- TÜV CERT
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Der Name TÜV ist ein Akronym für Technischer Überwachungs-Verein. Es kennzeichnet eingetragene Vereine, die technische Sicherheitskontrollen, insbesondere auch solche die durch staatliche Gesetze oder Anordnungen vorgeschrieben sind, auf privatwirtschaftlicher Basis durchführen. Mitglieder sind seit Gründung des ersten Dampfkessel-Revisions-Vereins - so der ursprüngliche Name - im Jahre 1866 Wirtschaftsunternehmen, die überwachungsbedürftige Anlagen betreiben.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben und Organisation
In Deutschland sind die TÜV-Gesellschaften überwiegend in den drei großen Holdings TÜV Süd, TÜV Rheinland und TÜV Nord organisiert. Daneben gibt es die konzernunabhängigen TÜV Thüringen und TÜV Saarland. Alle nehmen hoheitliche Aufgaben auf den Gebieten der Kfz-Überwachung, des Fahrerlaubniswesens und der Geräte- und Produktsicherheit wahr. Alle Gesellschaften, die „TÜV“ in ihrem Namen führen, gehören zu mindestens 25,1 % einem Technischen Überwachungs-Verein e. V., der als Selbsthilfe-Organisation der deutschen Wirtschaft vom Staat mit den genannten hoheitlichen Aufgaben beliehen ist ("TÜV Konvention").
Die frühere regionale Abgrenzung in Deutschland („Regionalprinzip“) ist infolge Deregulierung und Liberalisierung auf immer mehr Arbeitsgebieten aufgehoben. Die Unternehmen agieren auf diesen Gebieten sowie im sog. „freiwirtschaftlichen Bereich“ eigenständig am Markt und stehen untereinander im Wettbewerb. Sie sind in vielen Arbeitsgebieten, etwa im Bereich der Produktzertifizierung und Zertifizierung von Managementsystemen, weltweit durch Tochtergesellschaften vertreten.
Die Folgen von Deregulierung und Liberalisierung werden immer dann öffentlich heftig diskutiert, wenn schwerwiegende Schadensereignisse mit Verletzten und Toten eintreten, etwa in der Bauaufsicht.[1]
Während das Inlandsgeschäft aufgrund der starken Marktdurchdringung bei einigen TÜV-Gruppen stagniert, wachsen die Auslandstöchter weiterhin. Insgesamt blieb das Wachstum der TÜV jedoch hinter dem der internationalen Konkurrenz (SGS, Bureau Veritas, Intertek) deutlich zurück. [2][3][4]
In Österreich hat sich der auf eine Gründung als Überwachungsverein im Jahre 1872 zurück gehende TÜV Österreich zur international tätigen TÜV Austria Gruppe weiter entwickelt.
Die Marke „TÜV“
Die Marke „TÜV“ ist eine zugunsten dieser Prüforganisationen sowie des VdTÜV geschützte Marke von sehr hohem Bekanntheitsgrad. Sie ist ein wertvolles Asset der TÜV-Prüfgesellschaften.
In der breiten Öffentlichkeit wurde „der TÜV“ vor allem über die Hauptuntersuchung bekannt. Die Bezeichnung „TÜV“ hat sich umgangssprachlich zu einem Synonym für technische Prüfungen entwickelt (man bringt sein Auto „zum TÜV“, auch wenn bei einer anderen Organisation geprüft wird).
„TÜV-geprüft“ ist umgangssprachlich ein Qualitätssiegel für technische Prüfungen durch eine TÜV-Gesellschaft (s.o.). Die Bezeichnung „TÜV-geprüft“ darf nur von einem Technischen Überwachungs-Verein oder einer Tochtergesellschaft verwendet werden. Alles andere wäre Irreführung der Verbraucher oder unlauterer Wettbewerb.
Weil „der TÜV“ vor allem in Deutschland und Österreich, mittlerweile aber auch weltweit ein hohes Ansehen bezüglich Neutralität und Sachkunde genießt und einen hohen Bekanntheitsgrad aufweist, wird der Bedeutungsgehalt dieser Marke in der Umgangssprache auf viele gesellschaftliche Problemfelder und Missstände angewendet, wenn Forderungen nach Kontrolle und Transparenz laut werden: Bürokratie-TÜV [5], Schul-TÜV [6] [7], Politiker-TÜV, Alkohol-TÜV [8], Eltern-TÜV, Gebäude-TÜV, Schiffs-TÜV [9], Lasik-TÜV [10], Ärzte-TÜV [11] [12]. Dabei wird das Kürzel TÜV auch in Zusammenhängen verwendet, die der Marke wenig zuträglich sind („Tierhaltungs-TÜV“) [13]. Die TÜVe lassen einen solchen Markenmissbrauch nicht zu und mahnen bei Bedarf ab.
