- Treicheln
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Der Begriff Trycheln (auch Trychlen, Tricheln, Treicheln, Treichlen) leitet sich vom gleichlautenden Substantiv Plural im Schweizerdeutschen (für: ‚Vieh-/Kuhglocken, -schellen‘) ab. Als Tätigkeit bezeichnet das Trycheln einen alten Brauch, der in verschiedenen Ausprägungen im nördlichen Alpenraum anzutreffen ist. Als Beispiele sollen hier einige Varianten vorgestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
Trychle versus Glocke
Eine Trychle, Treichel etc. besteht immer aus gehämmertem Blech. Im Unterschied dazu besteht eine Glocke aus gegossenem Metall. Der Trychelklang wird dadurch scheppernder als Glockenklang; allerdings ist eine Trychle durch diese Bauweise auch wesentlich leichter als eine Glocke gleicher Tonhöhe und darum auch einfacher über längere Strecken zu tragen.
Haslitaler Trycheln
Alljährlich werden im Haslital Trommeln geschlagen und grosse Viehglocken und Schellen geläutet, um in den längsten Nächten des Jahres die bösen Geister zu verscheuchen. Die Altjahrswoche erstreckt sich von Mitternacht 25./26. Dezember bis zum letzten Arbeitstag des Jahres, der Übersitz genannt wird und nicht auf einen Samstag fallen darf. Am Übersitz, dem Höhepunkt der Trychelwoche, werden aus den umliegenden Dörfern des Haslitals Trychelzüge nach Meiringen entsandt, die sich dort vereinen. Nach dem Abmessen der Glocken, die nach Grösse und Klang geordnet werden, setzt sich der Trychelzug in Bewegung und trychelt in langsamem Gleichschritt stundenlang die Gassen Meiringens auf und ab, wobei die zum Teil maskierten Trommler vorneweg den Takt schlagen. Im Zug befindet sich auch ein als «Schnabelgeiss» bezeichnetes, giraffenähnliches Mitglied, dessen Rolle im Erschrecken der Zuschauer besteht. In manchen Zügen befindet sich auch ein sogenanntes «Huttewibli» (‚Weibchen mit Hutte‘), das schwer gekrümmt unter der Last ihres, in der «Hutte» (‚Rückentragkorb‘) sitzenden Mannes durch die Gassen läuft und den Weg für die Trychelzüge frei bahnt. Bei den Eisenbolgnern, welche Ihre Masken ausschliesslich aus Naturmaterialien herstellen, läuft das so genannte «Wurzelmandli» voraus und macht den Isenbolgnern den Weg frei. Wenn ein Trychelzug in ein Restaurant geht, wird getrychelt, bis alle Trychler im Restaurant sind, was einen ohrenbetäubenden Lärm erzeugt. Das Trycheln ist eine Tradition, zu der jeweils zahlreiche Touristen die Strassenränder säumen.
Trichler in Einsiedeln
In Einsiedeln ist das Tricheln an der Fasnacht gebräuchlich. Dabei binden sich die Trichler eine Schelle mittels breitem Lederriemen um den Bauch. Die Trichel wird auf dem Rücken getragen, deswegen spricht man im Dialekt auch von sogenannten «Füdlitricheln». In Gruppen marschieren die Trichler durch das Dorf, wo sie die Trichel im rhythmischen Gleichklang ertönen lassen. Zu sehen ist dieses Brauchtum am Dreikönigstag, am Schmotzigen Donnerstag, am Güdelmontag (Rosenmontag) und Fasnachtsdienstag. In diesem Zusammenhang sei hier auf die Fasnachtsfiguren «Trichler», «Ustrichler» und «Johee» verwiesen.
Weitere Verwendung von Trichlen
Ganz allgemein werden Trichlen als Klanginstrument bei den verschiedensten Gelegenheiten in weiten Teilen der Schweiz verwendet. Ohne hier auf regionale Festlichkeiten und Bräuche einzugehen, sind dies: Festumzüge aller Art, St. Nikolaus/Samichlaus, Silvester (nach altem und neuem Kalender), Fasnacht, Sportanlässen usw.
Siehe auch
- Glocke, für eine Auflistung weiterer Bräuche, bei denen Glocken im Spiel sind
Weblinks
- Hörproben: Edelweisstrychler (siehe «Soundtrack») aus dem Entlebuch
- Schnabelgeissen in Ottenbach: Spräggelen
- Offizielle Seite der Fasnachtsgesellschaft Goldmäuder, Einsiedeln, mit Beschreibung der Fasnachtsfiguren
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