Wilhelm Stein (Pfarrer)

Wilhelm Stein (Pfarrer)
Wilhelm Stein, Frontispiz aus Predigten über die evangelischen Pericopen, 1850

Wilhelm Stein (* 8. Juli 1807 in Kirchen an der Sieg; † 1. Juli 1849 in Niederkleen) war ein evangelischer Pfarrer und Bergwerksingenieur.

Leben

Wilhelm Stein besuchte zeitweise das Gymnasium in Wetzlar. 1825 bot die Deutsch-amerikanische Bergwerksgesellschaft in Elberfeld seinem Vater Johann Ludwig Stein, einen Vertrag zur Beteiligung an der Ausbeutung mexikanischer Silberminen an. Der Vater nahm das Angebot an, und nahm seinen ältesten, damals 18-jährigen, Sohn mit nach Mexiko. Nach dreimonatiger Überfahrt erreichten sie am 30. November die Hafenstadt Alvarado, nach 15-tägigem Marsch Mexiko-Stadt und schließlich den Bestimmungsort, die Silbergruben von Chico. Bereits am 30. April 1826 starb der Vater, erschöpft durch die lange Reise und erkrankt. Wilhelm bot sich daraufhin der Bergwerksgesellschaft an, woraufhin er drei Jahre lang die Leitung einer Silbererzgrube betrieb.

1829 kehrte Stein nach Deutschland zurück, um an der Bergakademie in Freiberg Bergwissenschaften zu studieren. Eine Lungenentzündung, kurz vor Studienbeginn, deren Auswirkung ihn sein Leben lang begleiten sollte, und ihn schließlich auch früh sterben ließ, erlaubte ihm nun kein anstrengendes Leben im Bergwerk mehr. Auf Anraten von Verwandten studierte er nun evangelische Theologie, ab Herbst 1829 in Bonn, von Frühjahr bis Herbst 1831 in Halle, dann wieder in Bonn. 1833 und 1834 bestand er das erste und zweite theologische Examen. Auf Anstellung als Pfarrer bestand wegen der vielen Kandidaten keine Aussicht, weshalb er als Hauslehrer in Elberfeld arbeitete. Stein stand als Theologe der Theologie und dem Glauben anfangs eher gleichgültig gegenüber und spottete sogar über das „mystisch-pietistisch Wesen“ in Elberfeld. Nachdem er jedoch Schriften von Friedrich Schleiermacher und Wilhelm Leipoldt (Leiter der Barmer Missionsgesellschaft) gelesen hatte, wandte er sich vom Rationalismus zum Glauben. Stein bot seine Dienste der Barmer Missionsgesellschaft an, die ihn nach Nordamerika schicken wollte. Seine Verwandten versuchten ihn jedoch von dem Vorhaben abzubringen und suchten bei der Koblenzer Kirchenbehörde um eine Anstellung als Pfarrer an.

Ev. Kirche in Niederkleen, Südansicht

Die Kirchenbehörde bot eine Stelle in Niederkleen an, wo der alte Pfarrer in Ruhestand ging. Stein wurde am 10. August 1836 in der örtlichen Kirche ordiniert. Stein beeindruckte die Gemeinde durch seine Entschiedenheit und ungekünstelte Einfachheit beim Predigen, nicht zuletzt da der alte Pfarrer durch langjährige Krankheit die Predigten jungen schnell wechselnden Vikaren ohne Erfahrung überlassen hatte. Steins Predigten übten eine hohe Anziehungskraft aus, sodass auch Gläubige aus nahen Dörfern kamen und die Kirche besonders im Sommer oft überfüllt war. Von Niederkleen aus ging eine Erweckungsbewegung ins umliegende Hüttenberger Land. Stein wurde in den benachbarten Dörfern jedoch auch als „krasser Zelot“, „finsterer Sittenprediger“, „Pietist“ und „Mystiker“ geschmäht. Durch Kasualreden (anlassbedingte Reden), Schulunterricht und öffentliche Katechisationen wurde Steins Einfluss vermehrt spürbar. Kirchweihfeste und Leichenschmäuse wurden abgeschafft, Jugendtreffen in Spinnstuben kritisiert. Stein teilte sich mit seinem Vorgänger im Pfarramt, der das Pfarrhaus weiter bewohnte, bis zu dessen Tod 1842 die Pfarreinkünfte. Steins Schwester Friedericke führte ihrem Bruder den Haushalt. 1839 wollte ihm die Kirchenbehörde in Anerkennung seiner Leistung eine rentablere Stelle als Pfarrer zuteilen. Da er jedoch in der Gemeinde bleiben wollte, bat er stattdessen um eine finanzielle Zulage, die er auch erhielt. Mit 39 Jahren heiratete Stein 1846 trotz großen Altersunterschieds Margaretha von Schönberg, die, aus Nürnberg kommend, von Stein und seiner Schwester im Pfarrhaus erzogen worden war. Das Paar hatte zwei Kinder. Seit 1847 schwankte Steins Gesundheit, trotz wiederholter Kuraufenthalte in Bad Ems, so stark, dass er seine Pflichten nur noch eingeschränkt wahrnehmen konnte. Ende Juni 1849 erlitt er einen Blutsturz, von dem er sich nicht mehr erholte.

Werke

  • A. Lindenborn (Hrsg.): Predigten über Evangelische Pericopen. 1850

Literatur

  • Ulrich Kulke: XIII Das Leben des Pfarrers Wilhelm Stein. In: Aus der Geschichte der Kirche in Niederkleen, Monatshefte für evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes, Jahrgang 27, 1978, Heft 26, S. 40–47
  • Otto Renkhoff: Stein, Wilhelm (Biographie-Nr. 2647). In: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. vollst. überarb. u. erw. Auflage, Wiesbaden 1992, S. 780

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