Tirette

Tirette
Zollstock auch Gliedermaß- stab oder Meterstab

Ein Meterstab, auch Zollstock, Maßstab, genauer Gliedermaßstab, ist ein Messgerät zur Bestimmung von Längen bis etwa 2 Meter. In Sachsen wird er auch „Schmiege“ genannt.

Das Wort Metermaß bezeichnet neben dem Meterstab auch andere einfache Messgeräte, z. B. ein Leinenmaß (meist 1,5 m) für Textilien oder ein kurzes Maßband (Rollmeter) von 2 bis 5 m Länge.

Inhaltsverzeichnis

Beschaffenheit

Der Meterstab bzw. Gliedermaßstab besteht aus kurzen Holz-, Kunststoff- oder Metallstreifen, die an den Enden durch genietete Achsen miteinander verbunden sind. Dadurch ist er zusammenlegbar. Auseinandergeklappt hat er meist eine Gesamtlänge von 1 oder 2 m, manchmal auch 3 m. Die meisten Gliedermaßstäbe sind 2 Meter lang, bestehen aus zehn Gliedern und lassen sich auf eine Länge von gut 20 Zentimeter zusammenfalten. Ein Meterstab von nur 1 m Länge lässt sich je nach Anzahl der Glieder auf ca. 10 cm oder 20 cm zusammenfalten. Früher waren Gliedermaßstäbe oft in deutschen bzw. englischen Zoll geteilt, heute sind sie zumeist im metrischen System ausgeführt und in Millimeter und Zentimeter geteilt.

Winkelmesser-Einteilung z. B. 30° und maximalen 150°
Winkeleinteilung 2. Version vorgegebene 45, 60, 75 und 90°

Maßteilungen

Bei Meterstäben können auf der Vorderseite und Rückseite vereinzelt auch verschiedene Maßeinteilungen vorhanden sein. So verwendet der Tischler oder Zimmerer mitunter eine Seite mit metrischer Einteilung und die Rückseite mit Zoll, da oft die Holzstärken mit Zollmaßen angegeben werden. Andere Meterstäbe verfügen auch über zusätzliche Einteilungen zur einfachen Winkelmessung (siehe Bilder rechts), zur Umrechnung zwischen Durchmesser und Umfang oder eine sogenannte Fliesen-Teilung.

Spezialvariante mit Tiefenmaß (Tirette)

Sehr selten gab es auch Meterstäbe mit Tiefenmaß (z. B. von HOWAL). Es bestand, ähnlich wie bei einem Messschieber, aus einem etwa 5 mm breiten, 1 mm starken und etwas über 15 cm langen Metallstreifen mit geprägter Maßeinteilung und einem kleinen Knebel von etwa 2 mm Durchmesser am oberen Ende. Er wurde in einer gefrästen Nut an einem Ende des Meterstabes geführt und konnte über das Ende herausgeschoben werden, um z. B. die Tiefe von Sackbohrungen zu messen. Diese Meterstäbe konnten sich jedoch aufgrund der aufwendigen Fertigung bei gleichzeitiger relativer Ungenauigkeit im Vergleich zu einer „echten“ „Schublehre“ nicht durchsetzen, da ein Tiefenmaß vorwiegend im Metallbereich erforderlich ist, wo herkömmliche Meterstäbe eher unüblich sind.

Ein Tirette wird im Kugelsport Pétanque zum Messen verwendet, wenn der Abstand von mindestens zwei Spielkugeln zum Cochonnet mit dem Bandmaß nicht zu ermitteln ist.

Verbreitung

Der Gliedermaßstab ist ein überwiegend im deutschen Sprachraum und Italien benutztes Werkzeug, im Ausland werden dagegen im Allgemeinen häufiger Rollbandmaße eingesetzt.

Verschiedene deutsche Berufskleidungen tragen an der rechten Schenkel-Außenseite eine Tasche für den Meterstab.

Geschichte und Etymologie

Der Name Zollstock deutet daraufhin, dass früher ein starrer Stab – ein Stock – von der Länge eines Fußes, einer Elle oder eines Klafters, der in Zoll geteilt war, auch entsprechend Zollstock genannt wurde.[1] Schon in römischen Zeiten waren jedoch auch Klapp- oder Faltmaßstäbe aus Bronze, Messing oder Holz bekannt, die sich zunehmend durchsetzten. Auch diese zusammenlegbaren Stäbe wurden im Volksmund weiterhin als Zollstöcke bezeichnet.

