- Turkmenien
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Türkmenistan Jumhuriyäti
Republik Turkmenistan
Flagge Wappen Amtssprache Turkmenisch Hauptstadt Aşgabat Staatsform Präsidialrepublik Regierungsform Einparteiensystem Staatsoberhaupt und Regierungschef Gurbanguly Berdimuhamedow Fläche 488.100 km² Einwohnerzahl 5.042.920 (Stand Juli 2006) Bevölkerungsdichte 10,3 Einwohner pro km² BIP nominal (2007)[1] 26.909 Mio. US$ (82.) BIP/Einwohner 5.189 US$ (77.) HDI 0,713 (109.) Währung Manat Unabhängigkeit 27. Oktober 1991 Nationalhymne Garaşsız, Bitarap, Türkmenistanıň döwlet gimni Zeitzone TMT (UTC+5) Kfz-Kennzeichen TM Internet-TLD .tm Telefonvorwahl +993 Turkmenistan (turkmenisch Türkmenistan; als veraltet gilt inzwischen die Bezeichnung Turkmenien, mit der die alte SSR bezeichnet wurde) ist ein Staat in Zentralasien am Kaspischen Meer. Nachbarländer sind der Iran, Afghanistan, Usbekistan und Kasachstan.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Turkmenistan grenzt (im Uhrzeigersinn) an Kasachstan, Usbekistan, Afghanistan, den Iran und das Kaspische Meer.
Nahezu 80% der Landfläche werden von der Wüste Karakum eingenommen, die sowohl aus Sand- als auch Geröllwüstengebieten besteht. Im Westen erstrecken sich die Hochebene von Türkmenbaşy und der Große Balkan (1.880 m ü. NN). Dieser fällt in Richtung Süden zum Karakum-Kanal (Turkmenischer Hauptkanal) ab, auf dessen anderer Seite die Landschaft in das Kopet-Dag-Gebirge übergeht, das sich größtenteils im Iran befindet, in Turkmenistan im Berg Reza 2.942 m und im Iran 3.191 m Höhe erreicht. Während Richtung Südosten nach Afghanistan noch einige Ausläufer des Gissargebirges aufragen, befindet sich der höchste Berg des Landes, der Ayrybaba (3.139 m), an der östlichen Grenze zu Usbekistan.
Es herrscht überall kontinentales Klima mit extrem heißen und trockenen Sommern und kalten Wintern.
Siehe auch: Klima in Turkmenistan
Bevölkerung
Den Hauptteil der Bevölkerung bilden die Turkmenen mit rund 77 %; die größten Minderheiten sind Usbeken (9 %), Russen (7 %), Kasachen (2 %), Tataren (1,1 %), Aserbaidschaner (0,8 %), Belutschen (0,8 %), Armenier (0,8 %), Ukrainer (0,5 %), daneben auch Koreaner und Tadschiken.[2]
Verteilung
Die höchsten Besiedlungsdichten weisen die Oasen im Vorland des Kopet-Dag, die Regionen am Unterlauf von Tedschen und Murgab, das Tal des Amudarja und die am Karakumkanal gelegenen Gebiete auf. 46 % der Bewohner leben in Städten.[3]
Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Aşgabat (797.900 Einwohner), Türkmenabat (234.828 Einwohner), Daşoguz (199.514 Einwohner) und Mary (114.690 Einwohner).
Siehe auch: Liste der Städte in Turkmenistan
Religionen
Etwa 90 % der Bevölkerung sind Muslime (Sunniten der hanafitischen Rechtsschule). 9 % gehören der Russisch-Orthodoxen Kirche an.[4]
Vertreten sind in Turkmenistan folgende Gemeinschaften: Schiitischer Islam (etwa 120.000 Anhänger), Judentum, Baptisten, Siebenten-Tags-Adventisten, Bahai, Hare Krishna, Greater Christchurch, Church of Christ, Light of the East, Full Gospel Christian und die Neuapostolische Kirche (= New Apostolic Church).
