Tschajanow

Tschajanow

Alexander Wassiljewitsch Tschajanow (russisch Александр Васильевич Чаянов, wiss. Transliteration Aleksandr Vasil'evič Čajanov; * 1888; † 1937, 1938 oder 1939) war ein russischer Agrarwissenschaftler.

Er wandte sich gegen die gewaltsame Kollektivierung der Landwirtschaft in der UdSSR und fand so das Missfallen von Josef Stalin. Der bekannteste Vertreter und das geistige Oberhaupt der russischen Agrarwissenschaft wurde auf dem Höhepunkt der Kollektivierungskampagne als Professor entlassen und 1930 verhaftet. Der NKWD bezichtigte ihn, Haupt der „Werktätigen Bauernpartei“ im Zentralen Schwarzerdegebiet zu sein, einer Partei, die Tschajanow in seinem utopischen Roman „Reise meines Bruders Alexej ins Land der bäuerlichen Utopie“ von 1920 erfunden hatte. Gegen ihn wurde ein Schauprozess geführt. Tschajanow wurde 1932 für fünf Jahre in einem kasachischen Straflager interniert. Aber kurz nach seiner Freilassung erfolgte am 3. Oktober 1937 eine erneute Verhaftung. Diese Haft überlebte Tschajanow offensichtlich nicht. Über die genauen Umstände seines Todes und das Todesdatum gibt es bis heute keine Angaben.

Auch Tschajanows Frau wurde verhaftet und verbrachte 18 Jahre in Arbeitslagern Stalins.

Tschajanows Sohn Wasilij Alexandrowitsch Tschajanow recherchierte die Umstände des Todes seines Vaters und gelangte in den Besitz der Verhörprotokolle, in denen man Tschajanow auf absurde Weise zum Führer einer antisowjetischen Partei deklarierte.

Tschajanows ökonomisches Hauptwerk „Die Lehre von der bäuerlichen Wirtschaft“ wird heute insbesondere von Entwicklungsökonomen hoch geschätzt.

Tschajanow zählt zu den Thünenforschern.

Tschajanows Roman „Reise meines Bruders Alexej ins Land der bäuerlichen Utopie“ kann man unter http://web.resist.ca/~nemesisa/tschajanow-reise-meines-bruders-alexej1.htm ansehen.
Alexander Tschajanow ist auch als Autor der neuromantischen Erzählungen bekannt:

  • „Die Geschichte einer Friseurpuppe“ (1918)
  • „Wenediktow “ (1922)
  • „Der venezianische Spiegel“ (1923)
  • „Die unglaublichen Abenteuer vom Grafen Buturlin“ (1924)
  • „Julia, oder Begegnungen beim Jungfrauenkloster“ (1928)

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