach Timor gebracht wurden. Außerdem rekrutierten die Niederländer dort Soldaten für ihre Armee und bauten Schulen, nachdem der dortige Herrscher 1729 zum Christentum konvertiert war. Aus den Rotinesen wurde eine gut ausgebildete Elite. Um sich diese als Gegengewicht zu den Timoresen nutzbar zu machen, förderten die Niederländer deren Einwanderung nach Westtimor, so dass sie noch heute hier präsent sind.
1790 wurde eine Rebellion in Senobai und Maubara von den Niederländern niedergeschlagen, doch die Kolonie blieb bis ins 19. Jahrhundert weiter unruhig und den Niederländern gelang es nicht das Inselinnere unter ihre Kontrolle zu bringen. 1799 ging die Niederländischen Ostindien-Kompanie bankrott und die niederländische Regierung übernahm die Herrschaft über Westtimor, ohne allerdings großes Interesse an dem wirtschaftlich wenig interessanten und fernen Kupang zu zeigen. Der Handel wurde in erster Linie von Chinesen betrieben.
1797 versuchten die Engländer Kupang zu besetzen, da man befürchtete, dass sich hier Frankreich festsetzen könnte. Die Briten wurden aber vom niederländischen Kommandanten mit Hilfe von Einheimischen und Sklaven vertrieben. Während der napoleonischen Kriege gelang den Engländer 1811 die Besetzung Kupangs. 1812 wurde die britische Kontrolle auf das gesamte niederländische Westtimor ausgedehnt. Erst nach der Rückkehr der Oranier auf den niederländischen Thron erhielten die Niederländer am 7. Oktober 1816 offiziell ihre timoresische Besitzungen zurück.[5][6] Bereits 1815 hatten niederländische Truppen erfolglos versucht, den rebellischen Raja von Amanubang (Amanuban) wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Er war ein christlicher Herrscher in Westtimor, der in Kupang ausgebildet worden war und auch die niederländische Kolonialmetropole Batavia besucht hatte. 1816 scheiterte eine zweite Militärexpedition katastrophal aufgrund der Guerillataktik der Timoresen. 60 niederländische Soldaten verloren das Leben, während die Rebellen nur sechs Opfer beklagen mussten. Noch bis 1915 mussten die Niederländer fast jedes Jahr Militärexpeditionen ins Landesinnere entsenden um die einheimische Bevölkerung zu befrieden, meist gegen das Reich von Amanubang.
1851 kam der portugiesische Gouverneur José Joaquim Lopes de Lima mit den Niederländern zu einer Vereinbarung über die kolonialen Grenzen in Timor, allerdings ohne Autorisation von Lissabon. Darin wurde der Westteil außer der Exklave Oecussi-Ambeno an die Niederländer abgetreten. Unnötig zu sagen, dass der Gouverneur in Ungnade fiel und abgesetzt wurde, als Lissabon von dem Vertrag erfuhr. Doch die Vereinbarungen konnten nicht mehr rückgängig gemacht werden, auch wenn der Vertrag über die Grenzen 1854 neu verhandelt wurde und erst 1859 als Vertrag von Lissabon ratifiziert wurde. Die verschiedenen kleinen Königreiche Timors wurden unter niederländischer und portugiesischer Autorität aufgeteilt. Der Vertrag hatte aber einige Schwachpunkte. Je eine Enklave ohne Meereszugang verblieb jeweils im Territorium der anderen Seite. Zudem waren die ungenauen Grenzen der timoresischen Reiche und ihre traditionellen Ansprüche Grundlage für die koloniale Grenzziehung.