Siehe auch: Christentum in Turkmenistan
Zwar ist die Religionsfreiheit in der Verfassung festgeschrieben, doch waren lange nur die Russisch-Orthodoxe Kirche und der sunnitische Islam offiziell anerkannt.[5] Im Frühjahr 2004 wurden aufgrund internationalen Drucks die Bestimmungen für die Zulassung von religiösen Minderheiten gelockert.[6] Die Religionsfreiheit entspricht aber immer noch nicht den in westlichen Ländern üblichen Standards.[7]
Jüdische Minderheit
Die jüdische Religion ist in Turkmenistan nicht anerkannt. Es gibt keine Synagogen. Die Ausübung der Religion wird allerdings toleriert. [8] Viele turkmenische Juden sind nach Deutschland und Israel ausgewandert. Etwa 1000 Juden leben in Turkmenistan. Die meisten von ihnen hatten sich während des Zweiten Weltkriegs hier niedergelassen. Sie waren Flüchtlinge aus der Ukraine. Eine andere Gruppe sind die alteingesessenen Bucharischen Juden.
Bildung
Es besteht eine zehnjährige, allgemeine Schulpflicht ab dem 7. Lebensjahr. Das Schulsystem gliedert sich in folgende Stufen: die vierjährige Grundschule und die sechsjährige (Klassen 5–10) Mittelschule. Das Hochschulwesen umfasst die Turkmenische Staatsuniversität (gegründet 1950) in Aşgabat sowie acht Hochschulen und Fachhochschulen. Die unter Nyýazow eingeführten Änderungen im Bildungssystem (neun- statt zehnjährige Schulpflicht, zweijähriges Berufspraktikum vor der Zulassung zum Hochschulstudium, eingeschränkte Wahl der Studienfächer, Pflichtlektüre der Ruhnama in allen Lehrplänen) wurden inzwischen größtenteils zurückgenommen. Allerdings ist bisher unklar, wie erfolgreich die von Berdimuhamedow begonnenen Reformen tatsächlich sind.[9]
Geschichte
Frühgeschichte
Dazu gehört die Oasenkultur, das Dscheitun und der Namasga Tepe.
Von der Antike bis zur Neuzeit
Alexander der Große eroberte das Gebiet im 4. Jahrhundert v. Chr. auf seinem Weg nach Indien. 150 Jahre später errichtete das Partherreich seine Hauptstadt in Nisa, einem Gebiet um das heutige Aşgabat. Im 7. Jahrhundert n. Chr. nahmen die Araber die Region ein, wodurch die Bevölkerung mit dem Islam und der Kultur des Nahen Ostens in Berührung kam. Um diese Zeit entwickelte sich die Seidenstraße zu einem wichtigen Handelsweg zwischen Asien und Europa. Schon bald wurde das Gebiet des heutigen Turkmenistan als Chorasan bekannt, als der Kalif der Abbasiden, Al-Ma'mun, Merw zu seiner Hauptstadt erhob. Mitte des 11. Jahrhunderts versuchten die Seldschuken über Turkmenistan in Afghanistan einzufallen. Das Seldschukenreich zerfiel im späten 12. Jahrhundert und die Turkmenen verloren ihre Unabhängigkeit als Dschingis Khan auf seinem Weg nach Europa die Kontrolle über die Regionen östlich des Kaspischen Meeres erlangte. Die nächsten sieben Jahrhunderte lang lebten die Turkmenen unter verschiedenen Herrschern und führten fortwährend Stammeskriege untereinander. Über die turkmenische Geschichte vor der russischen Besetzung im 19. Jahrhundert ist wenig bekannt. Als die Turkmenen aus dem Gebiet der Mangyşlak-Halbinsel in das heutige Kasachstan bis an die Grenzen des Iran und in das Becken des Amudarja wanderten, festigten sich die Stammestraditionen und entwickelten sich weiter, wodurch sie die ersten Ansätze des heutigen turkmenischen Nationalbewusstseins bilden.
Die sowjetische Epoche
Bis 1894 hatte das Russische Reich die Herrschaft über Turkmenistan erlangt. Die durch die Oktoberrevolution von 1917 in Russland folgende politische Unruhe führte schließlich zur Ausrufung der Turkmenischen Republik als eine der 15 Republiken der Sowjetunion im Jahre 1924. Zu dieser Zeit wurden die heutigen Staatsgrenzen Turkmenistans gezogen.
