- Geschichte der Stadt Heilbronn
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Die Geschichte der Stadt Heilbronn beschreibt die Entwicklung von Heilbronn in Baden-Württemberg. Der Ort hat sich aus einem im 7. Jahrhundert bestehenden fränkischen Königshof entwickelt, wurde im 14. Jahrhundert zur Reichsstadt erhoben und als solche zu einem bedeutenden Handelsplatz in Südwestdeutschland. Nach dem Übergang zu Württemberg 1802 und der einsetzenden Industrialisierung war die Stadt am Neckar die größte Industriestadt des Landes nach Stuttgart. Am 4. Dezember 1944 wurde die historische Innenstadt bei einem Luftangriff auf Heilbronn total zerstört. In der wiederaufgebauten Stadt, die heute mit ihren Stadtteilen und dem Umland einen wichtigen Verkehrsknoten und Wirtschaftsstandort bildet, leben gegenwärtig rund 120.000 Menschen.
Stadtgeschichte von Heilbronn
Ursprünge der Besiedlung und Stadtgründung
Vorgeschichte
Aufgrund topografischer Parallelen zum Neckartal bei Mauer, dem Fundort des Unterkiefers von Mauer (des ersten entdeckten Homo heidelbergensis), wird die erste menschliche Nutzung der fruchtbaren Auen des Neckars im Heilbronner Becken auf bis zu 500.000 Jahre vor unserer Zeit vermutet. Die ältesten bisher gefundenen menschlichen Spuren in und um Heilbronn datieren bis in die Altsteinzeit um 30.000 v. Chr. zurück. Bereits in vorgeschichtlicher Zeit bestanden Fernwege, die sich bis in die Jungsteinzeit zunächst längs der Flüsse orientierten, wobei die Flussübergänge (im Heilbronner Raum bei Wimpfen und bei Heilbronn selbst) eine bedeutende Rolle spielten. Später bildeten sich zudem Höhenwege, wobei der von Hall kommende Salzweg und ein anderer, von Öhringen kommender Weg bei Heilbronn den Neckar überquerten.
Das heutige Stadtgebiet enthält zahlreiche vorgeschichtliche Fundstellen, darunter Überreste von Hügelgräbern der Bronzezeit im Stadtwald nahe dem Schweinsberg sowie eine vermutete Höhenburg gleichen Alters auf der Kuppe des Wartbergs.
Römerzeit
Unter dem römischen Kaiser Domitian (81–96 n. Chr.) drangen die Römer vom Rhein aus ostwärts vor, und als Außengrenze des römischen Reichs wurde der Neckarlimes errichtet, zu dem auch das Kastell Heilbronn-Böckingen gehörte, auf das insgesamt acht Römerstraßen aus verschieden Himmelsrichtungen kommend hinführten. Mit der Kastellstraße von Wimpfen über Böckingen nach Walheim entstand unter den Römern eine wichtige Nord-Süd-Achse. Im Hinterland des Limes entstanden zahlreiche römische Villen und Gutshöfe zur Versorgung der römischen Truppen, darunter die 1933 ausgegrabene römische Badeanlage im Gewann „Wolfszipfel“. Vermutlich im Jahr 159 n. Chr. wurde der Neckarlimes aufgegeben, da die römische Reichsgrenze rund 30 km nach Osten vorgeschoben und dort in den folgenden Jahren als Obergermanischer Limes mit Wall und Graben ausgebaut wurde. Im Jahre 260 n. Chr. fiel der Limes, danach beherrschten die Alemannen das Neckarbecken.
Fränkischer Fürstenhof
Um das Jahr 500 ergriffen die Franken Besitz vom Neckarraum und errichteten hier wie überall in ihrem Reich Königshöfe, die die wirtschaftliche Grundlage des Fränkischen Reiches bildeten und von denen sowohl die Christianisierung als auch die Gründung von Ausbausiedlungen ausgingen. Ein solcher fränkischer Königshof war vermutlich die erste größere Siedlung in der heutigen Kernstadt, im Bereich der heutigen Unteren Neckarstraße zwischen Brückentor und Lohtor.[1]
Hier verlief zu dieser Zeit vermutlich ein Höhenzug, der die Siedlung vor dem Hochwasser des Neckars schützte und den Bau von Befestigungsanlagen begünstigte. Das zum Königshof gehörende Umland wurde im Westen vom Neckar begrenzt, im Norden durch Stiftsberg und Nordberg. Im Osten erstreckte sich das zugehörige Land etwa bis Ellhofen, im Süden bis nach Sontheim. Die nächstgelegenen Königshöfe waren in Lauffen und Ilsfeld sowie die spätere Kaiserpfalz in Wimpfen.
Die Verkehrsinfrastruktur der Franken lehnte sich an das alte römische Straßennetz an. Sie schufen jedoch nach der Gründung des Königshofs in Heilbronn auch östlich des Neckars gelegene Nord-Süd-Achsen, deren wichtigste, von Frankfurt über Heilbronn bis nach Italien führende die so genannte fränkische Heerstraße war.
Erste Erwähnung 822
In einer Urkunde aus dem Jahr 822, die eine Schenkung des ostfränkischen Hausmeiers Karlmann aus dem Geschlecht der Karolinger zur Ausstattung des neu gegründeten Bistums Würzburg im Jahr 741 zum Inhalt hat, wird villa Helibrunna als Ort einer Basilika, die dem Heiligen Erzengel Michael gewidmet war, erstmals urkundlich erwähnt: et in ipso pago basilicam in villa Helibrunna in honore sancti Michahelis archangeli constructam una cum appendiciis suis (eine Kirche in der villa Heilbronn, welche dem Heiligen Erzengel Michael errichtet ist, mit allem Zubehör). Diese Michaelsbasilika in Heilbronn war eventuell der Vorgängerbau der heutigen Kilianskirche. Michael wurden seit dem späten 5. Jahrhundert zahlreiche Kirchenbauten gewidmet.
Pfalzversammlung Ludwigs des Deutschen im Jahr 841
Seit 840 befand sich König Ludwig der Deutsche im Streit mit seinen kaiserlichen Brüdern um die Hinterlassenschaft des Vaters und versuchte, die innerdeutschen Alemannen für sich zu gewinnen.[2] Er hielt daher am 18. August 841 in Heilbronn Hof und lud die Alemannen hierzu ein, um seine Macht anerkennen zu lassen. Anlässlich dieser einzigen belegten königlichen Hofversammlung eines karolingischen Königs in Heilbronn[3] erfolgte die zweitälteste bekannte Erwähnung der Stadt als „Heilicprunno“ in einer vom König für Abt Gozbald ausgestellten Urkunde: actum Heilicprunno palatio regio. Die Formulierung palatio regio kann zwar auch als „befestigte Kaiserpfalz“ gedeutet werden, jedoch gibt es keinen Nachweis für eine solche. Aber selbst eine Pfalzversammlung an diesem Ort weist auf eine bereits bestehende überregionale Bedeutung des Ortes zur damaligen Zeit hin.
Bedeutung des Namens
Der Name Heilicprunno bzw. Heilbrunna deutet auf einen Brunnen bzw. eine Quelle. Ob diese heilig ist, heilt oder erfrischt, kann etymologisch nicht klar nachgewiesen werden. Bei dieser namengebenden Quelle handelt es sich vermutlich um den später zum Siebenröhrenbrunnen gefassten Kirchbrunnen nahe der Michaelsbasilika. Kirche und Brunnen scheinen in einem Zusammenhang zu stehen. Die ältere Forschung sah die Ursprünge der Kirche beim Brunnen in der Umwidmung eines älteren, vorchristlichen Quellenheiligtums,[4] die neuere Literatur sieht mangels Nachweisen aus vorchristlicher Zeit in der namengebenden Quelle eher einen Taufbrunnen aus fränkischer Zeit.[5]
Bis ins hohe Mittelalter wird Heilbronn in über 30 weiteren Urkundenbelegen erwähnt.
Hochmittelalterliche Stadt
Hochmittelalterliche Herrschaftsverhältnisse
Erwähnung Heilbronns
im Hirsauer CodexBeim Niedergang der Karolinger um das Jahr 1000 ging der Königsbesitz als Allodium auf die regionalen Grafen über, im Falle Heilbronns auf die Grafen von Calw als Erben des Königshofes. Neben diesen hatte das Bistum Würzburg seinen 741 mit Schenkung erhaltenen Besitz, den es 1037 durch Erwerb vergrößern konnte. Auch die Grafen von Lauffen und die Herren von Dürn hatten vermutlich Besitz in Heilbronn. Um das Jahr 1050 bestand in Heilbronn ein Markt mit Marktgericht. Marktherren waren die Grafen von Calw. Uta von Calw (d. Ä.) verschrieb ihren Heilbronner Besitz um 1060 an das Kloster Hirsau, das eine Calwer Gründung war. Ihr Bruder, Pfalzgraf Gottfried, und dessen Schwiegersohn Welf VI. behinderten jedoch die Besitzübergabe, so dass Welf VI. erst nach seiner Niederlage bei Weinsberg 1140 den Calwer Besitz im Jahr 1146 ans Kloster Hirsau übergab. Neben dem Hirsauer Hof gab es sieben weitere Pfleghöfe in Heilbronn.
Einige der ältesten Funde Württembergs weisen außerdem auf eine bedeutende Ansiedlung von Juden in Heilbronn im 10./11. Jahrhundert hin, darunter unterirdische Grabanlagen (Ossuarien) dieser Zeit in der Lohtorstraße (früher: Judengasse).
Hirsauer Codex 1146: Marktrecht, Hafen und Weinbau
Im Hirsauer Codex, einer zeitgenössischen Auflistung der Besitztümer des Klosters Hirsau, wird im Zusammenhang mit der 1146 vollzogenen Schenkung eines Herrenhofs mit 17 abhängigen Höfen, 14 Weingütern, Personal und Boden in unbekannter Größe inklusive des Nordbergs ferner die Markt- und Münzgerechtigkeit der Stadt belegt, ebenso die Existenz eines Hafens. Die Bezeichnung portus für diesen Hafen in den Urkunden ist in Süddeutschland einzigartig und weist womöglich darauf hin, dass Heilbronn bereits im 11. Jahrhundert ein wichtiger Umschlagplatz für den Fernhandel war. Der Weinbau in Heilbronn wird mit dieser Schenkung von 1146 zwar erstmals bezeugt, ist aber in den umliegenden Dörfern Böckingen, Frankenbach, Biberach und Neckargartach bereits im 8. Jahrhundert urkundlich nachgewiesen, so dass in Heilbronn vermutlich auch schon seit der fränkischen Besiedlung, eventuell sogar seit der Römerzeit, Wein angebaut wurde. Die „Weinbet“, eine städtische Steuer auf den Weinertrag, bildete im Mittelalter eine der Haupteinnahmequellen der Stadt, die „Weinbüchlein“ aus der Steuerstube zählen zu den wichtigsten historischen Quellen der Stadtgeschichte.
Aufgrund von bestehender Münze, Markt und Hafen im Jahr 1146 kann die Stadtwerdung als spätestens im 11. Jahrhundert vollzogen betrachtet werden. Die Literatur geht davon aus, dass es zu dieser Zeit auch bereits ein Stadtrecht gab.
Hauskommende des Deutschen Ordens
1219 starb mit Graf Poppo VI. die Linie der Grafen von Lauffen im Mannesstamm aus. Durch die Heirat von Poppos Tochter Mechthild von Lauffen mit Konrad I. von Dürn gingen die Lauffener Königslehen, darunter auch deren Güter in Heilbronn, auf die Herren von Dürn über. Konrads Bruder Ulrich II. von Dürn trat 1224 in den Deutschen Orden ein und wurde von seiner Familie mit Grundbesitz in Heilbronn ausgestattet, so dass bis 1268 der Deutschhof als Hauskommende des Ordens errichtet werden konnte. Der Deutschhof und die darin gelegene Deutschordenskirche wurden kontinuierlich ausgebaut. Das Nachbardorf Sontheim gelangte möglicherweise schon bei Gründung der Kommende, spätestens aber bis 1291 an diese.
Oppidum Heilecbrunnen wird 1225 Lehen der Staufer
1222 entlehnte das Bistum Würzburg seinen Heilbronner Besitz, die Stadt sowie das östlich gelegene Altböckingen umfassend, an Stauferkönig Heinrich (VII.). Der auf den 27. Juli 1225 datierte Nordheimer Vertrag zwischen dem Bistum Würzburg und Kaiser Friedrich II. benennt das entlehnte Gebiet oppidum Heilecbrunnen. Oppidum bezeichnet eine (von Mauern und Gräben) befestigte Stadt. Das im Westen durch einen Seitenarm des Neckars begrenzte und annähernd rechteckig von der rund 2400 Meter langen Stadtmauer mit später bis zu zehn Türmen umschlossene Stadtgebiet umfasste etwa 26 Hektar und vergrößerte sich bis ins frühe 19. Jahrhundert nicht wesentlich weiter.
Heilbronn hat in der politisch wechselvollen Zeit nach dem Ende der Staufer und nach dem Aussterben der Grafen von Calw seine Rolle als wichtiger Handelsplatz beibehalten. Der einstige fränkische Königshof war in herrschaftliche Großhöfe aufgesplittert. Der bedeutendste dieser Höfe war der Maulbronner Hof, in dem mehrere Reichsschultheiße und später auch Bürgermeister ihren Sitz hatten. Außer dem Kloster Maulbronn hatten im hohen Mittelalter u. a. auch die Klöster Adelberg, Schöntal, Lorch, Lichtenstern, Hirsau und Billigheim Güter und Höfe in der Stadt. Es entwickelte sich eine Marktgemeinde, in der sich ein Patriziat bildete. Bereits aus dem Jahr 1222 ist der Verkauf von ehemals bischöflich würzburgischem Besitz an Bürger der Stadt überliefert. Durch Schutz und Einfluss des Kaisers konnte die Stadt in der Folgezeit dem Zugriff oder allzu starken Einfluss der umliegenden Territorialfürsten als auch der in der Stadt begüterten kirchlichen Instanzen entzogen bleiben.
Aus dem Jahr 1265 datiert das älteste Stadtsiegel. Es zeigt einen Adler im dreieckigen Wappenschild mit der Umschrift Sigillum Civitatis Hailprunnen. Die Bezeichnung civitas deutet auf eine Gemeinschaft von Bürgern mit eigener Verfassung und eigenen Rechten hin.
Stadtrecht 1281 durch Rudolf von Habsburg
1281 verlieh König Rudolf I. von Habsburg in Gmünd Heilbronn ein Stadtrecht, das erstmals einen Rat der Stadt von zwölf consules (Ratsherren) vorsah, dem als königliche Beamte sowohl ein Vogt (der die hohe Gerichtsbarkeit innehatte) als auch ein Schultheiß (Vorsteher des Rats) vorgestellt waren. Die zwölf consules waren für die Verwaltung des Gemeinwesens zuständig und wurden aus den Reihen der melioribus et utilioribus civitatis (Patrizier der Stadt) gebildet.[6] Von 1283 bis 1289 weilte Rudolf I. insgesamt fünf Mal in der Stadt. 1283 stattete er seinen unehelichen Sohn Albrecht von Löwenstein mit dem Frucht- und Weinzehnten der Stadt aus. 1288 erhielt die Stadt durch ihn das Privileg eines dreiwöchigen überregionalen Jahrmarktes. 1309 weilte Kaiser Heinrich VII. in der Stadt, und im Folgejahr wurden der Stadt alle früher erlangten Rechte und Privilegien bestätigt. Das Heilbronner Stadtrecht hatte Beispielcharakter für andere Städte, so erhielt Eppingen im Jahr 1303 durch Albrecht I. auch die Heilbronner Rechte verliehen.[7]
1297 wurde die Kilianskirche erstmals urkundlich erwähnt. Um 1300 wurde das bis ins 15. Jahrhundert Kaufhaus genannte Heilbronner Rathaus am Marktplatz errichtet. Der Rat beherrschte und kontrollierte den Handel in der Stadt, da zu seinen Tätigkeiten insbesondere auch das Marktgericht gehörte. 1306 stiftete der Rat das Katharinenspital, aus dem sich das städtische Krankenhauswesen entwickelte. 1314 wird erstmals ein magister civium (Bürgermeister) erwähnt. 1322 verlieh König Ludwig der Bayer der Stadt die hohe Gerichtsbarkeit (den so genannten Blutbann), was die Macht des Rates gegenüber den königlichen Beamten stärkte. Der Blutbann soll bald darauf wieder verloren gegangen sein, wurde jedoch ab 1405 dauerhaft zurückerlangt. 1331 verkaufte das Kloster Maulbronn den Rest seiner Heilbronner Besitzungen an die Bürgerschaft. Im selben Jahr schloss die Stadt einen Landfriedensbund mit sieben anderen Städten. 1332 gab es zwei Bürgermeister, die weiterhin den königlichen Beamten (Vogt und Schultheiß) unterstellt waren. Im selben Jahr trat die Zollfreiheit mit Nürnberg in Kraft, im Folgejahr erhielt die Stadt ein zweites Jahrmarktsprivileg.
Jüdische Gemeinde Ende des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts
Im Jahr 1298 wurden beim so genannten Rintfleisch-Pogrom 143, möglicherweise sogar 200 Heilbronner Juden ermordet. Bei 4500 bis 5500 Einwohnern, die Heilbronn um diese Zeit insgesamt besaß, hatte die jüdische Gemeinde also eine beachtliche Größe und wies auch Gelehrte unter ihren Mitgliedern auf wie einen Punctator, der 1298 ebenfalls umkam.[8] Im Frühjahr 1349 ereigneten sich in Heilbronn anlässlich eines neuen Pogroms nicht nur zahlreiches „Judenmorden“, sondern auch viele „Judenbrände“.[9] „Judenbrände“ war eine Umschreibung von Verbrennungen von Juden, insbesondere von Jüdinnen bei den „Hexensäulen“. Die „Hexensäulen“ befanden sich beim zweiten jüdischen Friedhof vor der Stadtmauer Heilbronns. Die überlebenden Juden wurden aus der Stadt vertrieben, ihre Besitztümer fielen an die Stadt.[10]
Eine der Ursachen der Ausschreitungen gegen Juden im Frühjahr 1349 war der massive Ausbruch der Pest in Südwestdeutschland, die auch in Heilbronn viele Tote forderte und für die teilweise auch Juden verantwortlich gemacht wurden. Seuchen waren bis in die Neuzeit ein häufiges Problem in der eng bebauten Stadt. Von 1348 bis 1693 sind 29 Seuchenausbrüche verzeichnet, von denen knapp die Hälfte mehrere Monate bis zu mehreren Jahren andauerten. Neben der Pest traten auch Typhus, Diphtherie und Pocken auf. 1388 soll die Pest in Heilbronn 1600 Tote gefordert haben, 1564/65 etwa 3500 Tote und 1634 gar 5500 Tote. Diese in Chroniken genannten Zahlen gelten jedoch als unter dem subjektiven Eindruck der Katastrophe entstanden und daher mehrfach überhöht. Dennoch reduzierten Seuchen die Einwohnerzahl Heilbronns mehrmals drastisch. 1452 soll nur „kaum der Vierte Teil der Menschen“ eine Pestwelle überlebt haben.[11]
Neckarprivileg von 1333 durch Ludwig den Bayern
Ursprünglich floss der Hauptstrom des Neckars weiter westlich beim Dorf Böckingen, die Stadt Heilbronn lag lediglich an einem Nebenarm. Bei einem Hochwasser im Jahr 1333 kam es zum Durchbruch des Hauptstroms längs der Stadt und zu anschließenden Streitigkeiten zwischen dem Deutschen Orden, dessen Wiesen ein Raub der Fluten wurden, und dem Magistrat der Stadt. Der herbeigerufene Ludwig der Bayer regelte mit dem am 27. August 1333 in Esslingen ausgestellten Neckarprivileg, dass die burger den Neckher sollen wenden und keren, wohin sie dunket, daß es der Stete allernutzlich sey, also dass die Stadt den Lauf des Flusses nutzen und beeinflussen dürfe.
Durch den Bau von Stauwehren vor der Stadt bildete sich der Neckar zum schützenden Wassergraben vor der westlichen Stadtmauer, die angestaute Wasserkraft trieb unzählige Mühlen an. Die Stauwehre versperrten den Neckar regelrecht, so dass die vom Rhein kommende Schifffahrt in Heilbronn endete. Durch den Hafen stieg Heilbronn zum wichtigen Handelsplatz auf, die Stadt bzw. die Heilbronner Kaufleute hatten das Stapelrecht für alle ankommenden Waren. 1342 erfolgte ein Zollvertrag zwischen Württemberg, Baden und Heilbronn zur zollfreien Öffnung des Neckars für Flöße zwischen Besigheim und Heilbronn. Die Durchfahrt für Schiffe blieb dagegen für fast 500 Jahre verwehrt. Die Stadt verteidigte diese Position auch gegen das den Flächenstaat anstrebende Haus Württemberg, das freie Schiffsdurchfahrt vom Rhein nach Stuttgart forderte.
Im Jahr 1333 erwarb die Stadt Heilbronn mit Genehmigung Ludwigs des Bayern auch den südöstlich gelegenen Ort Altböckingen mitsamt seiner etwa 1100 Morgen umfassenden Markung. Der Ort wurde aufgegeben, seine Einwohner wurden nach Heilbronn umgesiedelt. Durch den Markungszugewinn gehörte der Stadt künftig das gesamte, von Bergen umschlossene umliegende Neckartalbecken.
Vergrößerung des städtischen Besitzes und Verlust der württembergischen Lehnsherrschaft
1341 erwarb Heilbronn von Engelhard von Weinsberg das Dorf Neckargartach. 1342 erwarb Heilbronn drei Viertel der Vogtei von Böckingen. 1349 wurden die Neckarbrücke gebaut und der bereits zuvor geschlossene Schwäbische Städtebund mit nun 25 Städten abermals bestätigt.
Der württembergische Graf Eberhard II. der Greiner hatte zu dieser Zeit das Schultheißenamt in Heilbronn inne, das das Reich an Württemberg verpfändet hatte. Als Eberhard zur territorialen Vergrößerung Württembergs in den Krieg gegen Kaiser Karl IV. zog und unterlag, gestattete der Kaiser der Stadt Heilbronn im Jahr 1360, das an seinen Widersacher verpfändete Schultheißenamt für 1500 Pfund Heller einzulösen. Somit wurde ab dem 31. Mai 1361 der Schultheiß von der Stadt selbst gestellt. Damit war Heilbronn frei vom Einflussbereich der Württemberger als auch anderer Lehnsherren, und dem Rat stand künftig ein Patrizier der Stadt vor. In den folgenden Jahren kam es zu Unruhen der Zünfte gegen das Patriziat.
Reichsstadt ab 1371
Paritätische Verfassung von 1371 durch Karl IV.
