Barmer Missionsgesellschaft

Barmer Missionsgesellschaft
Gedenktafel in Mettmann zur Gründung der Rheinischen Missionsgesellschaft

Zur Rheinischen Missionsgesellschaft schlossen sich am 23. September 1828 die drei evangelischen Missionsvereine aus Elberfeld, Barmen und Köln zusammen.

Inhaltsverzeichnis

Gründungsgeschichte

Der Missionsverein Elberfeld wurde 1799 von reformierten und lutherischen Pastoren in Elberfeld gegründet. Dies war der Anfang dessen, was später die größte deutsche Missionsgesellschaft werden sollte.

Am 30. Januar 1818 erfolgte in Barmen die Gründung der Barmer Missionsgesellschaft als Hilfsverein der Basler Mission. Die Leitung hatte Hilfsprediger Wilhelm Leipoldt. Die Barmer Missionsschule diente anfangs als Vorschule für eine weitere Ausbildung in Basel. Der Ausbau der Missionsschule zu einer Schule mit einem eigenständigen Seminar begann 1825.

1822 wurden die Missionsgesellschaften in Köln und Wesel gegründet.

Schließlich erfolgte am 28. September 1828 der Zusammenschluss der drei Missionsvereine der Preußischen Rheinprovinz in Elberfeld, Barmen und Köln zur Rheinischen Missionsgesellschaft. Die Vereinigung erfolgte auf „neutralem Boden“ in Mettmann im Pfarrhaus des Pfarrers Müller. [1] Im gleichem Jahr wurden die ersten Missionare nach Südafrika geschickt. Es gab eine gute Zusammenarbeit mit den dortigen Missionsstationen der Londoner Mission. Ebenso gut war die Zusammenarbeit mit Niederländischen Gesellschaften.

Bis zum Ersten Weltkrieg wurden außer Wesel noch zwei weitere Stammgesellschaften gegründet, die Missionsgesellschaft in der Grafschaft Mark (1831) und die in Tecklenburg-Oberlingen (1832). Dazu gab es in den einzelnen Synoden noch 40 Unterstützungsvereine, die alle Geld für die Rheinische Missionsgesellschaft sammelten, darunter der Ravensberger Missions-Hilfsverein mit (1913) 118.839,89 Mark und der Missionsverein in Mettmann, Wülfrath und Umgegend mit der zweithöchsten Summe von 23.512,66 Mark. Insgesamt wurden 1058.449,36 Mark eingenommen.[2] Von diesen Spenden wurden (1913) in Übersee außer 117 Missionsstationen und 683 Filialen auch noch 839 Schulen und 2 Krankenhäuser (Tungkun, Ost-China, und Pea Radja, Sumatra) sowie 3 Hilfskrankenhäuser auf Sumatra und eins auf Nias betrieben. [3] Dazu kamen noch Ausbildungseinrichtungen und Verwaltungen in Barmen sowie Missionarskinderheime in Gütersloh (1880), Bad Kreuznach (1911) und Mettmann (1893 - 1928), der sogenannten Töchterkiste, und Kaiserswerth (ab 1928)[4]. Auch die Versorgung der pensionierten Missionare und Hinterbliebenen, zum Teil wohnhaft in Missionshäusern (z.B. das Missionarsheim in Mettmann, Bismarckstr. 39 [5]), musste geschultert werden [6].

Mission in Südafrika

Die Gründung der ersten Station der Rheinischen Missionsgesellschaft in der Kapkolonie datiert auf das Jahr 1829. Sie trug den Namen Station Wupperthal (die Stadt Wupperthal gab es noch nicht). Die Rheinische Mission breitete ihre Tätigkeit danach auch in das nicht kolonisierte Gebiet nördlich der Kapkolonie, dem späteren Deutsch-Südwestafrika aus. Beim Aufstand der Herero und Nama suchten die Missionare zu vermitteln. Das Jahr 1918 brachte dann den Verlust der deutschen Kolonien. Dennoch ging die missionarische Arbeit weiter. Als sich die Rheinische Mission aus Südafrika zurückzog, wurden die verbliebenen Missionsgemeinden in die Niederländisch-reformierte Kirche integriert. Die Ausnahme ist die Station Wupperthal, die 1965 an die Herrnhuter Mission abgegeben wurde, die sich entsprechend ihrer Heimat Mähren später Moravian-Church nannte.

Mission auf Neuguinea

Seit 1887 war die Rheinische Mission in Madang (damals Friedrich-Wilhelmshafen) auf Neuguinea (deutsche Kolonie Kaiser-Wilhelmsland) vertreten. Die katholische Steyler Mission war in Madang erst seit 1895 vertreten.

