- Totenkopfverbände
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Die SS-Totenkopfverbände (SSTV) waren ein Teil der so genannten Schutzstaffel der NSDAP (SS). Sie entstanden vor allem aus dem 1934 gebildeten „Sonderkommando der SS-Brigade Süd“, das damals von Theodor Eicke befehligt wurde. Ihre Hauptaufgabe lag in der Bewachung und Verwaltung der von der SS errichteten Konzentrationslager. Die SS-Totenkopfverbände wurden damit in der Zeit des Nationalsozialismus eine der zentralen staatlichen Exekutivinstitutionen zur Unterdrückung Andersdenkender oder aus ideologischen Gründen der NSDAP unerwünschten Personen.
Umgangssprachlich wurden die Totenkopfverbände auch nur Totenkopf-SS genannt. Ihre Uniformen hatten anfänglich nur leere Kragenspiegel und waren ohne Ärmelstreifen. Nur die Mützen mit dem Totenkopf wiesen sie als Angehörige dieser SS-Verbände aus. Seit Herbst 1936 war der Totenkopf am rechten Kragenspiegel ihr Erkennungsmerkmal .
Inhaltsverzeichnis
KZ-Bewachung und Hilfspolizei
Die Totenkopfverbände entstanden aus den „SS-Sonderkommandos“ bzw. nach deren Re-Organisation aus den „Politischen Bereitschaften“ und wurden dort zu SS-Wachverbänden und später zu SS-Totenkopfwachsturmbannen zusammengefasst. Sie waren als kasernierte Einheiten von Anfang an bewaffnet und unterstanden dem damaligen SS-Gruppenführer Theodor Eicke. Der erste offizielle SS-Wachverband wurde Anfang 1933 im KZ Dachau durch den damaligen SS-Sturmbannführer Hilmar Wäckerle gegründet, der dieses Lager bis 1934 führte. Wäckerle war 1929 als SS-Anwärter der SS-Standarte „Dachau“ beigetreten, die 1933/34 aufgelöst und mit Teilen der 1. und 34. SS-Standarte zum „Sonderkommando der SS-Brigade Süd“ umgewandelt wurde. Führer dieses SS-Sonderkommandos war der „SS-Brigadeführer Süd“ Eicke, der damals auch als Kommandant der bayrischen „SS-Brigade Süd“ vorstand. (Wäckerle wechselte 1934 als Regimentskommandant zur 2. SS-Standarte „Deutschland“ und 1938 zur neuaufgestellten SS-Standarte Der Führer über und übernahm dort die Leitung des III. Sturmbannes. Im Krieg gehörte Wäckerle als Regimentskommandant der 2. SS-Division „Das Reich“ (Regiment Westland) an und bekleidete bis zu seinem Tod den Dienstgrad eines Standartenführers.)
Im Gegensatz zu den anderen bewaffneten Verbänden der SS waren die Totenkopfverbände anfangs keine kämpfende Truppe, sondern sie waren von Hitler ausdrücklich für „Polizeidienste“ vorgesehen worden. Mit der späteren Waffen-SS hatten sie die Abstammung aus den Politischen Bereitschaften gemeinsam, aber sie unterschieden sich vor allem durch ihre Aufgaben von ihr. Sie waren von Hitler ausdrücklich für „hilfspolizeiliche Tätigkeiten“ vorgesehen worden.
Am 30. Juni 1934 wirkte der „Wachsturmbann Oberbayern“ aktiv bei der Ermordung der gesamten SA-Spitze Ernst Röhms mit. Eicke selbst erschoss Röhm in seiner Stadelheimer Zelle und wurde zur Belohnung zum „Inspekteur des Konzentrationslagerwesens“ ernannt. Damit war er formal oberster „Dienstherr“ aller „SS-Wachverbände“ und nur noch dem Reichsführer-SS Heinrich Himmler unterstellt.
Seit Herbst 1934 teilten sich die Wachverbände mit der SA-Standarte „Feldherrnhalle“ die „Ehrenwache“ an der Münchener Feldherrnhalle. An jedem 2. Tag waren sie dort präsent und mussten von den Vorübergehenden gegrüßt werden.
