Titot

Titot
Heinrich Titot
Titot auf einem Porträt im Rathaus Heilbronn

Heinrich Titot (* 3. August 1796 in Heilbronn; † 1. Dezember 1871 ebenda) war von 1835 bis März 1848 Schultheiß der Stadt Heilbronn. Er hat darüber hinaus mehrere Schriften zur Stadtgeschichte vorgelegt.

Inhaltsverzeichnis

Vorfahren

Die Vorfahren des Bürgermeister Titot stammen aus dem lothringischen Ort Fontenoy. Der Urahne der Titots in Deutschland war Joseph Titot (* 1566; † 1642), der dem protestantischen Glauben angehörte und daher das katholische Lothringen verlassen musste. Joseph heiratete 1587 Henriette le Baults und siedelte in das (zu Württemberg gehörende) Mömpelgard über, wo er das Bürgerrecht erhielt und als Notar, Hof- und Kanzleischreiber sowie Regierungsrat tätig war. Joseph und Henriette hatten elf Kinder, fünf Söhne und sechs Töchter, wovon der jüngste Sohn Abraham der Stammhalter wurde. Abraham hatte zwei Söhne, nämlich Peter und Peter Christoph, wobei einer der sieben Söhne des letzteren, nämlich Peter Abraham Titot (* 1722 in Stuttgart), die Familie Titot nach Württemberg brachte.

Leben und Werdegang

Familie, Kindheit und Jugend (1796–1820)

Heinrich Titot war der Sohn des Karl Ludwig Christoph Titot (* 3. April 1755, † 18. Februar 1818), Senator in Heilbronn, und Caroline Mertz. Heinrich hatte ursprünglich drei Brüder und vier Schwestern, wovon allerdings nur drei am Leben blieben, nämlich Charlotte, Julie und Friederike. Als 1801 in Heilbronn die Blattern grassierte, verstarb sein jüngster Bruder Max. Von 1803 bis 1812 war er Schüler eines Gymnasiums in Heilbronn. Er lernte 1808, Flöte zu spielen, und 1810 zu tanzen.

1812 wurde Heinrich Titot Lehrling bei Clemens Bruckmann, Stadtschreiber zu Heilbronn. 1816 immatrikulierte sich Heinrich an der Universität Tübingen für den Fachbereich Rechtswissenschaften. Als Referendar war Titot für den Gerichtshof des Neckarkreises in Esslingen tätig.

Rechtskonsulent (1820–1835)

Vom 27. Juni 1820 bis 29. Juli 1826 arbeitete er als Assistent beim Oberamtsgericht Heilbronn. Am 4. Oktober 1826 wurde er Mitglied der Heilbronner Rechtskonsulenten und im gleichen Jahr gelangte er noch in den Stadtrat. Am 13. November 1828 heiratete Heinrich Emilie Ludwig, die Tochter des Engelapothekers.

Schultheiß (1835–1848)

Nachdem am 20. April 1835 Stadtschultheiß Johann Clemens Bruckmann 67-jährig verstorben war, wurde Heinrich Titot zuerst zum Stadtschultheißenamtsverweser, später am 21. und 22. Mai zum Schultheiß der Stadt Heilbronn gewählt.

In seine 13-jährige Position als Schultheiß fielen folgende Bautätigkeiten:

  • Heilbronner Mühlindustrie:
    • Umbau der Brückenmühle zu einer Kunstmühle im Stil anglo-amerikanischer Mühlen (1835-1836)
    • Bau der Tuchwalkmühle (1838-1839)
    • Bau der Sülmermühle (1840)
  • Heilbronner Schulhäuser:
    • Sophienpflege, eine Kleinkinderschule (1837)
    • Vergrößerung des Paulinenspitals um verschiedene Flügelanbauten (1840-1841)
    • Bau eines Gebäudes für das Rektorat des Karlsgymnasiums, Ecke Karlsstraße/Allee (1842)
    • Bau einer Schule für Knaben, Allee (1846)
    • Umbau des Franziskanerklosters zu einer Schule für Mädchen (1847)
    • Zeichen- und Modellierschule in der Realschule (1847)
  • Jägerhaus
  • Wartberggaststätte

