- Tractatus coislinianus
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Der Tractatus Coislinianus ist ein Manuskript, das eine Theorie der Komödie in der Tradition der Poetik des Aristoteles entwirft. Der Tractatus erklärt, dass Komödie Lachen und Vergnügen benutze, und so die Emotionen (Katharsis (Literatur)) auf eine Weise parallel zur Beschreibung der Tragödie in der Poetik reinige. Es beschreibt die verwendeten Kunstgriffe und die Art und Weise, in der die Katharsis zustande gebracht wird. Das Manuskript befindet sich heute in Paris in der Bibliothèque nationale de France unter der Signatur „Coislinianus 120“.
Das Manuskript aus dem 10. Jahrhundert befand sich im Kloster Megisti Lavra auf dem Berg Athos. 1643 sandte es Athanasios Rhetor an Pierre Séguier. Der Altertumswissenschaftler John Anthony Cramer (1793-1848), der sich mit der Sammlung von Henri-Charles de Coislin beschäftigte, war von seinem Inhalt überwältigt, er glaubte, dass es das Werk eines Kommentators von Aristoteles’ Theorie der Komödie sei und veröffentlichte es im Jahr 1839. Diese Annahme wurde bald verspottet, gewann im zwanzigsten Jahrhundert jedoch wieder an Überzeugungskraft. Richard Janko hat argumentiert, dass es die Aufzeichnungen oder Skizzen des zweiten verlorenenen Abschnittes der Poetik seien. Heinz-Günther Nesselrath argumentiert, es sei ein späteres Werk, vielleicht von Theophrast.
Siehe auch
- Henri-Charles de Coislin (fr)
Literatur
- John Anthony Cramer (Hrsg.): Anecdota Graeca. E codicibus manuscriptis bibliothecae regiae Parisiensis, Vier Bände. Oxford 1839-41 (Reprint 1967)
- Lane Cooper: An Aristotelian Theory of comedy with an adaptation of the poetics and a translation of the 'Tractatus coislinianus', New York 1922
- Richard Janko: Aristotle on comedy: towards a reconstruction of Poetics II, London, Duckworth 1984, ISBN 0715631691
- Omert J. Schrier: The Poetics of Aristotle and the Tractatus Coislinianus: a bibliography from ca. 900 till 1996, Leiden 1996
Weblinks
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