Ab 1872 überließen die Niederländer „interne Angelegenheiten“ den einheimischen Herrschern, die damit ungehindert weiter Sklavenhandel und Piraterie betreiben konnten und Überfälle auf andere Orte ausübten. 1885 fiel mit Sonba'i jedoch eines der größeren Reiche Westtimors nach dem Tod des Rajas in Anarchie. Als der niederländische Gouverneur und seine Garnison nicht in Kupang weilten, wurde die koloniale Hauptstadt sogar von den Rebellen besetzt. Die Niederländer gaben daraufhin ihre Politik der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten der von ihnen kontrollierten Herrscher auf. Der Generalgouverneur entsandte Truppen und stellte das Inselinnere unter Militärverwaltung. Die Herrscher wurden gezwungen erneut einen Vertrag (Korte Verklaring) zu unterzeichnen, in dem sie die Oberhoheit der Niederlande anerkannten und ihnen der Kontakt zu ausländischen Mächten untersagt wurde.
Erst nach drei weitere Verhandlungen (1893, 1904 und 1913) zwischen den beiden Kolonialmächten konnte das Problem der endgültigen Grenzen gelöst werden. Am 17. August 1916 kam es in Den Haag zur Unterzeichnung des Vertrages, der die heute noch bestehende Grenze zwischen Ost- und Westtimor festlegte.
Das Gerangel um diese Grenze zwischen Portugal und den Niederlanden und die Ansichten Zugehörigkeit der einheimischen Bevölkerung zum Westen oder Osten hat bis in die heutige Zeit reichende Folgen. Verschiedene Ethnien, die Teil des Wehale Königreichs oder dessen enge Verbündete waren, wurden durch die Grenze geteilt. So leben heute Tetum, Bunak und Kemak sowohl im indonesischen Westtimor, als auch im unabhängigen Osttimor. Traditionell macht man sich unter diesen Völkern noch immer Gedanken über ein vereintes Timor.
Zwischen den verschiedenen timoresischen Reichen gab es Konflikte, die ihre Wurzeln bereits in der vorkolonialen Zeit hatten. Verschiedene Gründe konnten dann zum Ausbruch von bewaffneten Konflikten zwischen den Timoresen führen. So stritten die Mold und die Miomafo im südlichen Zentrum Westtimors zwischen 1760 und 1782 über Goldminen. 1864 bis 1870 kämpften die Sonba'i und die Sorbian von Amfoa im Reich von Kupang um die Nutzungsrechte einiger Betelpalmen.[7]
Die Niederländer hatten, ähnlich wie die Portugiesen im Ostteil der Insel Probleme mit der Finanzierung ihrer Kolonie. Der Kapitän der portugiesischen Korvette Sa de Bandeira berichtete von seinem Besuch 1869, dass die Niederländer seinen 21-Schuss-Begrüssungssalut nicht erwidern konnten, da ihnen Geschütze und Soldaten fehlten. Der portugiesische Kapitän sah darin ein Beispiel für die niederländische Art der „ökonomischen Verwaltung“.[8] 1875 besuchte das deutsche Expeditionsschiff SMS Gazelle Kupang auf seiner Weltumsegelung. Dabei wurden ausführliche Studien der Umgebung durchgeführt.[9]
Das 20. Jahrhundert
Die fehlende Macht der Niederländer in Westtimor lässt sich an dem Umstand erkennen, das sie 1904 nur mit militärischer Gewalt eine offizielle Audienz beim Herrscher von Wehale in dessen Hauptstadt Laran erzwingen konnten. Es war das erste direkte Aufeinandertreffen niederländischer Vertreter mit dem „Kaiser“ (Keizer) überhaupt.[4]
1905 wollten die Niederländer die timoresischen Herrscher ihrer Kolonie endgültig unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Liurai wurden aufgefordert einen Eid auf die Niederlande zu schwören und ihre Autorität auf den niederländischen Verwalter zu übertragen. Im Gegenzug wollte man ihnen eine gewisse Autonomie in ihren Reichen gewähren. Die Steuereintreibung für die Niederländer sollten die Liurai übernehmen. Die Folge war ab 1906 der Ausbruch von Rebellionen in ganz Westtimor. Die Reaktion der Niederländer kam schnell. In Niki Niki wurde der örtliche Liurai und seine Familie von niederländischen Truppen eingekreist, so dass diese Selbstmord beging. Die Rebellionen hielten bis 1916 an, als die Herrscher Westtimors die Niederländer als neue Herren akzeptieren mussten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Timor von der japanischen Armee besetzt. In der Nacht vom 19. zum 20. Februar landeten japanische Einheiten bei Kupang und brachten bis Ende des Monats fast ganz Westtimor unter ihre Kontrolle. Die Japaner kapitulierten in Westtimor offiziell erst am 11. September 1945 bei einer Zeremonie auf der australischen HMAS Moresby. 1949 wurde Westtimor als Teil Indonesiens von den Niederlanden unabhängig.