Im Verlauf des 14. Jahrhunderts profitierten Kaufleute und Handwerker von Heilbronns Rolle als Handelsplatz. Der Einfluss der Zünfte wuchs ständig und sie forderten Mitbestimmung. 1371 erhielt die Stadt eine neue Verfassung durch Kaiser Karl IV. Der Kaiser verbot zwar die Zünfte, im Rat der Stadt waren neben 13 Patriziern jedoch nunmehr auch 13 Handwerker und Kaufleute (als Repräsentanten der 13 früheren Zünfte) vertreten. Diese 26 Männer wählten aus ihrer Mitte (paritätisch) zwei Bürgermeister. Die Stadt war damit nur noch dem Kaiser unterstellt und somit Reichsstadt. Auf Befehl des Kaisers musste Heilbronn künftig wieder Juden aufnehmen und diesen Schutz gewähren. Dem Kaiser flossen hierdurch die Steuern der Juden zu. Daraufhin wurde von der zurückgekehrten Glaubensgemeinschaft eine neue Synagoge errichtet. Heilbronn war wegen seiner günstigen Lage ein Umschlagplatz für Pelze, Sklaven, Gold, Getreide und Salz, und die jüdischen Kaufleute waren an diesem Handel stark beteiligt.[12]
Während in der umliegenden Region die Besitz- und Lehensverhältnisse häufig wechselten, gehörten zum Territorium der Reichsstadt Heilbronn neben der eigentlichen Stadt und den umliegenden Wäldereien und Feldern lediglich zeitweise die Dörfer Böckingen, Flein, Frankenbach und Neckargartach (1504 bis 1754 unter württembergischer Oberlehensherrschaft), deren Vogteien der Heilbronner Rat innehatte. Eine weitere Expansion wäre wohl auch nicht möglich gewesen. Nach Schmolz/Weckbach[13] führte die Niederlage der Städte gegen die Landesfürsten in der Schlacht bei Döffingen 1388 dazu, dass künftige Expansionsbestrebungen der Reichsstädte gegenüber den umliegenden Territorialstaaten aussichtslos schienen. Die flächenmäßig geringe Ausdehnung setzte allerdings einen Impuls für die beachtliche weitere Entwicklung im Inneren.
Provinzialtag von 1414, Schutzbrief und Heilbronner Münze
Kaiser Sigismund von Luxemburg hielt am 11. Oktober 1414[14] auf dem Hinweg zu dem Konzil von Konstanz (1414 bis 1418) in Heilbronn einen Provinzialtag gemeinsam mit Rudolf III. und dem Burggrafen Eitel Friedrich I. von Hohenzollern (1402–1439) ab, der auch als der Heilbronner Tag bezeichnet wird. Er empfing hier die Vertreter schwäbischer, elsässischer und rheinischer Städte und hielt ein deutsches Fürstentreffen.
Anlässlich der Entgegennahme einer Judenspende von drei Heilbronner Juden in Höhe von 1.200 Gulden[14] erhielten diese einen Schutzbrief von Kaiser Sigismund vom 15. Oktober 1414, der beinhaltete, dass sie als Gläubiger Anspruch auf Erfüllung ihrer Forderung hätten. Weiter wurden ihnen auch der Anspruch auf Schutz des Eigentums und der körperlichen Unversehrtheit sowie Verkehrs- und Religionsfreiheit eingeräumt. Der Gerichtsstand war in weltlichen bzw. religiösen Angelegenheiten das Gericht zu Heilbronn bzw. der Rabbiner zu Heilbronn. Schließlich wurden noch Abgaben an die königliche Kammer Heilbronn dort geregelt.[15]
Weiterhin ließ der Kaiser ab 1420 in Heilbronn durch Konrad IX. von Weinsberg, der auch für die Einbringung der Judensteuer zuständig war, silberne Reichspfennige prägen. Die Heilbronner Münzen aus Silber hatten einen Radius von 1,5 cm und zeigten einen Adler, der seitlich von den Buchstaben h und n flankiert und von einem Kranz aus Perlen umkreist wurde.[16] Die Heilbronner Münzstätte wurde 1464 von der Stadt übernommen und bis 1477 betrieben.[17]
Festigung der Stellung gegenüber Württemberg
Als Reichsstadt sah sich Heilbronn seit 1398 ständig vom aufstrebenden Haus Wirtemberg bedroht, und es kam zu Machtkämpfen wie im Frühsommer 1450, als die Heilbronner nach Württemberg einfielen, woraufhin ein 10.000 Mann zählendes Heer unter Führung des Mainzer Erzbischofs, der Markgrafen Karl und Bernhard II. von Baden, des Grafen Ulrich V. von Württemberg und anderen aufzog, die Stadt vom 8. bis 13. Juni 1450 belagerte und die reichsstädtischen Dörfer niederbrannte.[18] Ein Friedensvertrag mit Mainz kam erst am 28. Oktober 1450 zustande. Ein äußerst enges Verhältnis zum Kaiser sowie ein von 1417 bis 1622 gültiges Bündnis mit der Kurpfalz, die ab 1441 den Zehnten in Heilbronn inne hatte, festigten die Stellung der Stadt gegenüber den späteren Württembergern, die 1453 durch die Heirat des Grafen Ulrich V. mit der Pfalzgrafenwitwe Margarete in den Besitz des Heilbronner Zehnten kamen.
Im Juni 1460 kam es im Pfälzisch-Bayerischen Krieg zu einem Einfall starker württembergischer Truppen nach Heilbronn, mit denen Graf Ulrich die Stadt von ihrem Bündnis mit der Kurpfalz loszupressen versuchte. Am 1. Juli 1460 einigte sich die Stadt mit Ulrich darauf, dass sie gegen Verschonung vor Schaden die Kurpfalz nur mit einem geringen Truppenkontingent unterstützen wolle. Ebenso enthielt sich die Stadt, wie auch Wimpfen und andere Reichsstädte, im Jahr 1461 der Unterstützung Kaiser Friedrichs gegen die bayerisch-pfälzische Seite. Nachdem Pfalzgraf Friedrich in der Schlacht bei Seckenheim 1462 gegen Baden und Württemberg siegreich hervorgegangen war, schmälerte sich der württembergische Einfluss auf die Stadt, da Württemberg den Heilbronner Zehnten wieder an die Pfalz abtreten musste.
1464 gelang es der Stadt Heilbronn, die Vogtei über sich und die nahe Stadt Wimpfen von den Herren von Weiler aufzukaufen, wodurch sie vollständige Reichsfreiheit und Reichsunmittelbarkeit erlangte. Obwohl dem Kaiser direkt unterstellt, verhielt sich die Stadt in der Militärpolitik des Kaisers überwiegend neutral und beteiligte sich trotz Aufforderung nicht an den verschiedenen Kriegszügen gegen die Türken nach 1470. Die politische Neutralität des späten 15. Jahrhunderts führte trotz mehrere Pestjahre und schlechter Ernten zu einer weiteren Blüte der Stadt, in der damals etwa 4000 Menschen lebten. Zu dieser Zeit bildete sich auch das Steinbrecherhandwerk in den Steinbrüchen beim heutigen Jägerhaus, wo der Heilbronner Sandstein, ein Schilfsandstein aus der Stuttgart-Formation gewonnen wurde. Zahlreiche historische Bauten gehen auf diese Periode zurück und wurden aus heimischem Sandstein ausgeführt, so auch die um 1460 begonnene Erweiterung der Kilianskirche und die 1471 erbaute erste steinerne Neckarbrücke.
1476 wurde eine Floßgasse im Neckar geschaffen, die den Flößern barrierefreies Passieren der Heilbronner Wehre ermöglichte. Unterdessen wurde weiter zwischen Württemberg und Heilbronn über die Durchfahrt für Schiffe und das Stapelrecht gestritten. Der Holzumschlag in Heilbronn begründete die Heilbronner Sortierung, eine heute noch in Bayern und Rheinland-Pfalz übliche Klassifizierung von Stammholz.
Im Spannungsfeld zwischen Kurpfalz, Kaiser und Schwäbischem Bund
Bei der Gründung des Landfriedensbunds, der dem Schwäbischen Bund vorausging, widersetzte sich die Stadt zunächst dem Anliegen Kaiser Friedrichs, dem Bund beizutreten. Die Stadt fürchtete eine Schmälerung ihrer Autonomie gegenüber den Landständen. Nachdem der Kaiser 1486 mit dem Entzug von Privilegien gedroht hatte, fügte sich die Stadt am 15. März 1487 vorläufig dem Willen des Kaisers. Als der Schwäbische Bund schließlich 1488 gestiftet wurde, gelobten Heilbronn und Wimpfen zwar beizutreten, taten dies aber vorerst nicht. Beim Konflikt zwischen dem Schwäbischen Bund und der Kurpfalz 1494 forderten beide Seiten die Stadt im Falle eines Krieges zur Hilfestellung auf. Aus dieser paradoxen Situation heraus verweigerte Heilbronn, neben Wimpfen, Hall, Reutlingen und einigen weiteren Reichsstädten, 1496 abermals den Beitritt zum Schwäbischen Bund.
1499 erwirkten die Reichsstädte Heilbronn und Wimpfen auf dem Reichstag in Esslingen eine zugesicherte Neutralität im Falle weiterer kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen der Pfalz und den Bundesmitgliedern, im Gegenzug mussten sie im folgenden Jahr dem Schwäbischen Bund wieder beitreten. Die zugesicherte Neutralität wurde bereits 1504 im Landshuter Erbfolgekrieg auf die Probe gestellt, als der Kaiser mit dem Schwäbischen Bund und den Herzogen von Bayern und Würtemberg gegen die Pfalzgrafen Ruprecht und Philipp ins Feld zog. Die Stadt Heilbronn musste dem Kaiser Kontributionszahlungen leisten und den württembergischen Truppen zum Durchgang offen stehen. In der Folge des für Württemberg günstig verlaufenden Krieges gewann Württemberg dauerhaft den Heilbronner Zehnten zurück, ebenso erlangte das Herzogtum dadurch den Besitz über den Lichtensterner Hof in der Lammgasse sowie die Lehensherrschaft über das von einem Heilbronner Vogt verwaltete Dorf Neckargartach.
Zeit des Deutschen Bauernkriegs
Als im Jahr 1519 der Krieg zwischen dem Schwäbischen Bund und Herzog Ulrich von Württemberg entbrannt war, wurde Götz von Berlichingen in der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 1519[19] bei der Verteidigung der Burg Möckmühl gefangen genommen. Der Schwäbische Bund gab ihn der Stadt Heilbronn in Haft. In der Nacht von 11. auf den 12. Juni 1519 war Götz zunächst im Bollwerksturm gefangen, drei Jahre „ritterliche Haft“ im „Gasthaus zur Krone“ schlossen sich an.
Im selben Jahr trat erstmals der Böckinger Gastwirt Jäcklein Rohrbach in Erscheinung, als er mit Komplizen den Böckinger Schultheiß Jakob von Olnhausen erschoss. Nachdem er sich anschließend einige Zeit in Hohenlohe aufgehalten und Gleichgesinnte um sich gesammelt hatte, kehrte er im Frühjahr 1525, inmitten des Bauernkriegs, nach Heilbronn zurück. Am 2. April 1525 wurde er in Flein zum Hauptmann des Neckartalhaufens gewählt. Am 3. April 1525 forderte die Heilbronner Bürgerschaft unter Anführung der Weingärtner die Absetzung des Rats. Der Prediger der Kilianskirche, Johann Lachmann, konnte anderntags einen Kompromiss aushandeln. Er war es auch, der insgesamt drei „christliche Ermahnungen“ an die marodierenden Bauern richtete. Am Ostersonntag, den 16. April ermordeten die Bauern zahlreiche Adlige bei der Weinsberger Bluttat. Am Dienstag nach Ostern[20] den 18. April wurde das außerhalb der Stadtmauern liegende Heilbronner Karmeliterkloster überfallen und geplündert. Daraufhin wendeten sich die Bauern der Stadt zu. Im Gegensatz zum die Ziele seiner Angriffe genau abwägenden Rohrbach rief seine Begleiterin, die Schwarze Hofmännin, zum generellen Kampf gegen Heilbronn auf. Der Rat der Stadt öffnete daraufhin unter dem Druck der Bauern die Stadttore, worauf am kommenden Tag der Deutschhof geplündert und Geldforderungen gegen geistliche Körperschaften erhoben wurden. Es gilt als Verdienst Lachmanns, dass die Forderungen auf ein erträgliches Maß gesenkt wurden und die Stadt vor größeren Zerstörungen verschont blieb.
Der Bauernkanzler Wendel Hipler erstellte für die geplante Tagung eines großen Bauernparlaments am 12. Mai 1525 im Schöntaler Hof in Heilbronn die Heilbronner Tagungsordnung, die die Interessen der Bürger mitvertrat, da sie eine Volksvertretung als auch eine Opposition vorsah und Münzen, Maße und Gewichte vereinheitlichen wollte. Die Tagesordnung sah auch die Abschaffung der inneren Zölle vor. Damit wurde ein Programm dargelegt, das „um die Durchführung des Möglichen“[21] bemüht war. Hipler war dabei „einer der wenigen politischen Köpfe im Bauernkrieg“.[22] Theodor Heuss bezeichnet dies als ersten Ansatz zu einer demokratischen Reichsverfassung.[23]
An eben jenem 12. Mai 1525 unterlag das Bauernheer in Böblingen gegen den Truchsess von Waldburg. Die Bauern und Wendel Hipler mussten fliehen, das Bauernparlament fand nicht statt. Jäcklein Rohrbach wurde am 21. Mai 1525 in Neckargartach hingerichtet, sein Heimatdorf Böckingen wurde zur Strafe teilweise abgebrannt. Wendel Hipler wurde ebenfalls gefangengenommen und starb 1526 in Gefangenschaft.
Am 2. Juni 1525 wurde Strafgericht in Heilbronn gehalten, wobei als Bestrafungsmaßnahmen Stadtverweise und weitere Hinrichtungen[24] vorgenommen wurden. Zu den Hingerichteten zählten Hans Arnold, Caspar Rosenberger, Heinrich Rotheinz, Christ Scherer, Job Schneider, Lutz Taschenmacher gen. Taschenmännle und Lienhard Welner, die auf dem Heilbronner Marktplatz am 9. Juni 1525 enthauptet wurden. Am 28. Juli wurden Hans Werner d. A., auch Sauhänsle, und am 26. Oktober desselben Jahres Wolf Leip, auch der böse Wolf genannt, geköpft. Andere fünfzig Bürger erhielten andere Strafen. Eine Ausnahmeregelung erhielt Endris Schneck, der zwar auch zum Tod verurteilt worden war, aber begnadigt wurde und 600 Gulden an die Stadtkasse zu zahlen hatte. Die Strafen trafen insbesondere Weingärtner oder Handwerker, die sich nicht an der Bauernbewegung selbst beteiligt hatten, aber Mitbestimmung durch die Gemeinde und eine Ratsreform verlangt hatten.[25]
Reformation
Im Jahr 1524 hielt ein Meister Hans in der Nikolaikirche die ersten reformatorischen Predigten in der Stadt. Im selben Jahr bekannte sich auch der Prediger der Kilianskirche, Johann Lachmann, zum lutherischen Glauben. Lachmann gilt als Reformator von Heilbronn, der von ihm begonnene „Heilbronner Katechismus“ von 1528 gilt als zweitältester lutherischer Katechismus. 1528 wurde die Reformation in Heilbronn mit der Ablösung des Bürgermeisters Conrad Erer durch den Protestanten Hans Riesser vorangetrieben und 1531 mit der Abschaffung der Messe in der Kilianskirche vollendet. Durch Reformator Lachmann wurden das Schul- und Krankenwesen in Heilbronn neu organisiert. 1529 wurde der Westturm der Kilianskirche fertiggestellt, der als Meisterleistung Hans Schweiners gilt. Er ist das erste bedeutende sakrale Bauwerk der Renaissance in Deutschland und zeigt, ganz im Sinne der Reformation, zahlreiche Spottfratzen gegen Klerus und Klöster. Der Friedhof bei der Kilianskirche wurde geschlossen und 1530 ein neuer Friedhof am Karmeliterkloster außerhalb der Stadtmauern angelegt. Das Karmeliterkloster wurde im Zuge der Reformation einem städtischen Pfleger unterstellt, der zum Kloster gehörige Mönchsee bereits 1524 trockengelegt.
Vertreter der Stadt Heilbronn mussten gemeinsam mit Vertretern anderer evangelischer Städte und Länder ihren Glauben 1529 auf dem Reichstag in Speyer verteidigen. Die Vertreter des Kaisers und der katholisch gebliebenen Gebiete drängten darauf, die Glaubensspaltung im Reich zu beenden, und dachten, nur ein gemeinsamer Glaube könne das Reich zusammenhalten. Deshalb bereiteten die Vertreter des Kaisers einen Reichstagsbeschluss vor, wonach den Evangelischen besonders das Abendmahl verboten werden sollte. Bürgermeister Hans Riesser reichte als Vertreter einer von 13 Reichsstädten am 20. April 1529 die Protestation zu Speyer gegen den bevorstehenden Mehrheitsbeschluss der katholischen Parteien ein. Am 18. November 1530 bekannte sich der Rat und am 24. November 1530 die Bürgerschaft zur Augsburger Konfession.
Schmalkaldischer Krieg und Augsburger Interim
1538 trat Heilbronn in Eisenach dem Schmalkaldischen Bund bei und versuchte, sich damit vom Kaiser zu lösen, der die Glaubenseinheit im Reich aufrechterhalten wollte. Ab dem Jahr 1546 kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Truppen des Schmalkaldischen Bundes und den Truppen Kaiser Karls V., die von den Kaiserlichen gewonnen wurden. Insbesondere dem Verhandlungsgeschick des Schultheißen Peter Feurer und des Stadtschreibers Gregorius Kugler ist es zu verdanken, dass die Stadt einen Schutzbrief erhielt und am 19. Dezember 1546 vom Kaiser begnadigt wurde, der sich vom 24. Dezember 1546 bis 18. Januar 1547 zum Strafgerichtstermin in Heilbronn aufhielt, wo die städtischen Gesandten kniefällig um Gnade baten. Der Rat kündigte das Bündnis mit dem Schmalkaldischen Bund auf, und die Stadt musste sich an den Kosten des Feldzugs des Kaisers beteiligen. Um die reformatorischen Städte gefügig zu machen, quartierte Karl V. spanische Truppen in diesen ein. Nach Dinkelsbühl und Hall, wohin Heilbronn für die spanischen Truppen bereits Verpflegung zu liefern hatte, rückten am 7. März 1548 Spanier in Heilbronn ein. Menrad Molther (der Nachfolger Lachmanns) sowie Altbürgermeister Hans Riesser sprachen sich auf Empfehlung des nach Augsburg abgesandten Gregorius Kugler für die Annahme des vom Kaiser im Sinne der katholischen Glaubenslehre verfassten Augsburger Interims aus, das der Rat am 5. Juni 1548 annahm, woraufhin am 2. Juli 1548 die Spanier abzogen. Kurzfristig herrschte wieder Katholizismus in der Stadt und ihren Kirchen, bis das Interim mit dem Passauer Vertrag von 1552 außer Kraft gesetzt wurde.
Heilbronner Zivil-, Polizei- und Gewohnheitsrecht im Statutenbuch 1541
Im Jahre 1541 fasste Heilbronn sein althergebrachtes Zivil-, Polizei- und Gewohnheitsrecht in einem Statutenbuch fest. Dr. Jakob Ehinger hatte in langjähriger Arbeit die alten Überlieferungen studiert und durch das von ihm herausgebrachte Buch der Heilbronner Nachwelt erhalten. Nachdem das Statutenbuch selbst vom Kaiser abgesegnet worden war und die Heilbronner Bürgerschaft ihren Schwur darauf geleistet hatte, wurde dieses Werk auch rechtskräftig und behielt seine Rechtswirksamkeit bis zum Ende der Reichsstadtzeit. Der Name des Bürgerlichen Gesetzbuches der Heilbronner Reichsstadtzeit lautete Statuten, Satzung, Reformation und Ordnung Bürgerlicher Pollicey des Heyligen Reychßstat Haylpronn.[26]
Neuordnung des Rats durch die Regimentsordnung von 1552
Karl V. ließ im Jahr 1552 die Ratsverfassung der Stadt neu regeln. Eine Kommission unter Vorsitz des kaiserlichen Rats Heinrich Haß aus Lauffen entließ den Bürgermeister und den bisherigen Rat der Stadt und setzte am 12. Januar 1552[27] einen inneren Rat (Patriziat) und einen äußeren Rat (Kaufleute, frühere Zünfte) ein, wobei der äußere Rat keine politische Funktion wahrnahm. Der innere Rat war Träger der städtischen Regierung. Ihm gehörten 15 Mitglieder (drei Bürgermeister, vier Steuerherren, acht Senatoren) jeweils auf Lebenszeit an, die sich in Vorsitz und Führung abwechselten. Die Patrizier gewannen dadurch wieder die Oberhand in der Stadt und bestimmten künftig auch die Mitglieder der beiden anderen Gremien, des Gerichts und des äußeren Rats. Auch der reformatorische Bürgermeister Hans Riesser und sein gleichnamiger, seit 1532 im Rat vertretener Sohn wurden ihrer Ratsmitgliedschaften enthoben. Diese Neuregelung ging weitgehend auf Karls Einheitskirchenbestreben zurück; der Kaiser sah in den Zünften und im Volk Verfechter der verhassten Reformation und wollte diese von politischem Einfluss ausschließen. Entsprechende Ratsneuordnungen fanden auch in anderen reformatorisch gesinnten Reichsstädten statt. Die Kommission unter Haß war zuvor am 9. Januar 1552 schon in Hall gewesen und hatte auch dort die Verhältnisse entsprechend geändert. In Heilbronn und Schwäbisch Hall wurde der innere Rat daher jeweils als Hasenrat bezeichnet.[28]
Die Karolingische Ordnung von 1552 wurde 1566 von Kaiser Maximilian II. durch Ergänzungen und weitere Bestimmungen zur Maximilianischen Ordnung ergänzt. 1654 regelte der Ferdinandeische Rezess von Kaiser Ferdinand III. die Verwandtschaftsbeziehungen unter den Ratsmitgliedern. Von 1552 bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit 1802 blieb damit alle politische Gewalt in der Hand der Patrizier. Da auch geschwägerte Personen Zugang zum „inneren“ Patrizierrat erlangen konnten, erfolgten Hochzeiten innerhalb des Patriziats künftig überwiegend aus politischem Kalkül.
Erweiterung des Heilbronner Rathauses im 16. Jahrhundert
Das Heilbronner Rathaus, das im Kern auf einen wehrhaften, um 1300 errichteten Bau zurückgeht, war ursprünglich mit der Frontseite nach Osten zum Kieselmarkt ausgerichtet. Der Kieselmarkt, ein ehemaliger jüdischer Friedhof, lag an der historisch bedeutsamen Kreuzung von Lammgasse und Lohtorstraße. Hier befand sich auch die Judenschule. Nach dem Stadtverbot für die Juden im späten 15. Jahrhundert wurde das Rathaus dann nach Westen erweitert, wobei das Gebäude künftig nach Süden ausgerichtet war, wo sich seitdem auch der heutige Marktplatz befindet. Ab 1579 wurde das Rathaus dann von Hans Kurz umgebaut und mehrfach erweitert. Dabei erhielt die Südfassade zum Marktplatz im Wesentlichen ihre heutige Gestalt mit Kunstuhr und Galerie zum Marktplatz.[29] Außerdem entstanden mehrere Erweiterungsbauten, wie die Neue Kanzlei und das Syndikatsgebäude.