Dezimalisierung

1868 wurde in Preußen die Maß- und Gewichtsordnung für den Norddeutschen Bund erlassen, die 1872 in Kraft trat und als Grundlage für die Länge den Meter mit dezimaler Teilung und Vervielfachung festlegte. In der Beilage bildliche Darstellungen der aichfähigen Gattungen von Maaßen und … zur Instruktion vom 1. Mai 1885 der Kaiserlichen Normal-Aichungs-Kommission wird der hölzerne zusammenlegbare Maaßstab von 1 Meter Länge mit Einfallfedern, durchgehends in halbe Centimeter und das letzte Zehntel-Meter in Millimeter geteilt, als Endmaaß mit leichten an den Seiten offenen Kappen versehen – dargestellt und beschrieben.

1911 wird in der Beilage zur Instruktion ein – Zusammenlegbarer Maßstab aus Holz (Endmaß) von 2 m Länge mit Drehgelenken, durchweg in Millimeter geteilt, mit leichten, an den Seiten offenen Kappen versehen, – abgebildet. Dieser faltbare Maßstab war faktisch der erste eichfähige metrische Gliedermaßstab.

Das Maß- und Gewichtsgesetz von 1935 sah vor, dass die Physikalisch-Technische Reichsanstalt auf eichfähigen Messgeräten neben der metrischen Teilung auch noch eine andere Nebenteilung zulassen konnte. Dies führte dazu, dass nach 1935 Gliedermaßstäbe mit metrischer Teilung auf der Vorderseite und Zollteilung (engl. inch = 25,4 mm) auf der Rückseite produziert wurden und vor allem im Schiffbau und dem Holzhandel verwendet wurden. In Handwerk und Handel prägte sich dadurch der Begriff Zollstock in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. Dieser Name ist bis heute weit verbreitet und wird erst in den letzten Jahren durch die Begriffe Gliedermaßstab, Meterstab oder auch Doppelmeter ersetzt.

Entwicklung der heutigen Mechanik

Funktionsweise des Gliedermaßstabes

Anton Ullrich erfand 1865 den Gelenkmaßstab, indem er mehrere starre Maßstäbe mit einem Niet verband. Sein Neffe Gustav Ullrich entwickelt und patentiert 1886 das Federgelenk, das beim Auf- und Zuklappen einrastet und so den Maßstab auseinandergefaltet und geschlossen zusammenhält. Dieses Gelenk wird (mit leichten Veränderungen) bis heute weltweit in Gliedermaßstäben eingesetzt. Das von Gustav Ullrich 1889 in Annweiler am Trifels gegründete Unternehmen STABILA existiert noch heute. Etwa zur gleichen Zeit entwickelte auch der Schwede Karl-Hilmer Johansson Kollén einen zusammenklappbaren Maßstab, der neben dem Schwedischen Daumenmaß auch die neu eingeführte Zentimeterskalierung hatte.

Andere Geräte und Werkzeuge zur Längenmessung

Ein starres Metermaß wird häufig im Textilhandel verwendet, wo Stoffe vom Ballen heruntergemessen werden. Diese Meterstäbe sind meist nur auf Zentimeter genau. Auch die Holzfäller verwenden ein starres Metermaß, um die Scheite einen Meter lang zu schneiden.

Ein Maßband, Messband oder Bandmaß ist aus einem flexiblen Material (Stoff, Kunststoff, Stahl), das sich aufrollen lässt. Diese Maßbänder gibt es für verschiedene Einsatzgebiete und in verschiedenen Längen (1, 1½, 2, 3, 5, 10, 20, 25, 50 m).

Eine Messlatte, die aufgeklappt meist 4 m Länge besitzt, wird in der Geodäsie und im Bauwesen verwendet.

Für weitere Möglichkeiten der Längenmessung siehe Liste der Messwerkzeuge.

Einzelnachweise

  1. Der historische Zollstock bei den Eichämtern Bremerhaven und Bremen

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