Tradition und Leben e. V.

Tradition und Leben e. V.
Das Symbol von Tradition und Leben, die Krone des Deutschen Kaiserreichs

Tradition und Leben e.V. (kurz TuL) ist mit circa 170 Mitgliedern der größte monarchistische Verein in Deutschland. Er möchte bundesweit aktiv sein, ist aber zur Zeit de facto auf das Rheinland und Sachsen beschränkt und verfolgt die Umwandlung der Bundesrepublik Deutschland in eine parlamentarische Erbmonarchie mit einem Kaiser aus dem Haus Hohenzollern als Monarchen. Dies soll auf demokratischem und friedlichem Wege erfolgen („Jede gewaltsame Lösung scheidet von vornherein aus. Selbstverständlich muss eine breite Mehrheit der Bevölkerung den Neuanfang bejahen - vergleichbar dem, was sich im November 1989 in der ‚DDR‘ ereignet hat.“).Das Symbol von Tradition und Leben ist die Krone des Deutschen Kaiserreichs, das von 1871 bis 1918 bestand, das Motto lautet „Wir setzen der Demokratie die Krone auf!“. Der Verein vertreibt die zweimonatlich erscheinende Zeitung „Erbe und Auftrag“.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Der Verein ging aus dem Bund der Aufrechten hervor, der am 9. November 1918, also noch am Tag der Ausrufung der Weimarer Republik, von kaisertreuen Monarchisten gegründet wurde. In der Unterzeile des Namens von dessen Zeitschrift „Der Aufrechte“ befand sich ab 1934 bereits der heutige Name („Volkstümliche Blätter für Geschichte, Tradition und Leben“). In den 20er Jahren erreichte der Aufrechte eine Auflage von 100.000 Exemplaren, dem Verein gehörten 25.000 Mitglieder an. In den 30er Jahren hatte er zuletzt 100.000 Mitglieder. 1934 wurde Tradition und Leben im Zuge des Verbots aller monarchistischen Organisationen und Verbände aufgelöst. Viele Monarchisten wie auch Angehörige einiger bundesfürstlicher Häuser wurden als politische Häftlinge in Konzentrationslager deportiert und getötet.

Unter den Personen des 20. Juli 1944 um die Gebrüder Berthold und Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg waren viele Monarchisten bzw. Anhänger des Hauses Hohenzollern (dem Deutschen Kaiser- und preußischen Königshaus), die beabsichtigten, im Erfolgsfall Deutschland wieder in eine Monarchie umzuwandeln. Reichsverweser bzw. Deutscher Kaiser wäre in diesen Fall Kronprinz Wilhelm (III.) (* 1882, † 1951) oder Louis Ferdinand (I.) Prinz von Preußen (* 1907, † 1994) geworden. Eine entsprechende Erklärung wurde damals bereits vorbereitet.

Prinz Louis Ferdinand, der mit Billigung seines Großvaters Kaiser Wilhelm II. im niederländischen Exil in Doorn bereits seit den 30er Jahren Kontakte zum Widerstand unterhielt, wurde von der Gestapo verhört. Der Generalbevollmächtigte des Königshauses, Freiherr Kurt von Plettenberg, stürzte sich nach seiner Verhaftung durch die Gestapo aus einem Fenster in den Tod. Er rettete dadurch vermutlich einige Freunde des Widerstandes, da er nicht mehr zur Preisgabe der Namen gezwungen werden konnte.

Ab 1948 sammelte Heinrich von Massenbach († 1962) die noch lebenden ehemaligen sowie neue Mitglieder um sich und verschickte ab 1949 erste Rundschreiben. Aus diesen „Briefen für Tradition und Leben“ entstand der 1956 gegründete Verein Tradition und Leben, der im Jahr 1959 den Zusatz „e.V.“ („eingetragener Verein“) bekam.