1935 wurde im Reich die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt. Der Dienst in der SS-Verfügungstruppe wurde wegen seines militärischen Charakters von der Wehrmachtsführung als Ableistung der Wehrpflicht anerkannt, der Dienst in den Totenkopfverbänden, die vorwiegend Polizeiaufgaben hatten, jedoch nicht. Die SS-Totenkopfverbände unterstanden nun dem neugeschaffenen „Kommandoamt der SS-Wachverbände“ in Berlin zum einen und der „Inspektion Konzentrationslager und der Verstärkten Totenkopf-Standarten“ in Oranienburg zum anderen.
Eicke straffte innerhalb weniger Monate die Organisation der Vielzahl von Konzentrationslagern, die zuvor von SA oder SS angelegt worden waren. Er konzentrierte sie auf sieben größere Lager und gliederte die Wachverbände in fünf Sturmbanne um, die parallel zu den Lagern organisiert waren: I. „Oberbayern“, II. „Elbe“, III. „Sachsen“, IV. „Ostfriesland“ und V. „Thüringen“.
Entstehung der Totenkopfstandarten
Im Juli 1937 fasste Eicke die fünf Totenkopfsturmbanne der Konzentrationslager zu drei von der Allgemeinen SS unterschiedenen und eigenständigen SS-Totenkopfstandarten („Oberbayern“, „Brandenburg“ und „Thüringen“) zusammen, die den nunmehr ebenfalls drei Hauptlagern Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald zugeordnet wurden. Nach dem „Anschluss“ Österreichs (März 1938) wurde in Mauthausen eine vierte Totenkopfstandarte aufgestellt, die den Namen „Ostmark“ erhielt.
Mit dem Erlass Hitlers vom 17. August 1938 wurde es den Totenkopfverbänden, die ihren Personalbedarf vorher aus Reservisten der Wehrmacht gedeckt hatten, erlaubt, Freiwillige noch vor ihrer Entlassung aus der Wehrmacht zu werben. Ihre beim Heer verbrachte Dienstzeit wurde ihnen auf ihre Gesamtdienstzeit bei den Totenkopfverbänden angerechnet.
Die Totenkopfverbände übernahmen nun die militärische Vorausbildung aktiver Mitglieder der Allgemeinen SS. Auch die Reservestandarten und Stammeinheiten der Allgemeinen SS (ältere, nicht mehr aktive Mitglieder der SS über 35) wurden von ihnen militärisch ausgebildet. Die Ausbildung fand jeweils in einem der Konzentrationslager statt und wurden von ehemaligen Offizieren der kaiserlichen Armee geleitet. Diese Berufsoffiziere gerieten aber regelmäßig mit Theodor Eicke zusammen, der bekannterweise alte „Berufsmilitärs“ und deren Ausbildungsmethoden strikt ablehnte. (Eicke 1937 in einem „SS-Befehl für die Totenkopfverbände“ zu deren Rechtsstellung: „Die SS-Totenkopfverbände gehören weder zur Polizei noch zur Wehrmacht oder zur Verfügungstruppe. Sie verstehen sich vielmehr als bewaffnete Angehörige der Allgemeinen SS und können daher nicht von deren Offizieren ausgebildet werden.“)
Expansion und Integration in die Waffen-SS (1939–1945)
1939 umfassten die Totenkopfverbände vier Fuß-Standarten und eine Reiterstandarte. Die Fußstandarten umfassten ca. 9.000 Mann. Sie wurden hauptsächlich für den KZ-Wachdienst und vereinzelt auch im Straßendienst eingesetzt. Ein Erlass vom 18. Mai 1939 bestimmte, dass die Totenkopfverbände im Mobilisierungsfall den Ersatz für Ausfälle von Kämpfern in der SS-Verfügungstruppe zu stellen hätten. Damit war nicht nur die Verfügungstruppe, sondern waren auch die Totenkopfverbände über ihre polizeilichen Aufgaben hinaus ein militärisches Instrument der SS geworden. Mit Kriegsbeginn setzte eine Ausbauphase ein, in der die Personalstärke der bewaffneten SS bis Ende 1939 gegenüber dem Vorjahresniveau verdreifacht wurde. Weil die vom OKW zugestandene Rekrutierungsquote für die Pläne der Reichsführung-SS zum Ausbau der Waffen-SS zu gering war, wurden zunächst die Totenkopfstandarten, die der Kontrolle des Heeres entzogen waren, auf maximale Stärke gebracht. Ende 1940 gab es bereits 15 Totenkopfstandarten, darunter 2 Reiterstandarten, zusammen 34.325 Mann.[1]