Unweit des Rathauses entstand auf einem abgetragenen und überpflasterten ehemaligen Friedhof im Jahr 1593 der Hafenmarkt. Der dortige Hafenmarktbrunnen markiert wie der am Fleiner Tor befindliche Fleinertorbrunnen den Beginn der neuzeitlichen Wasserversorgung der Stadt: Die Brunnen wurden über eine Teuchelleitung vom außerhalb der Stadt gelegenen Cäcilienbrunnen gespeist. Wasserbezugsrechte für private Brunnen standen ab etwa 1600 vor allem Ratspersonen zu.
Zollhoheit, Umschlagsmonopol und Klein-Venedig 1553
Die Passage Heilbronns auf dem Neckar für Schiffe war aufgrund der dortigen Stauwehre versperrt, so dass sowohl die Unterländer Schifffahrt, also die vom Rhein kommende pfälzische Schifffahrt von Norden, als auch die Oberländer Schifffahrt, also die von Stuttgart kommende württembergische Schifffahrt von Süden, vor Heilbronn endete. Die Stadt verteidigte ihre Position als Endpunkt der Neckarschifffahrt mit städtischem Stapelrecht auch gegen das den Flächenstaat anstrebende Haus Württemberg, das freie Schiffsdurchfahrt vom Rhein nach Stuttgart forderte. Dabei versuchte das Haus Württemberg, einen eigenen Hafen unmittelbar oberhalb Heilbronns anzulegen, und wollte, dass ein Kanal durch die Stauwehre der Stadt gebaut werde. Nach langem Rechtsstreit zwischen Herzog Christoph von Württemberg und der Stadt behielt Heilbronn sein Umschlagsmonopol, worauf der Herzog 1553 befand, dass Heilbronn ein „Klein-Venedig sei, das alle Handelssachen an sich ziehen“ wolle.[30][31]
Aufgrund seiner Position als Endpunkt der Neckarschifffahrt hatte Heilbronn die Zollhoheit inne, zum einen durch die Lagerhausordnung bzw. Lagerhaustafel für den Vertrieb von Gütern über Land, zum anderen durch die Zollordnung, festgehalten in der Zolltafel, für den Ex- bzw. Import über Wasser.[32]
Für den Import auf dem Wasserweg wurde der Kranenzoll erhoben.[33] Die städtische Zollstelle befand sich dabei im Kranen. Die Höhe des Zolls war auf einer Zolltafel ersichtlich, die rechtliche Grundlage war die Zollordnung, die bereits im Jahr 1514 bestätigt worden war. Am Kranen luden die Kärcher (städtisches Fuhrpersonal) das Gut der Schiffe auf ihre einachsigen Pferdewagen und lieferten es in die Stadt. Erst 1714 wurde erreicht, dass die württembergische Schifffahrt von Süden an den Brücken der Stadt halten durfte, wo der Güterumschlag erfolgte, während die Unterländer Schifffahrt nach wie vor am Kranen hielt. Gegenstand des Güterumschlags war der Eisenexport, Weinexport und Salzimport. Die Neckarschifffahrt erreichte bis 1770 einen Höhepunkt, der sich anhand der Umschlagszahlen am Heilbronner Kranen belegen lässt. Von 7620 Zentnern im Jahre 1700 stieg die umgeschlagene Gütermenge auf 81.876 Zentner im Jahre 1779. Schifffahrtskonferenzen, an denen auch Heilbronner Vertreter teilnahmen, verbesserten die Konditionen der Neckarschifffahrt, so dass im Jahr 1789 rund 125.000 Zentner Güterumschlag gezählt werden konnten.[34] Der von Württemberg gewünschte Kanal blieb den Württembergern bis zum Ende der Reichsfreiheit der Stadt im 19. Jahrhundert verwehrt.[35]
Für den Vertrieb über Land mussten in der Markthalle im Erdgeschoss des Markt- bzw. Rathauses die eingeführten Waren zunächst gelagert werden. Zwingend waren dabei Gebühren in Form von Lagergebühren auf der Rechtsgrundlage der Lagerordnung bzw. Lagertafel. Die Lagerhaustafel wurde von Seiten der Heilbronner Ratsleute für das Lagern im Rathaus immer wieder neu festgelegt, um eine Lagergebühr einzufordern.[36] Die städtische Zollstelle befand sich dabei in der Markthalle. Da die Heilbronner auch das Vorkaufsrecht innehatten, durfte im Heilbronner Rathaus nur das eingelagert und über Land weitervertrieben werden, was nicht bereits aufgekauft worden war. Die minimale Lagerzeit belief sich auf drei Monate, danach wurde eine neue Gebühr erhoben. Es gab jedoch Güter, die im Rathaus gelagert werden sollten, aber nach ihrem Gewicht und ihrem Maß nicht in der Lagerhaustafel aufgeführt wurden. Dann wurden die Güter für einen Kostenvoranschlag gewogen und vermessen, wobei Heilbronn über eigenes Maß und Gewicht verfügte. Die Länge einer Meß-Rute belief sich auf 286,5 cm (10 wirtembergisch Fuß zu je 28,65 cm), die der (wirtembergischen) Elle auf 61,42 cm, die des Schuh auf 27,71 cm und die des Zoll auf 2,30 cm. An der Nordseite der Kilianskirche sind diese Längenmaße aus Eisen eingelassenen (mit Zoll-Einkerbungen auf dem Schuh-Maß). 1969 wurden sie erneuert mitsamt der oberhalb befindlichen Inschrift, die folgendes besagt: HAILPRONNISCH MESSRVT SCHV VND ZOLL HIE AVCH DER WIL DIE ELEN HOLL.[37]
Schul-, Bibliotheks- und Druckwesen
Seit dem 15. Jahrhundert ist eine Lateinschule in Heilbronn belegt, aus der 1620 das Heilbronner Gymnasium gebildet wurde. Im 16. Jahrhundert stand die ab 1544 im ehemaligen Franziskanerkloster am Hafenmarkt befindliche Schule im Zeichen des Humanismus und hatte bedeutende Rektoren wie Kaspar Gretter und Johann Lauterbach sowie bedeutende Schüler wie den Botaniker Leonhart Fuchs und die vier Reformatoren Philipp Melanchthon, Johannes Oekolampad, Erhard Schnepf und Johann Lachmann.
In Heilbronn zeigte man sich zwar früh an der Ansiedlung eines Buchdruckers interessiert, jedoch vergehen fast 200 Jahre von der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern bis zur Eröffnung einer ersten Druckerei in der Reichsstadt. Bereits im Jahr 1495 wurde das Bürgerrecht an den Drucker Sigmund Sti(e)r verliehen, der jedoch 1498 bis 1521 lediglich noch als Buchhändler bezeichnet wird, der 1507 das Werk Opusculum de sagis maleficis von Martin Plantsch herausbrachte. Sti(e)r arbeitete auch für den Verleger Johannes Rynmann aus Öhringen.[38] 1539 wurde der wegen reformatorischer Umtriebe aus Ulm verwiesene Drucker Sebastian Franck aufgenommen, von dem aus Heilbronn jedoch auch keine Drucke belegt sind. 1575 gründete der Rat der Stadt im Kreuzgang des Heilbronner Franziskanerklosters die Stadtbibliothek. Dabei wurde vereinbart, dass jedes Jahr auf der Frankfurter Messe Bücher für die Heilbronner Ratsbibliothek eingekauft wurden. Für den Einkauf wurden dabei 20 Gulden als Budget eingerichtet. Ab 1588 wurden als Bibliothekare zwei Mitglieder des Rats einberufen.[39] Erst 1630 wurde von dem Kemptener Drucker Christoph Kraus (* 1584/85 in Amberg, † 1654 in Heilbronn) die erste Druckerei in Heilbronn in der Gerbergasse eröffnet, die jedoch 1634 während der kaiserlichen Besatzung der Stadt abbrannte, vom Gründer und später seinem gelähmten Sohn Hans Georg bis zu dessen Tod 1661 noch fortgeführt wurde. Kraus war von der Zensur in medizinischen Dingen von Seiten des Stadtarztes Eisenmenger und in theologischen Dingen von Seiten der Pfarrer Löschenbrand und Zückwolf betroffen. Von der Zensur befreit waren allein historische Angelegenheiten. Die Kraussche Druckerei wurde von Leonhard Franck (* 1632 in Ilshofen) übernommen, der von 1661 bis 1676 in Heilbronn lebte. Das bekannteste Werk war die Erneuerte Schulordnung der Reichsstadt Heilbronn, besondes bei deren Gymnasio von 1675.[40] Die frühen Drucke aus Heilbronn sind überwiegend theologisch-religiöses Tagesschrifttum, insbesondere Hochzeits- und Leichenpredigten. Daneben sind nur einige Bücher und wenig politisches oder medizinisches Schrifttum bekannt.[41][42]
Dreißigjähriger Krieg
Kurz nach der Gründung der Protestantischen Union 1608 trat Heilbronn dieser bei. 1614 sowie in den Jahren 1617 bis 1621 fanden Unionstage in Heilbronn statt. Ab 1619 waren die inzwischen ausgebrochenen Unruhen in Böhmen ein gewichtiges Thema dieser Zusammenkünfte. Der sich entwickelnde Konflikt mit dem Kaiser, der in der Reichsacht gegen den pfälzischen Kurfürsten gipfelte, sowie unterschiedliche Konflikte zwischen den Bündnispartnern führten beim Heilbronner Unionstag 1621 zum Bruch des Bundes.
Als sich im weiteren Verlaufs des Dreißigjährigen Kriegs die Kampfhandlungen nach Südwestdeutschland auszuweiten begannen, versuchte die Stadt zunächst, ihre Neutralität zu wahren. Der Rat der Stadt schlug im Frühjahr 1622 verschiedene Anwerbe- und Einquartierungsangebote von württembergischer und reichsritterlicher Seite ab. Im April 1622 unterstützte die Stadt die Truppen des badischen Markgrafen Georg Friedrich mit Brotlieferungen. Nach der Schlacht bei Wimpfen, bei der Georg Friedrich wenige Tage später bayerischen und spanischen Truppen unterlag, wurde Neckargartach niedergebrannt. Die Dörfer Böckingen, Biberach und Frankenbach wurden geplündert. Zu den immensen Kriegsschäden kam der Ausbruch einer Pestepedemie, die 1626 ihren Höhepunkt erreichte. In den nachfolgenden Jahren erhielt die Stadt mehrere Schutzbriefe des Kaisers, an die sich freilich nicht alle durchziehenden oder einquartierten Truppen hielten.
1631 wurde Heilbronn von den etwa 1100 Mann starken, katholischen Truppen des Kaisers besetzt. Im Dezember desselben Jahres rückten protestantische schwedische Truppen unter Gustaf Horn mit 800 Reitern und 600 Musketieren auf Heilbronn vor. Die Stadt kapitulierte nach mehreren Tagen Belagerung am 23. Dezember 1631. Horn zog nach geglückter Besetzung mit einem Großteil der schwedischen Truppen bereits am 25. Dezember 1631 weiter und ernannte Ludwig von Schmidberg zum Stadtkommandanten von Heilbronn. Schmidbergs Aufgabe bestand insbesondere darin, die Befestigung der Stadt Heilbronn auszubauen. Im Januar 1632 ließ er Schanzen vor dem Sülmertor und ein Bollwerk an der Nordostecke der Stadt anlegen, das später noch weiter ausgebaut wurde. Unter Vorsitz des schwedischen Kanzlers Axel Oxenstierna wurde 1633 im Deutschen Haus der Heilbronner Bund (Bündnisse zwischen Frankreich und Schweden und den protestantischen süddeutschen Reichsständen) geschlossen.
Nach der Schlacht von Nördlingen 1634 war die Stadt bis 1647 wieder in der Hand kaiserlicher Truppen, danach zogen erneut französische und anschließend kurpfälzische Truppen ein. Mit den Franzosen kehrte auch der inzwischen in französischen Diensten stehende Ludwig von Schmidberg zurück, der im Gefolge von Turenne, der 1647 bis 1649 mehrmals in Heilbronn weilte, zum Feldmarschall aufgestiegen war und 1649 Oberbefehlshaber über alle französisch besetzten Plätze in Deutschland wurde. Erst 1652, vier Jahre nach dem Westfälischen Frieden von 1648, rückten die letzten Besatzungstruppen aus Heilbronn ab.
Im Zuge der Neuorganisation des kaiserlichen Postwesens in den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde in Heilbronn im Jahr 1650 ein erstes Postamt eingerichtet. 1683 führte eine Postkutschenlinie von Stuttgart nach Heidelberg über Heilbronn. Die Postgeschichte von Heilbronn wurde bis 1804 von den Fürsten Thurn und Taxis bestimmt, die die kaiserliche Post verrichteten.
Weitere Kriege des 17. und frühen 18. Jahrhunderts
Bereits in den 1670er Jahren wurde die Stadt im Holländischen Krieg wieder zum Schauplatz für Aufmärsche: Im Juni 1674 zogen sich kaiserliche Truppen nach der Schlacht bei Sinsheim über den Neckar nach Heilbronn zurück, im weiteren Verlauf des Jahres lagerten u. a. Truppen des Schwäbischen Kreises und des kurbrandenburgischen Heeres vor der Stadt. 1675 überfielen französische Truppen Neckargartach und Frankenbach, wobei beide Dörfer teilweise in Brand gesteckt wurden. 1676 sammelten sich bei Heilbronn die kaiserlichen Truppen zum Marsch auf Philippsburg. Noch während der mehrwöchigen Belagerung von Philippsburg kam es in Böckingen und Frankenbach zu neuerlichen Plünderungen durch Franzosen.
Im Spätjahr 1688 wurde Heilbronn im Pfälzischen Erbfolgekrieg von den Franzosen unter Mélac besetzt, die bei ihrem Abzug vor anrückenden kursächsischen Truppen im Dezember 1688 neun Mitglieder der Patrizierfamilien für teilweise über ein Jahr als Geiseln verschleppten, um Geld zu erpressen. Zur Abwehr der weiterhin im Umland marodierenden Franzosen wurden im Spätsommer 1689 kurbayerische Truppen vor der Stadt einquartiert. Kurz darauf wurden diese Truppen wegen eines Neckarhochwassers aber in die Stadt verlegt, wo sie Äcker und Gärten verwüsteten. Im weiteren Verlauf jenes und des nachfolgenden Jahres kam es zu weiteren Truppendurchzügen. 1691 war die zur Abwehr der Franzosen aufgestellte kursächsische Armee mit rund 18.000 Mann in Heilbronn einquartiert. Da keine dauerhafte Abwehr der Franzosen am Rhein gelang, bezogen immer wieder zurückweichende deutsche Truppen Quartier in der Stadt. Im Herbst 1692 zerstörten Reiter der Reichsarmee die Gärten und Weinberge zwischen Sontheim und Heilbronn. Im Frühjahr 1693 ließ General Johann Karl von Thüngen starke Verteidigungsanlagen in Heilbronn errichten. Nach der Einnahme von Heidelberg im Mai 1693 rückten französische Truppenverbände nach Heilbronn vor, wo unterdessen Truppen des badischen Markgrafen Ludwig Wilhelm, genannt der „Türkenlouis“, zur Verteidigung aufmarschiert waren. Die Franzosen konnten zwar an der Überquerung des Neckars und der Einnahme von Heilbronn gehindert werden, verwüsteten aber die westlich des Neckars gelegenen Dörfer Böckingen, Frankenbach und Neckargartach, bevor sie sich Anfang Juni 1693 vorerst ins Hinterland zurückzogen. Im Juli 1693 kam es zu einem nochmaligen französischen Vorstoß nach Heilbronn, der abermals von den Truppen des „Türkenlouis“ abgewehrt wurde. Im Frühjahr 1694 sammelten sich erneut starke Truppen zum Kampf gegen die Franzosen bei Heilbronn, ebenso wurde der Festungsausbau vorangetrieben. Im weiteren Verlauf des Krieges rückte Heilbronn aus der unmittelbaren Kampfzone, da ab 1695 weiter westlich die Eppinger Linien als Verteidigungsbauwerk errichtet wurden. Bis zum Frieden von Rijswijk 1698 gab es jedoch noch häufig weitere Einquartierungen und Trupendurchzüge.
1694 fand der letzte Hexenprozess in der Reichsstadt statt. Ab dem Jahr 1700 galt auch der Gregorianische Kalender in Heilbronn. Mitteilungen aus jenen Jahren stammen vor allem von dem Heilbronner Stadtarzt Johann Matthäus Faber, der von 1688 bis 1702 eine Chronik der Stadt verfasste.
Nachdem im Mai und Juni 1707 im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs französische Truppen erneut den Rhein überschritten und nach Württemberg vorrückten, erhielt Heilbronn eine Besatzung fränkischer Kreistruppen. Die Verteidigungsanlagen der Stadt wurden instandgesetzt. Der Bürgermeister Johann Esaias von Rühle, der bereits 1688 von den Franzosen verschleppt worden war, flüchtete für einige Wochen nach außerhalb der Stadt. Am 17. Juni 1707 kam es zu einem für die Franzosen verlustreichen kürzeren Gefecht südlich der Stadt, darauf zogen sie weiter. Obwohl die Franzosen im weiteren Verlauf des Krieges erfolgreich zurückgedrängt werden konnten, erhielt Heilbronn im Juli 1707 weitere fränkische Kreistruppen, im nachfolgenden Winter dann eine kursächsische Besatzung.
Zu einer der letzten größeren Einquartierungen in Heilbronn kam es im Jahr 1734 während des Polnischen Thronfolgekriegs, als wieder einmal Einfälle der Franzosen im württembergischen Hinterland zu erwarten waren. Im Mai 1734 sammelten sich rund 70.000 Soldaten bei Heilbronn zum Marsch auf das von Franzosen belagerte Philippsburg. Ab dem Spätjahr 1734 wurde die Stadt erneut mit Gräben und Schanzen zur Festung ausgebaut und erhielt verschiedene Schutzbesatzungen. Zu Kampfhandlungen kam es jedoch in der weiteren Umgebung nicht mehr. Ab 1739 wurden die Befestigungsanlagen wieder abgebaut.
Im 1740 ausgebrochenen Österreichischen Erbfolgekrieg verhielt sich Heilbronn wie das Reich neutral. Vereinzelt kam es zwar in der Umgebung der Stadt zu größeren Truppenansammlungen und kleineren Gefechten, jedoch konnte die Stadt Belagerungen oder Plünderungen durch Zahlung von Fourage abwenden. Größeren Schaden richtete dagegen ein Stadtbrand im Jahr 1743 an, dem 53 Gebäude zum Opfer fielen.
Neben den überregionalen Konflikten gab es in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts aber auch innere Unruhen. 1738 lehnten sich die Einwohner von Neckargartach gegen eine Neuordnung der Leibeigenschaft auf. In den nachfolgenden Jahren folgte zahlreicher weiterer Widerstand gegen die Obrigkeit, der auch vor dem Reichshofrat in Wien vorgetragen wurde. 1754 erwarb die Stadt Heilbronn von Württemberg schließlich die Oberlehensherrschaft (dominium directum) über Neckargartach. Am 9. Mai 1754 nahmen Heilbronner und Kreistruppen unter Hauptmann von Thumb das Dorf ein.
Zeit der Aufklärung
Im 18. Jahrhundert erlebte das Bürgertum eine Blüte in Heilbronn; nicht zuletzt dadurch, dass sich Geist und Recht von der zuvor oftmals übermächtigen Kirche lösten. In den Stadtarchiven ist überliefert, dass zu dieser Zeit fast alle Ratsmitglieder der Stadt über akademische Bildung verfügten. Im 18. Jahrhundert besuchten das Gymnasium auch wieder Schüler aus vielen Teilen Deutschlands, die von Gelehrten wie dem Rektor Gottfried Hecking (1718 bis 1743) angezogen wurden. Rektor Johann Rudolf Schlegel (1760 bis 1790) reformierte den Unterricht im Geiste der Aufklärung. Ab 1. Januar 1744 erschien das Wochentlich-Heilbronnische Nachricht- und Kundschaffts-Blatt, das vom Rat genehmigte Nachrichten druckte und aus dem später die Neckar-Zeitung wurde.
Nach der Vernichtung von viel altem Baubestand durch die Feuersbrunst am 6. Mai 1743 entstanden prachtvolle neue Bauten im Rokokostil. Der Winnender Baumeister Johann Christoph Keller errichtete 1765 das Archivgebäude des Heilbronner Stadtarchivs am Kieselmarkt (heute Ehrenhalle), 1769 bis 1771 den Schießhaus genannten Festsaalbau am Hammelwasen und 1784 das heute nicht mehr existente Kraichgauarchiv an der Nordseite des Hafenmarkts.
Außerdem fällt in diese Epoche der Beginn des Schankbetriebs im Jägerhaus und auf dem Wartberg um 1760, die Anlage der Heilbronner Allee im Jahr 1753 und der chausseemäßige Ausbau der Kramgasse (spätere Kaiserstraße, damals wichtigste Straße der Stadt) im Jahr 1776 sowie die Einführung von Öllampen zur Straßenbeleuchtung im Jahr 1780.[43]
Ab 1770 gewann Heilbronn durch den Vieh- und Pferdemarkt für über ein Jahrhundert Bedeutung als einer der größten südwestdeutschen Umschlagplätze für Schlachtvieh. Der Handel wurde begünstigt durch die 1771 beschlossene Chaussierung der Landstraße von Cannstatt über Besigheim nach Heilbronn und deren weiteren Ausbau 1783 bis nach Frankfurt. Der Warentransport auf der Chaussee brachte jedoch bis 1780 auch die Einnahmen aus Durchgangszöllen der von Cannstatt kommenden Schifffahrt völlig zum Versiegen. Die Unterländer Schifffahrt zum Rhein, die ab 1780 wegen der konkurrierenden Mainlinie ebenfalls rückläufig war, konnte dagegen durch verschiedene Verbesserungen ab Mitte der 1780er Jahre bedeutend belebt werden.[44]
Johann Andreas Amon (1763–1825), Friedrich August Weber (1753–1806) und Freiherr Ernst von Gemmingen-Hornberg (1759–1813) entfalteten um 1800 ein reges musikalisches Leben in Heilbronn. Das Stadtarchiv verfügt noch heute über den so genannten „Heilbronner Musikschatz“, eine Sammlung von über 2000 Werken, die seit 1588 von der Stadt erworben wurden. In Heilbronn gebürtige oder ansässige Dichter dieser Zeit waren u. a. der spätere württembergische Regierungspräsident Eberhard Friedrich von Gemmingen (1726–1791), Freiherr Otto Heinrich von Gemmingen-Hornberg (1755–1836), August Mayer (1792–1812) und dessen Bruder, der Naturlyriker Karl Mayer (1786–1870) sowie Wilhelm Waiblinger (1804–1830).
