U-Bahnwagen 81-740/741

U-Bahnwagen 81-740/741
Metrowagonmasch
Baureihe 81-740/741
Ein Zug der Baureihe 81-740/741 in der Station Meschdunarodnaja
Hersteller: Metrowagonmasch Mytischtschi
Baujahr(e): 2002ff.
Achsformel: Bo'(2')Bo'+Bo'(2')Bo'
Spurweite: 1.435 mm (Sofia)
1.524 mm (Moskau)
Länge: 27.290 mm/26.510 mm (81-741)
Höhe: 3.570 mm
Breite: 2.700 mm
Drehzapfenabstand: 10.500 mm
Drehgestellachsstand: 2.150 mm
Leermasse: 49,0 t
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h
Stundenleistung: 640 kW
Beschleunigung: 1 m/s² (Anfahrbeschleunigung)
1,1 m/s² (Bremsverzögerung)
Raddurchmesser: 780 mm
Stromsystem: 825 V DC
Stromübertragung: seitliche, von unten bestrichene Stromschiene
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Kupplungstyp: Scharfenbergkupplung
Sitzplätze: 54/60 (81-740/741)
Stehplätze: 292/312
Baureihe 81-740/741, Innenansicht

Die Baureihe 81-740/741 ist die derzeit neueste Baureihe von U-Bahnfahrzeugen des russischen Maschinenbaubetriebes Metrowagonmasch. Außer der numerischen Baureihenbezeichnung werden die Wagen auch Russitsch genannt (russisch Русич, ein ansonsten veralteter Begriff für einen Bewohner der Rus oder schlichtweg für einen Russen). Die für relativ schwach beanspruchte U-Bahnlinien (vor allem die sogenannte „Light-Metro“) konzipierten Züge sind gegenwärtig in der Metro Moskau sowie in der Metropolitan Sofia in Bulgarien im Einsatz.

Entwicklungsgeschichte

Mit der Entwicklung eines vollkommen neuen Wagentyps als die bislang in der Moskauer U-Bahn zum Einsatz kommenden Wagen der Baureihe 81-717/714 sowie der Vorgängerbaureihen beauftragte die Metro Moskau seinen Hauptlieferanten, die Metrowagonmasch-Werke in Mytischtschi in der Nähe von Moskau, Anfang 2001. Wenige Jahre zuvor war für die russische Hauptstadt ein Netz aus mehreren sogenannten „Mini-Metrolinien“ in Erwägung gezogen, die im Prinzip eine Stadtbahn darstellen sollten. Vor allem das neue Geschäftsviertel Moscow City musste eine Schnellverkehrsanbindung erhalten, wobei die gewöhnliche Metro hierfür zunächst als zu teuer betrachtet wurde. Später wurde jedoch das Vorhaben eines eigenständigen Stadtbahnnetzes aus verschiedenen Gründen verworfen, und speziell für Moscow City fand man eine andere Lösung: Es sollte ein neuer Abzweig an die bereits bestehende Filjowskaja-Linie angeschlossen werden, den Züge im Wechsel mit der Stammstrecke befahren sollten. Wegen relativ geringer Auslastung dieser Linie erschien diese Lösung unproblematisch und wurde später – in den Jahren 2005 bis 2006 – auch umgesetzt. Darüber hinaus entschloss sich Moskau Anfang der 2000er Jahre für den Bau einer sogenannten „Light-Metro“-Linie in die Satellitensiedlung Butowo, um die Kosten gegenüber dem Bau einer gewöhnlichen U-Bahn dorthin zu sparen. Sowohl der Abzweig nach Moscow City als auch der Bau der Light-Metro erforderten Fahrzeuge, die auch mit konventionellen Moskauer Metrolinien vollständig kompatibel sein sollten. Zudem sollte die neue Baureihe für den winterlichen Einsatz im Freien optimiert sein – eine Eigenschaft, die die 81-717/714er Züge gerade nicht haben, da sie keine autonome Ventilation des Innenraumes beinhalten.

