U-Bahn Toronto

U-Bahn Toronto
Die Station Museum der Yonge-University-Spadina-Line

Die Subway Toronto ist die U-Bahn der kanadischen Stadt Toronto in der Provinz Ontario. Der erste Abschnitt wurde im Jahre 1954 eröffnet. Das von Toronto Transit Commission betriebene Netz umfasst vier Linien mit einer Streckenlänge 68,3 Kilometern und 69 Stationen. Täglich werden durchschnittlich 1.211.300 Passagiere befördert.[1] Die Hauptlast des Verkehrs tragen die in Ost-West-Richtung verlaufende Bloor-Danforth Line und die U-förmige, in Nord-Süd-Richtung verlaufende Yonge-University-Spadina Line. Zubringerfunktionen erfüllen die Sheppard Line und die Scarborough RT.

Inhaltsverzeichnis

Liniennetz

Linie Farbe Strecke Eröffnung Erweiterungen Länge Spurweite Bahnhöfe
Yonge-University-Spadina Gelb Finch ↔ Union ↔ Downsview 1954 1963, 1973, 1974,
1978, 1996
30,2 km 1495 mm 32
Bloor-Danforth Grün Kipling ↔ Kennedy 1966 1968, 1980 26,2 km 1495 mm 31
Scarborough RT Blau Kennedy ↔ McCowan 1985 - 6,4 km 1435 mm 6
Sheppard Violett Sheppard-Yonge ↔ Don Mills 2002 - 5,5 km 1495 mm 5
Liniennetz von Subway Toronto und Scarborough RT

Die Yonge-University-Spadina Line ist die älteste und meistgenutzte U-Bahn-Linie Torontos und weist ungefähr die Form eines U auf. Sie beginnt in Downsview und verläuft zunächst südwärts bis zur Station Spadina, danach in Richtung Osten parallel zur Bloor-Danforth Line bis St. George. Anschließend verläuft sie in Richtung Süden unter dem Queen's Park und der University Avenue. Bei der Union Station wendet sie sich in Richtung Norden und verläuft unter der Yonge Street bis zur Enstation Finch. Die Linie ist 30,2 km lang und hat 32 Stationen (davon sieben oberirdisch). An der Station Sheppard-Yonge besteht Anschluss an die 5,5 km lange, vollständig unterirdische Sheppard Line mit fünf Stationen.

Wichtigste West-Ost-Verbindung im Verkehrsnetz Torontos ist die Bloor-Danforth Line mit einer Länge von 26,2 km und 31 Stationen (davon 6 oberirdisch). Sie beginnt an der Station Kipling und folgt der Bloor Street und Danforth Avenue. Zwischen den Stationen Spadina und St. George verläuft sie parallel zur Yonge-University-Spadina Line. Nach dem Viadukt über den Don River wendet sie sich nach Nordosten und endet an der Station Kennedy. Dort besteht Anschluss an die 6,4 km lange und vollständig oberirdische Scarborough RT bis McCowan. Diese Linie unterscheidet sich in mehreren Punkten von den übrigen: Anstatt in der bei den U-Bahnen und Straßenbahnen Torontos üblichen Spurweite von 1495 mm sind die Schienen in der Normalspurweite von 1435 mm verlegt. Außerdem weicht das eingesetzte Rollmaterial erheblich ab, da die Fahrzeuge über Linearmotoren verfügen.

Geschichte

Yonge-University-Spadina-Line

Bauarbeiten in der Front Street vor der Union Station (1949 oder 1950)

Bereits 1910 hatte es Pläne für eine U-Bahn in Toronto gegeben. Deren Ausführung wurde jedoch bei einer Abstimmung abgelehnt. Nachdem 1921 ein U-Straßenbahnnetz vorgeschlagen worden war, das jedoch in Zukunft zu einer Voll-U-Bahn ausgebaut werden würde, begannen nach 1945 erste vorbereitende Maßnahmen für dieses Projekt. Geplant waren dabei zwei Linien, die Yonge-Street-Line zwischen dem Norden Torontos und dem Hauptbahnhof (Union Station) sowie die Queen-Linie vom Trinity Park zur Broadview Avenue.