Wachsturmbann „Eimann“ und Heimwehr Danzig
Am 3. Juni 1939 stellte SS-Brigadeführer Johannes Schäfer in Danzig den berüchtigten Wachsturmbann „Eimann“ auf. Dieser unterstand dem Kommandanten der SS-Standarte „D“ („D“ für Danzig, der 36. Standarte der Allgemeinen SS) Kurt Eimann und in Berlin ließ Heinrich Himmler durch den SS-Obersturmbannführer Hans-Friedemann Goetze den III. Sturmbann der Totenkopfstandarte IV (Totenkopfstandarte „Ostmark“) aufstellen. Auf Schiffen wie der Schleswig-Holstein versteckt, gelangte dieser Sturmbann nach Danzig, genauer auf die Westerplatte. Dort gelang es Goetze, sich mit dem Wachsturmbann „Eimann“ zu vereinen. So wurde am 18. August 1939 auf Danziger Staatsgebiet formal die SS-Heimwehr Danzig aufgestellt. Nach dem 1. September konnte die Heimwehr die Westerplatte unter ihre Kontrolle bringen und wurde im Einvernehmen mit der Obersten Wehrmachtsführung und der Reichsführung SS für den Küstenschutz eingesetzt. Gleichzeitig betrieben sie auch ein Konzentrationslager in der Nähe Danzigs (Stutthof).
Noch im September 1939 wurde die Heimwehr wieder aufgelöst und ihre Angehörigen aktiv in die entstehende Totenkopf-Division des Theodor Eicke übernommen und eingegliedert.
Einsatzgruppe im Polenfeldzug und Aufstellung der Division „Totenkopf“
Die unter Eickes Befehl stehenden Totenkopfstandarten „Oberbayern“, „Thüringen“ und „Brandenburg“ wurden im Polenfeldzug 1939 im Rücken der 10. bzw. 8. Armee eingesetzt. Als vom Heer unabhängige SS-Einsatzgruppen führten sie „Befriedungs“-, „Säuberungs“- und „Sicherungsmaßnahmen“ aus und wurden so zu den ersten Vollstreckern einer systematischen Vernichtungspolitik[2]
Im Oktober 1939 wurden die Verbände der SS-Verfügungstruppe zur Aufstellung der VT-Division verwendet. Zur gleichen Zeit fasste auch Eicke Totenkopfstandarten zur SS-Division Totenkopf zusammen, die später zahlreiche Kriegsverbrechen verübte.
Am 22. April 1940 erging der Tagesbefehl Nr. 1481 vom SS-Führungshauptamt an alle Dienststellen der Verfügungstruppe: »Auf Befehl des RfSS sind alle unter den Waffen stehenden Einheiten der SS in der Waffen-SS zusammengeschlossen. (…) Die Bezeichnungen »SS-Verfügungstruppe« und »SS-Totenkopfverbände« sind nicht mehr anzuwenden.« Mit diesem Befehl gingen die Totenkopfverbände endgültig in der Waffen-SS auf.
1940/41 wurden die Totenkopfverbände der Waffen-SS (am 25. Februar 1941 wie die ehemaligen „SS-Totenkopfstandarten“ offiziell in SS-Infanterie-Regimenter bzw. SS-Kavallerie-Regimenter umgenannt, nur den Regimentern der 3. SS-Panzerdivision war es nun erlaubt, den Begriff der SS-Totenkopfstandarte als „Traditionsbegriff“ weiter zu führen) zugeschlagen, und 1942 erfolgte die Zusammenlegung der einstigen selbständigen Kommandoämter „Verfügungstruppe“ und „Wachverbände“ zum neuen „Kommandoamt der Waffen-SS“. Damit erhielten die Angehörigen der SS-Totenkopf-Division Soldbücher und aktuelle Uniformen der Waffen-SS, während ihre „SS-Wachsturmbanne“, d. h. das Wachpersonal der KZ, weiterhin dem SS-Führungshauptamt unterstanden. In den besetzten Gebieten stellten die höheren SS-Führer der Totenkopfverbände die Mehrzahl der „Höheren SS- und Polizeiführer“, während die Mannschaften und Unterführer der Totenkopfverbände dort als „Polizeikräfte“ eingesetzt waren.