Seit der Unabhängigkeit
Die Ära Nyýazow
Mit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahre 1991 wurde Turkmenistan ein eigenständiger Staat. Der frühere Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Saparmyrat Nyýazow, führte den Staat bis zu seinem Tod im Dezember 2006 als Staats- und Regierungschef mit Hilfe des Militärs und eines sehr aktiven Geheimdienstes äußerst rigoros und etablierte dabei einen allgegenwärtigen Personenkult.[10]
Ende 1999 ließ sich Nyýazow durch das Parlament zum Präsidenten auf Lebenszeit ernennen. Die Opposition wurde zunehmend unterdrückt, besonders nach einem (möglicherweise inszenierten) Attentat auf Nyýazow am 25. November 2002. 2003 ließ er sich von seinem Ministerkabinett zum Propheten ausrufen. [11] Am Ende von Nyýazows Herrschaft waren sämtliche Oppositionsparteien verboten, die meisten Oppositionspolitiker ins Ausland geflohen.
Nyýazow ließ auch Theater und Oper verbieten, ebenso das Rauchen in der Öffentlichkeit und die freie Wahl von Studienfächern. Eines seiner Bücher – die Ruhnama – bestimmte er zur offiziellen Pflichtlektüre für sein Volk. Überall wurden Statuen von ihm, seinem Vater und seiner Mutter aufgestellt. In der Hauptstadt entstanden luxuriöse Repräsentationsbauten und großzügige Plätze.
Gleichzeitig reduzierte der Türkmenbaşy („Führer der Turkmenen“), wie sich Nyýazow nennen ließ, die Sozialausgaben des Staates. 2004 wurden 15.000 Hospitalangestellte entlassen und durch Wehrpflichtige ersetzt. Nyýazow plante alle Krankenhäuser im Land zu schließen, bis auf eines in der Hauptstadt.[12] Anfang 2006 wurden auch die Renten und Behindertenzuschüsse drastisch gekürzt.[13]
Präsidentschaftswahlen
Als Nyýazow am 21. Dezember 2006 starb, ernannte der Sicherheitsrat den Vizeministerpräsidenten Gurbanguly Berdimuhamedow zum Übergangspräsidenten. Gemäß der Verfassung hätte eigentlich Parlamentspräsident Öwezgeldi Ataýew die Amtsgeschäfte übernehmen sollen. Unmittelbar nach dem Tod des „Türkmenbaşy“ eröffnete aber die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen Ataýew, um ihn sogleich zu verhaften.[14]
In den Präsidentschaftswahlen vom 11. Februar 2007 gingen laut offiziellem Ergebnis 89,23 % der abgegebenen Stimmen an Berdimuhamedow, bei einer Wahlbeteiligung von fast 99 %.[15] Neben Berdimuhamedow hatten sich fünf weitere Kandidaten um das Präsidentenamt beworben, allesamt Mitglieder der Regierungspartei. Die Opposition und internationale Organisationen sprachen deshalb von inszenierten bzw. unfairen Wahlen.[16]
Im Vorfeld der Wahlen und anlässlich der Amtseinführung am 14. Februar kündigte Berdimuhamedow Reformen an. Er versprach, allen Bürgern Zugang zum Internet zu verschaffen und die Bildungsangebote, die medizinische Versorgung und den Wohnungsbau auszuweiten. Er fügte aber hinzu, den von Nyýazow vorgegebenen Kurs beibehalten zu wollen, namentlich in der Außenpolitik sowie bei den Vergünstigungen für die Bevölkerung (Gas, Wasser, Strom und Salz sind gratis, Brot und Benzin sehr billig).[17]
Parlamentswahlen
Die vorletzte Wahl fand am 19. Dezember 2004 statt, bei der nur Kandidaten der Regierungspartei, der Demokratischen Partei von Turkmenistan, zugelassen waren.