Die Bauarbeiten an der ersten Linie begannen im November 1949, nachdem sich die Einwohner Torontos im Januar 1946 in einem Referendum mit etwa 90 Prozent für die U-Straßenbahn bzw. U-Bahn entschieden hatten. Nach sieben Jahren, am 30. März 1954, wurde die erste Linie mit 7,4 Kilometer Länge und 12 Stationen zwischen Union (Hauptbahnhof) und Eglinton eröffnet.

Darauf folgte der Ausbau dieser einen Linie mit der Inbetriebnahme der Strecke von Union nach St. George am 28. Februar 1963, die 3,38 Kilometer lang war und unter den Namen University Linie bekannt ist. Am 31. März 1973 ging eine 4,3 Kilometer lange Verlängerung des Ostastes bis nach York Mills in Betrieb, exakt ein Jahr später weiter bis Finch. Dieser Streckenabschnitt wird als Yonge-Street-Linie bezeichnet. Die Pläne sahen vor, das andere Ende der gelben Linie ebenso weiter zu verlängern.

Am 28. Januar 1978 wurde die 9,9 Kilometer lange Strecke von St. George nach Wilson eröffnet, die nun den Namen Spadina-Line erhielt. Damit war nun die Yonge-University-Spadina-Linie (abgekürzt YUS) entstanden. Zwei weitere kleinere Verlängerungen gab es im Juni 1987, als die Station North York Centre zwischen den Stationen Finch und Sheppard eröffnet wurde, sowie am 30. März 1996 eine 1100 Meter lange Verlängerung von Wilson nach Downsview. Damit war die Linie komplett und wird auch heute noch so befahren.

Bloor-Danforth Line

West-Eingang zur Station Bathurst

Während an der YUS-Line gebaut wurde, begann die Stadt Toronto mit der Errichtung der zweiten Linie. Diese war als U-Straßenbahnstrecke geplant. Nach einem Einspruch der Verkehrsverwaltung wurde eine Voll-U-Bahn unter den Straßen Bloor Street und Danforth Street errichtet, daher auch der Name Bloor-Danforth-Line. Am 20. Februar 1966 ging die zweite Subwaylinie Torontos zwischen Keele und Woodbine mit 12,87 Kilometer Länge und 20 Stationen in Betrieb. Am 11. Mai 1968 fand eine kombinierte Eröffnung statt: Im Westen fuhr die Bloor-Danforth-Line nun bis Islington, im Osten bis Warden, wobei sich die gesamte Linienlänge um 9,8 Kilometer verlängerte. Das gleiche fand auch am 22. November 1980 statt, wobei die Linie nun bis Kipling bzw. Kennedy führt.

Scarborough RT

Zug des Scarborough RT

Am östlichen Endpunkt der Bloor-Danforth-Linie schließt sich eine Besonderheit des ÖPNV Torontos an. Am 23. März 1985 wurde hier der normalspurige und 7,2 km lange Scarborough RT (= Rapid Transit) eröffnet. (Dessen Spurweite ist 60 mm enger als jene der anschließenden Bloor-Danforth Line). Die Linie erschließt den Stadtbezirk Scarborough im Nordosten Torontos und verläuft auf einer Viaduktstrecke. Diese Schnellbahn, die von der Entwicklungsgesellschaft der Provinz Ontario errichtet wurde, kann als Versuchsobjekt bezeichnet werden.

Die Linie, die vollkommen autark vom restlichen U-Bahnnetz betrieben wird, hat sechs Stationen mit Seitenbahnsteigen. An der westlichen Endstation Kennedy kann zur Bloor-Danforth-Line umgestiegen werden. Die Fahrzeuge des Scarborough RT, werden vollkommen automatisch nach dem System Bombardier Advanced Rapid Transit betrieben, das beispielsweise auch auf der Expo Line und der Millennium Line des SkyTrain Vancouver zur Anwendung kommt. Der Betriebshof befindet sich an der östlichen Endstation McCowan.

