Trittin

Trittin
Jürgen Trittin (Dezember 2008)

Jürgen Trittin (* 25. Juli 1954 in Bremen-Vegesack) ist ein deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen).

Er ist seit 2005 stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Von 1990 bis 1994 war er niedersächsischer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und von 1998 bis 2005 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Nach dem Abitur 1973 begann Trittin mit der Ableistung seines Wehrdienstes, verweigerte dann aber den Kriegsdienst und leistete Zivildienst. Er absolvierte ein Studium der Sozialwissenschaften in Göttingen, das er als Diplom-Sozialwirt beendete. Während seines Studiums war er Mitglied des Kommunistischen Bundes (KB) und zeitweilig im AStA sowie als Präsident des Studentenparlaments tätig. Er war danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fraktionsassistent und als freier Journalist tätig.

Jürgen Trittin ist unverheiratet und hat eine Tochter. Er lebt in Berlin-Pankow.

Partei

Seit 1980 ist Trittin Mitglied bei den Grünen. Von 1994 bis 1998 war er Sprecher des Bundesvorstandes von Bündnis 90/Die Grünen. Er gehört dem Parteirat der Grünen an. Im November 2008 wählte die Bundesdelegiertenversammlung der Grünen Renate Künast und Jürgen Trittin zu ihren Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2009.

Abgeordneter

Von 1984 bis 1990, sowie von 1994 bis 1995 war er Mitglied des Landtages von Niedersachsen. Hier war er von 1985 bis 1986 sowie von 1988 bis 1990 Vorsitzender der Grünen-Landtagsfraktion. 1994 wurde er zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt.

Seit 1998 ist er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier ist er seit 2005 stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und politischer Koordinator des Fraktionsarbeitskreises IV „Außenpolitik, auswärtige Kulturpolitik, Menschenrechte, Entwicklungspolitik, Verteidigung, Europa“.

Jürgen Trittin ist stets über die Landesliste Niedersachsen in den Deutschen Bundestag eingezogen. Bei der Bundestagswahl 2005 bewarb er sich um ein Direktmandat im Wahlkreis Göttingen, wo er 7,8 % der Erststimmen erreichte. 2009 führt er die Bundestagsliste Niedersachsen mit Brigitte Pothmer als Spitzenkandidat an.

Öffentliche Ämter

Von 1990 bis 1994 war er im Kabinett von Ministerpräsident Gerhard Schröder Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Niedersachsen.

Seit dem 27. Oktober 1998 war er in der von Bundeskanzler Gerhard Schröder geführten Bundesregierung Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In dieser Position handelte er den sogenannten Atomausstieg aus.

Nachdem die Landwirtschaftsministerin Renate Künast zur Vorsitzenden der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen gewählt wurde, nahm Trittin ab dem 4. Oktober 2005 die Geschäfte des Bundesministers für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft wahr.

Am 18. Oktober 2005, dem Tag der Konstituierung des 16. Deutschen Bundestages, wurde er gemeinsam mit den übrigen Bundesministern aus dem Amt entlassen und gleichzeitig von Bundespräsident Horst Köhler mit der Wahrnehmung der Geschäfte bis zur Bildung einer neuen Bundesregierung beauftragt. Nach der Wahl von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin schied er am 22. November 2005 endgültig aus dem Amt.

Politische Ausrichtung

Trittin wird zum linken Flügel der Partei gerechnet. Anders als die sogenannten Fundamentalisten („Fundis“) steht er für die Idee einer Durchsetzung sozialer und ökologischer Politikziele durch die Beteiligung der Grünen an Regierungskoalitionen. Trittin setzt sich besonders für Ziele der Ökologie ein. So setzte er ältere Konzepte der vorherigen Regierung um, wie zum Beispiel das Dosenpfand. Bei der Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke gelang ihm eine Gratwanderung zwischen den Interessen der grünen Basis und der Atomkraftgegner und den Interessen der Atomindustrie. Er setzte mit dem Atomausstieg die Begrenzung der Laufzeiten der Atomkraftwerke durch.

In der Klimapolitik vertritt er den drastischen Abbau von Treibhausgasen und eine Wirtschaftspolitik, die auf das Ziel einer CO2 freien Produktion und Wirtschaftsweise ausgerichtet ist. Er engagiert sich für die Umsetzung des Kyoto-Protokolls, insbesondere durch die Einführung des Emissionshandels in der EU durch multilaterale Konferenzen und Abkommen. Damit bereitete er die Verabschiedung eines Nachfolgeabkommens nach 2012 vor. Daneben kam es unter seiner Verantwortung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz zu einem starken Ausbau der regenerativen Energien, wie z. B. Solarenergie und Windkraft, in Deutschland (Nachhaltigkeit).

Seit seinem Ausscheiden aus dem Amt des Umweltministers engagiert sich Trittin in seiner parlamentarischen Arbeit vor allem in der Außenpolitik und der Europapolitik. In der Energieaußenpolitik setzt er sich für einen weltweiten Ausbau der Erneuerbaren Energien und gegen die Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Öl ein.

Kritik

In seiner Frühzeit geriet Trittin in die Kritik, als er in die Nähe des sogenannten Mescalero-Briefs gerückt wurde. In diesem Brief wird von „klammheimlicher Freude“ über den Tod des RAF-Opfers Siegfried Buback geschrieben.[1]. Trittin distanzierte sich jedoch vom Inhalt dieses Briefes.

Im März 2001 unterstellt Trittin in einem Interview, der Generalsekretär der CDU Laurenz Meyer hätte „nicht nur die Frisur, sondern auch die Mentalität eines Skinheads“, da dieser in einem Interview äußerte, er sei „Patriot und stolz darauf, Deutscher zu sein“. Trittins Entschuldigung, er hätte Meyer nicht persönlich gemeint, wurde von Meyer nicht akzeptiert. Trittin räumte später ein, sich im Ton vergriffen zu haben.

Seine Arbeit als Bundesumweltminister wurde vor allem von Seiten der Energieunternehmen wegen des Atomausstiegs kritisiert. Das unter seiner Ägide eingeführte Dosenpfand geriet zunächst von Seiten der Verpackungsindustrie und der Getränkewirtschaft in die Kritik, später wegen mangelnden Erfolges bei der Mehrwegquote von Seiten der Vertreter schärferer Regelungen. Die Wirtschaft kritisierte zusätzliche Belastungen durch Ökosteuer, EEG und Umweltauflagen. Jürgen Trittin wurde häufig eine Innovationsverhinderung durch übertriebenen Natur- und Umweltschutz vorgeworfen.

Trittin gilt als polarisierender Politiker und wird aufgrund seiner oft scharfen Polemik immer wieder von politischen Gegnern scharf kritisiert. Für manche Vertreter konservativer Denkrichtungen in Parteien und Medien gilt Trittin als Symbolfigur für die Unmöglichkeit von Koalitionen mit den Grünen. Beispielhaft dafür stehen Beschimpfungen wie „Ökostalinist“ durch den ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Michael Glos oder „Salonbolschewist“ durch den damaligen Generalsekretär der CSU, Markus Söder.

Kabinette

Veröffentlichungen

  • Jürgen Trittin: Gefahr aus der Mitte. Die deutsche Politik rutscht nach rechts., 1993 (Innen/Außenpolitik)
  • Jürgen Trittin: Welt Um Welt, 2002 (Globalisierung und Umweltschutz)
  • Joachim Radkau, Frank Uekötter (Hg.): Naturschutz und Nationalsozialismus, Campus 2003 (mit Vorwort von Jürgen Trittin)

Quellen

  1. Mescalero-Nachruf: Gegenangriff

Weblinks


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