Trommeschläger Computer Service

Trommeschläger Computer Service
Colour Genie, Version von 1983 mit Pegelanzeige
Colour Genie mit Diskettenlaufwerk und Joysticks (2006)
Bilschirmphoto des Spiels Colour Kong
Joysticks EG2013

Das Colour Genie (EG2000) war ein 8-Bit-Computer, der im August 1982 auf den deutschen Markt kam. Es war das letzte Modell der „Genie“-Serie und sollte u. a. dem ZX Spectrum Konkurrenz machen. Das Gerät erreichte trotz anfänglichen Erfolgen nicht die angestrebten Verkaufszahlen und spielte insbesondere nach dem Erfolg des später vorgestellten C64 und einer Negativ-Bewertung in der Zeitschrift Test der Stiftung Warentest keine große Rolle mehr. Hergestellt wurden die Genies von EACA in Hongkong. Der Vertrieb in Deutschland erfolgte über die Firma Trommeschläger Computer Service (TCS) und den Computerfachhandel z. B. über die Firma Schmidtke Electronic in Aachen. Nach dem Konkurs von EACA und somit dem Wegfall eines der Hauptlieferanten musste auch TCS im August 1985 Konkurs anmelden.

Die Programmierung erfolgte entweder über einen Assembler-Compiler oder über das im ROM hinterlegte Colour Basic. Nach dem Anschluss eines Diskettenlaufwerks erweiterte sich über einen ROM-Baustein auf der Cartridge, die über ein Flachbandkabel mit dem Diskettenkontroller verbunden war, der BASIC-Befehlssatz, vor allem um Befehle zur Verarbeitung von Zeichenketten. Außerdem kamen die für den Diskettenbetrieb benötigten CMD" " Befehle hinzu. Auf der Platine der Cartridge war auch Platz für ein drittes (EP)ROM das dann z. B. einen Maschinensprachemonitor oder ein Hardcopy Programm enthalten konnte.

Von verschiedenen Drittanbietern (meist einzelne Programmierer) und der Firma TCS selbst wurden viele verschiedene Programme für das Colour Genie angeboten. Vor allem bei Spielen und Lernprogrammen gab es eine reichliche Auswahl, aber auch Textverarbeitung, Malprogramme oder Datenbankprogramme waren vorhanden.

Die Benutzung des Kassettenrecorders als Speichermedium stellte eine große Herausforderung für die Geduld dar. Es dauerte zum Beispiel gut 20 Minuten (!) das Spiel „Deathtrap“ (ein 3D-Adventure mit aus den programmierbaren Zeichen gebildeter Grafik, der Spieler lief Schrittweise durch ein Labyrinth und musste Rätsel lösen) – welches von der Größe her mit das umfangreichste Programm war – zu laden. Die Kassetten, auf denen die Spiele verkauft wurden, waren oft mit einem simplen Zusatzbit am Ende als Kopierschutz versehen, der Kopierversuche erschweren sollte. Es wurde sogar extra ein Programm vertrieben, welches Kassettenprogramme mit Kopierschutz versah (und mit dem die Kassetten dennoch – wie auch mit jedem guten HIFI-Kassettendeck mit zwei Laufwerken – kopiert werden konnten).

Die Basicprogrammierung erfolgte nicht wie heute üblich mit einem Texteditor, sondern mit einem Zeileneditor.

Es gab einen Grafik- und einen Textmodus für die Anzeige, zwischen denen im Programm hin- und hergeschaltet werden konnte. Da die beiden Videospeicherbereiche an unterschiedlichen Adressen lagen war es so möglich während einer Textdarstellung im Hintergrund schon mal die Grafik aufzubauen. Eine Textdarstellung war auch im Grafikmodus möglich, aber die geringe Auflösung dieses Modus machte die Schrift extrem groß. Viele Spiele nutzten daher nicht den Grafikmodus, sondern bauten die Grafiken aus Sonderzeichen, welche sich auch frei definieren ließen, auf. Ein einfacher Flugsimulator (eine Version eines TRS-80 Programms) benutzte so im Textmodus Sonderzeichen, um die einfache, ruckelnde Vektorlandschaft und die Instrumente darzustellen. Durch entsprechende Programmierung der CRT-Register konnte die Grafik- und Textauflösung in begrenzten Bereichen verändert werden, Anwendung fand dies z. B. in den Spielen Chopper und Trashman.

In Deutschland wurden auch „Grafikkarten“ als Erweiterung angeboten, die allerdings nur die Zeichenanzahl im Textmodus veränderten.

Der Joystick EG2013 war eine Besonderheit, da er nicht wie bei Atari, Amiga und C64 üblich digital, sondern analog abgefragt wurde. So lieferte der Joystick ja nach Stellung Werte zwischen 0 und 255 für die X- und Y-Achse (128 in Mittelstellung). So ließ sich eine Steuerung realisieren, welche die Weite der Joystickbewegung berücksichtigte. Zweigte man die Steuerleitungen der Tastatur zu einer 9-poligen Buchse ab, konnte auch ein Atari-kompatibler Joystick verwendet werden. Alle Spiele, die die Pfeiltasten und die Leertaste verwendeten, konnten so auch mit einem Joystick gespielt werden.

Der Soundchip ermöglichte auch Sprachausgaben, wie z. B. im Spiel Crazy Paint II. Hier hat der Programmierer zwei kurze Samples seiner eigenen Stimme verwendet.

