US-amerikanische Kolonien

US-amerikanische Kolonien
Kolonien der Vereinigten Staaten

Die Vereinigten Staaten, die selbst aus Kolonien hervorgegangen waren, versuchten sich im 19. Jahrhundert als Weltmacht zu etablieren und waren damit zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz der europäischen imperialistischen Mächte wie Großbritannien oder Frankreich geworden. Auf Grund der Monroe-Doktrin engagierte man sich zunächst in der Karibik und weitete dann sein Interessensgebiet im Zuge der Annexion von Hawaii auf Asien und den Pazifik aus, da auch für die USA der Handel mit China an Bedeutung gewann und man diesen riesigen Markt nicht Japan und Europa allein überlassen wollte. Erste koloniale Erwerbungen erfolgten im Spanisch-Amerikanischen Krieg, die letzte Expansion der USA erfolgte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wo es gelang, zahlreiche pazifische Inseln unter ihre Herrschaft zu bringen.

Inhaltsverzeichnis

Liberia

Die erste "Kolonie" der USA war das 1817 von der American Colonization Society (einer Privatorganisation) gegründete westafrikanische Liberia. Dort wurden freigelassene afroamerikanische Sklaven angesiedelt, so wie es auch die Briten im benachbarten Sierra Leone machten. 1847 erhielt das Gebiet seine Unabhängigkeit gegenüber der Gesellschaft. Liberia war aber keine Kolonie im eigentlichen Sinne, da die USA nie formal Gebietsansprüche bzw. die Oberhoheit über dieses Gebiet hatte.

Karibik

Nach dem Ende des Spanisch-Amerikanischen Krieges waren die Spanier gezwungen, ihre Kolonien in der Karibik, Kuba und Puerto Rico im Vertrag von Paris an die USA abzutreten. 1901 wurde Kuba formal unabhängig. Die USA behielten sich jedoch mit dem Platt Amendment ein Intervenierungsrecht vor, so dass die Insel weithin militärisch von den USA abhängig blieb. Erst 1934 wurde dieser Vertrag vom damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt aufgehoben, nur der Marine-Stützpunkt Guantanamo-Bucht blieb weiterhin unter US-amerikanischer Souveränität.

Puerto Rico wurde 1917 die innere Selbstverwaltung zugebilligt und 1952 in ein mit den USA frei assoziiertes Territorium umgewandelt. In zwei Volksabstimmungen 1967 und 1993 wurde die Unabhängigkeit abgelehnt, die Umwandlung in einen US-Bundesstaat wird derzeit diskutiert, eine Mehrheit dafür dürfte sich allerdings in nächster Zeit nicht abzeichnen.

Navassa gehörte zwar ursprünglich zu Haiti, wurde aber mit dem Guano Islands Act 1857 annektiert. Haiti verlangt seitdem die Rückgabe der Insel.

Die Schwaneninseln wurden ebenfalls durch den Guano Islands Act 1857 annektiert, aber 1972 an Honduras übergegeben.

1917 wurden von Dänemark Dänisch-Westindien gekauft, da die USA einen Marinestützpunkt in der Karibik benötigten.

Pazifische Inseln und Asien

In Asien eroberten die USA 1898 die ehemaligen spanischen Kolonien Philippinen und die Pazifik-Insel Guam. Die Philippinen wurden während des Zweiten Weltkrieges von 1941 bis 1944 von Japan besetzt. 1946 erhielten die Philippinen dann auf Grund massiver Autonomiebestrebungen formal ihre Unabhängigkeit. Guam wurde eine Überseeprovinz und 1949 vom US-Präsidenten Harry S. Truman in ein nichtinkorporiertes Territorium mit innerer Autonomie innerhalb Amerikanisch-Ozeaniens umgewandelt.

Die Marianen wurden 1899 zwischen dem Deutschen Reich und den USA aufgeteilt. Den südlichen Teil erhielten die USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Marianen, die vorher unter japanischer Verwaltung standen, von der UNO den USA zugesprochen, die der Inselgruppe 1978 den Status eines mit den USA assoziierten Staates zubilligten (Nördliche Marianen).

1899 gelang es den Streit zwischen Großbritannien, den USA und dem Deutschen Reich um Samoa beizulegen. Die USA erhielten die südlichen Inseln, die fortan unter der Bezeichnung Amerikanisch-Samoa ein US-amerikanisches Außengebiet wurden.

Von 1939 bis 1979 bestand ein Kondominium mit Großbritannien über die Kanton- und Enderbury-Inseln. Sie wurden in den unabhängigen Staat Kiribati integriert.

Weitere Inseln Amerikanisch-Ozeaniens

Auf Grund des Guano Islands Acts gelang es den USA 1857 die Bakerinsel, Jarvisinsel, Howlandinsel, das Kingmanriff und das Johnston-Atoll im Zentralpazifik zu annektieren. Die Midwayinseln wurden erst 1859 von den USA entdeckt und 1867 Amerikanisch-Ozeanien eingegliedert, seit 1996 unterstehen sie nicht mehr dem US-Militär sondern dem U.S. Fish and Wildlife Service des US-Innenministeriums.