Die jüngste Wahl vom 14. Dezember 2008 kann als erster Schritt zur Demokratisierung des Landes gesehen werden. Jedoch gehörten fast alle Kandidaten der Demokratischen Partei von Präsident Berdimuhamedow an. Die offizielle Wahlbeteiligung betrug 94 %.[18]
Politik
Turkmenistan ist gemäß der Verfassung von 1992 eine Präsidialrepublik.
Regierung
Der Inhaber des Präsidentenamtes ist zugleich Staats- sowie Regierungschef und ist mit weitreichenden, nahezu diktatorischen Vollmachten ausgestattet. Laut Verfassung wird er auf 5 Jahre direkt vom Volk gewählt. Er bestimmt die Richtlinien der Politik, verfügt über ein uneingeschränktes Verordnungsrecht und ernennt die Mitglieder der Regierung. Ferner ist das Amt eines stellvertretenden Ministerpräsidenten vorgesehen.
Der Präsident des Landes ist kraft seines Amtes auch Vorsitzender beider Parlamentskammern, jedoch wird für jede Parlamentskammer ein Vizepräsident bestimmt, der die Vorsitzendenfunktion faktisch ausübt. Diese Ämter, ebenso der Posten des Vize-Ministerpräsidenten bis 2001, erlebten in den Jahren vor Nijazows Tod einen häufigen Personalwechsel.
Der gegenwärtige Präsident ist Gurbanguly Berdimuhamedow, der im Dezember 2006 nach dem Tod Nijazows die Macht übernahm.
Legislative
Die Legislative besteht aus zwei Parlamentskammern:
- Die Versammlung (Mejlis) stellt das eigentliche Parlament dar, deren 125 Mitglieder für eine Legislaturperiode von fünf Jahren gewählt werden. Erstmals seit Einführung einer neuen Verfassung haben am 14. Dezember 2008 Parlamentswahlen stattgefunden. Bei Verkündigung der Resultate am 22. Dezember 2008 wurde über die Parteizugehörigkeit der Gewählten nichts bekannt.[19] Indes gehörten fast alle zugelassenen Kandidaten der Regierungspartei von Präsident Berdimuhamedow an.
- Der Volksrat (Halk Maslahaty) besteht aus 2507 Mitgliedern, deren größter Teil anhand eines Proporzschlüssels, der die regionale Herkunft des Abgeordneten berücksichtigt, ernannt wurde. Ein kleiner Anteil der Mitglieder wurde am 7. April 2003 gewählt. Seit der Verfassungsreform vom 26. September 2008 kommt dem Halk Maslahaty nur noch beratendende Funktion zu.[20]
Parteien
Das Land hat ein Einparteiensystem mit einer herrschenden Einheitspartei.
Die Demokratische Partei von Turkmenistan ist als einzige zugelassen. Daneben gibt es als Oppositionsparteien die Kommunistische Partei von Turkmenistan, die Republikanische Partei von Turkmenistan und eine Turkmenische Union der Demokratie. Die Oppositionsparteien sind allerdings nicht zugelassen und agieren vom Ausland aus.
Bis 2006 gab es eine erlaubte (scheinbare) Oppositionspartei, die Bäuerliche Gerechtigkeitspartei (auch Bauern-Gerechtigkeitspartei genannt).
Menschenrechte
Die Todesstrafe ist in Turkmenistan seit dem 1. Januar 2000 ausnahmslos abgeschafft, das Moratorium dafür entstand schon 1999. Bürgerliche Freiheiten werden in dem Land jedoch oft missachtet. [21]
Außenpolitik
Turkmenistan ist Mitglied der UNO, der GUS (nur Assoziierung, keine Mitgliedschaft), der ECO, der OIC und des OATCT. Es hat sich außenpolitisch für neutral erklärt. Unter anderem bedingt durch seine Regierungsform befindet sich Turkmenistan politisch in einer relativen internationalen Isolation.
Verwaltungsgliederung
Turkmenistan ist in fünf Provinzen (welaýatlar, Singular welaýat) mit rund 50 Distrikten unterteilt.