Bis zum Schluss war die Rheinische Mission hauptsächlich in der Region Astrolabebai um Madang herum tätig. Sie betrieb dort etwa ein Dutzend Schulen mit (vor dem Ersten Weltkrieg) etwa 500 Schülern. 1913 hatte sie dort über neun Missionare, einen Missionshandwerker und acht Frauen stationiert. Um die hundert Christen waren damals getauft. Sie war damit weit weniger erfolgreich als die Neuendettelsauer Mission, die ein Jahr vor der Rheinischen Mission, 1886, in Finschhafen ihre Arbeit aufgenommen hatte. Vor allem in den ersten Jahren ihres Wirkens hatte die Rheinische Mission viele Verluste zu erleiden: Zwanzig Missionare starben, zwei davon bei Übergriffen der Einheimischen.

Missionsgebiete bis zum Ersten Weltkrieg

1913 sandte die Rheinische Missionsgesellschaft ihre Boten aus nach dem Kapland, nach Deutsch-Südwest-Afrika und Ovamboland, nach Niederländisch Indien (heute Indonesien) auf die Inseln Borneo, Sumatra, Nias sowie die des Mentawai-Archipels und Enggano, nach Süd-China in die Kanton-Provinz und nach dem Festland von Deutsch-Neuguinea, dem so genannten Kaiser-Wilhelm-Land. Die Gesamtzahl der Missionare betrug zu Anfang des Jahres 1913 207, darunter 166 ordinierte, 19 nicht ordinierte (Ärzte, Lehrer, Landwirte usw.) und 22 Schwestern. Dazu noch 154 Missionarsfrauen. [7]

Arbeit in der Nazizeit

Zwischen 1933 und 1945 brachte das sogenannte Dritte Reich größere Probleme für die Rheinische Mission. Sie hatte sich von der Bewegung der Deutschen Christen distanziert und eine Eingliederung in die Reichskirche abgelehnt. Stattdessen entstand eine Bindung an die Bekennende Kirche. Auch war die Arbeit schon vor Beginn des Zweiten Weltkrieges sehr behindert worden. Der Zweite Weltkrieg und der Zusammenbruch in Deutschland brachten große Probleme mit sich.

Zusammenschluss der deutschen evangelischen Missionsgesellschaften

1971 erfolgte der Zusammenschluss der Rheinischen Mission mit der Bethel Mission zur Vereinigten Evangelischen Mission (VEM), die 1996 zu der internationalen Kirchengemeinschaft Vereinte Evangelische Mission mit 34 selbständigen Kirchen aus Afrika, Asien und Deutschland wurde.

Nachwirkungen

Archiv und Museumsstiftung

In Wuppertal werden in den Häusern der Mission in der Rudolfstraße durch die VEM im Archiv und in der Museumsstiftung die Geschichte und die Tradition der evangelischen Missionsgesellschaften gepflegt. Die von den Missionaren zusammengetragenen Kulturgüter der Missionierten sind in einem Völkerkundemuseum der Öffentlichkeit zugänglich. Die Stiftung vergibt einen Studien- (500 €) und einen Forschungspreispreis (1000 €) für akademische Abschlussarbeiten aus der interkulturellen Forschung.

Missionsfriedhof

Auf dem Unterbarmer Friedhof ist ein separat gelegener Teil vorbehalten den Gräbern der Missionare der Rheinischen Mission und deren Ehefrauen.

Literatur

  • Nicole Glocke: Zur Geschichte der Rheinischen Missionsgesellschaft in Deutsch-Südwestafrika unter besonderer Berücksichtigung des Kolonialkrieges von 1904 bis 1907, Bochum 1997.
  • Kurt Panzergrau: Die Bildung und Erziehung der Eingeborenen Südwestafrikas durch die Rheinische Missionsgesellschaft von 1842-1914. Ein Beitrag zur Beziehung von Pädagogik und Kolonialismus., Akademischer Verlag München, 1998, ISBN 3-932965-11-6
  • Heinz Schütte: Der Ursprung der Messer und Beile. Gedanken zum zivilisatorischen Projekt rheinischer Missionare im frühkolonialen Neuguinea. Hamburg: Abera Verlag, 1995, ISBN 978-3-934376-01-4.

Quellen

  1. Missionar A. Schneider: Die Töchterkiste zu Mettmann in Unsere Gemeinde, Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinde Mettmann, Nr. 11/12, 1965 S. 2 f.
  2. Vierundachtzigster Jahresbericht der Rheinischen Missionsgesellschaft vom Jahre 1913 , Barmen, Mai 1914, S. 182 f.
  3. 84ter Bericht 1913, S.168 ff
  4. A. Schneider, S. 2
  5. A. Schneider, S. 2
  6. 84ter Bericht 1913, S. 144 ff
  7. zitiert nach: Die Rheinische Missionsgesellschaft, Ein Merkblatt für ihre Freunde auf das Jahr 1914


Weblinks


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