Die Palmyra-Atoll wurde vom US-Amerikaner Dr. Gerrit P. Judd 1859 für die USA in Besitz genommen. 1922 erwarb die aus Hawaii stammende Fullard-Leo-Familie die gesamte Inselgruppe, aber bereits 1940 musste die Familie die Insel an die US-Navy abtreten, die dort einen Marine- und Luftwaffenstützpunkt errichteten. 1947 erstritten sich die Fullard-Leos vor Gericht das Besitzrecht der Inseln, somit ist Palmyra das einzige Territorium der USA, das sich vollständig in Privatbesitz befindet. Im Jahr 2000 wurde die Inselgruppe an die Umweltorganisation The Nature Conservancy verkauft und einige Forschungsstationen eingerichtet.

Die Insel Wake wurde erst 1899 von den USA in Besitz genommen und zunächst als Landeplatz genutzt, der als Zwischenstopp für zivile Flugrouten nach Asien diente. 1941 wurde eine US-Militärbasis errichtet, während des Zweiten Weltkrieges eroberte Japan die Insel. Die 1990 von den USA unabhängig gewordenen Marshallinseln beanspruchen allerdings Wake. Bisher ist es noch zu keinen Zugeständnissen seitens der USA gekommen.

UN-Treuhandgebiete

1947 wurden den USA Mikronesien und Palau als UN-Treuhandgebiete übertragen, die erst 1991 bzw. 1994 unabhängig wurden. Die USA bleiben aber weiterhin für die Verteidigung und Außenpolitik der beiden Republiken zuständig. Dazu zählten auch die Marshallinseln, die während des Zweiten Weltkrieges erobert wurden und 1990 ihre volle Souveränität erhielten.

US-Protektorate

Panamakanal

1903 vereinbarte Panama mit den USA einen Staatsvertrag, der den USA auf unbestimmte Zeit die Nutzung einer Kanalzone in der Breite von 10 Meilen, ihre Besetzung und ihre unbeschränkte Herrschaft zusicherte. Die USA mussten im Gegenzug die territoriale Souveränität Panamas zusichern. Der Bau des Kanals wurde fortan von den USA forciert und 1920 fand die offizielle Eröffnung statt. In den darauffolgenden 57 Jahren kam es immer wieder zu Revisionen des Nutzungsabkommens von 1903. Schließlich verkündete US-Präsident Jimmy Carter 1977, dass der Kanal bis zum Jahr 2000 an Panama zurückgegeben wird. Seit dem 31. Dezember 1999, 12 Uhr wird der Kanal von der Panama Canal Authority (ACP) verwaltet. Die Behörde ist autonom, allerdings wird ihr Vorstand vom panamaischen Präsidenten ernannt (→ Geschichte des Panamakanals).

Hispaniola

Auch die Karibikinsel Hispaniola stand unter dem Einfluss der USA. Haiti wurde 1915 von den USA besetzt und war bis 1934 formal US-Protektorat (→ Die Intervention der USA auf Haiti). In den Jahren 1905 bis 1907 und 1916 bis 1924 stand auch die Dominikanische Republik unter US-amerikanischer Verwaltung.

Japanische Inseln

Ab 1945 hielten die USA die Bonin-Inseln und Ryukyu besetzt, die schließlich 1968 bzw. 1972 an Japan zurückgegeben wurden. US-Truppen sind weiterhin auf Okinawa und anderen Inseln stationiert und verfügen über ausgedehnte Sonderrechte, denen gegenüber die japanische Souveränität über die Inseln weiterhin eingeschränkt ist.

Island

Die USA besetzten im Zuge des Zweiten Weltkrieges 1940 das damals noch zu Dänemark gehörende Island, es stand unter direkter US-Militärverwaltung, nach der Unabhängigkeit 1944 waren die USA auch weiterhin für die Sicherheits- und Verteidigungspolitik Islands zuständig, da das Land über keine eigenen Streitkräfte verfügt. Mittlerweile gibt es militärische Verträge mit Norwegen und Dänemark. Der Luftwaffenstützpunkt Keflavik wurde inzwischen von den USA einseitig aufgelöst und die dort stationierten Flugzeuge abgezogen, uneingeschränkte Landungs- und Nutzungsrechte sind davon unbenommen.

Siehe auch

Literatur

  • W. Reinhard: Kleine Geschichte des Kolonialismus. Körner-Verlag. Stuttgart 1996. ISBN 3-52047-501-4.
  • B. Perkins: Cambridge History of American Foreign Relations: Volume 1, the Creation of a Republican Empire, 1776-1865. Cambridge University Press. Cambridge 1993. ISBN 0-52138-209-2
  • W. Lefeber: Cambridge History of American Foreign Relations: Volume 2, The American Search for Opportunity, 1865-1913. Cambridge University Press. Cambridge 1993. ISBN 0-52138-185-1
  • A. Iriye: Cambridge History of American Foreign Relations: Volume 3, the Globalizing of America, 1913-1945. Cambridge University Press. Cambridge 1993. ISBN 0-52138-206-8
  • W. Cohen: Cambridge History of American Foreign Realtions: Volume 4, America in the Age of Soviet Power, 1945-1991. Cambridge University Press. Cambridge 2006. ISBN 0-52138-193-2

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