- Tonnis
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Christiaan Tonnis (* 5. Juni 1956 in Saarbrücken) ist ein deutscher Maler, Zeichner und Videokünstler. Er studierte von 1980-1985 an der HfG Offenbach bei Dieter Lincke und Herbert Heckmann, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Inhaltsverzeichnis
Werk
Tonnis' Beschäftigung mit Literatur der Psychopathologie und Psychoanalyse spiegelt sich in seinen frühen Arbeiten wider.[1] Nach anfänglicher zeichnerischer Darstellung verschiedener Krankheitsbilder, wie etwa der Katatonen Starre oder Postpartalen Psychose, in denen er z. T. „Drähte, Nähte, Masken, Teilmasken – sie sind manchmal kaum sichtbar“ [2] über die Porträts legt, bezieht er eine malerische Position (1986): Auch die nun entstehenden Porträtmalereien von Schriftstellern und Philosophen geben in erster Linie die innere Befindlichkeit der Protagonisten wieder.[3]
Seine seit 2003 entstehenden „Meditations-Bilder“ in ihrer Reduktion und leuchtenden Farbigkeit – angeregt durch die Auseinandersetzung mit Tibetischem Totenbuch und Neuem Testament – weisen Tendenzen zum Minimalismus auf.
2006 wendet sich Tonnis dem Video zu. In kurzen Sequenzen zeigt er z. B. Impressionen über die Schriftsteller William S. Burroughs, Thomas Bernhard[4] und den Lyriker Georg Trakl[5]. Neben diesen eher ernsthaften Arbeiten steht die Serie von „Träumen“, „Elektrischen Bildern“ und Tieren, die eine teils poppige, teils surreal anmutende Bildsprache aufweisen und oft humorvoll angelegt sind.
Es folgt eine Serie von Collagen, auf denen Katzenköpfe – auf Frauenkörper platziert – dem Betrachter traurig oder verträumt entgegenblicken. Auch hier handelt es sich wieder um bestimmte, an Personen festgemachte Porträts. Eine Katze etwa ist mit Virginia Woolf, eine andere mit Kate Moss untertitelt.[6]
Meditations Bild 21
(externer Weblink)2007 entstehen Scherenschnitte in monochromer Farbigkeit, die an frühere, 2003 entwickelte Meditations-Bilder anknüpfen. Die Serie „Zur Erinnerung an Joseph Beuys' Partei für Tiere“ – collagierte, vor Beuys'schen Reproduktionen posierende Katzenfrauen – verweist sowohl auf die von Beuys 1969 gegründete Partei für Tiere, als auch dessen Werk.
2006 erstellt und im Januar 2008 für 10 Tage öffentlich zugänglich: Eine Thomas Bernhard gewidmete MySpace Seite, auf der jedes Bild aus einem Roman oder einer Szene seiner Autobiographie stammt. Das Thema dieser Seite ist Bernhard's Motto: In der Finsternis wird alles deutlich.[7]
Seit 2008 schreibt Tonnis Beiträge für das Ressort Kunst und Design der Online-Ausgabe DazedDigital.com des britischen Mode-Magazins Dazed and Confused, London.[8]
Teilnahme an „Road Movie“, einer Produktion von Frieze Film 2008 für Channel 4, London. „Road Movie“ ist ein 4-teiliges, multiples Film-Experiment – zusammengestellt aus mehreren Beiträgen und produziert auf YouTube – das sich auf den Roman Die Straße (2006) von Cormac McCarthy bezieht.[9]Werkdeutung
Einfache, grundlegende Formen wie das Kreuz oder der Kreis sind der christlichen und buddhistischen Symbolik entlehnt. Vier zu einem Quadrat zusammengefügte Dreiecke symbolisieren die vier Elemente und Jahreszeiten. Elemente, die paarweise, in einer Dreier- oder Vierergruppe etc. angeordnet sind, werden nach dem numerologischen Prinzip in die Komposition einbezogen. In dem Video „Traum Nr. 6“ dauert jede Sequenz 14 Sekunden – nach der Addition und Analogie 1 + 4 = 5 = der Hierophant im Tarot. In dem Multiple „Franz von Assisi“ wird der Heilige zu einem violetten Kreuz auf schwarzem Grund abstrahiert. Dieser Arbeit ging die Auseinandersetzung mit Biografie und Sonnengesang voraus.[10]
Zitat
„Im Blick, den Tonnis festhält, ist immer ein doppelter; er geht nach außen wie nach innen. Und in beiden offenbart er einen Bruch. Dieser Bruch beherrscht das ganze Antlitz des Porträtierten (…) er weiß, dass der Mensch zwei Gesichter hat.“
Literatur
- Harlan, Rappmann, Schata: Soziale Plastik - Materialien zu Joseph Beuys. S. 78-92, Achberger Verlag, 1984, ISBN 978-3881030120
Ausstellungen, Festivals (Auswahl)
- 1986 Zeichnungen, Galerie Das Bilderhaus, Frankfurt
- 1989 Christiaan Tonnis, Galerie Einbaum, Frankfurt
- 1990 Verletzungen, Galerie Limberg, Frankfurt
- 2007 CATWALK!, Eulengasse, Frankfurt
- 2007 Sem Palavras / Ohne Worte, Instituto Histórico de Olinda, Olinda
- 2008 Antarctic Meltdown, Melbourne International Arts Festival, Melbourne
- 2008 Road Movie, Frieze Film und Channel 4 für 6. Frieze Art Fair, London
- 2008 Sanlun Yishu, Collaborative Project, Beijing
- 2008 Electrofringe, This Is Not Art, Newcastle
- 2009 The Sketchbook Project, Museum of Contemporary Art, Washington
Quellen
- ↑ Kai Hoffmann, Hübsches Frauengesicht als Flickwerk, Frankfurter Rundschau, 20. Februar 1986
- ↑ Das Gesicht hinter dem Antlitz, Giessener Allgemeine, 20. Oktober 1986
- ↑ Kai Hoffmann, Gesichtsteil als Maske, Frankfurter Rundschau, 30. August 1990
- ↑ VisualWikipedia, Thomas Bernhard, 2008
- ↑ VisualWikipedia, Georg Trakl, 2008
- ↑ Solveig Frick, Keine Angst vor Virginia Woolf, Frankfurter Rundschau, 13. April 2007
- ↑ Stephen Mitchelmore, Thomas Bernhard on MySpace, This Space, 10. Januar 2008
- ↑ DazedDigital.com, User Profile, 2008
- ↑ Frieze Film 2008, Frieze Foundation, London
- ↑ Über meine Arbeit, talentdatabase.com, 2007
- ↑ Herbert Heckmann, Gesichter – Sehen und Gesehen werden, Einführungsrede, 31. Januar 1986
- ↑ Krankheit unter der Maske des Normalen, Giessener Anzeiger, 21. Oktober 1986
Weblinks
- Literatur von und über Christiaan Tonnis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Homepage
- Portfolio – talentdatabase.com
- Solveig Frick, Keine Angst vor Virginia Woolf Frankfurter Rundschau, 13. April 2007
- Catwalk – Collagen, 2006 – 2007
- Videos – Dokumentation, 2006 – 2008
- kunstaspekte Ausstellungen
Personendaten NAME Tonnis, Christiaan KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler, Zeichner und Computerkünstler GEBURTSDATUM 5. Juni 1956 GEBURTSORT Saarbrücken
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