Die Provinzen sind:
Des Weiteren gibt es den Hauptstadtdistrikt Aşgabat
Liste der Distrikte Turkmenistans (Englisch)
Wirtschaft
Wirtschaftlich arbeitet Turkmenistan mit zahlreichen Ländern zusammen, die Interesse an den reichen Erdgas- und Erdölvorkommen Turkmenistans haben, unter anderem mit Russland (und dadurch indirekt auch mit Deutschland), der Türkei und den USA. Als deutsche Konzerne profitieren vor allem die Deutsche Bank, Siemens und die Daimler AG von Aufträgen des Regimes (z.B. Telefonnetz, Staatskarossen, High Tech). Landwirtschaftlich wird Turkmenistan vor allem durch den Anbau von Baumwolle genutzt, was überwiegend im Norden und Süden der Fall ist, wo gleichzeitig Bewässerungsland vorhanden ist. Die Industrie des Landes ist überwiegend Textil- und Chemieindustrie sowie Raffinerien.
Von der Härte des Regimes und den sozialen Problemen wird der Bevölkerung gegenüber damit abgelenkt, dass z. B. Gas und Strom kostenlos sind, was es nirgendwo anders gibt. Russland ist ein wichtiger Abnehmer von Gas, das somit auch in Westeuropa ankommt. Über den Umfang der turkmenischen Reserven, die ohne größere ausländische Investitionen nicht erschlossen werden können, besteht jedoch erhebliche Unsicherheit. Der diplomatische Balanceakt der EU-Staaten besteht darin, auf Einhaltung der Menschenrechte und internationaler Vereinbarungen zu drängen und sich dabei die Sympathien für die wirtschaftliche Zusammenarbeit nicht zu verscherzen oder Probleme bei der Gaslieferung zu bekommen. Ein großes Problem ist die weit verbreitete Korruption. Turkmenistan belegt einen der hintersten Plätze in der Statistik von Transparency International.
Bodenschätze
Turkmenistan verfügt über erhebliche Öl- und Gasvorkommen. Für die Erschließung, Ausbeutung und Verarbeitung sind die staatlichen Konzerne TurkmenGeologiya (TG), TurkmenNeft (TN), TurkmenGas (TG) und TurkmenNefteGazStroy (TNGS) zuständig. Sie gehen dabei Joint Ventures (JVs) und Production-sharing agreements (PSAs) mit ausländischen Konzernen ein, wobei die turkmenische Seite immer einen Anteil von größer 50 % hält.
Am 20. August 2008 unterzeichnete Präsident Berdimuhamedov das neue „petroleum law“.
Das erste nach einem internationalen Klassifizierungssystem erstelltes Gutachten zu den turkmenischen Gasvorkommen wurde im Oktober 2008 von der britischen Agentur Gaffney Cline and Associates veröffentlicht. Der Vertreter der britischen Energiezertifizierungsagentur betonte dabei, dass die Gasreserven Turkmenistans erheblich größer sind als bisher angenommen. Demzufolge besitzt Turkmenistan eines der größten Erdgasfelder der Welt. Das South Yolotan-Osman Field in der Nähe der afghanischen Grenze enthält förderbare Reserven von 4 bis 14 Billionen Kubikmeter Erdgas (umgerechnet 140 bis 495 Tcf). Mit 4 Billionen Kubikmetern wäre es eines der zehn größten Felder und mit 14 Billionen Kubikmetern das größte an Land befindliche Gasfeld der Welt. Mit 6 Billionen Kubikmetern würde es das ergiebigste turkmenische Gasvorkommen Dowletabad um das Fünffache übertreffen.
Turkmenistan exportiert das Öl und Gas über Russland, Kasachstan, Iran, Aserbaidschan und die Türkei auf die Weltmärkte. Öl wird auch per Schiff nach Baku (Aserbaidschan) und Neka (Iran) transportiert.
2008 wurden aus über 40 Feldern Öl und Gas gefördert.