siehe auch: Schlacht um Timor
Die lokale Verwaltung blieb bis 1958 in den Händen der Liurai. Trotz ihrer späteren Entmachtung, haben ihre Familien noch heute großen Einfluss in der Gesellschaft Westtimors. Seit 1988 wird verstärkt versucht, die Region zu entwickeln.
Wirtschaftliche Grundlagen
Westtimor bildet im Rahmen des allgemeinen Klimas des indonesischen Archipels keine Ausnahme: der westliche Teil der Insel Timor besitzt das charakteristische Monsunklima. Somit zeigt auch Timor das vertraute Bild Indonesiens: den Westmonsun in der einen Hälfte des Jahres, den Ostmonsun in der anderen. Der Westmonsun ist eine Zeit heftiger, wolkenbruchartiger Niederschläge in den Monaten Oktober bis Mai (siehe Abbildung oben), der Ostmonsun eine Zeit extremer Trockenheit in der restlichen Zeit des Jahres (siehe Abbildung oben). Beide Phasen prägen den landwirtschaftlichen Rhythmus und das soziale Leben der weit verstreut lebenden, bäuerlichen Gemeinschaften der Bevölkerungen Westtimors.
Ein wesentlicher Faktor für die Landwirtschaft dieser Kulturen bildet das Verhältnis zwischen Niederschlagsdauer und -menge, das heißt: die Dauer der Trockenheit ist entscheidend für den Anbau von Nahrungspflanzen; diese kann je nach Region bis zu neun Monaten pro Jahr anhalten. Aus diesem Grund besteht der bedeutendste Risikofaktor der Landwirtschaft in einer mangelnden Kontinuität der Niederschläge: Landwirtschaft ist ein Wettbewerb mit dem Verhalten des Monsuns.
Weblinks
- Academia NTT: Institute of East Nusa Tenggara Studies - Westtimor (Englisch)
- Impressionen aus Westtimor
- Royal Timor - Die Könige von Westtimor (Englisch)
Quellen
Zur Geschichte:
- Jane's oceania - Timor (Englisch)
- ↑ [1]
- ↑ Royal Timor - Helong
- ↑ History of Timor, bestätigt durch Meyers Konversationslexikon
- ↑ a b c James J. Fox: “The Paradox of Powerlessness: Timor in Historical Perspective”, 9. Dezember 1996, Department of Anthropology, Research School of Pacific and Asian Studies, The Australian National University
- ↑ name=HOT
- ↑ Monika Schlicher: Portugal in Osttimor. Eine kritische Untersuchung zur portugiesischen Kolonialgeschichte in Osttimor 1850 bis 1912. Aberag, Hamburg 1996. ISBN 3-934376-08-8
- ↑ History of Timor – Technische Universität Lissabon
- ↑ name=HOT
- ↑ Die Forschungsreise S.M.S. "Gazelle" in den Jahren 1874 bis 1876 unter Kommando des Kapitän zur See Freiherrn von Schleinitz - Originalbericht
Literatur
- Heidrun Jardner & Herbert W. Jardner: Eingefangene Fäden. Textile Verzierungstechniken in West-Timor, Indonesien. Hamburg: Abera Verlag, 1995. ISBN 978-3-934376-00-7.
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