Ziele

Tradition und Leben setzt sich für die friedliche Umwandlung Deutschlands von einer Republik in eine parlamentarisch-demokratische Monarchie ein, in der auf Länderebene Monarchien wie auch Republiken nebeneinander existieren können. (Die Bürger der Bundesländer sollen darüber entscheiden, ob ihr Land wieder Monarchie wird oder Republik bleibt.) Das Amt des Bundespräsidenten soll quasi gegen das des Deutschen Kaisers ausgetauscht werden. Kaiser soll der jeweilige aktuelle Chef des Hauses Hohenzollern werden − seit 1994 ist dies Georg Friedrich Prinz von Preußen. Der Kaiser soll nicht ausschließlich repräsentative Aufgaben wahrnehmen („Ein gekrönter Urkundsbeamter entspricht nicht unserer Vorstellung“): Diese sollen sich an denen der Könige der Niederlande und Spaniens orientieren (siehe dazu Politik in den Niederlanden und Politik in Spanien).

Argumentation

Auf seiner Webseite nennt Tradition und Leben verschiedene Argumente für die Monarchie, die sich „in der Demokratie bewährt“ habe, was „zahlreiche Beispiele in West- und Nordeuropa“ bewiesen hätten (siehe auch Pro- und Kontra-Argumente zur Monarchie):

  • Ein Staatsoberhaupt müsse „eine unabhängige, ausgleichende Rolle übernehmen“ und sein Amt dem Parteienstreit und „dem Leistungsstreben und dem Ehrgeiz der Parteien“ entzogen sein. Eine Wahl setze „das höchste Amt im Staate den bekannten Streitigkeiten und Intrigen aus, die seinem Ansehen erfahrungsgemäß schaden“.
  • Die Monarchie biete „die beste Möglichkeit, allen Gruppierungen in der Bevölkerung gerecht zu werden“.
  • Ein Monarch sei ein Staatsoberhaupt „auch der Minderheiten und“ vertrete „deren berechtigte Anliegen“.
  • In Krisenzeiten habe ein Monarch „als unabhängige Persönlichkeit die Möglichkeit, auf allgemeine Gesichtspunkte hinzuweisen und die Schwachen zu verteidigen“.
  • „Die Ausbildung [...] des Monarchen von früher Jugend an, das selbstverständliche Hineinwachsen in seine Aufgaben“ gäben Verhaltenssicherheit und vermittelten „neben Unabhängigkeit des Denkens eine Fülle sachlicher Fähigkeiten“.
  • In einer Monarchie stehe nicht nur „der Mann als Staatsoberhaupt an der Spitze, sondern eine Familie“, womit die gesellschaftliche Stellung sowohl der Familie als auch der Frau aufgewertet würde.
  • Die Krone habe sich als beste Hüterin der nationalen Identität bewährt. Sie repräsentiere in Würde das eigene Land, was gerade in einem zusammenwachsenden Europa sehr wichtig sei, und schlage Brücken zu den Nachbarn.
  • Nach 45 Jahren der deutschen Teilung könne die Krone „zum einigenden Band der all zu lang getrennten Teile“ des deutschen Volkes werden. „Eine mitten in Deutschland verwurzelte Monarchie“ erleichtere diesen Prozess wesentlich.
  • „Bei aller in jedem Staat unumgänglichen Repräsentation“ würde „in einer Monarchie sparsam gewirtschaftet werden“. Ein Monarch belaste den Staatshaushalt weniger als ein Präsident, erziele aber „eine weit höhere Wirkung“.
  • Ein Monarch handele „als Partner des ganzen Meinungsspektrums im Volk“ und könne „den verschiedenen politischen Auffassungen und Meinungen sowie ihren Anhängern die notwendigen Chancen zur Verwirklichung bieten“.

Organisation

Auf Bundesebene

Tradition und Leben organisiert sich auf Bundesebene im Vereinsvorstand und der Mitgliederversammlung. Die Mitgliederversammlung ist beschlussfassendes Organ und wählt alle zwei Jahre den Vereinsvorstand. Sie kommt jährlich zusammen, um über Anträge zu beraten und abzustimmen. Der Vereinsvorstand besteht aus dem Vorsitzendern, dem stellvertretenden Vorsitzender und Geschäftsführer, dem stellvertretenden Vorsitzenden und Internetbeauftragter sowie dem Kassenverwalter.

Vereinssitz ist Köln.