Sheppard Line

Station Sheppard-Yonge

Am 24. November 2002 wurde mit der Sheppard Line eine neue U-Bahnlinie in Betrieb genommen. Die Strecke unter der Sheppard Avenue East fährt zwischen Don Mills und Sheppard-Yonge, wo zur YUS-Linie umgestiegen werden kann. Mit dieser U-Bahn im Norden Torontos wird ein großes Wohngebiet erschlossen. Nachdem die Bauarbeiten für diese Linie im Sommer 1994 begonnen hatten, war eigentlich der Eröffnungstermin für 2001 geplant, doch verschob sich dieser aufgrund einiger Probleme bei den Bauarbeiten. Die Kosten für die ganze Linie betrugen 830 Millionen Kanadische Dollar, das sind etwa 520 Millionen Euro.

Ausbauplanungen

Obwohl die TTC den Bau kostengünstigerer Stadtbahnlinien bevorzugt, gibt es zurzeit Pläne für drei Erweiterungen. Im Rahmen des Plans MoveOntario 2020, der ein Investitionsvolumen von insgesamt 17,5 Mrd. CAD vorsieht, würde sich die Provinzregierung Ontarios zu zwei Dritteln an den Kosten beteiligen.[2]

Die Yonge-University-Spadina Line soll im Nordwesten von der heutigen Endstation Downsview über den Campus der York University nach Vaughan in der Regional Municipality of York verlängert werden. Dieser Abschnitt wäre 8,7 km lang und würde sechs neue Stationen umfassen. Die Eröffnung der Verlängerung ist für 2015 vorgesehen. An ihrem nordöstlichen Ende soll die Linie zum Busterminal Richmond Hill Centre im Vorort Richmond Hill verlängert, doch ist die mittelfristige Realisierung derzeit fraglich.

Zurzeit prüft die TTC verschiedene Optionen für die Modernisierung des Scarborogh RT, da das dort eingesetzte Rollmaterial sich der maximalen Einsatzdauer nähert und die Linie überlastet ist. Der Ersatz der Züge dürfte sich als schwierig erweisen, da sie nicht länger produziert werden. Auch sind die Nachfolgemodelle länger, was teure Umbauten an den Stationen nach sich ziehen würde. Mögliche Lösungen sind die Verlängerung der Bloor-Danforth Line auf einer abweichenden Trasse, die Umwandlung des Scarborough RT in eine kreuzungsfreie Straßenbahnstrecke (wie es ursprünglich geplant war) oder der Ersatz durch Bus Rapid Transit.

Fahrzeuge

Innenraum des Zugtyps H4
Innenraum des Zugtyps H6

Die Züge der Subway Toronto, die auf der ungewöhnlichen Spurweite von 1495 mm fahren (diese wird auch von der dortigen Straßenbahn verwendet), sind alle durchgängig 31.500 Millimeter breit und somit sehr viel aufnahmefähiger als zum Beispiel das ungleich schmalere Großprofil der Berliner U-Bahn mit 2,65 Metern. Auf allen Linien beziehen die Züge den elektrischen Strom aus einer Stromschiene. Die Stromspannung ist 600 Volt Gleichstrom.

Die ersten 104 Züge wurden bei der britischen Firma Gloucester Railway Carriage and Wagon Company bestellt. Aufgrund der damals hohen Preise für Leichtbauzüge entschied sich die Stadt Toronto für Stahlwagen, die jedoch bedeutend schwerer waren und so auch mehr Strom verbrauchten. Zur Eröffnung der U-Bahn im März 1954 wurden 100 Wagen, die als Doppeltriebwagen (Dtw) betrieben, das heißt also 50 Zweiwagenzüge, ausgeliefert. In den Jahren 1955 und 1956 kamen weitere 17 Wagons hinzu, die jedoch keinen Motor hatten und als Beiwagen genutzt wurden. Die Fahrgastzahl war bedeutend gestiegen und so wurden statt Vier-Wagen-Züge nun Acht-Wagen-Züge mit vier Beiwagen gefahren. 1958 bis 1959 kamen weitere sechs Züge dazu, die verschiedene Neuerungen besaßen und so als Experiment angesehen werden können.

Bis dahin gab es insgesamt 140 Fahrzeuge im Dienst der Subway, welche die Baureihenbezeichnung G1 bis G4 erhielten. Alle Fahrzeuge dieser Bauart sind seit 1990 außer Betrieb, ausgenommen einige Dienstfahrzeuge. Einen Wagen erhielt das Verkehrsmuseum in Milton County und weitere wurden bei einem Brand in der Abstellanlage Union Station schwer beschädigt und nicht wieder aufgebarbeitet.