Geschichte
In der Zeit der Industrialisierung gründeten Dampfkesselbesitzer unabhängige regionale Überwachungsorganisationen in Form von Vereinen, deren Erfolg bei der Unfallverhütung so groß war, dass ab 1871 die Mitgliedschaft in einem solchen Verein von der Inspektion durch einen staatlichen Inspektor befreite. Mit zunehmender Anzahl und Leistungsfähigkeit der Dampfmaschinen hatte es nämlich immer mehr Unfälle durch explodierende (genauer: zerknallende) Dampfkessel gegeben.
Die so entstandenen regionalen „Dampfkessel-Überwachungs-und Revisions-Vereine“ (DÜV) waren somit als Selbsthilfe-Organisationen der Dampfkessel-Betreiber ein frühes Beispiel für eine sehr erfolgreiche Privatisierung zuvor staatlicher Prüfungen. Weil sie so erfolgreich bei der Unfallverhütung im Bereich der sich rasch weiter entwickelnden Dampfkessel-Technologie waren, wurden sie später auch mit Sicherheitsprüfungen auf anderen technischen Gebieten, unter anderem bei der wiederkehrenden Prüfung von Kraftfahrzeugen sowie bei der Führerscheinprüfung beauftragt.
Alle aus diesen gemeinsamen Wurzeln hervor gegangenen TÜV-Gruppen benutzen die Marke „TÜV“ und einen regionalen Zusatz (zum Beispiel TÜV Süd, TÜV Rheinland, TÜV Nord, TÜV Saarland, TÜV Thüringen, TÜV Österreich) im Namen. Sie stehen auf einigen Gebieten untereinander und zu anderen Marktteilnehmern im Wettbewerb (s. o.). Allen gemeinsam ist, dass an jeder Kapitalgesellschaft mit „TÜV“ im Namen zu mindestens 25,1 % ein Technischer Überwachungs-Verein e. V. mit hoheitlichen Beleihungen beteiligt ist. Dazu gehören z. B. die SGS-TÜV GmbH Ein Unternehmen der SGS-Gruppe und des TÜV Saarland e. V. in Sulzbach/Saar und die TÜV InterCert GmbH TÜV Saarland Gruppe in Bonn und Reggio Emilia (Italien).
Fusionen
In der Geschichte der Technischen Überwachungs-Vereine hat es zahlreiche erfolgreiche Fusionen gegeben. Noch weiter gehende Überlegungen zu einer Fusion aller TÜV-Gruppen zum „TÜV Deutschland“ bzw. „TÜV Europe“ mit dem Ziel, sich nicht gegenseitig zu kannibalisieren und damit wertvolle Wettbewerbspotentiale zu verschenken, sind nicht mehr aktuell. Sie würden heute vermutlich auch am Kartellrecht scheitern. Auch die im Jahr 2007 mit hoher Öffentlichkeitswirksamkeit vorangetriebenen Fusionsaktivitäten von TÜV Nord und TÜV Süd verliefen im Sande. [14] Jedoch haben sich TÜV Süd und TÜV Rheinland im Frühjahr 2008 entschlossen zu fusionieren, was jedoch am Widerstand des Bundeskartellamts scheiterte, welches eine marktbeherrschende Position in Deutschland im Bereich der Überwachung von Aufzügen, Dampf und Druckgeräten und Ex-Anlagen (z.B. Tankstellen) befürchtete. Als Hauptsitz des neuen „Super-TÜVs“ war München geplant. Das neue Unternehmen wäre mit seinen insgesamt 25.500 Mitarbeitern weltweit die Nummer 3 der Prüfgesellschaften nach SGS und BV gewesen. Die Fusionspläne werden derzeit (Frühjahr 2009) nicht aktiv weiter verfolgt.