Friedrich Schiller hat 1793 für einige Wochen in der Stadt gewohnt und beschrieb Heilbronn als „Stadt, die unter dem Einfluß einer aufgeklärten Regierung und im Genuß einer anständigen Freiheit blühet, und mit den Reizen einer schönen fruchtbaren Gegend so viele Kultur der Sitten vereinigt“.[45] Auch Johann Wolfgang von Goethe soll 1797 die Stadt besucht haben.
Söhne der Stadt, die sich zu dieser Zeit einen Ruf als Künstler erwarben, waren der Maler Heinrich Friedrich Füger (1751–1818) sowie die Heilbronner Kunsthandwerkerbrüder Sebastian Holzhey (* 1728, Theatermaler), Johann Matthäus Holzhey (* 1732, Stempelschneider der holländischen Münze) und Philipp Heinrich Adam Holzhey (Kunstdreher an der Königlichen Elfenbeinfabrik zu Potsdam). Ab 1743 wirkte der italienische Maler Giacomo Baptista Feradini in Heilbronn; er bemalte die Orgel der Kilianskirche, gestaltete den Hochaltar der Sontheimer Kirche und Kaiserporträts fürs Rathaus, außerdem schuf er drei Deckenfresken in der Kirche von Güglingen. 1757 kam der Maler Johann Friedrich Hauck (1723–1794) als Bürger in die Stadt, auch er schuf Porträts im Auftrag des Rathauses. Bis 1800 sind zahlreiche weitere Porträtisten in Heilbronn nachgewiesen.
Auf dem Hefenweiler begannen Versuche mit der Fabrikation von Porzellan. Der Augsburger Georg Heinrich Hofmann und der Karlsruher Bonifazius Christof Häcker scheiterten jedoch mit entsprechenden Unternehmungen in Heilbronn.
Koalitionskriege 1792–1801
Nach Ausbruch des Ersten Koalitionskriegs 1792 häuften sich in Heilbronn wieder die Truppendurchzüge. In der Sache selbst stimmte die Stadt durch ihren Vertreter Bößner auf dem Regensburger Reichstag 1793 für Neutralität, konnte jedoch die Kriegserklärung des Reichs an Frankreich nicht verhindern, die der Stadt zunächst starke weitere Truppendurchzüge, vor allem österreichischer Truppen, bescherte. 1794 widersetzte sich die Stadt dem Aufruf des Schwäbischen Kreises zur Aufstellung einer Landmiliz, da man der Ansicht war, damit bis zum eintretenden Notfall warten zu können. 1795 profitierte die Stadt gar vom fortschreitenden Krieg, da kaiserliche Truppen, die in der Stadt einquartiert waren und Magazine anlegten, eine große und gutbezahlte Nachfrage nach Früchten aller Art hatten. Durch den Sieg der Österreicher bei Handschuhsheim im September 1795 konnten die Franzosen zunächst zurückgedrängt werden, was die Lage in Heilbronn vorerst wieder entspannte. Das städtische Waisen- und Zuchthaus wurde zum Militärspital umgenutzt, im Winter bezogen 2000 Mann der kaiserlichen Armee das Winterquartier in Heilbronn. Im Sommer 1796 wendete sich das Kriegsglück zu Gunsten der Franzosen, deren Vorrücken nach Heilbronn alsbald erneut zu befürchten war. Am 27. Juli 1796 schloss der Schwäbische Kreis einen Waffenstillstandsvertrag mit Frankreich, die Stadt Heilbronn hatte hierbei 10.000 der geforderten rund 8,7 Mio. Gulden Kontribution zu leisten. Ein Heilbronner Bittschreiben an die französische Führung um Milderung der Kontributionen blieb ergebnislos. Im Herbst 1796 drängten die Österreicher die Franzosen erneut zurück. 1797 legten die Österreicher große Magazine in der Stadt an, außerdem trieb das österreichische Kommando den Bau der Landstraßen von Heilbronn nach Großgartach, Neckarsulm und Weinsberg voran.
Der Frieden von Campo Formio vom Oktober 1797 beendete den ersten Koalitionskrieg. Die Heilbronner Kaufleute Orth und Schreiber setzten sich auf dem Rastatter Kongress 1798 bei französischen Abgeordneten für die weitere Selbstständigkeit der Stadt ein. Allerdings sahen die alsbald bekannt gewordenen geheimen Zusatzvereinbarungen des Friedensschlusses von Campo Formio bereits die Abtretung der linksrheinischen Gebiete und die Entschädigung Württembergs und Badens durch rechtsrheinische, bislang geistliche, reichsritterschaftliche oder reichsfreie Gebiete, darunter eben auch die Stadt Heilbronn, vor. Heilbronner Gesandte bemühten sich daraufhin beim Schwäbischen Bund und in Rastatt besonders intensiv um die weitere Selbständigkeit der Stadt. Dem Heilbronner Kaufmann Günther Orth gelang es, von Claude Roberjot eine entsprechende persönliche Zusage zu erhalten. Roberjot wurde jedoch beim Rastatter Gesandtenmord 1799 ermordet. Außerdem brach im März 1799 der Zweite Koalitionskrieg aus, so dass die Stadt zunächst wieder Einquartierungen und Durchzüge zu erdulden hatte, bevor von August bis November 1799 starke französische Truppen mehrfach die Stadt überfielen, Geiseln nahmen und Kontributionszahlungen sowie Sachwerte erpressten. Ab Januar 1800 war die Stadt wieder von kaiserlichen Truppen besetzt, bevor im Juli 1800 die Franzosen erneut die Oberhand gewannen.
Durch unzählige hohe Kontributionszahlungen stand die Stadt am Rande des Ruins. Im Juli 1800 sah sich die Stadt außer Stande, eine neuerliche Kontributionsforderung von 40.000 Francs zu bezahlen. Die Kaufleute Schreiber und Künkelin konnten mit Empfehlung von Henri-Gratien Bertrand einen vollständigen Erlass dieser Kontribution aushandeln. Ungeachtet dessen musste die Stadt wenige Tage später bei den Frankfurter Bankiers Bethmann einen Kredit in Höhe von 60.000 fl aufnehmen. Die Summe hielt nicht lange vor, denn bereits im September 1800 wurde Heilbronn erneut von Franzosen besetzt, die bis Mai 1801 dort auch ihr Hauptquartier unter General Tempette aufschlugen und allerlei Geld- und Sachwerte erpressten. Nachdem die Stadt im Jahr 1793 noch ein Barvermögen von 30.000 fl und Außenstände von 180.000 fl besessen hatte, hatten die Kontributionen der durch den Friede von Lunéville im Februar 1801 beendeten Koalitionskriege einen Schuldenstand von 350.000 fl verursacht.
Im Juli 1802 unternahm die Stadt einen letzten Versuch zum Erhalt der Selbständigkeit, indem eine Gesandtschaft mit einem Blankoscheck nach Paris entsandt wurde, mit dem die französische Führung zur Wahrung des reichsstädtischen Status bewogen werden sollte. Der Plan misslang. Anstelle zugesicherter Selbständigkeit gab es in Paris vom württembergischen Gesandten und späteren Staatsminister für die neuwürttembergischen Gebiete, Philipp Christian von Normann-Ehrenfels, die Empfehlung, sich angesichts beschlossener Sache Württemberg hinzuwenden.
Württembergische Oberamtsstadt ab 1802
Wie bereits 1797 in den geheimen Zusatzklauseln des Friedens von Campo Formio beschlossen, musste Herzog Friedrich II. von Württemberg seine auf dem linken Rheinufer gelegenen Ländereien an Frankreich abtreten, wurde aber als Koalitionspartner Frankreichs dafür mit vormals reichsfreien, reichsritterschaftlichen oder geistlichen Gebieten rechts des Rheins entschädigt, darunter auch mit dem Gebiet der Stadt Heilbronn und ihrer Dörfer. Am 9. September 1802 marschierten die 470 Mann starken Truppen des Herzogs unter Generalmajor Gustav Heinrich von Mylius in Heilbronn ein. Die Heilbronner Garnison wurde entwaffnet, die württembergischen Soldaten wurden in die städtischen Schulen einquartiert.
Besitzergreifungspatent von 1802
Zur Ergreifung des Zivilbesitzes der Stadt erschien am 23. November 1802 ein württembergischer Kommissär mit einem Besitzergreifungspatent, das von Herzog Friedrich von Württemberg firmiert worden war,[46] vor dem Rat der Stadt und verlangte den Treueeid vom Magistrat. Der letzte amtierende reichsstädtische Bürgermeister, Georg Christoph Kornacher, wurde seines Amtes enthoben. Bis auf den Rats- und Steuerherren Christoph Ludwig Schreiber beugten sich alle Ratsherren den neuen Herrschaftsverhältnissen, die im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 nachträglich besiegelt wurden, indem die Stadt dem württembergischen Herzog formell zugesprochen wurde. Heilbronn kam in Folge dessen mit anderen Reichsstädten an Württemberg und wurde Sitz des neu geschaffenen Oberamtes Heilbronn, die vier reichsstädtischen Dörfer wurden selbstständige Gemeinden innerhalb des Oberamtes. Den Einwohnern Heilbronns wurde beim ersten Besuch des Herzogs ein Huldigungseid auf dem Marktplatz abverlangt, die Stimmung wurde mit auf Staatskosten ausgeschenktem Wein zusätzlich angeheizt. In den reichsstädtischen Dörfern hatte man außerdem Grund zur Freude: hier wurde mit dem Übergang zu Württemberg 1802 die Leibeigenschaft abgeschafft.
An württembergischen Machtdemonstrationen fehlte es zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht: Der württembergische Oberamtmann, der im ehemaligen Syndikatshaus beim Rathaus eingezogen war, hatte bis etwa 1820 den Vorsitz im Stadtgericht und die Oberaufsicht über das Ratskollegium. Der Bürgermeister Georg Kübel (im Amt 1803 bis 1819) war vom württembergischen Kurfürsten eingesetzt worden, erst ab 1822 wurde der Stadtschultheiß aus der Bevölkerung gewählt. 1803 wurde das Zucht-, Arbeits- und Waisenhaus zum königlichen Palais (später: Bläß’sches Palais) umgebaut.[47] Im Deutschen Haus wurde nach der Auflösung des Deutschen Ordens 1805 ein württembergisches Infanterieregiment einquartiert. Die Nikolaikirche und das Karmeliter-Konventshaus wurden zu Militärspitälern umgenutzt.
Durch den Bund zwischen Württemberg und Frankreich wurde Heilbronn im September 1805 Aufmarschplatz für französische Truppen gegen Österreich. Im Oktober trafen zahlreiche gefangene österreichische und russische Soldaten ein, die Kilianskirche diente für kurze Zeit als Gefangenenlager. Der inzwischen zum König aufgestiegene Friedrich I. von Württemberg besuchte mehrfach die Stadt, so auch im Jahr 1808, als ein Wachsoldat beim Besuch des Königs wegen einer Unachtsamkeit öffentlich mit 25 Stockschlägen bestraft wurde. 1811 verlieh der König der Stadt das Prädikat Gute Stadt. Dies hatte später politischen Nutzen, denn ab 1819 durften die sieben „guten Städte“ eigene Abgeordnete in die württembergische Ständekammer entsenden. 1808 wurde das Recht auf Waffenbesitz auf Adelige, Gutsbesitzer und bestimmte königliche Beamte beschränkt, 1819 wurde die Zensur für politische Tagblätter verschärft.
Im Jahr 1815 war Heilbronn wieder Aufmarschplatz für große Truppenverbände vor dem Feldzug gegen Napoléon. Auf der Theresienwiese am Neckar fand eine Parade von 10.000 Mann statt, wobei Kaiser Franz von Österreich und 126 deutsche Fürsten und Generale anwesend waren. In der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 1815 soll im Rauch’schen Palais am Marktplatz in Heilbronn die Heilige Allianz entstanden sein, als Zar Alexander von Russland die baltische Baronin Juliane von Krüdener empfing.
Im September 1840 war Heilbronn erneut Schauplatz großer Manöver, als 23.500 Mann unter der Leitung König Wilhelms I. von Württemberg aufmarschierten und einen forcierten Neckarübergang bei Heilbronn übten. Wiederum beherbergte das Rauch’sche Palais mit König Wilhelm I. einen hohen Gast.[48]
Überwindung der mittelalterlichen Stadtgrenzen
Noch im Jahr 1802 war Heilbronn von seiner mittelalterlichen, mit Türmen bewehrten Stadtmauer umgeben. In dem umschlossenen Gebiet von etwa 775 auf 425 Metern lebten zu dieser Zeit etwa 6000 Menschen. Die Stadtbefestigung mit bis zu zehn Türmen hatte damals drei Tore: das Brückentor, durch das man über die damals hölzerne Neckarbrücke nach Westen gelangte, sowie das Sülmertor und das Fleinertor mit Zugbrücken, Wassergräben und befestigten Vorwerken im Norden und Süden. Außerhalb der Stadtmauern befanden sich neben den Neckarmühlen, dem Siechenhaus, dem ehemaligen Waisenhaus (erbaut 1756) und dem Schießhaus (erbaut 1769) nur Gartenhäuser und Gärten wohlhabender Bürger. Durch das stete Anwachsen der Bevölkerung war die Bebauung innerhalb der Stadtmauern äußerst beengt, selbst ehemalige Friedhöfe waren bereits überbaut worden.
In württembergischer Zeit begann man mit dem Abriss der mittelalterlichen Stadtbefestigung und der allmählichen Erweiterung der Stadt. 1804 wurden zunächst der Sülmertorturm abgerissen und die bis dahin verwinkelte Sülmerstraße nach Neckarsulm begradigt. Bereits um 1806 begann man mit Planungen der Neubebauung außerhalb der früheren Stadtmauern, wobei zunächst Pläne für den Bereich außerhalb des Fleinertores erstellt wurden. Bis in die 1830er Jahre konnte sich jedoch kein Planungsentwurf durchsetzen. 1807 wurden der vormals stattlichste Torturm, der Brückentorturm, abgerissen und eine neue Neckarbrücke errichtet. Der Abriss des östlich gelegenen Adelberger Turms 1808 und der Durchbruch der Stadtmauer an dieser Stelle schuf erstmals einen Ausgang aus der Stadt nach Osten zur 1753 angelegten Allee, die 1846 erneuert und nach dem Zweiten Weltkrieg zur Hauptverkehrsachse der Innenstadt wurde. Am Sülmertor und östlichen Neutor (später: Karlstor) entstanden zunächst neue Torhäuser mit verschließbaren Gittertoren. Im weiteren Verlauf des Abrisses der mittelalterlichen Befestigung wurde dann jedoch auch auf Gittertore verzichtet. Die Stadtmauer wurde sukzessive von 1809 bis 1859 abgerissen, wobei 1811 auch Überreste des Bollwerks niedergelegt wurden und 1819, 1844 und 1849 auch nochmals Türme fielen. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts waren von der Stadtbefestigung nur noch die bis heute bestehenden Türme Götzenturm und Bollwerksturm sowie ein Stück der westlichen Stadtmauer zwischen Neckarbrücke und Götzenturm erhalten.
Industrialisierung
Die Gründung zahlreicher Heilbronner Traditionsunternehmen datiert bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück und war damals bereits vom Neckar bestimmt: Die erste Fabrik der Stadt war die 1759 auf der Neckarinsel Hefenweiler übernommene Eisenschmiede des Handelshauses von Georg Friedrich Rauch. 1771 folgte die Baumannsche Ölmühle (später Carl Hagenbucher & Sohn), 1797 die Hahnsche Ölmühle. Am Marktplatz entstand um 1805 die Heilbronner Silberwarenfabrik des Georg Peter Bruckmann.
Der Wiener Kongress 1815 bestätigte Württembergs Anspruch auf die rund zehn Jahre zuvor zugesprochenen früheren reichsstädtischen, reichsritterschaftlichen und Deutschordens-Gebiete. Württemberg bemühte sich daraufhin, eines der größten Binnenverkehrshindernisse zu beheben. Der Neckar, der in Heilbronn seit dem hohen Mittelalter durch unzählige Wehre und Mühlen versperrt gewesen war, wurde durch den 1819 bis 1821 erbauten und 1828/29 erweiterten Wilhelmskanal wieder durchgängig schiffbar gemacht, was der einsetzenden Industrialisierung in Württemberg und speziell in Heilbronn förderlich war. Auf den Inseln des Neckars siedelte sich insbesondere die vom immensen Holzumschlag profitierende Heilbronner Papierindustrie an: Die Gebrüder Adolf und Moriz von Rauch betrieben 1823 die erste englische Endlospapier-Maschine in Süddeutschland. Gustav Schaeuffelen nahm 1830 die erste auf dem Kontinent entwickelte Maschine von Johann Jakob Widmann in Betrieb und avancierte in der Folgezeit zum größten deutschen Papierhersteller. 1830 wurde die Heilbronner Schwefelsäurenfabrik von Friedrich Michael Münzing, dem Vater der chemischen Industrie, in Betrieb genommen.
1832 war Heilbronn die Stadt mit den meisten Fabriken in Württemberg[49] und wurde als das schwäbische Liverpool bezeichnet. Die Gebrüder Wolff hielten zahlreiche Szenen aus diesen Jahren auf ihren weitverbreiteten Lithografien fest. 1838 wurde der Lebensmittelhersteller Knorr gegründet, 1839 wurden 33 Mühlen und Fabriken in Heilbronn gezählt. Die Bevölkerung wuchs bis zum Jahr 1840 auf 11.300 Menschen. Ab 1840 gab es direkten Schiffsverkehr mit dem Überseehafen Rotterdam, aufgrund des gesteigerten Warenumschlags musste der Heilbronner Zollhafen 1845 bedeutend erweitert werden.
Die Heilbronner Handels- und Gewerbekammer (heute IHK Heilbronn-Franken) wurde 1855 gegründet. Die württembergische Gewerbestatistik von 1861 wies im Bereich des Oberamts Heilbronn bereits 251 Industriebetriebe mit 2715 Beschäftigten aus. Freilich handelte es sich überwiegend um Kleinbetriebe, denn von diesen, überwiegend in Heilbronn selbst angesiedelten Betrieben waren die meisten zunächst noch Ein-Mann-Betriebe. Da es bis auf die Salzvorräte in Heilbronn keine Bodenschätze gibt, kam es nicht zum Aufbau einer Schwerindustrie, sondern war die Heilbronner Industrie von Anbeginn von einer hohen Spezialisierung gekennzeichnet. Neben den zuvor genannten größeren Mühlen mit insgesamt 677 Beschäftigten im Jahr 1861 und den ebenfalls zuvor genannten Fabriken gab es bis zu diesem Zeitpunkt noch die aufstrebende Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn sowie die 1853 gegründete Heilbronner Zuckerfabrik, die mehr als 200 Beschäftigte hatten. Zuckerfabrik-Direktor Andreas Faißt zählte 1865 zu den Gründern der Brauerei Cluss.
Emanzipation der Frauen im Bildungswesen ab 1836
Das aus der angestammten Lateinschule der Stadt hervorgegangene Karlsgymnasium (das spätere Theodor-Heuss-Gymnasium), das 1827 einen Neubau erhalten hatte, war nur für Jungen. Die Volksschulgesetze von 1836 forderten die Schulpflicht auch für Mädchen, die jedoch zunächst lediglich die Volksschule besuchen konnten. 1831 war die Gründung eines privaten höheren Töchterinstituts erfolgt, das 1872 zur höheren Töchterschule wurde. Ein Frauenhaus bzw. eine Frauenarbeitsschule befand sich am Kieselmarkt. Eine öffentliche Oberschule für Frauen wurde 1879 eingerichtet und erhielt 1886 einen Neubau. 1914 wurde aus der Mädchenoberschule eine Mädchenrealschule. Die Lehrpläne wurden dabei mit denen anderer Realschulen vereinheitlicht, so auch mit denen der 1908 erbauten Dammrealschule, die sich aus 1873 vom Karlsgymnasium ausgegliederten Realklassen entwickelt hatte. Bis auf weiteres konnten Frauen in Heilbronn jedoch nur an einem Jungengymnasium das Abitur erlangen. 1922 war Victoria Wolff eine der ersten Heilbronner Frauen zwischen den Abiturienten des Robert-Mayer-Gymnasiums. Ab 1937 konnten Frauen ihr Abitur schließlich an der Mädchenoberrealschule machen, aus der nach dem Zweiten Weltkrieg das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium Heilbronn wurde. Die Geschlechtertrennung an den Heilbronner Gymnasien wurde erst in den 1970er Jahren vollends aufgegeben.
Im Jahre 1919 erhielten Frauen wie in ganz Deutschland auch in Heilbronn das Wahlrecht. Emilie Hiller vertrat 1919 die SPD in der Verfassungsgebenden Landesversammlung, von 1920 bis 1933 war sie SPD-Abgeordnete des Wahlkreises Heilbronn im württembergischen Landtag. Anna Ziegler vertrat die USPD 1919 im Heilbronner Stadtparlament und von 1920 bis 1924 im Reichstag. Die Frauenbewegung in Heilbronn gründete auch den Frauenverein Heilbronn. Ernst Jäckh griff in seiner Rubrik Frauenfragen und Frauengedanken in der Neckar-Zeitung Themen aus der Heilbronner Frauenbewegung auf.
Stadtplanung unter Louis de Millas ab 1839
Ab 1839 entstanden die Heilbronner Vorstädte nach Plänen des Stadtbaumeisters Louis de Millas, der nach damals üblichen städtebaulichen Prinzipien plante. Vor die vier Tore der Altstadt legte er ein System von nahezu gleich großen, rechteckigen Bauquartieren, die keinen Bezug zu den topografischen Gegebenheiten hatten und keine städtebauliche Gesamtkonzeption erkennen ließen. Seine Pläne und die Baustatuten zur Regelung der Bebauung in der Altstadt bildeten ab 1840 die rechtlichen Grundlagen für die Erweiterung der Stadt. Es entstanden zunächst die Quartiere vor dem Sülmer-, Fleiner- und Karlstor. Die Hauptstraßen der neuen Viertel wurden nach Angehörigen des württembergischen Königshauses benannt: Wilhelm-, Karl-, Paulinen- und Olgastraße. An der Wilhelmstraße, der südlichen Verlängerung der Fleiner Straße, entstanden bis um 1853 bereits das Wollhaus und mehrere repräsentative Gebäude wie der Wilhelmsbau oder die Villa Goppelt. Die Brückentor-Vorstadt wurde in ihrer Gestaltung von den ab 1847 errichteten Eisenbahn-Anlagen um den 1848 eingeweihten Heilbronner Bahnhof beeinflusst und konnte zu de Millas Bedauern aufgrund des Bahnverlaufs nicht nach dem übrigen Quadrate-Schema ausgeführt werden.
Ab 1839 setzte im Heilbronner Stadtwald eine geregelte Forstwirtschaft ein. 1842 wurde der Stadtwald durch den langjährigen städtischen Waldinspektor Bernhard Nickel (im Amt 1826 bis 1876)[50] erstmals sorgfältig vermessen. 1855 wurde das Jagdwesen durch ein neues Jagdgesetz neu geregelt.
