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Eine Kelter (von lateinisch calcatorium „Fußtretung“ nach der früheren Arbeitsweise) ist eine Presse zur Wein- bzw. Saftgewinnung. Verkürzt wird die Bezeichnung auch für das Kelterhaus verwendet, den Raum oder das Gebäude, in dem diese Presse steht.
Keltern (von lat. calcare „mit den Füßen treten“) bezeichnet das Pressen von Weintrauben oder anderen Früchten. Die Früchte liegen meist in bereits zerkleinerter Form (Maische) vor, um die Saftgewinnung zu erleichtern. Oft wird Keltern auch synonym für die Weingewinnung im allgemeinen verwendet („Wein wird gekeltert“, d. h. hergestellt).
Inhaltsverzeichnis
Unterschiedliche Namen
Landschaftlich sind für Kelter auch die Begriffe Torkel, Torggel oder Torggl gebräuchlich (von mittellateinisch torcula, lateinisch torcular, torculum „Presse“, abgeleitet von torquere „drehen“), vor allem im höchstalemannischen Raum (Schweiz) auch Trotte.
Römische Keltern
Über Jahrhunderte wurden Weintrauben ausgepresst, indem die Maische mit den Füßen gestampft wurde.
Baumkeltern
Doch bereits bei den Römern kamen hölzerne Hebelpressen zum Einsatz, sogenannte Kelterbäume oder Baumkeltern. Nördlich der Alpen wurde diese Technik vermutlich direkt von den Römern übernommen; möglich ist jedoch auch eine Wiederbelebung des Kelterbaumes im Rahmen der frühmittelalterlichen Klosterkultur. Die Tatsache, dass viele Bauteile einer Baumkelter lateinische Bezeichnungen tragen, lässt keinen Schluss über deren zeitliche Übernahme im südwestdeutschen Raum zu.
Solche Keltern wurden zum Teil bis in die 1960er Jahre benutzt. In den Kelterhäusern waren zumeist mehrere Kelterbäume untergebracht.
Die älteste bekannte Baumpresse im deutschsprachigen Raum befindet sich in Österreich im Weinbaugebiet Kamptal im Weinschlössl Godfried Steinschaden in Engabrunn. Den Pressbaum ziert die Jahreszahl 1564. Die Baumpresse befand sich ursprünglich im Göttweiger Lesehof zu Engabrunn.
In Metzingen (Baden-Württemberg) gibt es das weltweit größte Ensemble von Keltern. Auf einem ursprünglich am Rande der Stadt gelegenen Platz stehen heute noch sieben Keltern, die heute anders genutzt werden. In einem Weinbaumuseum ist noch ein Kelterbaum von 1655 zu sehen. Mit den eingemeindeten Orten Neuhausen an der Erms (wo ebenfalls ein Kelterbaum aus dem frühen 17. Jahrhundert erhalten ist) und Glems verfügt die Stadt über zehn ehemalige Keltern. Nur in einer Kelter werden heute noch Trauben gepresst.
Spindelkeltern
Die ersten mechanischen Keltern erzeugten den zum Pressen nötigen Druck mit Hilfe einer Spindel (siehe auch Spindelpresse). Spindelkeltern benötigen deutlich weniger Platz als Baumkeltern. Wie in den Abbildungen ersichtlich, bestanden bei den ersten Modellen sowohl Rahmen wie auch Spindel aus Holz. Aus Gründen der Haltbarkeit wurde dies im Laufe der Zeit durch Metall ersetzt.
Moderne Keltermaschinen
Moderne Keltermaschinen funktionieren mit Druckluft und automatischer Steuerung.
Kelterfeste
Im Zuge der Umorientierung auf traditionelle Qualitätsbegriffe bei der Weinherstellung in der Zeit um 1990 entstanden in Wein- wie in Mostgegenden Kelterfeste, beziehungsweise Keltertage, bei denen Weintrauben oder Äpfel öffentlich gekeltert werden. Das Ergebnis kann dann gleich an Ort und Stelle verkostet werden. Typischerweise kommen hier handbetriebene Spindelpressen zum Einsatz. Eine Besonderheit sind die rekonstruierten Römischen Keltern an der Mosel. In diesen wird bei regelmäßigen Kelterfesten traditionell die Maische mit den Füßen gestampft.
Literatur
- Karl-Josef Gilles; Neuere Forschungen zum römischen Weinbau an Mosel und Saar; Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier, Nr. 11; Trier; 1995
Weblinks
Videos
Keltertag im Freilichtmuseum Roscheider Hof, Konz/Mosel:
Galerie
Kelterhaus im Kellerweg in Guntersblum
Kelter auf dem Metzinger Kelternplatz
Torkel in Ravensburg
Kelter in Dirmstein, Nachbau 1984
Baumkelter aus dem 18. Jahrhundert, Stadt Blankenberg
Weinpresse mit zwei Spindeln (Hoflößnitz in Radebeul)
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