Tuschratta

Tuschratta

Tušratta bzw. Tuschratta (akkadisch LUGAL KurḪa-ni-gal-ba-at Tu-uš-e-rat-ta) war ein mitannischer König. Die in den Amarna-Briefen verwendete Anrede LUGAL (in Erweiterung EN-in.MESCH) Hurri ist zuerst unter Mursilis I. belegt. Üblicher ist die Benennung als König der Männer von Hurri.

Inhaltsverzeichnis

Regierungsdauer

Im Amarna-Brief EA 17 wird Artassumara als König von Mitanni genannt und später im Bericht von Tušratta als mein Bruder erwähnt. Aus weiteren Amarna-Briefen geht Biria-Waza als weiterer Sohn von Šutarna II. hervor. Aus der Thronfolge wird ersichtlich, dass Tušratta der zweitgeborene und Biria-Waza der drittgeborene Sohn von König Šutarna II. war.

Amarna-Briefe

Im 10. Regierungsjahr des Amenophis III. wird Tušratta bereits als Handlungsbevollmächtigter für die Heirat der Tochter Kiluchepa von Šutarna II. erwähnt. Da Tušratta später berichtet, dass er als minderjähriger Thronfolger durch einen UD-HI vertreten wurde, ergibt sich eine sehr kurze Regierungsdauer für Artassumara. Im 30. Regierungsjahr des Amenophis III. war Šutarna II. bereits verstorben. Nur sechs Jahre später wurde Tušrattas Tochter Taduchepa mit Amenophis III. verheiratet (EA 23).

Töchter wurden ab einem Alter zwischen 12 und 15 Jahren verheiratet. Nach Wolfgang Helcks Theorie wurde Taduchepa frühestens zwischen dem 22. und 25. Regierungsjahr des Amenophis III. geboren. Das Alter von Tušratta wäre dann entsprechend auf ca. 11 bis 15 Jahre anzusetzen. Wolfgang Helck setzt daher den Regierungsbeginn von Tušratta in das 15.-18. Regierungsjahr des Amenophis III., was eine Geburt von Tušratta in der Zeit des 10. bis 14. Regierungsjahr des Amenophis III. bedeuten würde. Diese Ansetzung kollidiert jedoch mit dem Hinweis im 10. Regierungsjahr des Amenophis III., in welchem Tušratta als Handlungsbevollmächtigter genannt wird. Folgt man diesem Zeitstrang, ist Tušrattas Geburt sogar in die letzten Regierungsjahre von Thutmosis IV. zu legen, was wiederum im Widerspruch zur bisherigen Chronologie steht. Der Widerspruch konnte bis heute nicht zufriedenstellend erklärt werden.

Antritt der Regierung

Nachdem Tušratta wohl als Marionettenkönig benutzt wurde, gelang es ihm die Macht zu ergreifen und UD-HI und dessen Gefolgsleute töten. Tušratta nahm darauf den diplomatischen Kontakt mit Ägypten wieder auf, der nach dem Tode Artassumas abgebrochen war (EA17-29). In seinem ersten Brief (EA17) schickte er Beute aus einem Feldzug gegen Hatti an seinen "Bruder" Amenophis III. (Nimmuriya). Nach dessen Tod heiratete Amenophis IV. Taduchepa.

Unter Tušratta wurden große Teile Mitannis von den Hethitern unter Šuppiluliuma I. erobert, es gelang ihnen aber nicht, hier eine ständige Herrschaft zu errichten. Sein Sohn Šattiwaz(z)a folgte ihm auf dem Thron, er war mit einer Tochter Šuppiluliumas verheiratet.

Zeitgenossen von Tušratta (1370–1350)
Ägypten Assyrien Hethiter
Amenophis III. (1390–1352) Eriba-Adad I. (1391-1366) Arnuwanda I. (1400–1375)
Amenophis IV. (1351–1337) Aššur-uballit I. (1365–1330) Tudhalija II. (1375–1355)
    Šuppiluliuma I. (1355-1323)

Literatur

  • Amir Harrak, "Assyria and Hanilgalbat, a historical reconstruction of the bilateral relations from the middle of the 14th to the end of the 12th centuries BC." Studien zur Orientalistik. Georg Olms, Hildesheim, 1987, ISBN 3-487-07948-8.
  • Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Band 1, Alte Folge, Gütersloher Verlagshaus 1985
  • Cord Kühne, "Politische Szenerie und internationale Beziehungen Vorderasiens um die Mitte des 2. Jahrtausends vor Chr. (zugleich ein Konzept der Kurzchronologie). Mit einer Zeittafel." In: Hans-Jörg Nissen/Johannes Renger (Hrsg.), Mesopotamien und seine Nachbarn. Politische und kulturelle Wechselbeziehungen im Alten Orient vom 4. bis 1. Jahrtausend v. Chr. Berliner Beiträge zum Vorderen Orient 1. Reimer, Berlin, 1982, ISBN 3-496-00710-9, 203-264.
  • Gernot Wilhelm, Grundzüge der Geschichte und Kultur der Hurriter (Darmstadt).
  • Nasser-Mekawi Ouda, Horst Steible: Die Mittel der internationalen Kommunikation zwischen Ägypten und Vorderasien in der späten Bronzezeit, Uni Freiburg 2004



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