Deutsche Revolution 1848/49
In der Zeit des Vormärz wurden die ersten Heilbronner Arbeitervereine gegründet, allen voran im April 1845 der Turnverein TG Heilbronn, der bereits im Folgejahr, 14 Jahre vor dem offiziellen ersten allgemeinen deutschen Turnfest, in Heilbronn ein allgemeines deutsches Sportfest ausrichtete. Der Turnverein diente im Brandfall außerdem als Hilfsmannschaft der Feuerwehr. Im Jahr 1848 geriet Heilbronn früh in die Wirren der Märzrevolution. Eine erste Bürgerversammlung im Gasthof Adler forderte am 2. März 1848 das Recht auf Versammlungs- und Pressefreiheit sowie das Recht, Waffen zu tragen. In den Folgetagen kam es zu zahlreichen abendlichen „Katzenmusiken“ (friedlicher Radau vor den Wohnhäusern missliebiger Personen) und weiteren Volksversammlungen. Der Turnverein bewaffnete sich und bildete eine Turnerwehr. Die Stadt erwarb ihrerseits 600 Musketen, und es wurde eine Heilbronner Bürgerwehr gegründet, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung sorgen sollte. Die später über 1250 Mann starke Truppe setzte sich überwiegend aus Mitgliedern der bereits bestehenden Wehren (Bürgergarde zu Fuß, Bürgergarde zu Pferd, Turnerwehr und Feuerwehr) zusammen. Die Mitglieder der Bürgerwehr waren oftmals Anhänger der revolutionären Ideen, so dass die Wehr zunächst nicht in Erscheinung trat, sondern ihre Mitglieder vielmehr häufiger an den Volksversammlungen teilnahmen. Die Volksbewaffnung wurde zum Rücktrittsgrund des Stadtschultheißen Heinrich Titot.
Zu den viel gehörten, gemäßigten Rednern auf Versammlungen in und um Heilbronn zählte der Gastwirt Louis Hentges (1818–1891), dem das oft für Versammlungen genutzte Gasthaus Löwen gehörte und der am 25. April 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt wurde. Heilbronn galt als württembergisches Zentrum der Märzrevolution, deren Ideen von der Zeitung Neckar-Dampfschiff des Heilbronner Verlegers August Ferdinand Ruoff verbreitet wurden. Diese von 1842 bis 1853 bestehende Zeitung nahm 1848 als erste Heilbronner Zeitung die Pressefreiheit für sich in Anspruch, nachdem seit Bestehen der ersten Druckerei in Heilbronn im Jahr 1630 nichts ohne Wissen und Bewilligung des Rats hatte gedruckt werden dürfen. Auch wenn die Revolution scheiterte, blieb es dennoch bei der Pressefreiheit, so auch für das 1744 als Wochentlich-Heilbronnisches Nachricht- und Kundschaffts-Blatt gegründete Intelligenzblatt, das sich ab 1848 Heilbronner Tagblatt und ab 1861 Neckar-Zeitung nannte.
In wirtschaftlicher Hinsicht entstand 1848 nach Klagen der Kaufleute gegen staatliche Bevormundung die staatliche Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart, der künftig auch Wirtschaftsvertreter angehörten, die wenig später vollends den Vorstand bildeten. Dieser Zentralstelle gehörten auch Heilbronner Kaufleute (Dittmar, Goppelt, Rümelin, Münzing, von Rauch) an, außerdem wurde der Kaufmann Adolf Goppelt Finanzminister der Württembergischen Märzregierung 1848.
Am 14. Juni 1848 nahmen zahlreiche Soldaten des im Deutschhof stationierten 8. Württembergischen Infanterieregiments an zwei der Volksversammlungen in Heilbronn teil. Im Anschluss erzwang eine große Menschenmenge vor dem Deutschhof die Freilassung von drei wegen revolutionärer Umtriebe inhaftierten Regimentsangehörigen. Am Folgetag erreichte eine ähnliche Demonstration Heilbronner Arbeiter und Soldaten in Weinsberg die Freilassung von vier inhaftierten Bauernführern. Am 17. Juni marschierten jedoch 3400 königliche Soldaten in Heilbronn ein und entwaffneten das meuternde Regiment. Die Heilbronner Soldaten wurden nach Ludwigsburg strafversetzt, und 25 Regimentsangehörige wurden im Dezember 1848 zu teils harten Strafen verurteilt.
Im September 1848 kam es erneut zu Volksversammlungen in Heilbronn, die den Unmut über das als unzeitgemäß empfundene württembergische Parlament sowie die nach dem Waffenstillstand von Malmö erfolgte Abtretung von Schleswig zum Gegenstand hatten. Als Redner war u. a. Theobald Kerner zu hören. Nachdem es zu weiteren Ruhestörungen und zur Bildung eines Vereins patriotisch gesinnter Jungfrauen zur Fertigung scharfer Munition gekommen war, wurden abermals Soldaten aus Stuttgart entsandt, die anstelle der weiterhin nicht in Erscheinung tretenden Bürgerwehr für Ruhe und Ordnung sorgten.
Im Frühjahr 1849 kam es mit der Forderung nach Anerkennung der Reichsverfassung durch Stuttgart zu weiteren Versammlungen, darunter von 15. bis 24. April zu täglichen Kundgebungen des Demokratischen Vereins auf dem Heilbronner Marktplatz. In dieser Zeit betätigte sich auch der später als Orientalist bekannt gewordene Ernst Trumpp als Redner im Umland. Am 5. Juni 1849 zog die bewaffnete Turnerwehr unter Führung von August Bruckmann zur Unterstützung badischer Freischaren aus. Damit tat die Heilbronner Turnerwehr es den Hanauer Turnern gleich, die man beim Turnfest 1846 kennengelernt hatte. Am 9. Juni wurden die in der Stadt verbliebenen rund 1000 Bewaffneten der Bürgerwehr auf die Reichsverfassung vereidigt. Am 12. Juni rückten abermals 4000 Soldaten und Regierungskommissar Ernst Geßler aus Stuttgart ein, um die Bürgerwehr zu entwaffnen, kamen jedoch wegen der überwältigenden Solidarisierung der Bevölkerung mit der Bürgerwehr vorerst nicht zum Zuge. Auch hatte es die Bürgerwehr nicht auf eine Auseinandersetzung mit dem Militär abgesehen. Noch in der Nacht versammelte sich die Bürgerwehr auf dem Marktplatz, wo Arbeiter und Handwerker das Rathaus stürmten und darin gelagerte Waffen an sich brachten. Etwa die Hälfte der Bewaffneten teilte sich in zwei Gruppen auf: das 200 Mann starke Westkorps zog über Wimpfen nach Baden, das 300 Mann starke Ostkorps nach Löwenstein. Den königlichen Truppen gelang am folgenden Morgen die Entwaffnung der verbliebenen Bürgerwehrler. Das Ostkorps erwartete in Löwenstein den Zuzug von Verbündeten aus Hohenlohe, der jedoch ausblieb, so dass sich die Gruppe rasch auflöste. Teile des Westkorps gelangten noch bis nach Rastatt, und einige der Wehrler wurden dort Ende Juni 1849 eingeschlossen. Viele führenden Köpfe des gescheiterten Aufstandes setzten sich nach Baden oder in die Schweiz ab. Der Aufruhrzustand blieb in Heilbronn bis 9. Juli 1849 bestehen, das königliche Militär blieb bis 23. Februar 1850 in der Stadt. In zahlreichen bis 1852 nachfolgenden Prozessen gegen Aufständische wurden teilweise harte Strafen verhängt, beispielsweise wurde der Heilbronner Turnerwehrführer August Bruckmann zu lebenslanger Zuchthaushaft verurteilt.
Das Wachstum der Stadt wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts jedoch nicht nur von den revolutionären Ereignissen, sondern auch von mehreren Missernten und Hungerjahren gebremst. Nachdem es 1846 bereits wegen einer Kartoffelseuche zu Hungersnot gekommen war, kam es anschließend zu einer Reihe von schlechten Weinherbsten, deren schlechtester 1851 war. 1852 gab es erneut eine Hungersnot, und es mussten Suppenküchen und Hilfsvereine eingerichtet werden. Die Wirtschaft stagnierte, Waren- und Grundstückspreise verfielen, zahlreiche Einwohner suchten ihr Glück in der Auswanderung.
Ausbau der Verkehrswege
Die Heilbronner Neckar-Dampfschifffahrt verkehrte ab 1841 mit Personendampfschiffen auf dem Neckar von Sontheim nach Heilbronn und weiter nach Mannheim. Diese zunächst erfolgreiche Linie bekam jedoch rasch Konkurrenz durch die Eisenbahn. Die Planungen einer ersten königlichen Baukommission ab 1834 sahen noch keinen Anschluss Heilbronns an die projektierte Bahnlinie von Cannstatt über Ulm nach Friedrichshafen vor. Nach Aufnahme des Bahnbetriebs auf der ersten deutschen Linie von Nürnberg nach Fürth 1835 bildete sich unter Vorsitz des Stadtschultheißen Heinrich Titot auch in Heilbronn eine Eisenbahnbaukommission. Titot vertrat die Stadt auch im Ausschuss der 1836 gegründeten privaten württembergischen Eisenbahngesellschaft, die Heilbronn erstmals in den Planungen berücksichtigte und über 9 Millionen Gulden für den Eisenbahnbau sammelte, sich jedoch 1838 wieder auflöste. Mit dem Eisenbahngesetz von 1843 wurden der Eisenbahnbau und -betrieb verstaatlicht. Das Gesetz sah Heilbronn als Endpunkt einer von Cannstatt kommenden nördlichen Nebenstrecke der Hauptlinie von Mühlacker nach Geislingen vor. Diese Linie und der erste Heilbronner Bahnhof wurden 1848 eingeweiht. 1850 bestand bereits eine Bahnverbindung bis nach Ulm und Friedrichshafen, 1853 über Bretten eine Verbindung nach Mannheim und Frankfurt am Main. Die wirtschaftlichen Probleme der 1850er Jahre brachten danach zunächst eine Stagnation des Eisenbahnbaus, bevor man 1857 in der Eisenbahn den Schlüssel zur Erschließung der ländlichen Notstandsgebiete erkannte und den Streckenausbau weiter vorantrieb. Dadurch erfolgte der Weiterbau der Bahnlinien von Heilbronn über Bad Wimpfen nach Heidelberg, über Osterburken nach Würzburg und über Hall nach Crailsheim.
Die Bahn wurde rasch zu einer bedeutenden Konkurrenz der Heilbronner Personendampfschifffahrt, die zwar noch verstaatlicht wurde und sich damit in derselben Hand wie die Bahn befand, sich jedoch wirtschaftlich nicht mehr erholen konnte und um 1870 eingestellt wurde. Die Eisenbahn brachte auch den Güterverkehr auf der Straße teilweise zum Erliegen: die einst von Frankfurt am Main und Mannheim über Knittlingen und Heilbronn auf der Straße ins östliche Hinterland gelangenden Güter wurden künftig überwiegend mit der Westbahn Bretten–Bietigheim befördert.
Auf den Güterverkehr auf dem Neckar wirkte sich die Bahn erstaunlicherweise nur wenig negativ aus, vielmehr schienen sich Bahn und Güterschifffahrt gegenseitig zu beflügeln. Durch den vermehrten Güterumschlag erstarkte der Handel und konnte die Krise der frühen 1850er Jahre überwunden werden: 1853 wurde für den seit 1818 bestehenden Wollmarkt eine Halle errichtet, im selben Jahr kam noch ein Ledermarkt hinzu, ab 1860 ein Rindenmarkt.
Heilbronner Arbeiterbewegung ab 1860
Unter den Einwohnern Heilbronns waren nach fast einem Jahrhundert wirtschaftlichen Aufschwungs und Wachstums der örtlichen Industrie viele Arbeiter. Die Arbeiter waren Opfer einer niedrigen Lohn- und hohen Preispolitik und versuchten durch die Gründung von Konsum-Selbsthilfevereinen wenigstens Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen zu erhalten. Einen Konsum-Verein gab es in Heilbronn aufgrund der hohen Not bereits 1865. Er wurde 1905 neu gegründet und nannte sich fortan Spar- und Konsumverein Heilbronn und Umgebung eVmbH. Seit 1969 ist er als co op Konsumgenossenschaft eGmbH Heilbronn bekannt geworden. 1971 gehörten dieser 69 Geschäfte an.[51]
In politischer Hinsicht formierte sich die Arbeiterbewegung zuerst im Arbeiterbildungsverein, der in Heilbronn am 1. Dezember 1865 gegründet wurde.[52] Es folgte die Gründung des Arbeiterbundes am 6. Februar 1869 in Heilbronn, wo am 9. Mai 1870 auch August Bebel vorsprach.[53] Danach engagierte sich die Arbeiterbewegung auch parteipolitisch: Am 17. Juli 1872 wurde in Heilbronn eine Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins gegründet. Im Januar 1874 formierte sich der Ortsverein der Heilbronner Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP).[53] Die Ortsvereine des Arbeitervereins und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei schlossen sich 1875 zu einem gemeinsamen Ortsverein der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) zusammen, aus der 1890 die SPD hervorging.
Gustav Kittler (1849–1929), genannt der „rote Kittler“, war Gründungsmitglied der Heilbronner SDAP.[54] Am 10. Juni 1878 gab Kittler das SAP-Flugblatt Trau! Schau! Wem? heraus, das sich gegen das mit dem Sozialistengesetz vom 21. Oktober 1878 drohende Verbot der Sozialistischen Bewegung richtete. Am 4. Januar 1886 gelangte Kittler in Heilbronn als erstes Mitglied der Sozialdemokratie in Württemberg in ein Stadtparlament,[53] wo er 36 Jahre tätig war. 50 % der Mitglieder des Stadtparlaments waren von der SPD. 1898 trat Kittler bei den Reichstagswahlen für den Wahlkreis Heilbronn-Neckarsulm-Brackenheim in einer Stichwahl gegen Paul Hegelmaier an. Als Kittler die Stichwahl verlor, verursachte seine Wählerklientel die Wahlunruhen in Heilbronn in der Nacht des 24/25. Juni 1898.
1902 gelangte Wilhelm Schäffler, ein Unterländer Sozialdemokrat, als Heilbronner Vertreter in den Landtag nach Stuttgart. Friedrich Naumann erlangte 1907 bei der sogenannten „Hottentotten-Wahl“ mit Stimmen der SPD die Mehrheit bei der Stichwahl gegen T. Wolff.[53] Ab Februar 1908 gab die Heilbronner SPD die Tageszeitung Neckar-Echo heraus. Mit ihrer Unterstützung wurde der Heilbronner Sozialdemokrat Franz Feuerstein 1912 sogar in den Reichstag gewählt.
Städtebau nach Prof. Baumeister ab 1873
Nachdem bereits in den 1840er Jahren unter de Millas vier Vorstädte angelegt worden waren, war nach drei Jahrzehnten der Industrialisierung eine neue umfassende städtebauliche Konzeption dringend nötig geworden. Der Gemeinderat beauftragte im Oktober 1872 den Karlsruher Professor Reinhard Baumeister mit der Erstellung eines Generalbauplanes. Im März 1873 legte Baumeister einen ersten Planentwurf im Gemeinderat vor, der drei Neckarbrücken statt bisher einer vorsah, die bisherigen zusammenhanglosen Vorstädte mit einer Ringstraße („Riesenstraße“) umschloss und die spätere Kaiserstraße durch eine nahezu geradlinige Verbindung mit dem Bahnhof und einen Durchbruch zur Allee nach Osten zu einer wichtigen „Zentralstraße“ erhob. Der Plan berücksichtigte bereits den 1873 neu gebauten Heilbronner Hauptbahnhof sowie die spätere Errichtung einer Industriebahn in den Süden der Stadt.
Bis um 1900 folgte der Städtebau in Heilbronn, von Detailunterschieden abgesehen, Baumeisters Planungen. Auf dem Lerchenberg entstand 1882 der neue Heilbronner Hauptfriedhof, nachdem der Alte Friedhof an der Weinsbergerstraße nach mehreren Erweiterungen abermals voll belegt war. Nach 1900 wurden Baumeisters Planungen durch den abweichend vom Plan errichteten Südbahnhof und die starke Ausdehnung der Stadt nach Osten hinfällig. Die heutige Oststraße mit ihren großzügigen Dimensionen ist Teil der von Baumeister erdachten, aber nie zur kompletten Ringstraße vollendeten Riesenstraße.
1880 gewann die Stadt mit der Vollendung der Kraichgaubahn auch eine Verbindung in Richtung Karlsruhe. Im Jahr 1900 wurde schließlich der Bahnhof Heilbronn Süd als Endbahnhof der schmalspurigen Bottwartalbahn mit Verbindung zum Hauptbahnhof eingeweiht und avancierte in der Folgezeit zum Güterbahnhof. Eisenbahn und Schifffahrt ergänzten sich im Heilbronn der frühen Kaiserzeit vielfach, weswegen die Heilbronner Hafenanlagen auch von der Bahn erschlossen wurden. So wurde beispielsweise Holz aus dem Schwarzwald mit der Bahn nach Heilbronn transportiert und ab dort über den Neckar zum Rhein geschafft. Hierfür wurde 1875 ein eigener Floßhafen errichtet, 1886 folgte ein Salzhafen und 1888 der Karlshafen. Nach dem Ende der Personendampfer 1871 gab es von 1878 bis 1935 eine Neckar-Ketten-Schleppschifffahrt zwischen Heilbronn und Mannheim, deren sich an Ketten vorantreibenden Lastschiffe im Volksmund auch Neckaresel genannt wurden.
Zur Wasserversorgung der sich ausdehnenden Stadt wurde 1875 das Heilbronner Wasserwerk errichtet, das sein Wasser anfangs von Brunnenanlagen links des Neckars bezog und über Hochbehälter auf dem Wartberg in die Stadt verteilte.
Bau der Synagoge 1877
Nach der rechtlichen Gleichstellung der Juden bildete sich in Heilbronn nach 1830 wieder eine große jüdische Gemeinde, die um 1870 bereits etwa 600 Mitglieder zählte. Die Gemeinde errichtete an der Allee die eindrucksvolle Heilbronner Synagoge im Stil des Eklektizismus nach Plänen des Architekten Adolf Wolff. Sie wurde am 8. Juni 1877 eingeweiht. Die später bis zu etwa tausend Personen umfassende Gemeinde etablierte sich durch Vereinsarbeit und parteipolitisches Engagement innerhalb der städtischen Gesellschaft.[55] Aus diesem Grund wurde die Arbeiterstadt später von Seiten der NSDAP sogar verächtlich als „jüdisch-marxistische Hochburg“ bezeichnet.[56] Jüdische Bürger wie Max Rosengart, Siegfried Gumbel und Heinrich Grünwald begegneten dem aufkeimenden allgemeinen Antisemitismus mit öffentlichkeitswirksamer Aufklärungsarbeit in der Presse und durch Präsenz in Vereinen, Parteien und Institutionen.
Zweitgrößte Industriestadt in Württemberg
In der Zeit von 1861 bis 1907 hatte sich die Zahl der Arbeiter in der verarbeitenden Industrie in Heilbronn von 2715 auf 7520 Beschäftigte nahezu verdreifacht. 1868 war das bis heute bestehende Chemie-Unternehmen Brüggemann in Heilbronn gegründet worden, und ab demselben Jahr war auch die 1982 aufgelöste Zwirnerei Ackermann in Heilbronn-Sontheim in Betrieb, die um 1900 die größte deutsche Nähfadenfabrik mit rund 700 Beschäftigten war. Die Zigarrenfabrik Gustav Haucks beschäftigte im Jahr 1900 400 Arbeiter, 1914 fast 1100 Arbeiter. 1896 war Heilbronn mit 9000 Arbeitern in 58 Fabriken nach Stuttgart die zweitgrößte Industriestadt des Königreichs Württemberg.
Von 1884 bis 1903 war Paul Hegelmaier Oberbürgermeister von Heilbronn, der einerseits die neuzeitliche Struktur der Innenstadt mit der von Straßenbahnen befahrenen und bis zur Allee reichenden Kaiserstraße realisierte, andererseits aufgrund seiner Streitsucht Gegenstand von königlichen Untersuchungen und Disziplinarverfahren wurde und deswegen von 1892 bis 1894 sogar zeitweise seines Amtes enthoben und in einer Irrenanstalt war. 1898 kandidierte der nationalliberale Hegelmaier bei der Reichstagswahl für den Bauernbund. Nach der von Hegelmaier gewonnenen Stichwahl gegen den Sozialdemokraten Gustav Kittler kam es in der Nacht zum 25. Juni 1898 zu Tumulten mit einer Straßenschlacht vor dem Rathaus.
1891 wurde die Stromfernübertragung vom Neckarwasserkraftwerk Lauffen am Neckar zur Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main durch Oskar von Miller aufgenommen. Am 16. Januar 1892 erfolgte der Anschluss Heilbronns an das Stromnetz des Elektrizitätswerks in Lauffen, womit Heilbronn als erste Stadt der Welt die Fernversorgung mit Strom aufgenommen hatte.
Im Jahr 1897 wurde, den Planungen Reinhard Baumeisters von 1873 folgend, die Kramstraße zur Allee durchbrochen und in Kaiserstraße umbenannt. Auf dieser neuen West-Ost-Achse nahm die Heilbronner Straßenbahn ihren Betrieb mit einer Linie vom Hauptbahnhof zur Moltkekaserne auf, eine Seitenlinie zweigte in die Sülmerstraße ab. Die Straßenbahn, die man in Heilbronn „Spatzenschaukel“ nannte, war lange nicht rentabel und drohte mehrfach eingestellt zu werden. Erst später konnten weitere Linien nach Böckingen (1926) und Neckargartach (1928) gebaut werden. Von 1912 bis 1923 wurden Neckargartach und das Industriegebiet provisorisch durch eine 2,3 km lange, ebenfalls hochgradig unrentable Dampfstraßenbahn vom Bahnhof Sülmertor zur Neckargartacher Brücke erschlossen.[57]
Ebenfalls 1897 wurde aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums des Gewerbe-Vereins Heilbronn eine weit über die Stadt hinaus beachtete Industrie-, Gewerbe- und Kunstmesse hinter der Festhalle Harmonie durchgeführt, auf der am 1. Juni 1897 das württembergische Königspaar zu Gast war.
Von 1911 bis 1913 entstand aus Mitteln der Bürgerschaft und nach Plänen von Theodor Fischer das im Jugendstil erbaute Alte Stadttheater. Verlage, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg in Heilbronn bestanden waren der Eugen Salzer Verlag und der Otto Weber Verlag.