Vom Colour Genie wurden nacheinander verschiedene Modelle (s. u.) produziert.

In Deutschland wurde das Handbuch „COLOUR BASIC - leicht gelernt“ mitgeliefert und es gab einen User-Club mit eigenem Clubmagazin.

Daten Colour Genie EG 2000

  • Prozessor: Z80A, 8 Bit, 2,2 MHz
  • BASIC ROM: 16 kb
  • RAM: 16 kb (32 kb mit 16 kb Speichererweiterung); Teile des RAM Speichers werden vom (Disketten)Betriebssystem genutzt, der verfügbare BASIC Speicher kann mit ?MEM angezeigt werden; wird beim Einschalten des Colour Genies die <MOD SEL> Taste festgehalten, so wird der Grafikspeicher dem verfügbaren BASIC Speicher hinzugefügt
  • adressierbarer Speicher: 64 kb (0000 hex - FFFF hex)
  • Tastatur: Schreibmaschine (QWERTY mit 63 Tasten, mit Belegung für Grafikzeichen und Farbänderung, 4 Funktionstasten)
  • Bildschirmauflösungen: 160×96×4 Farben (orange, grün, blau, schwarz); 40×24 Zeichen in 16 Farben
  • Unterstützung von Sprites durch das BASIC
  • 128 frei definierbare Zeichen
  • Tonkänale: 3+1 Rauschkanal, mono (Soundchip AY-3-8910)
  • interner Lautsprecher (über Kippschalter abschaltbar). Ältere Modelle hatten keinen Lautsprecher.
  • Anschlüsse: Speichererweiterung intern, Audio Ausgang, Composite Video Ausgang für Monitor oder TV, Antennenkabel, Lichtgriffel, RS232, Drucker (Centronics, Interfacekabel wurde benötigt), Kassettenrekorder, Joystick, Diskettenlaufwerk 5¼ Zoll über Erweiterungsport
  • interner Transformator mit angeschlossenem Stromkabel (Eurostecker)
  • Maße: 34,0 × 9,0 × 28,0 cm
  • damaliger Verkaufspreis bei Erscheinen: ca. 1.000 DM (ca. 511 EUR); Zubehör: Handbuch, Demokasette, Kabel für Anschluss eines Kasettenrecorders (DIN-Stecker auf 2 × Mini-Klinke)

Anmerkungen

  • Bei den ersten Modellen war der Algorithmus des Basic-Befehls zum Füllen von Bildschirmbereichen bis zur einer Grenzfarbe fehlerhaft implementiert: die Farbe „lief aus“. Man konnte die – in einer Steckfassung untergebrachten – Halbleiterbausteine im DIL-Gehäuse mit dem Basic-Intepreter an den deutschen Distributor einschicken und bekam ca. 2 Wochen später eine korrigierte Version zurück. Offensichtlich war aber der Speicherplatz nicht ausreichend, sodass die Befehlsoption zum „schlagartigen“ Farbwechsel des Bildschirmhintergrunds im Grafik-Modus entfallen war und durch eine wesentlich langsamere Methode (Zeichnen einer „Box“ in der gewünschten Farbe über den ganzen Bildschirm) ersetzt werden musste.
  • Das letzte Modell (ab April 1983) des Colour Genies hatte eine Bildschirmauflösung von 40×25 Zeichen, eine Grafikauflösung von 160×102 Punkten und einen Pegelmesser für den Kassettenrekorderanschluss. Außerdem wurde der Basic-befehlssatz verändert.
  • Es gibt verschiedene Versionen des Zeichensatz ROMS. Bei der einen sind die Zeichen am Anfang des Zeichensatzes Blockgrafiken, in der anderen hochgestellte Ziffern.
  • Das COLOUR-BASIC war eine „aufgebohrte“ Version des Microsoft BASIC, das u. a. im TRS-80 Verwendung fand. Erkennbar ist dies an der sehr ungewöhnlichen Art, in der der BASIC-Befehl FCOLOUR codiert wurde: Der String für das Token lautet nur „FCOLOU“, danach folgt im Speicher der Buchstabe „R“. Der Grund für diese seltsame Codierung – alle anderen Token-Strings sind vollständig – liegt in einer Limitierung im ursprünglichen Microsoft-BASIC auf maximal sechs Zeichen für einen Token-String.
  • Die Token-Werte für die 26 nicht im ursprünglichen Microsoft-BASIC enthaltenen Tokens, also für die des COLOUR-BASIC, bestehen aus je zwei Bytes mit Werten zwischen 0xff,0x80 und 0xff,0x99.

Literatur

  • Test, Ausgabe 10/1987, S. 17
  • Mein Colour-Genie, Ralf Marquis, Sybex-Verlag GmbH, 1984 1. Auflage, ISBN 3-88745-063-9

Weblinks

  • 1 Hier können zwei Emulatoren nebst Softwaresammlung für DOS und Windows 9x heruntergeladen werden
  • 2 Colour Genie mit Bildern, Screenshots, Werbebroschüren (heute unfreiwillig komisch), Links auf weitere Seiten am unteren Rand der Seite
  • 4 FTP-Archiv mit Handbüchern, Softwareanleitungen und Diskettenabbildern
  • 5 Colour Genie Homepage

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