Verschiedene Innovationen in Industrie und Wirtschaft fielen in Titots Amtsperiode:

  • Neckardampfschiffahrt
  • Eisenbahnstrecke Stuttgart-Heilbronn
  • Gründung der Schiffahrts-Assekuranz-Gesellschaft, der ersten Heilbronner Aktiengesellschaft
  • Gründung des Heilbronner Freihafens am 1. Juni 1837
  • Erweiterung des Heilbronner Zollhafens (1845)

Anfang März 1848 kam es im Zuge der Märzrevolution auch zu Unruhen in Heilbronn, wo sich der Unmut des Volkes auch gegen Titot als Krebsritter (missliebiger Beamter, Rückschrittler) richtete. Vor seinem Haus in der Kramstraße kam es am 4. März 1848 zu Ausschreitungen. Am 9. März wurde er in der Zeitung Neckardampfschiff zum Rücktritt aufgefordert. Als die neu gegründete Heilbronner Bürgerwehr am 10. März 1848 Waffen aus Stuttgart erhielt, löste dies seinen Rücktritt aus. Sein Nachfolger als Schultheiß wurde August Klett.

Oberamtspfleger (1848–1870)

Untere Reihe links: H. Titot mit J. Kerner in der Mitte der Gruppe der Gräßle-Gesellschaft
Heinrich Titot, Altersbildnis

Nach der Märzrevolution nahm Titot noch die Aufgabe des Oberamtpflegers wahr. Neben diesem Amt versah er Mitte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts das Amt des Obmanns der Bau- und Feuerschau, der Verwaltungsabteilung der Gesellschaft für Neckardampfschiffahrt und der hiesigen Handelsinnung. Auch als Steinmann für die Seherin von Prevorst bzw. Friederike Hauffe spielte Heinrich Titot eine Rolle. Friederike Hauffe wurde von Justinus Kerner nach den neuesten Methoden des Mesmerismus behandelt, wobei Kerner und Titot sich beide durch ihr Engagement in der Gräßle-Gesellschaft kannten.

Ruhestand und Tod (1870–1871)

Am 1. Oktober 1870 schied Titot aus seinem Amt als Oberamtspfleger aus und verstarb am 1. Dezember 1871 nach einer Lungenentzündung.

Wappen

Das Wappen der Titot zeigt einen roten Querbalken auf einem silberfarbenen Schild. Drei Rosen, eine über und zwei unterhalb des Balkens, bereichern das Wappen. Als Helmzier werden wiederum drei Rosen verwendet.

Würdigung

Nach Heinrich Titot ist heute noch in der Heilbronner Innenstadt die Titotstraße als Querstraße der Allee benannt.

Werke

Als Ratsmitglied und Schultheiß hat Titot verschiedene Werke mit stadtgeschichtlichem Bezug vorgelegt, u.a.:

  • Beschreibung der evang. Hauptkirche zu Heilbronn a.N.(1833)
  • Beschreibung des Wartbergs bei Heilbronn a.N.(1838)
  • Heilbronner Chronic von 1841 (1841)
  • Beiträge zur Geschichte der Reichsstadt Heilbronn 1789-1803 (1841)
  • Hundertjährige Übersicht der Lebensmittelpreise zu Heilbronn von 1744-1843 (1844)
  • Beschreibung des Oberamts Heilbronn (1865)

Literatur

  • Moriz von Rauch: Heinrich Titot. In: Bericht des Historischen Vereins Heilbronn Band 16. 1925/28 (1929), S. 95 ff.
  • Wilhelm Steinhilber: Die Heilbronner Bürgerwehren 1848 und 1849 und ihre Beteiligung an der badischen Mai-Revolution des Jahres 1849. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1959 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 5)

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