Totenbaum

Totenbaum
Alamannischer Baumsarg aus Oberflacht

Ein Baumsarg oder Totenbaum ist ein Sarg, der aus einem Baumstamm gefertigt wurde, der längs gespalten und ausgehöhlt wurde. Wurde Eichenholz verwendet, führte das tanninreiche Holz oft zu einer guten Erhaltung organischer Materialien wie etwa Textilien. Oft geben allerdings nur noch Verfärbungen im Erdreich einen Hinweis auf eine Bestattung in einem Baumsarg.

Baumsärge wurden vor allem in der nordischen Bronzezeit verwendet. Die bekannteste Bestattung in einem Baumsarg ist das Mädchen von Egtved aus Dänemark. Auch das Grab von Muldbjerg enthielt gut erhaltene Textilien. Insgesamt sind aus Dänemark und Schleswig ca. 60 Baumsärge bekannt. Sie stammen, so weit dendrochronologisch datierbar (28 Stück), vor allem aus der Zeit zwischen 1391-1344. Nur drei sind jünger [1].

Im Hügel von Eldsberga (Schweden) wurden zwei Baumsärge auf dem Dach eines Ganggrabes deponiert und mit einer Röse überdeckt, die letztlich von einem Erdhügel bedeckt wurde. Baumsärge wurden auch in der Völkerwanderungs- und Wikingerzeit verwendet. Sie finden sich z.B. in Bülach, im Münster zu Bern, in der Merowingerkapelle St. Stephan in Biel-Mett (6.Jh.) und Zillis/GR (8. Jh.). Besonders gut erhalten sind eine Reihe von Baumsärgen aus dem alamannischen Gräberfeld von Oberflacht bei Tuttlingen aus dem 6. Jahrhundert. Auf den Deckeln sind Darstellungen von Schlangen oder Drachen eingeschnitten. In Magdeburg wurden neben dem Dom (ev. Standort einer Pfalz) zahlreiche Gräber, darunter auch Baumsärge gefunden.

Aus Frankreich ist bisher nur ein Fund mit einer Kopfaussparung im Baumstamm auf dem Friedhof des Priorates Sainte-Foy in Coulomiers (Seine-et-Marne) bekannt. In den Niederlanden gibt es in Walcheren (Seeland) Funde aus dem 6.-10 Jh. In Großbritannien wurden in Selby auf dem Church Hill (Yorkshire), wo einst die Kirche stand, 14 Eichenbaumsärge gefunden. Eine andere Fundstelle liegt auf dem Schlosshügel von Edinburgh (Schottland). In Skara (Schweden) wurden 1889 bei Kanalisationsarbeiten knapp außerhalb der Domkirche vier Baumsärge entdeckt. 72 West-Ost gerichtete Baumsärge wurden in Wernigerode am (Harz) gefunden. Die Forschungsergebnisse über fränkische Baumsargbeisetzungen von Wesel/Bislich, wo rund 800 Baumsärge liegen, Eick (Gemeinde Rheinkamp, Kreis Moers/D), Junkerdorf bei Köln und Hohenfels (Daun) sind erst teilweise veröffentlicht.

Einzelnachweise

  1. Acta Archaeologica 77/1, 2006, 187

Literatur

  • K. Randsborg, K. Christensen: Bronze Age Oak-Coffin Graves. Acta Archaeologica 77, 2006.
  • K. Zimmermann: Baumsarg und Totenbaum: Zu einer Bestattung unter dem Berner Münster. Acta Bernensia 1992.

Weblinks


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