VdTÜV
Ein Verband, in dem neben den meisten Technischen Überwachungs-Vereinen auch einige aus dem ehemaligen I.G. Farben-Konzern hervor gegangene Groß-Chemieunternehmen mit eigener Anlagenüberwachung (ehemals „Eigenüberwacher“) organisiert sind, ist der Verband der TÜV (VdTÜV). Aufgaben dieses Verbandes sind unter anderem die Organisation des Erfahrungsaustausches der bundesweit tätigen TÜV-Sachverständigen, das Eintreten für das “Third-Party-Prinzip" der unabhängigen Prüfung durch einen neutralen Dritten gegenüber Politik und Öffentlichkeit sowie der Schutz der Marke „TÜV“.
Seit dem 1. Juni 2007 ist Dr. Guido Rettig, der Vorstandsvorsitzende des TÜV Nord, Vorsitzender des VdTÜV.
Geschäftsführer des in Berlin ansässigen Verbandes ist Dr. Klaus Brüggemann.
Die TÜV-Mitglieder im VdTÜV sind:
- TÜV Süd
- TÜV Technische Überwachung Hessen
- TÜV Nord
- RWTÜV
- TÜV Thüringen
- TÜV Saarland
Der TÜV Rheinland war bis 2004 Mitglied im VdTÜV; der TÜV Austria ist mit dem VdTÜV assoziiert, aber kein Vollmitglied.
Industriemitglieder sind:
TÜV Cert
Die „TÜV CERT“-Zertifizierungsgemeinschaft e. V. ist ein Gruppe von TÜV - Gesellschaften mit einheitlichen Verfahren zur Zertifizierung von Managementsystemen, Personalqualifikationen und Produkten nach internationalen Normen und europäischen Richtlinien. Organ von TÜV CERT ist die Fachzeitschrift „Management und Qualität“. „TÜV CERT“ ist eine geschützte Marke. Die TÜV CERT - Mitgliederversammlung hat 2008 beschlossen, dass ab 01.01.2009 keine Neuzertifizierungen unter TÜV CERT mehr angeboten werden dürfen. Laufende TÜV CERT - Zertifizierungsverträge werden bis zu deren Ablauf weiterhin vertragstreu bedient. Anstelle von TÜV CERT werden Zertifizierungen unter den jeweiligen akkreditierten Hausmarken der TÜV CERT - Mitglieder angeboten.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Prüfingenieure: "Deregulierung gescheitert, Privatisierungswahn beenden" (www.baulinks.de, 10.01.06)
- ↑ Jobmotor TÜV Handelsblatt 19.01.07
- ↑ Konstruktion mit Grenzen Handelsblatt 26.01.07
- ↑ Deutscher TÜV prüft nun alle türkischen Autos In der Türkei haben die laxen Kontrollen bei den Autos ein Ende. Noch in diesem Jahr will der TÜV Süd mit Hauptuntersuchungen nach deutschem Vorbild beginnen. Die Prüfplakette soll allerdings zunächst nur bei ganz schweren Mängeln verweigert werden. Handelsblatt 26.01.07
- ↑ Höherer Spitzensteuersatz und Bürokratie-TÜV? Neue Details aus Koalitionsverhandlungen (www.heute.de, 28.10.05)
- ↑ „Schul-TÜV“ durch Schulpsychologen Interne und externe Evaluation in Hessen
- ↑ Der Schul-TÜV kommt ins Klassenzimmer
- ↑ Weniger Autofahrer müssen zum Alkohol-TÜV (Spiegel online, 10.08.06)
- ↑ Belegschaft des Schiffs-TÜV protestiert gegen Übernahme
- ↑ Lasik-TÜV. Laseroperationen am Auge sind Vertrauenssache
- ↑ Die Mediziner im Sachverständigenrat empfehlen Ärzte-TÜV
- ↑ Ärzte-TÜV: Das meint die Bevölkerung. sehr gut. eher gut. nicht gut.
- ↑ Tierhaltungs-TÜV Verrat am Tierschutz droht (29.04.07).
- ↑ TÜV-Süd macht sich für Fusionen stark. Chef des Überwachungsvereins regt Konsolidierung der vier verbliebenen deutschen Gesellschaften an.
Weblinks
- vdtuev.de - Website des Verbandes VdTÜV
- tuev-cert.de - Website des TÜV Cert
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