Das Stammpersonal der Totenkopfverbände stellte zahlreiche Kader späterer Waffen-SS-Verbände: Die 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“ und 8. SS-Kavallerie-Division „Florian Geyer“ seien hier als Beispiel genannt. Letztere entstanden aus der SS-Reiterstandarte „Totenkopf“, also aus Teilen der einstigen Reiter-SS. Ihr Kommandeur war der damalige SS-Brigadeführer Hermann Fegelein, der 1944 Gretel Braun heiratete, die Schwester von Eva Braun.
1942 wurden auch die letzten (verstärkten) Totenkopfstandarten der Polizeireserve aufgelöst und endgültig in die Waffen-SS überführt. Die alten Kader der Totenkopfverbände protestierten bei Himmler gegen diese Zuordnung, aber er sah die Frontverbände der Totenkopf-Division weiterhin als Teil der KZ-Wachverbände.
Fremdländische Freiwillige als Wachmannschaften
In den Konzentrationslagern Osteuropas warben die Totenkopfverbände zahlreiche Angehörige so genannter „Fremdvölker“ an, die dort als Wachmannschaften eingesetzt wurden. Die sogenannten „Trawniki-Männer“, auch „Askaris“ genannt, waren Ukrainer, Balten und Polen, die von der SS im Zwangsarbeitslager Trawniki für Bewachungsaufgaben in Konzentrations- und Vernichtungslagern ausgebildet wurden. Ein Bataillon der Trawniki-Männer wurde bei der Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto wegen seiner Grausamkeit berüchtigt.[3]
Liste der SS-Totenkopfstandarten
Die SS-Totenkopfstandarten (Stand: 1941) SS-Totenkopfstandarte Stammlager/Gründungssitz I „Oberbayern“ Dachau II „Brandenburg“ Sachsenhausen III „Thüringen“ Weimar-Buchenwald IV „Ostmark“ Mauthausen V „Dietrich Eckhardt“ Oranienburg VI Prag * VII Brünn VIII Krakau IX Danzig X Weimar-Buchenwald XI Radom XII Posen XIII Wien XIV Weimar-Buchenwald XV Płock XVI Dachau „Kirkenes“ Kirkenes „Oberbayern“ (Reserve) Dachau * Anmerkung: Die Totenkopfstandarten ab der Nummer 6 wurden auch offiziell als „Verstärkte SS-Totenkopfstandarte“ bzw. als „SS-Polizeireserve“ bezeichnet.
Bekannte Mitglieder
- Otto Augustini
- Hermann Baranowski
- Paul Blobel
- Helmut Büch (Autor des Buches: In 80 Nahkampftagen…als Kradschütze in der SS-„Totenkopf“-Division)
- Franz Breithaupt
- Theodor Eicke
- Kurt Eimann
- Hermann Fegelein
- Waldemar Fegelein
- Cassius Freiherr von Montigny
- Hans-Friedemann Goetze
- Richard Glücks
- Richard Hermann
- Heimo Hierthes
- Rudolf Höß
- Friedrich Jeckeln
- Karl Otto Koch
- Fritz Knöchlein (verantwortlich für das Kriegsverbrechen der 3. und 4. Kompanie des SS-Totenkopf-Infanterie-Regiments 2 bei Le Paradis)
- Michel Lippert (fälschlich auch öfters Michael Lippert [4] geschrieben)
- Arthur Liebehenschel
- Hans Loritz
- Franz Magill
- Paul Nostiz
- Wilhelm Rediess
- Otto Reich
- Carl Sattler
- Max Simon
- Leo von Jena
- Bernhard Voss
- Hilmar Wäckerle
Siehe auch
- Schutzstaffel
- Organisationsstruktur der SS
- Waffen-SS
- SS-Division Totenkopf
- SS-Heimwehr Danzig
- Uniformen der Waffen-SS
Einzelnachweise
- ↑ Wegner, aaO, S.273 ff.
- ↑ Wegner, aaO, S.126
- ↑ Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz: Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus (1938-1945); Heidelberg 1996; Bd. 8, S. 159, ISBN 3-326-00411-7
- ↑ http://www.axishistory.com/index.php?id=3316
Literatur
- Mark C. Yerger: Allgemeine SS – The Commands, Units and Leaders of the General SS
- Andreas Schulz und Günter Wegmann: Deutschlands Generale und Admirale - Teil V: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei 1933–1945
- Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933-1945, Paderborn 1997, ISBN 3-506-77502-2
Weblinks
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