Turingtest

Turingtest

Der Turing-Test wurde 1950 von Alan Turing vorgeschlagen, um die Frage „Können Maschinen denken?“ zu entscheiden. Der aus der Anfangszeit des Informatik-Teilbereichs Künstliche Intelligenz stammende und seither legendäre Test trug dazu bei, den alten Mythos von der denkenden Maschine für das Computerzeitalter neu zu beleben.

Inhaltsverzeichnis

Testablauf

Im Zuge dieses Tests führt ein menschlicher Fragesteller über eine Tastatur und einen Bildschirm ohne Sicht- und Hörkontakt mit zwei ihm unbekannten Gesprächspartnern eine Unterhaltung. Der eine Gesprächspartner ist ein Mensch, der andere eine Maschine. Beide versuchen, den Fragesteller davon zu überzeugen, dass sie denkende Menschen sind. Wenn der Fragesteller nach der intensiven Befragung nicht klar sagen kann, welcher von beiden die Maschine ist, hat die Maschine den Turing-Test bestanden.

Der totale Turing-Test verwendet zusätzlich ein Videosignal, mit dem die optische Wahrnehmung der Programme getestet werden kann.

Kritik

Es ist eine Reihe von Argumenten vorgebracht worden, die den Turing-Test als ungeeignet zur Feststellung von Intelligenz ansehen:

  • Die „Simulation einer zwischenmenschlichen Unterhaltung“ ist weniger als Intelligenz und testet also nur einen Teil dessen, was unter (menschlicher) Intelligenz verstanden wird.
  • Eine Maschine könnte intelligent sein, ohne dass sie wie ein Mensch kommunizieren kann.
  • Viele Menschen (z. B. kleine Kinder oder Menschen mit psychischen Problemen) würden den Turing-Test nicht bestehen, sind aber trotzdem intelligent.
  • Menschen, die nicht mit den Testbedingungen kooperieren, würden den Test nicht bestehen, was auch für die postulierte intelligente Maschine denkbar wäre – die Nichtkooperation zeugt nicht von Dummheit.
  • Falls Intelligenz und Bewusstsein einander nicht bedingen, kann der Turing-Test die Frage nach dem Bewusstsein einer Maschine nicht beantworten.
  • Die Größe einer Datenbank von möglichen Gesprächsverläufen ist durch die Laborsituation beschränkt. Ein reines Durchsuchen von Datensätzen durch den Computer würde dem Turing-Test zufolge schon Intelligenz bedeuten.

Prognosen und Ergebnisse

Turing vermutete, dass es bis zum Jahr 2000 möglich sein werde, Computer so zu programmieren, dass der durchschnittliche Anwender eine höchstens 70-prozentige Chance habe, Mensch und Maschine erfolgreich zu identifizieren, nachdem er fünf Minuten mit ihnen „gesprochen“ hat. Dass sich diese optimistische Vorhersage nicht erfüllte, gilt heute für einige als Zeichen der Überheblichkeit seitens der Pioniere der künstlichen Intelligenz.

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Bislang hat kein Computerprogramm den Turing-Test bestanden. Programme wie ELIZA oder AOLiza sind Versuchspersonen gegenüber kurzzeitig als menschlich erschienen, ohne dass sie den Turing-Test formal bestehen könnten, da sie in ihrer Antwortstrategie nur scheinbar auf ihr Gegenüber eingingen und den Versuchspersonen nicht bewusst war, dass sie es mit nichtmenschlichen Gesprächspartnern zu tun hatten.

Im Oktober 2008 wurde bei einem Experiment an der University of Reading, bei dem sechs Computerprogramme teilnahmen, die 30-Prozent-Marke knapp verfehlt. Das beste Programm schaffte es, 25 Prozent der menschlichen Versuchsteilnehmer zu täuschen.[1]

Loebner-Preis

Der Loebner-Preis ist seit 1991 ausgeschrieben und soll an das Computerprogramm verliehen werden, das als erstes den Turing-Test besteht. Der Preis ist nach Hugh G. Loebner benannt und mit 100.000 US-Dollar und einer Goldmedaille dotiert. Bisher konnte jedoch kein Computerprogramm die nötigen Voraussetzungen erfüllen. Weiterhin wird jährlich ein Loebner-Preis an das Computerprogramm verliehen, das einem menschlichen Gespräch am nächsten kommt. Dieser ist mit 2.000 US-Dollar und einer Bronzemedaille dotiert.

Erwähnenswertes

Philip K. Dick verwendete in seinem 1968 erschienenen Roman Träumen Androiden von elektrischen Schafen? (1982 verfilmt mit dem Titel Blade Runner) den so genannten Voight-Kampff-Test, eine Variante des Turing-Tests. In einer gar nicht fernen Zukunft (2019) werden dort künstliche Menschen, sogenannte Replikanten, die physisch den Menschen gleichen, einem Empathietest unterzogen, der durch lange Befragungen ihre emotionale Reaktion prüft und hervorbringen soll, ob sie Mensch oder Replikant sind.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Computers still not quite clever enough to fool humans, Turing Test shows. The Daily Telegraph, 12. Oktober 2008

Literatur

  • Alan Turing: Computing Machinery and Intelligence, Mind, vol. LIX, no. 236, October 1950, S. 433–460 (online, HTML)
  • Donald Davidson Turings Test. In: Donald Davidson: Probleme der Rationalität. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-518-58471-5

Weblinks


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