Erster Weltkrieg
Am 1. August 1914 verkündete Oberbürgermeister Paul Göbel die Mobilmachung vom Rathausbalkon, am 22. August 1914 trafen die ersten Verwundeten in der Lazarettstadt Heilbronn ein. Die vier Heilbronner Lazarette nahmen je 100 Verwundete auf. Außer als Lazarettstadt hatte Heilbronn auch strategische Bedeutung als Ausgangspunkt der Bahnlinie nach Karlsruhe. Im Jahr 1915 fand in Heilbronn der Internationale Blindentag statt. Ab März 1915 herrschte Lebensmittelrationierung, im März 1917 erfolgte die Schließung öffentlicher Einrichtungen aus Kohlenmangel. Im Juli 1917 wurden einige Heilbronner Kirchenglocken eingeschmolzen, um daraus Kanonenkugeln zu gießen, 1918 wurde sogar das Kaiser-Friedrich-Denkmal eingeschmolzen. Im Verlauf des Krieges gab es in Heilbronn drei Luftwarnungen, jedoch keine Bombenabwürfe. Am Ende des Krieges waren 2082 Bürger der Stadt gefallen.
Am 9. November 1918, als die Novemberrevolution mit der Ausrufung der Republik ihren Höhepunkt erreichte, erklärte sich Oberbürgermeister Göbel loyal mit dem Arbeiter- und Soldatenrat der Stadt, der künftig zwei Dienstzimmer im Rathaus erhielt. Bis auf die noch am selben Tag erfolgte Befreiung von Gefangenen aus dem städtischen Gefängnis kam es in Heilbronn zu keinen weiteren revolutionären Aktionen. Das politische Tagesgeschäft der gemeinsamen Räte war die Linderung der Hungersnot. Im November 1919 wurde der Arbeiter- und Soldatenrat entwaffnet und aufgelöst. An seine Stelle trat eine bewaffnete Bürgerwehr, die u. a. an öffentlichen Einrichtungen zum Schutz von Streikbrechern eingesetzt wurde.
Rote Hochburg in der Weimarer Republik
Die USPD in Heilbronn war seit 1919 Herausgeber der Wochenzeitung Sozialistische Republik des Unterlandes – Organ der Unabhängigen Sozialdemokratie des Unterlandes. Seit dem 1. Dezember 1921 war die KPD Heilbronn Herausgeber der Tageszeitung Volksstimme – Kommunistisches Organ für die Interessen der arbeitenden Bevölkerung des württembergischen Unterlandes.[58] Die SPD hatte in der Zeit der Weimarer Republik die Stimmenmehrheit. Die NSDAP, deren erste Ortsgruppe in Heilbronn 1923 gegründet wurde, blieb dagegen bis 1933 klein und bedeutungslos. Hitler war bei seinem Besuch in der Stadt am 15. Mai 1926 ein nicht von allen gern gesehener Gast, und es kam zu einem Handgemenge mit mehreren Verletzten wegen eines Mannes, der für Hitler gehalten wurde. Hitler selbst konnte unbehelligt in der Stadthalle Harmonie seine Rede halten. Das Presseorgan der Nationalsozialisten war seit 1930 der Heilbronner Beobachter. Heilbronn galt aufgrund der vielen Arbeiter und der sie vertretenden Presse und Gewerkschaften als „rote Hochburg“ im Volksstaat Württemberg. Im März 1932 erreichte die Arbeitslosigkeit in Heilbronn mit 12.246 Arbeitslosen einen Höchststand.
1931 gingen Reichsbanner, SPD, Gewerkschaften und Arbeitersportverbände einen Bund ein und nannten sich fortan Eiserne Front, wobei erklärtes Ziel die Erhaltung der Weimarer Republik war. Am 30. Januar 1933 demonstrierte die Eiserne Front gegen Hitler und von Papen. Daraufhin drang die SA gewaltsam in die Häuser der Heilbronner Gewerkschaften ein. Heilbronner Gewerkschafter wurden verhaftet und in Konzentrationslager deportiert. Carl Baßler, Friedrich Reinhardt, Wilhelm Schwan, Hermann Gerstlauer, Adolf Hermann, Walter Vielhauer, Erich Leucht, Adolf Herrmann, Konrad Erb, Karl Biehler, Wilhelm Egerter, Karl Feidengruber, Hermann Schmidt, Otto Kirchner und Erich Ceffinato waren Heilbronner NS-Opfer. Sie kamen ins KZ Heuberg oder nach Buchenwald.
Am 3. März 1933 erschien Kurt Schumacher von der SPD in Heilbronn, während die NSDAP am 5. März nur 39 % erhielt. Das Stadtparlament weigerte sich noch am 6. März 1933, dem Antrag der NS-Fraktion zu folgen und Gemeinderatsmitglieder und Mitglieder der KPD zu diskriminieren. So sollten die Gemeinderatsmitglieder der KPD ausgeschlossen werden und den KPD-Mitgliedern keinerlei Fürsorgeunterstützung gewährt werden.[56]
Bau des Neckarkanals und der Autobahn
Planungen zur Kanalisierung des Neckars von Mannheim nach Heilbronn und weiter nach Plochingen hatten seit 1905 begonnen. Nachdem erste Planungen von 1911 ins Stocken gekommen waren, wurde die Idee des Ausbaus des Flusses für die Großschifffahrt durch den 1916 von Peter Bruckmann gegründeten Südwestdeutschen Kanalverein erneut befördert und der Ausbau schließlich 1921 von der Neckar-AG unter Otto Konz und Otto Hirsch begonnen. Der Betrieb der Wasserstraße ging damit an das Reich über. Am 28. Juli 1935 wurden die Großschifffahrtsstraße Heilbronn-Mannheim und der 2300 m lange Kanalhafen zwischen Neckargartach und dem Stauwehr an der Theresienwiese eröffnet. Der Hafen Heilbronn zählt heute zu den zehn größten deutschen Binnenhäfen.
1936 wurde die Autobahn vom nahen Weinsberg nach Stuttgart (heute ein Teilstück der A 81) fertig gestellt. Die Stadtverwaltung soll sich dafür eingesetzt haben, dass „die Autobahn Stuttgart–Nürnberg über Heilbronn und nicht über Backnang–Crailsheim“ gebaut wurde.[59] Heilbronn lag dadurch im Schnittpunkt der neuesten und schnellsten Verkehrsachsen. Am 30. Mai 1936 wurde in der Stadt außerdem die Straßenbahnlinie zum Trappensee eröffnet.[60] Im Jahr 1943 beförderte die Straßenbahn 16 Millionen Fahrgäste.[61]
Machtübernahme durch Nationalsozialisten
NSDAP-Kreisleiter in Heilbronn war seit 1932 Richard Drauz, Sohn einer angesehenen Heilbronner Familie, der ab 1933 auch dem Reichstag angehörte und energisch die Gleichschaltung der Heilbronner Vereine und der Heilbronner Presse vorantrieb. Noch bei der Reichstagswahl 1933 erhielt die SPD in Heilbronn mehr Stimmen als die NSDAP. Die Zerschlagung dieser recht starken Opposition war deshalb das erste Anliegen der führenden Heilbronner Nationalsozialisten. Die SPD-Tageszeitung Neckar-Echo wurde am 7. März 1933 verboten, ihre Immobilien und Einrichtung gingen an die (1932 neu gegründete) NS-Zeitung Heilbronner Tagblatt. Stadträte der SPD und KPD, auch ein Stadtrat der DDP wurden teils zusammengeschlagen, teils in „Schutzhaft“ genommen oder beides.[62][63] Insgesamt gab es 14 NSDAP-Ortsgruppen in Heilbronn: Altstadt, Au, Bahnhofsvorstadt, Fleinerhöhe, Kastropp (benannt nach einem verstorbenen Ortsgruppenleiter), Pfühl, Mönchsee, Rosenberg und Wartberg sowie drei Ortsgruppen in Böckingen und jeweils eine in Neckargartach und Sontheim.
Der Anfang März 1933 für längere Zeit erkrankte Oberbürgermeister Emil Beutinger wurde zunächst durch den am 17. März von Staatspräsident Murr ernannten Staatskommissar Heinrich Gültig ersetzt, später vollends abgesetzt.[62][63] Am 2. Mai 1933 drang die SA gewaltsam in die Häuser der Heilbronner Gewerkschaften ein. Das Volkshaus Ecke Weinsberger/Paulinenstraße und das Haus Ecke Gartenstraße/Weinsberger Straße (heute DGB-Haus) wurden beschlagnahmt, Gewerkschafter abgesetzt und verhaftet.[64] Die 23 Heilbronner Gewerkschaften und ihre 12.000 Mitglieder galten im NS-Staat als illegal. Es gab keinen nennenswerten Widerstand. Frühere Gewerkschafter und Oppositionelle wie die Kaiser/Riegraf-Gruppe beschränkten sich auf konspirative Treffen.
Der Heilbronner Verleger Viktor Kraemer wurde 1934 durch Repressalien aus dem Geschäft gedrängt und sein Verlag von der NSDAP übernommen. Die Neckar-Zeitung erschien unter NS-Regie im Verlag des nationalsozialistischen Heilbronner Tagblatts zunächst weiter, ab 1. Januar 1935 unter dem Titel Heilbronner Morgenpost, wurde aber zum 31. Juli 1937 dann endgültig eingestellt. Hitler besuchte am 20. März 1935 zum zweiten Mal die Stadt.
Kreisfreie Stadt ab Oktober 1938
Im Zuge einer Verwaltungsreform wurde Heilbronn am 1. Oktober 1938 Sitz des neuen Landkreises Heilbronn. Zugleich wurde Heilbronn Stadtkreis, also kreisfreie Stadt, und die zuvor selbstständigen Gemeinden Sontheim und Neckargartach wurden eingemeindet. Die ehemalige Stadt (seit 1919) Böckingen war bereits 1933 eingegliedert worden. Die Kreuzgrund-Siedlung und die Siedlung Haselter wurden gegründet. Mit 72.000 Einwohnern war Heilbronn somit nach Stuttgart die zweitgrößte Stadt in Württemberg.
Novemberpogrome 1938
Am Morgen des 10. November 1938, dem Tag nach der Reichspogromnacht, wurde die Heilbronner Synagoge durch Brandstiftung zerstört. Die Rolle der Heilbronner Feuerwehr beim Synagogenbrand ist nicht abschließend geklärt. Klar ist, dass sie den Brand in der Synagoge nicht löschte, sondern sich auf den Schutz der umliegenden Gebäude beschränkte.[65] Im Januar 1940 wurde die Ruine der Synagoge abgebrochen.
Geschäfte sowie Wohnungen von Juden wurden geplündert und deren Habe verbrannt. Führende Gemeindemitglieder flohen oder wurden deportiert. 234 jüdische Bürger und Bürgerinnen aus Heilbronn und Sontheim wurden in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern ermordet. Am 11. November 1938 erfolgte die erste Deportation in das KZ Dachau und das Schutzhaftlager Welzheim, am 26. November 1941 die zweite in das KZ Riga, am 23. März 1942 die dritte in das KZ Theresienstadt, nach Auschwitz und Maly Trostinec, am 24. April 1942 die vierte in das Ghetto Izbica und schließlich am 20. August 1942 die letzte Deportation nach Theresienstadt, Auschwitz und Maly Trostinec.
Luftangriffe auf Heilbronn
In der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 1940 fand erstmals ein Luftangriff auf Heilbronn statt, im Herbst 1941 folgten zahlreiche weitere Bombennächte, die jedoch nur begrenzten Schaden anrichteten. Der erste schwere Bombenschaden entstand bei den Luftangriffen im September 1944. Ab dieser Zeit war die Bevölkerung auch häufigen Tiefflieger-Angriffen ausgesetzt.
Ein schwerer Luftangriff vom 27. auf den 28. September 1944 bewog Oberbürgermeister Gültig dazu, wiederholt einen Evakuierungsplan zur Genehmigung beim Stuttgarter Innenministerium vorzulegen.[66] Die Pläne des Oberbürgermeisters beinhalteten die Umsiedlung von 1974 Frauen und Kindern aus der Heilbronner Altstadt in den Landkreis. Die Erlaubnis wurde abermals nicht erteilt.
Zur Katastrophe für Heilbronn wurde der Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944, bei dem die Altstadt völlig und die Innenstadt zu 80 % zerstört wurden. (Siehe auch: Verlorene Baudenkmäler in Heilbronn) In dem durch die Bomben verursachten Feuersturm kamen nach offiziellen Angaben über 6500 Menschen um. Über 5000 Tote wurden in Massengräbern im stadtnahen Köpfertal, dem heutigen Ehrenfriedhof, beigesetzt, wo bis heute an jedem Jahrestag der Opfer in einer Trauerstunde gedacht wird.
Vom 27. Dezember 1944 bis zum 31. März 1945 erfolgten noch weitere 13 Luftangriffe. Insgesamt schrumpfte die Bevölkerung während des Krieges auf 46.350 Einwohner.
KZ-Außenlager „Steinbock“ in Neckargartach
Ab 1942 wurden in den Salzbergwerken in und um Heilbronn Kunstschätze aus Deutschland, Frankreich und Italien eingelagert. Ebenso wurden rüstungswichtige Betriebe in die Bergwerksstollen verlagert. In den Stollen des Salzbergwerk Neckargartach wurde ein Rüstungsbetrieb der I.G. Farben AG aufgebaut. Ein weiterer Stollen wurde für die Lebensmittelfirma Tengelmann ausgebaut, die hier mehrere Schiffsladungen Lebensmittel einlagerte. Von Heilbronn bis Neckarelz entstand so eine Vielzahl teilweise gigantischer unterirdischer Anlagen. Der Ausbau der Stollen unterlag den Kommandos der Außenstellen des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof in Kochendorf und Neckargartach. Im Ende August 1944 zwischen Böllinger und Wimpfener Straße in Neckargartach errichteten Außenlager Steinbock waren 1200 Gefangene, Angehörige der Waffen-SS und der Luftwaffe sowie die Mitarbeiter der Organisation Todt untergebracht. In der ersten Aprilwoche 1945 wurde das Lager von der SS geräumt. Die Häftlinge wurden teils zu Fuß (Hessentaler Todesmarsch), teils in Güterwaggons in das KZ Dachau gebracht. Verstorbene Häftlinge wurden sowohl auf dem Jüdischen Friedhof Sontheim begraben als auch auf einer Anhöhe oberhalb des Lagers zwischen dem Gewann Werthalde und Hüttenäcker.
Das Kriegsende in Heilbronn
Mit Näherrücken der Front wurde in Heilbronn ab 17. Januar 1945 der Volkssturm ausgebildet. Am 20. Januar kam es zu einem erneuten schweren Luftangriff, am 28. Februar wurden Aufforderungen zur Kapitulation abgeworfen. Am 26. März wurden der Neckargartacher Volkssturm aufgerufen und Panzerfallen am Ortsausgang aufgestellt. Tags darauf machten Gerüchte vom Näherrücken der Amerikaner und der bevorstehenden Sprengung von Lebensmittellagern die Runde, so dass es anderntags zu Hamsterkäufen kam.
Am 30. März wurde Heilbronn und der Zehn-Kilometer-Umkreis zum Festungsbereich erklärt. OB Gültig wurde zum Bataillonsführer des Volkssturms ernannt und stellte sein Amt Stadtrat Karl Kübler zur Verfügung. Am 2. April sprengten deutsche Truppen sämtliche Neckarbrücken sowie den Sontheimer Steg, einzelne amerikanische Panzer erreichten unterdessen Neckargartach, zogen sich aber wieder nach Frankenbach zurück. Am 3. April rückte die 100. Infanteriedivision des 6. US-Corps unter dem General Withers A. Burress (1894–1958) mit 6000 bis 8000 Mann von Westen her an den Neckar vor und besetzten Obereisesheim und Neckargartach. Bei Neckargartach gelang es den Amerikanern erstmals, den Neckar zu überqueren, von wo aus sie nach Süden in Richtung der zerstörten Stadtmitte vorzudringen versuchten. Etwa 1000 bis 1200 deutsche Soldaten leisteten in Heilbronn erbitterten Widerstand.[67] Da wegen schwerer Kämpfe um das Salzbergwerk kein Vordringen in die Innenstadt möglich schien, errichteten die Amerikaner am 6. April einen südlichen Brückenkopf um den Götzenturm. Kreisleiter Drauz löste noch am selben Tag die NSDAP-Kreisleitung auf und flüchtete in Richtung des Gaffenbergs. Auf seinem Weg dorthin bemerkte er weiße Fahnen in der Schweinsbergstraße, woraufhin er vier Anwohner, darunter den stellvertretenden Bürgermeister Kübler, erschießen ließ. Vier Tage lang begegnete die deutsche Artillerie den amerikanischen Versuchen, Pontonbrücken über den Neckar zu errichten, mit heftigem Feuer vom Wartberg und vom Jägerhaus aus. Um die Innenstadt entbrannte ein mehrtägiger Häuserkampf. Die alliierten Streitkräfte mussten in der „Festung“ Heilbronn auch gegen 16-jährige Knaben der Hitlerjugend kämpfen. Nach elftägigem Kampf um die strategisch wichtige Überquerung des Neckars vermerkt die US-Divisionsgeschichte für den 12. April 1945: „Um 15.30 Uhr ist die Stadt endgültig von deutschen Truppen gesäubert.“
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte Heilbronn zum Land Württemberg-Baden in der Amerikanischen Besatzungszone. Die amerikanische Militärverwaltung richtete in Neckargartach ein von der UNRRA verwaltetes DP-Lager zur Unterbringung so genannter Displaced Persons ein. Westlich von Böckingen bestanden von 1945 bis 1947 zwei Kriegsgefangenenlager (siehe Lager Heilbronn), die von Hunderttausenden Kriegsgefangenen durchlaufen wurden.
Wiederaufbau
Emil Beutinger (1875–1957), der bereits bis 1933 Bürgermeister gewesen war, wurde am 13. April 1945 wieder in sein Amt eingeführt und begann sofort mit Überlegungen zum Wiederaufbau der zerstörten Stadt. Zunächst galt es, Trümmer zu räumen und nicht vollständig zerstörte Gebäude wieder instand zu setzen. Auf Befehl der amerikanischen Militärregierung galt bis November 1945 zunächst volle Arbeitszeit an allen Wochentagen einschließlich der Sonntage. Am 15. Mai kam es zu ersten Entlassungen aus der Stadtverwaltung wegen Mitgliedschaft in der NSDAP. Am 8. Juni wurden die ersten Straßen umbenannt. Alle 16- bis 55-jährigen Männer wurden von Februar 1946 bis September 1947 zu zwölftägigem Arbeitsdienst verpflichtet, frühere NSDAP-Mitglieder mussten 18 Tage Arbeitsdienst leisten.
Bis 30. Januar 1946 war Lt. Col. Montgomery Kommandant des Stadt- und Landkreises Heilbronn, ihm folgte am 1. Februar 1946 Major Terry. Am 26. Mai 1946 fanden die ersten freien Gemeinderatswahlen seit 1933 statt. Die US-Militärregierung bestand daneben weiterhin bis zum 20. September 1949. Bis zum 20. Januar 1950 dauerte die Zwangsbewirtschaftung durch Lebensmittelkarten an.
Über den Wiederaufbau der vollständig zerstörten Altstadt von Heilbronn gab es eine rege öffentliche Debatte, wobei sich manche sogar für den Erhalt des innerstädtischen Ruinenfeldes als Gedenkstätte und den Bau einer neuen Stadt außerhalb der alten Stadtgrenzen aussprachen. Vielfach wurde auch die Machbarkeit des Wiederaufbaus an sich bezweifelt. OB Emil Beutinger verkündete im Amtsblatt vom 8. März 1946 einige grundlegende Gedanken zum Wiederaufbau: erhalten werden sollten in der Altstadt lediglich die Kilianskirche, der Marktplatz mit Rathaus, der Hafenmarkt mit Hafenmarktturm, der Deutschhof mit Deutschordenskirche und das Fleischhaus. Ansonsten sollte die Innenstadt neu und großzügig parzelliert und ohne historisierende Anklänge neu überbaut werden. Die einst zahlreich in der Innenstadt ansässigen Weingärtnerfamilien sollten außerhalb der Innenstadt neue Quartiere für ihre landwirtschaftlichen Anwesen zugewiesen bekommen. Zu Berücksichtigen sei außerdem die verkehrstechnische Anbindung des Umlands unter besonderer Berücksichtigung der weiteren Kanalisierung des Neckars.
Mit den ersten Wiederaufbauplänen wurde noch im März 1946 der Stuttgarter Architekt Hans Volkart beauftragt, der die Planungen größtenteils von seinem Mitarbeiter Hans Gerber ausführen ließ. Nach der Wahl von Paul Metz zum Oberbürgermeister im August 1946 blieb Altbürgermeister Beutinger weiterhin für den Fortgang des Wiederaufbaus der Altstadt zuständig. Am 22. November 1946 legten Volkart, Regierungsbaumeister Karl Gonser sowie der Heilbronner Architekt Richard Schumacher dem Heilbronner Gemeinderat Pläne zum Wiederaufbau vor. Ab 1. Februar 1947 bestand ein Planungs- und Aufbauamt der Stadt Heilbronn, als dessen Leiter Prof. Volkarts Mitarbeiter Gerber eingesetzt wurde. Aus Gründen der Materialknappheit konnte jedoch noch nicht an den Beginn des Wiederaufbaus gedacht werden und die ersten Entwurfspläne führten daher lediglich zu weitergehenden Diskussionen, vor allem über die Versorgung der Bevölkerung. Aus diesen Überlegungen resultierte der am 14. März 1947 ausgeschriebene Ideenwettbewerb für ein Einkaufszentrum auf dem Wollhausplatz.
Unterdessen hatten die Heilbronner Architekten Richard Scheffler, Hermann Wahl und Eric Beutinger eine Denkschrift verfasst, die erst die Schaffung eines Gesamtbebauungsplans und dann die Detailplanungen unter Abhaltung von Gestaltungswettbewerben einforderte. Daraufhin wurde der Wettbewerb für das Einkaufszentrum auf dem Wollhausplatz wieder verworfen – erst in den 1970er Jahren wurde es mit dem heutigen Wollhaus doch noch realisiert. Stattdessen wurde am 13. Juni 1947 ein Ideenwettbewerb für den Generalplan zum Wiederaufbau der Altstadt ausgeschrieben, zu dem lediglich Architekten aus Stadt und Landkreis Heilbronn zugelassen waren, von denen man sich schnellere Einreichungen erhoffte, als von überregionalen Teilnehmern.