Da die Eröffnung der neuen Metrolinie nach Butowo bereits für Dezember 2003 angesetzt wurde, blieben Metrowagonmasch etwa zwei Jahre für die Entwicklung des neuen Modells nach Vorgaben. Da es unmöglich erschien, binnen dieser Frist ein komplett neues Fahrzeugmodell zu konzipieren, nahm man die Entwicklung auf Basis der einige Jahre zuvor versuchsweise hergestellten Züge der Baureihe 81-720/721 auf, die bereits seit Anfang der 1990er Jahre in Mytischtschi erarbeitet wurde. Insgesamt wurden auf dieser Basis etliche Verbesserungen sowohl in der Innen- als auch in der Außenausstattung der Wagen vorgenommen. Erstmalig in der russischen U-Bahn-Geschichte handelte es sich bei den neuentwickelten Wagen um jeweils doppelte Gelenkwagen. Die Züge erhielten einen Drehstrom-Asynchronmotor, der in der ersten Produktionsserie aus der Produktion von Alstom stammte (erst 2005 nahm auch Metrowagonmasch die Produktion eines ähnlichen Motors auf, der seitdem in Züge dieser Baureihe eingebaut wird). Analog zum Vorgängermodell bezeichnet 81-740 den Vorderwagen mit Führerstand und 81-741 die Zwischenwaggons.


Schließlich ging im Dezember 2003 die mit Dreifachtraktionen der Doppelwaggons bestückte Butowskaja-Linie in Betrieb. Doch damit war die Entwicklung der Baureihe noch nicht abgeschlossen: Im Winter 2004 kam es auf der Linie mehrfach zu technischen Pannen mit dem Bremssystem der Züge, woraufhin sie zeitweise sogar komplett aus dem Verkehr gezogen werden und durch Züge der Baureihe 81-717/714 ersetzt werden mussten. In den nächsten Monaten wurden die technischen Mängel bei Bremsen von Alstom und Metrowagonmasch gemeinsam erforscht und ausgeräumt. Seit 2004 sind die Russitsch-Wagen auf der Butowskaja-Linie wieder in vollem Umfang im Einsatz. Da sich die Technik seitdem für den Einsatz im Freien weitgehend bewährt hat, beschloss die Metro Moskau, diese Baureihe nicht nur für die Light-Metro, sondern auch für einige, vergleichsweise schwach ausgelastete, konventionelle Linien zu bestellen. So finden die Russitsch-Züge seit September 2005 auf der Filjowskaja-Linie Verwendung, die just zu diesem Zeitpunkt auch den Abzweig nach Moscow City erhielt. Ende 2007 soll die Baureihe 81-740/741 dort die alten Wagen vom Typ E komplett ablösen. Seit Ende 2006 sind Russitsch-Züge auch auf der Arbatsko-Pokrowskaja-Linie im Einsatz und sollen dort nach und nach den ebenfalls veralteten Fuhrpark ersetzen.

2005 beschaffte auch die Metropoliten Sofia sechs Züge der Baureihe 81-740/741, die dort seitdem – gemeinsam mit den einige Jahre zuvor gelieferten 81-717/714er Wagen aus dem Hause Metrowagonmasch – zum Einsatz kommen.

Für Sommer 2008 wurde angekündigt, dass Metrozüge des Typs Russitsch auch auf der Linie der Metro Kasan zum Einsatz kommen, die zu diesem Zeitpunkt um eine Station erweitert wird und daher zusätzliche Waggons benötigt. Allerdings steht dies immer noch nicht fest, da es zu Verzögerungen beim Bau der Linie in Kasan gekommen ist.

2008 entwickelte Metrowagonmasch im Auftrag der Metro Moskau eine Modifikation der Baureihe, deren Hauptunterschied zu den herkömmlichen Zügen darin besteht, dass jeder Doppelwagen über sechs statt vier Türen pro Seite verfügt. Dies ermöglicht einen zügigeren Fahrgastwechsel und erlaubt somit den Einsatz der Russitschs auch auf intensiver beanspruchten Strecken. Nach einer für 2008/2009 geplanten Testphase sollen die neuen Züge als erstes an das Depot der Ringlinie ausgeliefert werden.

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