Für die 1966 eröffnete Bloor-Danforth-Linie wurden in den Jahren 1962-63 neue Züge des Typs M1 beschafft, die jedoch im Gegensatz zu den Vorgängerfahrzeugen in Kanada bei den Montreal Locomotive Works hergestellt wurden. Auch sind diese Wagen in der energiersparenden Leichtbauweise erbaut worden. In den folgenden Jahre gab es neue Bestellungen und so wurden die bei Hawker-Siddeley Canada hergestellten Fahrzeugtypen H1 (1965/66), H2 und H3 (1971) sowie H4 (1974/75) ausgeliefert. Die Nachfolgeserien H5 (1976/79) und H6 (1986/89) wurden bei der Urban Transportation Development Corporation hergestellt. Die Fahrzeuge ab des Typs H4 erhielten eine verminderte Sitzplatzanzahl, dafür gab es jedoch mehr Stehplätze.

Der in den Jahren 1992/1998 hergestellte Typ T1, bei Bombardier gebaut, bekam ebenfalls weniger Sitzplätze, jedoch erstmals einen gesonderten Rollstuhlplatz. Nachdem die T1-Typen nach und nach in Dienst gestellt wurden, wurden die Fahrzeuge der Baureihen M1 und H1-3 aus dem Verkehr gezogen. Hier erhielt ebenfalls das Verkehrsmuseum in Milton County ein Fahrzeug der Gattung M1. Während die älteren Züge eine Maximalgeschwindigkeit von 80 km/h haben, fahren die Züge ab der Baureihe H6 höchstens 88,5 km/h (55 mph). Heute besitzt die TTC etwa 806 Wagen (entsprechen etwa 400 Züge) für die U-Bahn.

Alle Züge können in drei Betriebshöfen gewartet werden. Die älteste Anlage mit dem Namen Davisville befindet sich ander gleichnamigen Station der YUS-Line und ist nur etwa vier Hektar groß. Die zweite Betriebswerkstatt befindet sich bei Greenwood in der Nähe der Bloor-Danforth-Line. Sie wurden in den Jahren 1963-1965 erbaut, ist etwa zwölf Hektar groß und besitzt einen direkten Anschluss zum Eisenbahnnetz. In diesem Betriebshof befindet sich auch die Hauptwerkstatt der Subway; so können die Züge hier auch von den Achsen gehoben werden, um die nötigen Hauptuntersuchen durchzuführen. Der dritte Betriebshof, gleichzeitig auch der jüngste, befindet sich in der Nähe der Station Wilson der YUS-Line und war erst bedeutend kleiner konzipiert. Jedoch wurde für die zukünftige Sheppard und Engliton-West-Line in den Jahren 1994 bis 1998 die Anlage auf die Größe der Werkstatt Greenwood erweitert. Sie ist etwa elf Hektar groß.

Für den gesonderten Betrieb des Scarborough RT mit seinen Normalspurgleisen wurden 28 Wagen (14 Doppeltriebwagen) des Typs S1 in den Jahren 1983-85 bei der Urban Transportation Development Corporation bestellt. Diese Fahrzeuge mit der Breite von 3,5 Metern und der Länge von 12,7 Metern besitzen für nur 30 Personen Sitzplätze und sind damit deutlich zu klein. Die Fahrzeuge des Scarborough RT, die etwa ein Nettogewicht von 15,45 Tonnen haben, können eine Geschwindigkeit von 80 km/h erreichen. Diese oft auch ausgefahrene Geschwindigkeit bringt jedoch einen bedeutenden Nachteil mit sich, eine enorme Lautstärkeentwicklung von gemessenen 82 Dezibel. Die Züge werden bei kleinen Reparaturen im Endbahnhof McCowan gewartet, sonst in der Hauptwerkstatt Greenwood der U-Bahn.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Beförderungsstatistik 2006-07 - Toronto Transit Commission
  2. A $17.5B transit promise - Toronto Star, 16. Juni 2007

Weblinks


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