Ausländische Produzenten:
- Dragon Oil (Irland; 51 % der Anteile hält das Emirat Dubai)
- Eni (Italien)
- Petronas (Malaysia)
- Maersk Oil (Dänemark) + Wintershall (Deutschland) + ONGC (Indien)
Siehe auch: Erdölgewinnung am Kaspischen Meer
Tourismus
Nach anfänglicher Öffnung des Landes für den internationalen Tourismus zu Beginn der 90er Jahre ist das Land heute Ausländern gegenüber eher abweisend. Zwar gibt es eine in Teilen vergleichsweise gute Infrastruktur aus Verkehrsmitteln, Hotels und Restaurants für Touristen, doch kaum noch Besucher. Turkmenen selbst reisen wenig und besuchen dabei vorwiegend die eigene Verwandtschaft. Turkmenistan ist ein an antiken Stätten reiches Land, insbesondere die verlassenen Oasen Merw und Nisa sowie die Stadt Köneürgenç (mit dem höchsten Minarett Zentralasiens). Doch auch die bizarre Wüstenlandschaft bietet Touristen einzigartige Erlebnisse. Naturwunder sind die brennenden Krater bei Derweze, der thermale Untergrundsee Köv Ata und der weltgrößte Salzwasserfall am Zufluss der Garabogaz-Gol-Bucht. Deutsche, Schweizer und Österreicher können ein Touristenvisum mit einer Aufenthaltsdauer von bis zu 30 Tagen bei den zuständigen turkmenischen Konsulaten beantragen. Dafür ist jedoch vor Beantragung des Visums die Buchung von Leistungen bei einem turkmenischen Reiseveranstalter notwendig (Voucher). Einfacher und flexibler ist ein Transitvisum mit einer Aufenthaltsdauer bis zu sieben Tagen.
Infrastruktur
Das Land ist ein Wüstenstaat. Die Verkehrsströme verlaufen gebündelt entlang der ehemaligen Seidenstraße in Ost-West-Richtung von Samarqand (Usbekistan) über Aşgabat nach Türkmenbaşy am Kaspischen Meer.
Zudem plant die turkmenische Regierung die Anlegung eines künstlichen Sees in der Karakumwüste. Die Fertigstellung des Projektes wird 2010 erwartet. Die Seefläche soll geschätzte 3500 km² betragen.
Die einzige internationale Fluggesellschaft des Landes ist Turkmenistan Airlines, der einzige internationale Flughafen ist in Aşgabat.
Siehe auch: Transkaspische Eisenbahn
Medien
In Turkmenistan erscheinen drei national verbreitete Tageszeitungen; der Anteil der Tageszeitungsleser beträgt 3 Leser pro 1000 Einwohner.[22] 1,4 % der Bevölkerung nutzten 2007 das Internet; die Breitbandverbreitungsquote lag 2002 unter 0,01 %.[23] Praktisch einziger Internet-Anbieter ist die staatliche Monopolgesellschaft TurkmenTelekom.[24]
Informationsfreiheit
In der „Rangliste der Pressefreiheit 2007“ von Reporter ohne Grenzen rangiert Turkmenistan auf dem drittletzten Platz, vor Nordkorea und Eritrea. Das gleiche gilt für das Jahr 2008.[25]
Alle inländischen Medien unterstehen der Zensur.[26] Kritische Journalisten müssen mit Verhaftung oder sogar Folter rechnen.[12]
Literatur
- Markus Wehner: Im Reich des großen Führers: Turkmenistan – eine zentralasiatische Despotie. In: Osteuropa, 2001 H. 2, S. 127–134
- [Anonym]: Ein Volk. Ein Reich. Ein Turkmenbaschi. [mit vielen Abb.], In: „GEO“, 2005, H. 11, S. 152–176
- Peter Böhm: Der graueste Flecken auf Erden. Die Weltwoche; 11. August 2005, Nr. 32, S. 34
- Heinz-Dieter Schilling (Hrsg.: Sowjetunion - Die südlichen Republiken; 2. überarbeitete Ausgabe, VSA-Verlag, Hamburg, 1990
- Bally Jaskulijew: Die sozialistischen Sowjetrepubliken - TURKMENIEN; APN-Verlag, Moskau, 1987
- Ikar Passewjew: Aschchabad - Reiseführer, Verlag Progress Moskau, 1982
- T. Rasina, N. Tscherkassowa, A. Kanzedikas: Die Volkskunst in der Sowjetunion; DuMont Buchverlag Köln, 1990, mit ausführlichen Darstellungen der einzelnen Republiken
- Mittelasien - Architekturdenkmäler 9. - 19. Jahrhundert; Bildband, Verlag Planeta, Moskau, 1987
- Ludwig Hrabowski: Ruinen und Städte im Sandmeer. Mittelasien im Wandel der Zeiten; Brockhaus Verlag, Leipzig, 1980
- L. I. Albaum und Burchard Brentjes: Herren der Steppe. Zur Geschichte und Kultur mittelasiatischer Völker in islamischer Zeit; VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1978
- Volksmärchen aus Turkmenien; Moskau, Raduga-Verlag, 1987. 413 Seiten, mit durchgehenden farbigen Illustrationen.