Bei den weiteren Planungen rückten insbesondere die verkehrstechnischen Fragen in den Mittelpunkt, während sozial- und gesundheitspolitische Aspekte zurückgestellt wurden. Am 20. Juni 1947 präsentierten Volkart und Gonser ihren neuen Wiederaufbauplan, der eine weitgehend vom Durchgangsverkehr befreite Innenstadt mit einem dezentralen System von Parkplätzen am Rand der Altstadt vorstellte. Straßen und Gassen mit Schaufronten sollten sich im Innenstadtbereich mit Gassen zur Anlieferung abwechseln. Der Plan fand große Zustimmung im Gemeinderat. Volkart und Gonser wurden, neben OB Metz, Kultusminister a. D. Theodor Heuss, Generalbaudirektor Prof. Walther Hoss, Regierungsbaudirektor Dr. Otto Ernst Schweizer sowie verschiedenen Stadträten und Bauräten ins das Preisgericht des Ideenwettbewerbs berufen. Nach Ende des Abgabetermins am 15. Oktober 1947 konnte sich das Preisgericht auf keinen ersten Platz einigen, da keine der eingereichten Arbeiten vollauf überzeugen konnte. Stattdessen wurden der Heilbronner Architekt Kurt Marohn mit dem zweiten, der Baurat Dr.-Ing. Gabel und der Heilbronner Architekt Hermann Wahl jeweils mit einem dritten Preis geehrt. Mehr als mit den eingereichten Vorschlägen deckten sich die grundsätzlichen Vorstellungen des Preisgerichts mit den bereits im Juni 1947 vorgelegten Plänen von Prof. Volkart sowie den Verkehrsplanungen von Karl Gonser und Kurt Leibbrand), so dass diese für die weiteren Planungen herangezogen wurden.
Ein wichtiger verkehrstechnischer Teil des Gonser'schen Plans zur Befreiung der Innenstadt vom Durchgangsverkehr war der so genannte Alleenring, der Innenstadt und Bahnhofsvorstadt ringartig als Verteilerkreis umfahren sollte und an dem Geschäfte, Gastronomie und Hotels angesiedelt werden sollten. Allerdings hätten zum Bau des Alleenrings großflächig die Bahnanlagen im Westen der Stadt verlegt werden müssen, wofür der Reichsbahn damals keine Mittel zur Verfügung standen. Alternativ erwog man zur Gewinnung von Straßenbaufläche zwischen Bahnhof und heutigem Europaplatz die Zuschüttung des historischen Wilhelmskanals. Man einigte sich aber letztlich auf Erhaltung von Bahnanlagen und Wilhelmskanal, so dass der geplante Alleenring aufgegeben wurde, weil nur die verwinkelt geplante Kranenstraße einzig das Nadelöhr von Bahn und Kanal zu kreuzen vermochte, aber keinem großen Verkehrsaufkommen gewachsen war. Auch ohne vollständigen Alleenring wurde die ehemals parkartige Allee im Zuge der Verkehrsplanung der Wiederaufbauzeit zur Hauptverkehrsachse der Innenstadt.
Erst nach Abschluss der grundlegenden Straßenplanung konnte mit den Plänen zum Wiederaufbau der Quartiere und Gebäude begonnen werden, die mit Hinblick auf die Währungsreform am 20. Juni 1948 mit Hochdruck vorangetrieben wurden. Der Gemeinderat beschloss am 5. März 1948 den Aufbauplan für die Altstadt und am 28. April 1948 den Baulinienplan. Letzterer teilte die Altstadt in 25 Baublöcke, die dann von den fünf beim Ideenwettbewerb ausgezeichneten Heilbronner Architekten Marohn, Gabel, Mayer, Wahl und Scheffler weiter ausgestaltet werden sollten. Die Baulandumlegung verringerte die Zahl von 1086 Flurstücken auf 582, wobei jeder Eigentümer 15% der bisherigen Grundstücksflächen für die Schaffung von öffentlichen Flächen (Straßenverbreiterung, Vergrößerung des Kiliansplatzes usw.) abzugeben hatte. Das Innenministerium genehmigte am 16. Februar 1950 den ersten Bebauungsplan für eines der Innenstatdtquartiere im Bereich der Metzgergasse. Vor allem in den nachfolgenden fünf Jahren fand in Heilbronn eine auch überregional beachtete Wiederaufbauleistung statt. Für seinen Anteil daran wurde Altbürgermeister Beutinger 1955 zum Ehrenbürger von Heilbronn ernannt. 1953 konnte das wiederaufgebaute historische Rathaus eingeweiht werden, 1958 die neu erbaute städtische Festhalle Harmonie und der ebenfalls neu erbaute Hauptbahnhof. Der Wiederaufbau der Kilianskirche war erst 1965 abgeschlossen, der Wiederaufbau des Deutschhofs zog sich sogar bis zur Fertigstellung des Archivgebäudes 1977 hin.
Das Straßenbahnnetz wurde zwar ab dem 30. Juli 1945 teilweise wieder betrieben, sukzessive von Omnibus- und Oberleitungsbus(„Obus“)-Betrieb abgelöst. Der Straßenbahnbetrieb endete zum 1. April 1955, der Obus-Betrieb 1960. Anschließend erfolgte der öffentliche Nahverkehr in der Stadt bis zum Ende des 20. Jahrhunderts ausschließlich mit Omnibussen.
Die Wohnungsnot in der zerstörten Stadt führte nach Kriegsende zu Barackensiedlungen wie dem ehemaligen Lager Heilbronn und der Schweinsbergsiedlung, die erst 1961 und 1971 geschlossen werden konnten. Zur Deckung des Wohnungsbedarfs wurden in den 1960er Jahren größere Neubaugebiete erschlossen, darunter das Neubaugebiet Sachsenäcker in Neckargartach und Schanz Süd in Böckingen, wo bis 1966/67 bereits rund 4900 Menschen leben.
Das Richtfest für das neue Stadtbad im März 1970 markierte gewissermaßen nach 25 Jahren das Ende der Wiederaufbauphase. Der damalige Oberbürgermeister Hans Hoffmann erklärte dabei, dass man sich nun in einer Phase befinde, in der man die notwendigen Voraussetzungen für ein modernes Heilbronn schaffen müsse.[68]
Großstadt ab 1970
Durch die Eingemeindung von Klingenberg am 1. Januar 1970 wuchs Heilbronn auf über 100.000 Einwohner und wurde damit Großstadt. 1972 und 1974 wurden noch Kirchhausen, Biberach, Frankenbach und Horkheim eingemeindet. Bei der Kreisreform zum 1. Januar 1973 blieb Heilbronn kreisfreie Stadt und Sitz des nunmehr vergrößerten Landkreises Heilbronn. Es wurde ferner Sitz der neu gebildeten Region Franken (heute Region Heilbronn-Franken).
Der starke Anstieg der Bevölkerung in der Nachkriegszeit war nicht nur den Eingemeindungen, sondern auch dem verstärkten Zuzug von Ausländern geschuldet, deren Zahl mit 13.804 Personen im Jahr 1974 einen vorläufigen Höchststand erreichte. Türken bildeten im Jahr 1978 mit 4227 Personen die größte Ausländergruppe, gefolgt von 2385 Jugoslawen und 2332 Italienern.[69] Türken machen bis heute die größte Volksgruppe unter den rund 23.000 in der Stadt lebenden Ausländern aus.
Die Einweihung der Bundesautobahn 6 von Heilbronn nach Mannheim im Jahr 1968 setzte wichtige wirtschaftliche Akzente für Heilbronn. Die Fortführung der A 81 nach Würzburg 1974 und der A 6 nach Nürnberg 1979 mit deren Schnittpunkt am nahen Weinsberger Kreuz machte Heilbronn zu einem wichtigen Autobahnknotenpunkt in Südwestdeutschland. Zahlreiche Großbetriebe siedelten sich entlang der neuen Verkehrsadern an, die verkehrsgünstige Lage förderte die Entwicklung mehrerer neuer Gewerbegebiete.
Bis in die Gegenwart nicht verwirklicht wurden dagegen die bereits 1970 gefassten Pläne zum Anschluss der Stadt an das InterCity-Netz oder die von der Stadt gewünschte Verlängerung der S-Bahn Stuttgart–Bietigheim nach Heilbronn. Nach einem kurzfristigen Anstieg der Bahn-Fahrgastzahlen nach Elektrifizierung der wichtigsten Strecken des Umlandes in den frühen 1970er Jahren gingen die Fahrgastzahlen im Nahverkehr merklich kontinuierlich zurück, während gleichzeitig die Kfz-Dichte stark zunahm. Mit 292 Fahrzeugen auf 1000 Einwohner lag Heilbronn 1971 im bundesweiten Vergleich auf dem achten Platz.[70]
Die hohe Verkehrsdichte in Heilbronn war die Ursache für zahlreiche Straßenbaumaßnahmen. Die 1969 begonnene Neckartalstraße ist eine bedeutende Umgehungsstraße, die dem Nord-Süd-Durchgangsverkehr den traditionellen Weg durch die Innenstadt erspart. Ab 1970, nach der Sprengung des im Krieg beschädigten alten Stadttheaters und der damit verbundenen Möglichkeit einer veränderten Verkehrsführung, wurde die Allee zur zentralen Verkehrsachse der Innenstadt ausgebaut. Gleichzeitig wurde die damit umfahrene, traditionelle Nord-Süd-Achse, die Fleiner Straße und ihre Verlängerung in die Sülmer Straße, im Spätjahr 1971 zur Fußgängerzone mit umgebenden verkehrsberuhigten Bereichen umgestaltet. Später wurde die Fußgängerzone auf die quer dazu verlaufende Kaiserstraße und verschiedene Seitenstraßen erweitert. Im Sommer 1971 wurden erstmals an der Allee im Bereich der Harmonie zwei Fußgängerunterführungen mit Rolltreppen eröffnet, eine weitere folgte später bei der Hauptpost.
Einhergehend mit der Umgestaltung der Verkehrswege erfolgte in den frühen 1970er Jahren auch ein Wandel der Geschäftsstruktur weg von kleinen Geschäften hin zu größeren innerstädtischen Einkaufszentren. Das alte Stadtbad am Wollhausplatz, unmittelbar neben der Fußgängerzone Fleiner Straße gelegen, wurde am 19. Februar 1972 gesprengt. An seiner Stelle wurde 1974 das zehnstöckige Einkaufszentrum am Wollhaus errichtet, das ebenso wie das 1971 errichtete 14-stöckige Shoppinghaus an der Allee ein Beispiel für den zu dieser Zeit auch in Heilbronn gepflegten, schlichten Architekturstil des Brutalismus ist.[71] Die Gestalt dieser Hochhäuser liegt jedoch nicht nur in den damals vorherrschenden architektonischen Idealen begründet, sondern vielmehr auch im inzwischen herrschenden Platzmangel in der Stadt, der zwischen 1970 und 1974 über 60 Betriebe, darunter namhafte Unternehmen wie der Fahrzeugbauer Dautel oder die Handelskette Lidl & Schwarz, mangels Expansionsmöglichkeiten den Rücken kehrten und ins Umland abwanderten.
Die Einweihung des neuen Heilbronner Stadttheaters, dessen Bauplanungen bereits in die späten 1950er Jahre zurückreichten, das aber erst im Jahr 1982 fertiggestellt wurde, schloss eine der größten in Folge des Zweiten Weltkriegs entstandenen städtebaulichen und kulturellen Lücken in der Innenstadt.
US-Truppenstützpunkt 1951 bis 1992
Ab 1951 waren US-Truppen fest in Heilbronn stationiert. Diese nutzten bestehende Kasernen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und errichteten auch eigene Anlagen inklusive Wohnsiedlungen und Infrastruktur. Nach dem NATO-Doppelbeschluss wurden ab 1980 auf der innenstadtnahen Waldheide amerikanische Atomraketen vom Typ Pershing II stationiert. Damit war Heilbronn die einzige bundesdeutsche Großstadt, auf deren Stadtgebiet Kernwaffen stationiert waren. Es kam zu zahlreichen Protesten von Atomkraftgegnern. Die Raketenbasis rückte insbesondere durch das Raketenunglück am 11. Januar 1985 in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Nach Unterzeichnung der INF-Verträge wurden 1987 die Raketen wieder abgezogen, 1992 rückten die letzten Einheiten der US Army ab. Heilbronn ist seitdem entmilitarisierte Stadt. Ab 2002 wurden die früheren Kasernenanlagen der Amerikaner sowie das (ehemalige Militär-)Krankenhaus beim Jägerhaus abgerissen.
Stadt-, Wirtschafts- und Verkehrsplanung im späten 20. Jahrhundert
In den 1980er Jahren fanden in Heilbronn zwei überregionale Veranstaltungen des Landes Baden-Württemberg statt: 1981 die Heimattage Baden-Württemberg und von 24. Mai bis 8. September 1985 die sechste Landesgartenschau Baden-Württemberg, wofür neue Parks und Grünanlagen angelegt wurden. Die Stadt wurde u. a. beim europäischen Wettbewerb „Entente Florale“ im Jahr 2000 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde.
Im Oktober 1986 wurde vom Architekturbüro Triebe unter dem Titel „Heilbronn 2000“ ein neuer Stadtbild-Rahmenplan vorgelegt. Im Jahr 1989 wurde die bereits 1969 begonnene und in mehreren Teilstücken erbaute Neckartalstraße vom Autobahnanschluss Obereisesheim zur B 27 nach Sontheim vollendet, die die Innenstadt um täglich bis zu 50.000 Fahrzeuge entlastet.[72]
Das Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos erstellte 1992 im Zuge der Erweiterung des Industriegebiets Böllinger Höfe und der Neuordnung des alten Industriegebiets am Neckar eine Wirtschaftsentwicklungskonzeption. Bei der Ananylse der Wirtschaftsstruktur stellte Prognos fest, dass sich das Wachstum der Bruttowertschöpfung in Heilbronn seit 1970 im Vergleich mit Landkreis und Land unterdurchschnittlich entwickelt habe. Unterdurchschnittlich schnitt vor allem das Verarbeitende Gewerbe ab, während Handel und Verkehr deutlich über dem Landesdurchschnitt lagen. Die Stärken der Heilbronner Wirtschaftsstruktur wurden 1992 in der starken Prägung durch kleinere und mittlere Unternehmen, den breiten Branchenmix, die Rolle der Stadt als Handelszentrum der Region, die hohe Handwerkerdichte und die überdurchschnittliche Zahl von Existenzgründungen ausgemacht. Die Schwächen lagen dagegen im wenig zukunftsorientierten traditionellen Produktspektrum, in der geringen Differenzierung des Dienstleistungsbereichs, in der indirekten Abhängigkeit vom Fahrzeugbau unter dem nachgeordneten Handwerk und in der geringen Exportquote. Prognos empfahl die Weiterentwicklung des traditionellen Industriestandorts Heilbronn zu einem modernen, umweltorientierten Technologiestandort mit ausgewählten Spezialsegmenten. Dieser Entwicklung sollte u.a. auch mit dem Ausbau der Forschung, der Gründung eines Technologieparks, der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur sowie der Verbesserung des Wohn- und Freizeitwertes der Stadt erwirkt werden.[73] Direkte Folgen dieses Leitbilds waren u.a. die Einrichtung neuer Lehrstühle an der FH Heilbronn, die Ausweitung des Industriegebiets Böllinger Höfe, die Gründung der von den Städten Heilbronn und Neckarsulm, dem Landkreis Heilbronn sowie verschiedenen Banken getragenen Innovationsfabrik Heilbronn 1998 auf dem Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik Ferdinand C. Weipert und nicht zuletzt die stärkere städtebauliche Orientierung hin zum Neckar als Erlebnisraum, was zuletzt durch die Umgestaltung der Oberen und Unteren Neckarstraße und die Einrichtung der Experimenta bewirkt wurde.
Ab 1998 erfolgte der Anschluss der neu gegründeten Stadtbahn Heilbronn an das Nahverkehrs-Netz der Stadtbahn Karlsruhe. Hierbei erfuhr die Heilbronner Innenstadt im Bereich der von West nach Ost führenden Trassenführung längs der Kaiserstraße und der Moltkestraße abermals eine großflächige Umgestaltung. Die Verlängerung der Stadtbahn in Richtung Osten bis Öhringen wurde am 10. Dezember 2005 eröffnet. Damit ist die Ost-West-Achse eines neuen Nahverkehrssystems vollendet, die Nord-Süd-Achse ist in Planung.
Heilbronn im 21. Jahrhundert
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden abermals umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, allen voran die Sanierungsarbeit im Industriegebiet, darunter um 2004 die Neuordnung des Areals Wohlgelegen, der Umbau der früheren Landmaschinenfabrik Weipert zur Heilbronner Innovationsfabrik und der Bau einer Verbindungsbrücke zur Kalistraße sowie die Aufwertung der zum sozialen Brennpunkt verkommenen Wohnquartiere in der Christophstraße. Ebenso erfolgten Bau- und Begrünungsmaßnahmen in der Nord- und Südstadt sowie die Sanierung des Rathenauplatzes. Die Nordstadt wurde bereits 2002, die Südstadt-Quartiere entlang der Wilhelm- und Werderstraße wurden 2003 in das Bund-Länder-Förderprogramm Soziale Stadt aufgenommen. In den Jahren 2005 und 2006 wurde Heilbronn erste UNICEF-Kinderstadt Deutschlands.
Ende des Jahres 2005 bekam Heilbronn den Zuschlag für die Bundesgartenschau im Jahr 2019. Erste Planungen sehen hierfür großflächige Änderungen längs des Neckars von Böckingen über die Theresienwiese bis nach Neckargartach vor, wo ein völlig neuer Stadtteil entstehen würde.
Im Sommer 2006 erfolgte der Baustart eines Einkaufscenters (Betreiber: ECE) in der Innenstadt im Dreieck Deutschhof-Kaufhof-Götzenturm. Das Projekt war in der Bürgerschaft wegen seiner Dimensionen und den zu erwartenden Verkehrsproblemen umstritten, und mehr als 10.000 Unterschriften gegen den bis März 2008 fertiggestellten Bau wurden gesammelt. Im Frühjahr 2007 erfolgten großflächige Abrissarbeiten im Bereich der Unteren Neckarstraße, wo nahe dem Stadtbad ein großzügiger neuer Platz mit Gesundheitszentrum und Gastgewerbe entstehen sollte. Im Sommer 2007 wurden die Nachkriegsbauten des Innenstadtquartiers Klosterhof am Kiliansplatz abgerissen, wo bis zum Frühjahr 2009 ein weiteres Einkaufscenter entstand. Zu den Bauvorhaben der jüngeren Vergangenheit zählen 2008/09 der Umbau des Hagenbuchers zur Experimenta – Science Center der Region Heilbronn-Franken sowie die 2009/10 erfolgte Erweiterung der Harmonie um die städtische Kunsthalle Vogelmann. Beim Stadtbad entstand 2010/11 der Bildungscampus Heilbronn, an dem u. a. zwei Bildungseinrichtungen der Dieter-Schwarz-Stiftung ihren Sitz haben.
Am 25. April 2007 wurde auf dem Festgelände Theresienwiese eine junge Polizistin von unbekannten Tätern im Dienstfahrzeug erschossen, ihr Kollege lebensgefährlich verletzt. Eine Großfahndung mit massivem Polizeiaufgebot und weiträumigen Straßensperren, die den Verkehr in Heilbronn über Stunden zum Erliegen brachten, hatte keinen Erfolg. Die Tat erregte bundesweit und auch über Deutschland hinaus Aufsehen. DNA-Spuren am Dienstfahrzeug der beiden Polizisten konnten im Juni 2007 durch kriminaltechnische Analysen einer (vermeintlichen) Serientäterin zugeordnet werden, die von der Presse in der Folge als Phantom bzw. Heilbronner Phantom bezeichnet wurde. Im März 2009 erwies sich diese seit 1993 gesuchte Unbekannte allerdings als Ermittlungspanne, die durch Verwendung ungeeigneter Wattestäbchen bei der Spurensicherung verursacht wurde. In Wahrheit handelte es sich bei der gefundenen DNA um die einer Arbeiterin aus Bayern, die die Wattestäbchen verpackte.[74]
Entwicklung der Religionen
Der Neckarraum wurde zwischen der Besiedlung durch die Franken unter Chlodwig um das Jahr 500 und dem späten 7. Jahrhundert christlich. Die ersten urkundliche Erwähnung des Stadtnamens im Jahr 741 hängt mit der zu dieser Zeit stattfindenden Gründung des Bistums Würzburg zusammen, dem die christliche Michaelsbasilika (heute: Kilianskirche) in Heilbronn zugesprochen wurde. Die reichsstädtischen Dörfer Böckingen, Neckargartach und Frankenbach gehörten zum Bistum Worms.
Protestanten
Ab 1514 war der gebürtige Heilbronner Johann Lachmann Pfarrverweser in St. Kilian. 1521 wurde er Prediger, ab 1524 vertrat er Luthers Thesen und führte fortan die Reformation in Heilbronn gegen den Widerstand der Bistümer durch. 1528 wurde in Heilbronn die Reformation vollzogen. Heilbronn beteiligte sich am 19. April 1529 auch an der Protestation zu Speyer, woher sich die Begriffe Protestanten und Protestantismus herleiten. Die Reichsstadt blieb über Jahrhunderte eine nahezu rein evangelische Stadt. Der Rat und die Bürgerschaft bekannten sich geschlossen zur Augsburger Konfession. Katholiken waren unerwünscht, Juden war es verboten, sich in Heilbronn niederzulassen. Nach dem Übergang an Württemberg 1803 wurde die Stadt Sitz eines Dekanats (siehe Kirchenbezirk Heilbronn) und 1823 eines Generalats (heute Prälatur oder „Sprengel“ mit einem Prälaten oder „Regionalbischof“ an der Spitze, siehe Prälatur Heilbronn) der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Protestanten stellen bis heute die Bevölkerungsmehrheit.
- Siehe auch die Artikel zu den protestantischen Kirchen Kilianskirche und Nikolaikirche.
Katholiken
Der Deutsche Orden errichtete ab dem 13. Jahrhundert auf den Fundamenten und Kalksteinmauern eines Vorgängerbaues aus dem 11/12. Jahrhundert eine Ordenskirche aus Sandstein, die der Jungfrau Maria geweiht und nach der Reformation zur Zufluchtsstätte für die zahlenmäßig geringen Heilbronner Katholiken wurde. Die katholischen Gemeinden gehören heute zum Dekanat Heilbronn der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
- Siehe auch den Artikel zum katholischen Deutschordensmünster St. Peter und Paul.
Juden
Um das Jahr 1050 wurde urkundlich eine bedeutende Judensiedlung in der Judengasse erwähnt. 1298 erfolgte das Rintfleisch-Pogrom mit 143 Opfern, 1348 folgte ein weiteres Pogrom. Trotz der Wiederansiedlung der jüdischen Gemeinde unter Karl IV. 1361 erhielt diese 1438 ein Stadtverbot, das als Ansiedlungsverbot bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufrechterhalten wird. Erst in den 1860er Jahren wurden Juden wieder anderen Bürgern rechtlich gleichgestellt. Am 8. Juni 1877 wurde die neue Heilbronner Synagoge eingeweiht. Für die Wohlfahrt innerhalb der jüdischen Gemeinde wurde mit der Gründung der 480. Tochterloge bzw. 39. deutschen Loge[75] der B’nai B’rith (hebr.: בני ברית, dt.: „Söhne des Bundes“), einer seit 1843 bestehenden jüdischen Wohlfahrtsorganisation, gesorgt. Die Loge wurde nach Johann Gottfried Herder alsbald auch Herder-Loge genannt und avancierte zum geistigen Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde in Heilbronn.[76] Der Gründungsvorsitzende war Siegfried Gumbel, ihm folgten von 1915 bis 1937 Gottfried Gumbel, Dr. Max Beermann, Fritz Kirchheimer und Hermann Kern mit den Rechnern Karl Siegler und Wilhelm Rosenthal.[77] Zu den bedeutenden Rednern der Loge zählten Julius Bab, Kurt Pinthus, Nahum Goldmann und Oberrabbiner Leo Baeck.[75] Die jüdische Gemeinde verringerte sich von 994 Personen im Jahre 1885 auf knapp 790 Personen im Jahre 1933.[78] 1936 wurde Siegfried Gumbel zum Präsidenten des Oberrates der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg gewählt und setzte sich für Schulwesen, Seelsorge, Erwachsenenbildung und Auswanderung ein. Im Zuge der Judenverfolgung im Dritten Reich wurden etwa 240 Juden deportiert. Noch in den 1980er Jahren waren nur sechs Familien in Heilbronn jüdischen Glaubens. Insbesondere durch den Zuzug von Osteuropäern jüdischen Glaubens wuchs die Gemeinde bis 1990 auf 150 Mitglieder an. 2004 wurde ein neuer Betsaal in einem Gebäude an der Allee eingerichtet, der 2006 feierlich eingeweiht wurde. Die Jüdische Gemeinde Heilbronn ist eine Filialgemeinde der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Württemberg mit Sitz in Stuttgart.