Vorsitzende

Zeitraum Vorsitzender
1. 1956 bis 1962 Heinrich Freiherr von Massenbach * 1905, † 1962
2. 1962 Oberst a.D. Bokelberg * 1890, † 1987
3. 1963 bis 1969 General a.D. Hans Voigt * 1896, † 1969
4. 1969 bis 1972 Kurt Strehl * 1912, † 1987
5. 1972 bis 1974 Friedrich Wilhelm Zöllner-Krumme * 1914, † 1999
6. 1974 bis 1984 Klaus Schlegel * 1914, † 2002
7. 1984 bis 1988 Harald Schmautz * 1953
8. 1988 bis 1996 Prof. Dr. Wolfgang Stribrny * 1935
9. Seit 1996 Knut Wissenbach * 1965

Auf Regionalebene

Auf regionaler Ebene organisiert sich der Verein in Arbeitskreisen (AK). Diese Arbeitskreise ermöglichen den Mitgliedern die Aktivität: Es werden Flugblätter verteilt, Vorträge gehalten und Stammtische organisiert. Derzeit gibt es folgende Arbeitskreise von Tradition und Leben:

  • AK Nordrhein-Westfalen (in Nachfolge und Erweiterung des AK Köln)
  • AK Schleswig-Holstein und Hamburg
  • AK Lüneburg (nördliches Niedersachsen)
  • AK Rhein-Main
  • AK Sächsische Länder und Herzogtum Anhalt (umfasst Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt)

Aktivitäten

Mitgliederversammlungen

Spätestens seit Anfang der 90er Jahre ist die jährliche Mitgliederversammlung (MV) des Vereins immer in eine dreitägige Tagung eingebettet. Es gibt meist zwei öffentliche Vortragsveranstaltungen. An einem der drei Tage fällt dann auch die eigentliche Mitgliederversammlung. In den 50er und 60er Jahren fand die Mitgliederversammlung immer im Raum Köln statt. Seit 1970 (damals in Frankfurt am Main) an wechselnden Orten im Bundesgebiet. Seit der deutschen Wiedervereinigung ist es üblich, abwechselnd in den alten und neuen Bundesländern zu tagen.

Jugendtagungen

Die Jugendtagungen standen jeweils unter der Leitung des Jugendbeauftragten von Tradition und Leben fanden an wechselnden Orten statt:

Termin

Tagungsort

1. Ostern 1960 Burg Hohenzollern, Hechingen
2. März 1962 Schloss Berge, Gelsenkirchen-Buer
3. März 1964 Schloss Wilhelmshöhe, Kassel
4. Februar 1967 Schloss Berge, Gelsenkirchen-Buer
5. März 1968 Gelsenkirchen
6. Februar 1970 Kassel-Bad Wilhelmshöhe

Mitglieder

Gründungsmitglieder

  • Initiator und Vereinsgründer: Heinrich Freiherr von Massenbach (* 1905, † 1962)
  • Wilhelm A. Rau († 1964 oder 1965)
  • Prof. Dr. Wolfgang Stribrny (* 1935)
  • Götz Aßmann

Ehrenmitglieder

  • Prof. Dr. Hans-Joachim Schoeps (* 1909, † 1980)
  • Dr. Anton Ritthaler (*1904, † 1982)
  • Elisabeth Freifrau von Massenbach (* 1914, † 2005)
  • Oberst a.D. Friedrich Wilhelm von Lindeiner, genannt von Wildau († zwischen 1963 und 1966)
  • Klaus Schlegel (* 1914, † 2002)
  • Karl Rathmann

Prominente Mitglieder (Auswahl)

Literatur

  • Joachim Selzam: Monarchistische Strömungen in der Bundesrepublik Deutschland 1949 - 1989, Dissertation (Universität Erlangen-Nürnberg) 1994
  • Jens Mecklenburg (Hrsg.): Handbuch deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, ISBN 3885205858
  • René Häusler: Herrscher der Herzen - Die Monarchie als psychologische Staatsform, Haag und Herrchen, Frankfurt am Main
  • Periodika:
    • Briefe für Tradition und Leben, Köln, ab 1949.
    • Tradition und Leben, Zeitschrift, 1955-1965; Verlag Tradition und Leben (v.a. Vereinszeitschrift des Vereins Tradition und Leben, aber von diesem unabhängig)
    • Mitteilungsblatt der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des monarchischen Gedankens Tradition und Leben e.V. (1966-68)
    • Erbe und Auftrag - Zeitschrift zur Förderung des monarchischen Gedankens (Verlag Tradition und Leben, ab 1968

Siehe auch

Weblinks


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