- VIERZIG LÜGEN. Turkmenische Volksmärchen. Zusammengestellt und bearbeitet von Oleg Erberg. Alfred Holz Verlag, Berlin 1973, 144 Seiten und zahlreiche Illustrationen
- W.N. Kunin: Bezwinger der Wüste. Abenteuer und Forschung in der Karakum; Moskau, Verlag für fremdsprachige Literatur 1952; 227 Seiten, mit durchgehenden Foto-Abbildungen auf Bildtafeln und Faltkarte
Weblinks
- Offizielle Seite der turkmenischen Regierung (turkmenisch, russisch, englisch)
- Turkmenistan.ru - Internet Zeitung (russisch, englisch)
- Turkmenistan Helsinki Foundation For Human Rights (englisch, russisch)
- Jahresbericht 2006 von amnesty international Deutschland zur Menschenrechtslage in Turkmenistan
Einzelnachweise
- ↑ International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
- ↑ Bevölkerung in Turkmenistan]
- ↑ Verteilung der Bevölkerung in Städten]
- ↑ Religionen/Kirchen Turkmenistans auf der Website des Auswärtigen Amtes
- ↑ Jahresbericht 2007 von Amnesty International
- ↑ http://www.apd.info/index.cgi?j=2004&m=06&r=1&a=0
- ↑ Zugelassene Religionsgemeinschaften in Turkmenistan auf der Website des Auswärtigen Amtes
- ↑ Zugelassene Religionsgemeinschaften in Turkmenistan auf der Website des Auswärtigen Amtes
- ↑ Turkmenistan: Doors Opening, Doors Slamming, Transitions Online, 30. September 2008
- ↑ Termine in Turkmenistan. Am ersten Sogapgün im Magtymguly. In: tagesschau.de, 24. April 2008.
- ↑ Johannes Voswinkel: Allmächtiger! Die Zeit, Ausgabe 01, 2006
- ↑ a b Turkmenistan: Nijasows Gefängnis in der Zeitschrift GEO vom Oktober 2005
- ↑ Radikale Rentenkürzungen in Turkmenistan auf dw-world.de, 2. Februar 2006
- ↑ Turkmenistans Diktator ist tot auf news.orf.at, 21. Dezember 2006
- ↑ Berdimuhamedow steuert Sieg an auf tagesschau.de, 11. Februar 2007
- ↑ Turkmenistan: Neuer Präsident gewählt auf diepresse.com, 14. Februar 2007
- ↑ Ein neuer „Vater aller Turkmenen“? auf abendblatt.de, 16. Februar 2007
- ↑ Berdymuchammedows Reformwille ist mäßig
- ↑ Turkmenistan publishes list of election winners Reuters India, 22. Dezember 2008
- ↑ Verfassungsgesetz (russisch)
- ↑ [1] auf der Website des Auswärtigen Amtes
- ↑ http://dev.prenhall.com/divisions/hss/worldreference/TM/media.html
- ↑ http://www.itu.int/ITU-D/icteye/DisplayCountry.aspx?countryId=279
- ↑ Erste Internet-Cafes für Turkmenistan, ORF futurezone, 17. Februar 2007
- ↑ Rangliste der Pressefreiheit 2006 von Reporter ohne Grenzen
- ↑ Turkmenistan frees RFE/RL radio reporter, Reuters, 8. Juli 2008
39.33333333333359.65Koordinaten: 39° N, 60° O
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