Muslime
Im Stadt- und Landkreis Heilbronn sind mit Eintreffen der türkischen Gastarbeiter in den 1970er und 1980er Jahren die ersten islamischen Gotteshäuser entstanden. Zunächst mussten die Gottesdienste provisorisch in kleinen Räumlichkeiten abgehalten werden. Nach und nach wurden im gesamten Stadt- und Landkreis Moscheen erbaut. Moscheen im Stadtgebiet von Heilbronn stehen u. a. in der Goppeltstraße, Hans-Seyfer-Straße, Salzstraße, Weinsberger Straße Ecke Allee und in der Böckinger Straße.
Die Zahl der Muslime im Stadtkreis Heilbronn wird auf rund 10.000 Personen geschätzt.[79] Den Großteil stellen Muslime türkischer Abstammung dar; daneben gibt es Muslime bosnischer, arabischer und deutscher Abstammung.
Sonstige
- Freie evangelische Gemeinde Heilbronn
- Freie Reformierte Baptisten
- Zeugen Jehovas sind für Heilbronn schon seit dem Jahr 1920 belegt und bildeten sich in ersten Gruppen in Heilbronn aus den „Ernsten Bibelforschern“. Die relativ kleine Gemeinde wurde während des Nationalsozialismus angefeindet, zahlreiche Gemeindemitglieder starben in Konzentrationslagern. Die Zeugen Jehovas errichteten 1953 in Heilbronn wieder einen ersten Königreichssaal, dem zahlreiche weitere Säle bis in die Gegenwart folgten.
Geschichte der öffentlichen Verwaltung
Frühes und Hochmittelalter
Als im frühen Mittelalter in Heilbronn eine größere Siedlung entstand, wurde diese zunächst von fränkischen Stammesfürsten regiert, die wiederum dem jeweiligen König unterstanden. Im Zuge der christlichen Missionierung ging die Macht in der Stadt auf das Bistum Würzburg bzw. den Bischof und den von ihm vor Ort bestellten Vogt über, später traten auch adlige Geschlechter wie die Herren von Dürn und die Grafen von Calw auf. Beim Werden von Heilbronn bis zum 12/13. Jahrhundert verschmolzen die Hofsiedlung und die Marktsiedlung zu einer Stadt mit Stadtrecht und Marktrecht. In der Zeit des Interregnums (1257–1273) konnte sich die Stadt von weltlichen und geistlichen Stadtherren lösen und die die Selbstverwaltung erstarkte. Das älteste bekannte Stadtsiegel datiert von 1265.
Durch die städtische Verfassung des Jahres 1281 von Rudolf von Habsburg wurden ein königlicher Vogt und dessen Schultheiß die Obersten Beamten, denen ein zwölfköpfiges Gericht und erstmals auch zwölf Ratsleute (consules) aus den Reihen der Patrizier der Stadt (de melioribus et utilioribus civitatis) zur Seite standen. Vier der Ratsleute mussten jeweils monatlich zur Verfügung stehen.[6] Vogts- und Schultheißenamt konnten verpfändet werden und unterlagen der Besetzung durch Vertreter württembergischer Grafen. Das Heilbronner Patriziat des 13. und 14. Jahrhunderts bestand aus mehreren Heilbronnern Geschlechtern, darunter die Erer, Feurer, Gebwin, Laemmlin, Liupold, Gerhard, Lutwin und Wigmar.[80] 1314 wurde erstmals ein magister civium (Bürgermeister) erwähnt. 1332 gab es zwei magister.
Reichsstadt: Paritätische Verfassung von 1371
Kaiser Karl IV. zog im Jahre 1371 die Verfügungsgewalt über den Heilbronner Rat wieder unmittelbar an sich, die Stadt wurde zur Reichsstadt. Zu dieser Zeit hatte sich eine reiche Gruppe von Kaufleuten und Handwerkern gebildet, die auch politische Funktionen übernehmen wollten. Die Patrizier lehnten dies zwar ab, doch in seiner paritätischen Verfassung erteilte Karl IV. sowohl den Heilbronner Bürgern (Patriziat) als auch der Heilbronner Gemeind (nichtpatrizische Geldhändler, Kaufleute und Handwerker) gleichberechtigte politische Funktionen. Der Rat der Stadt bildete sich aus 13 Bürgern sowie 13 Vertretern der Gemeind. Diese 26 Männer wählten aus ihrer Mitte (paritätisch) zwei Bürgermeister, die gemeinsam amtierten. Die Mitglieder des Stadtrats bestimmten selbst ihre Nachfolger und wählten sich gegenseitig alle zwei Jahre wieder.[81]
Die Zünfte wurden durch die Verfassung von 1371 aufgelöst und verboten. Danach gab es in Heilbronn lediglich lockere „Handwerks-Gesellschaften“, „Kerzen“ und „Bruderschaften“.[80] Der Rat hat die Handwerks-Ordnungen mehrfach nach eigenem Gutdünken abgeändert oder einfach aufgehoben.[82]
Karolingische Ordnung von 1552
Karl V. veranlasste fünf Jahre nach dem Sieg über den Schmalkaldischen Bund die aristokratische Karolingische Ordnung von 1552, die dem inneren Rat (der Patrizier) alle Macht gab, während der äußere Rat (die Gemeinde) keine politische Funktion hatte. Der innere oder kleine Rat wurde nach dem kaiserlichen Rat Dr. Heinrich Hass, der im Auftrag Karls V. 1552 den bisherigen Rat entließ und die neuen Räte einsetzte, auch Hasenrat genannt. Er war Träger der städtischen Regierung und ergänzte sich selbst. Ihm gehörten 15 Senatoren auf Lebenszeit an, die nach ihrem Dienstalter allmählich zum Steuerherrn und schließlich zum Amt des Bürgermeisters aufrückten. Die jeweils drei Bürgermeister wechselten sich im viermonatigen Turnus in Vorsitz und Führung ab. Die Aufnahme von geschwägerten Personen nichtpatrizischer Herkunft in den Rat der Patrizier wurde durch Kaiser Ferdinand III. später genauestens geregelt.
Die Regierungsweise des Rates wird als „patriarchalisches Regiment im Sinne eines aufgeklärten Despotismus“[83] bezeichnet. Die Ratsmitglieder wählten sich praktisch jährlich selbst und bestimmten, wer beim Ausscheiden eines Senatoren in ihren Kreis nachrückte. Der Aufstieg in einen höheren Posten wurde zumeist durch Wahl zwischen den beiden Rangältesten entschieden, sofern diese nicht z. B. aufgrund hohen Alters verzichteten. Verstöße aus dem Rat waren überaus selten, unvermögende oder untätige Ratsmitglieder wurden oftmals über lange Zeit erduldet. Die Bürger hatten praktisch kein Mitbestimmungsrecht.
Im 18. Jahrhundert besaßen die meisten Ratsmitglieder akademische Bildung. Der letzte Handwerker im Rat war der 1709 zum Senator gewählte Küfermeister Johann Peter Lang. In den letzten reichsstädtischen Jahrzehnten wurden auch Kaufleute im Rat selten, der letzte Kaufmann im Rat war der 1792 verstorbene Hofkammerrat Johann Adam Lang.
Interessant sind die Gehälter der Ratsherren nach der 1768 vom Kaiser bestätigten Neuordnung, die die Bedeutung der Ämter ermessen lässt. Senatoren erhielten 300 fl., der Syndicus 400 fl., der vierte Steuerherr 553 fl., der zweite und dritte Steuerherr 583 fl., der erste Steuerherr (Steuerdirektor) 603 fl. und die drei Bürgermeister 604, 605 und 606 fl. – diese Gehälter, speziell die der Senatoren, werden außerdem alle als vergleichsweise niedrig bezeichnet.
Neben dem Rat bestand noch das 13-köpfige Stadtgericht, das aus dem Präsidenten, dem Anwalt und elf Richtern bestand. Im 18. Jahrhundert waren auch die Richter zumeist akademisch gebildet und stiegen später häufig zu Steuerherren auf.
Für eine Übersicht der Bürgermeister in reichsstädtischer Zeit siehe die Liste der Bürgermeister von Heilbronn.
Württemberg:
- Heilbronn wurde am 25. Februar 1803 mit dem Reichsdeputationshauptschluss dem Herzogtum Württemberg eingegliedert und bekam eine neue Stadtverfassung. Dadurch wurden künftig das Stadtparlament und der Bürgermeister vom König eingesetzt.
- 1803–1819: Georg Christian Franz Kübel, Bürgermeister
- 1819–1822: Lebrecht Landauer, Oberbürgermeister
- Ab 1822 wählten die Heilbronner ihren Gemeinderat selbst.[84]
- 1822–1835: Johann Clemens Bruckmann, Stadtschultheiß
- 1835–1848: Heinrich Titot, Stadtschultheiß
- 1848–1869: August Klett, Stadtschultheiß
- Der Titel Oberbürgermeister wurde zum ersten Mal von König Karl I. von Württemberg 1874 an Karl Wüst, Stadtschultheiß seit 1869 vergeben.[84]
- 1869–1884: Karl Wüst, Oberbürgermeister
- 1884–1904: Paul Hegelmaier, Oberbürgermeister
- 1904–1921: Paul Göbel, Oberbürgermeister
- 1921–1933: Emil Beutinger, Oberbürgermeister
- 1933–1945: Heinrich Gültig (NSDAP), Oberbürgermeister
- Nach Kriegsende wurde der ehemalige OB Beutinger vom amerikanischen Stadtkommandanten wieder in sein Amt eingesetzt. Sein Nachfolger Metz wurde 1946 vom Gemeinderat gewählt, seit der Wahl 1948 wählt die Bürgerschaft.
- 1945–1946: Emil Beutinger, Oberbürgermeister
- 1946–1948: Paul Metz (SPD), Oberbürgermeister
- 1948–1967: Paul Meyle (DVP), Oberbürgermeister
- 1967–1983: Hans Hoffmann (SPD), Oberbürgermeister
- 1983–1999: Manfred Weinmann (CDU), Oberbürgermeister
- seit 1999: Helmut Himmelsbach (parteilos), Oberbürgermeister
Siehe auch
Portal:Heilbronn – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Heilbronn
Commons: Heilbronn – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienLiteratur
- Chronik der Stadt Heilbronn. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1895–2004, bislang erschienen sind die Bände I – VII (741 bis 1957) und X (1970 bis 1974)
- Wolfram Angerbauer, Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. Geschichte, Schicksale, Dokumente. Landkreis Heilbronn, Heilbronn 1986 (Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn. Band 1)
- Hans Franke: Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1963 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, 11) (hier als PDF mit 1,2 MB)
- Heilbronn. Kultur- und Wirtschaftschronik. Kunstverlag Josef Bühn, München 1973.
- Uwe Jacobi: Die vermißten Ratsprotokolle. Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 1981, ISBN 3-9219-2309-3
- Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8
- Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1973, ISBN 3-87437-062-3
- Christhard Schrenk, Hubert Weckbach, Susanne Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. Eine Stadtgeschichte. Theiss, Stuttgart 1998, ISBN 3-8062-1333-X (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 36)
Weblinks
- Stadtarchiv Heilbronn
- Virtuelle Ausstellung des Stadtarchivs Heilbronn zur Heilbronner Geschichte
- Stadtplan von 1935
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Helmut Wild und Helmut Schmolz haben diesen Standort unabhängig voneinander in den 1970er Jahren durch Untersuchungen der morphologischen Gegebenheiten des Stadtgebietes lokalisiert, siehe auch Wild in HVH 28 (1976), S.9ff. Unter dem Friedensplatz und am Rosenberg wurden außerdem Grabanlagen aus alemannischer und fränkischer Zeit gefunden.
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 13: König Ludwig der Deutsche urkundet in der Königlichen Pfalz Heilbronn, 841. S. 27
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 12
- ↑ Hans Dieter Bechstein: Heilbronn. Die Kilianskirche: Mittelpunkt der Stadt. Druckerei und Verlagsanstalt Heilbronn, Heilbronn 1975 (Reihe über Heilbronn, 6). S. 11
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn (s. Literatur). S. 11
- ↑ a b Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 23: Erstes bekanntes Stadtrecht, verliehen von König Rudolf I., 1281. S. 31
- ↑ Wolfram Angerbauer: Zur Verleihung der Rechte von Heilbronn an die Stadt Eppingen im Jahre 1303. In: Eppingen – Rund um den Ottilienberg. Heimatfreunde und Stadtarchiv Eppingen, Eppingen. Band 3, 1985, ZDB-ID 144594-7, S. 60ff.
- ↑ Franke: Geschichte der Juden in Heilbronn. S. 24–25
- ↑ Beschreibung des Oberamts Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1903. S. 46
- ↑ Franke: Geschichte der Juden in Heilbronn. S. 29
- ↑ Steinhilber: Das Gesundheitswesen im alten Heilbronn, Heilbronn 1956, S.198ff.
- ↑ Franke: Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. S. 26
- ↑ Helmut Schmolz und Hubert Weckbach oblag lange Jahre die Leitung des Stadtarchivs und die Schriftführung bei dessen Publikationen.
- ↑ a b Franke: Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn. S. 32
- ↑ Urkundenbuch der Stadt Heilbronn. Band 1. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1904 (Württembergische Geschichtsquellen, 5). Nr. 451, S. 210
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 136–137: Heilbronner silberner Pfennig, um 1420. S. 63
- ↑ Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Band 8: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8. Nr. 63: Münze, abgegangen. S. 110
- ↑ Peter Wanner (Hrsg.): Flein, Flein, du edler Fleck. Gemeinde Flein, Flein 1988. S. 95
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 345: Beschwerdeschreiben Götz von Berlichingens an den Rat der Reichsstadt Heilbronn wegen der Kosten seiner Gefangenschaft, 17. November 1522. S. 115
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 52
- ↑ Günther Franz: Der deutsche Bauernkrieg. 4. Auflage. Gentner, Darmstadt 1956
- ↑ Bernd Wunder: Die Reichsstadt Hall im Franzoseneinfall 1688. In: Württembergisch Franken 45.1964, S. 29–59
- ↑ Heilbronn. Kultur- und Wirtschaftschronik. S. 24
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 49
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 54f.
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 143–144: Statutenbuch der Reichsstadt Heilbronn, 1541. S. 64
- ↑ Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn. Geschichte und Leben einer Stadt. 2. Auflage 1973, Anm. zu Nr. 152
- ↑ Gerd Wunder: Die Bürger von Hall, Forschungen aus Würtembergisch Franken Band 16, Sigmaringen 1980, S. 76/77
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn, S. 79
- ↑ Helmut Schmolz, Wolfram Angerbauer: Aus der Geschichte Heilbronns – Das reichsstädtische Territorium. In: Stadt- und Landkreis Heilbronn. 1. Auflage. Theiss, Stuttgart und Aalen 1974. S. 46
- ↑ Jacobi: Heilbronn so wie es war. S. 12
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 455: Königlich württembergisches Hallamt am Wilhelmskanal, um 1830. S. 140
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 453 Zolltafel, 1514. und Nr. 456 Kranen am Neckar, um 1835. S. 140
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 94
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 77ff., 92
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 459: Lagergewölbe für Handelswaren im Rathaus, um 1820. S. 141 und Nr. 460: „Lagerhaustafel“, 1738. S. 142
- ↑ Hans Dieter Bechstein: Heilbronn. Die Kilianskirche: Mittelpunkt der Stadt. Druckerei und Verlagsanstalt Heilbronn, Heilbronn 1975 (Reihe über Heilbronn, 6). S. 104
- ↑ Schmolz/ Weckbach: Heilbronn. Nr. 408: Martin Plantsch, Opusculum de sagis maleficis, Pforzheim 1507, letzte Seite mit Impressum. S. 132
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 80
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 409: Druckwerk aus der Offizin des Leonhard Franck in Heilbronn, 1663. S. 132
- ↑ Heribert Hummel: Christoph Kraus (1585–1654) und die Anfänge des Buchdrucks in der Reichsstadt Heilbronn. In: Hist. Verein Heilbronn, Jahrbuch 30 (1983)
- ↑ Heribert Hummel: Heilbronns Bemühungen um den Buchdruck im 15./16. Jahrhundert. In: Schwaben und Franken 25, 179, Nr. 6
- ↑ Heilbronn. Kultur- und Wirtschaftschronik. S. 41
- ↑ Moriz von Rauch: Heilbronn in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in HVH Sonderdruck 1988
- ↑ Brief Schillers an Gottlob Moriz Christian v. Wacks vom 16. August 1793
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 107
- ↑ Die königliche Finanzkammer veräußerte das Gebäude 1828 an einen Unternehmer, ohne dass je ein Regent in dem Palais residiert hatte. Quelle: Werner Heim: Heilbronn. Die Stadt zur Biedermeierzeit. 36 Lithographien der Gebrüder Wolff. Druck- und Verlagsanstalt Heilbronn, Heilbronn 1970 (Reihe über Heilbronn, 4)
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 372: Manöver des VIII. Bundesarmeekorps bei Heilbronn, 12.–20. September 1840. S. 121
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn (s. Literatur). S. 112
- ↑ Steinhilber: Die Heilbronner Bürgerwehren 1848 und 1849
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 379: Konsumverein, 1865. S. 123
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 380: Vortrag „über die Arbeiterfrage“ vor dem Arbeiterbund, 11. März 1877. S. 123f.
- ↑ a b c d Jacobi: Heilbronn so wie es war. S. 62
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 378: Flugblatt des „Roten Kittler“ gegen die Sozialistenhetze, 10. Juni 1878. S. 122f.
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 158
- ↑ a b Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 505–506: „Der General ist gestürzt!“ – „Unser Führer zum Reichskanzler ernannt“, 30./31. Januar 1933. S. 152
- ↑ Roland Rösch: Die Heilbronner Industriebahn im Kleinäulein und im Hafen. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 2007, ISBN 978-3-928990-96-7 (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn, 53). S. 61 bis 89
- ↑ Susanne Stickel-Pieper (Bearb.): Trau! Schau! Wem? Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Raum Heilbronn/Neckarsulm 1844–1949. Distel-Verlag, Heilbronn 1994, ISBN 3-929348-09-8, im Buch ISBN 3-923348-09-8 (formal falsche ISBN). S. 276
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 165
- ↑ Jacobi: Die vermißten Ratsprotokolle. S. 50
- ↑ Christhard Schrenk: Das Jahr 1944. In: Heilbronn 1944/45. Leben und Sterben einer Stadt. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1995, ISBN 3-928990-53-5 (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Heilbronn, 6)
- ↑ a b Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 163–168
- ↑ a b Susanne Schlösser: Chronik der Stadt Heilbronn. Band IV: 1933–1938, Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 2001, ISBN 3-928990-77-2, S. XIX–XXIII (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 39).
- ↑ Verhaftung und KZ sind das Schicksal der Heilbronner Gewerkschafter Carl Baßler, Friedrich Reinhardt, Wilhelm Schwan, Hermann Gerstlauer und Adolf Hermann (KZ Buchenwald).
- ↑ Christhard Schrenk: Die Chronologie der sogenannten „Reichskristallnacht“ in Heilbronn. In: Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte 32. Historischer Verein Heilbronn, Heilbronn 1992. S. 293–314, hier S. 300
- ↑ Schrenk/Weckbach/Schlösser: Von Helibrunna nach Heilbronn. S. 173
- ↑ Truppenstärken nach Uwe Jacobi: Das Kriegsende. Szenen 1944/45 in Heilbronn, im Unterland und in Hohenlohe. Heilbronner Stimme, Heilbronn 1985, ISBN 3-921923-03-4 (Heilbronner Stimme: Buchreihe, 2)
- ↑ Werner Föll: Chronik der Stadt Heilbronn, Band X, 1970–1974, Heilbronn 1999, S. 18
- ↑ Stadt Heilbronn: Verwaltungsbericht 1975–1978. S. 38
- ↑ Werner Föll: Chronik der Stadt Heilbronn, Band X, 1970–1974, Heilbronn 1999, S. XLI
- ↑ Bernhard Lattner mit Texten von Joachim J. Hennze: Stille Zeitzeugen. 500 Jahre Heilbronner Architektur. Edition Lattner, Heilbronn 2005, ISBN 3-9807729-6-9. S. 87f.
- ↑ Uwe Jacobi: Das war das 20. Jahrhundert in Heilbronn. Das Buch zur Serie der Heilbronner Stimme. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2001, ISBN 3-86134-703-2. S. 93
- ↑ Dr. Konrad Roesler und Toni F. Schlegel: Wirtschaftsentwicklungskonzeption für die Stadt Heilbronn, Basel 1992.
- ↑ Peter Reinhardt: Rätsel um Phantom ist gelöst. In: Heilbronner Stimme. 28. März 2009.
- ↑ a b Hans Franke: Geschichte der Juden in Heilbronn. S. 100
- ↑ Hans Franke: Geschichte der Juden in Heilbronn. S. 97
- ↑ Hans Franke: Geschichte der Juden in Heilbronn. S. 101
- ↑ 240 Juden wurden deportiert. Aber die jüdische Gemeinde betrug bis 1933 790 Mitglieder. Im Jahre 1885 994 Mitglieder.
- ↑ Tag der deutschen Moschee: Dialog der Religionen – Aufräumen mit Vorurteilen. In: Heilbronner Stimme. 5. Oktober 2009 (bei stimme.de, abgerufen am 24. Oktober 2009).
- ↑ a b Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 24: Kaiser Karl IV verleiht der Stadt eine neue Verfassung mit paritätischer Regimentsordnung, 1371. S. 32
- ↑ Jacobi: Heilbronn so wie es war. S. 23
- ↑ Schmolz/Weckbach: Heilbronn. Nr. 412: Ordnung und Artikel der Schmiede- und Wagnergesellen, 8. April 1713. S. 133
- ↑ Moriz von Rauch in: Hist. Verein Heilbronn: 9. Veröffentlichung 1906–09
- ↑ a b Jacobi: Heilbronn so wie es war. S. 25
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