Ugorski

Ugorski

Anatol Ugorski (ursprünglich russisch Анатолий Угорский/ Anatoli Ugorski, wiss. Transliteration Anatolij Ugorskij; * 28. September 1942 in Rubzowsk, Sibirien) ist ein international bedeutender Pianist.

Leben

Anatol Ugorski kam als viertes von fünf Geschwistern zur Welt. 1945 zogen die Eltern nach Leningrad, wo er mit sechs Jahren in die an das Konservatorium angegliederte Spezialmusikschule aufgenommen wurde, obwohl er kein Instrument beherrschte. Nach dem Schulabschluss 1960 studierte er Klavier am Leningrader Konservatorium bei Nadeschda Golubowskaja. Bereits während des Studiums machte er durch viele Uraufführungen sowjetischer Werke auf sich aufmerksam, vor allem aber durch sowjetische Erstaufführungen von in der UdSSR umstrittenen Komponisten wie Arnold Schönberg, Alban Berg, Olivier Messiaen und Pierre Boulez.

Als er bei einem Leningrader Gastspiel von Pierre Boulez im Herbst 1968 (kurz nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in Prag) demonstrativ begeistert applaudierte, wurde er als politisch unzuverlässig eingestuft und an der Fortsetzung seiner Karriere verhindert. Anatol Ugorski schlug sich mehr als zehn Jahre als Klavierbegleiter von Chorkonzerten der Jungen Pioniere durch, mit denen er Tourneen durch die gesamte Sowjetunion unternahm. Seine pianistischen Fähigkeiten konnte er nur bei wenigen Solokonzerten unter Beweis stellen, die sich indessen bald zu einem Geheimtipp entwickelten. Sein künstlerisches Renommee führte dazu, dass er 1982 zum Professor am Leningrader Konservatorium berufen wurde.

Im Sommer 1990 flüchtete Anatol Ugorski mit Frau und Kind nach Berlin, nachdem seine sechzehnjährige Tochter Dina Ugorskaja (jetzt ebenfalls Pianistin) von Anhängern der antisemitischen Pamjat-Bewegung massiv bedroht worden war. Fast zwei Jahre lebte die Familie in einer Berliner Flüchtlingsunterkunft. 1992 begann für den mittlerweile fünfzigjährigen Pianisten eine internationale Karriere, die mit spektakulären Konzerten am Konservatorium von Mailand und bei den Wiener Festwochen ihren Ausgang nahm. Seitdem ist er als Solist oder mit führenden Orchestern (u.a. Sinfonieorchester des WDR, Tschechische Philharmonie, Concertgebouw-Orchester, Orchestre de Paris, Chicago Symphony Orchestra, Hamburger Symphoniker ) in vielen Konzertsälen der Welt zu Gast und tritt regelmäßig bei den wichtigsten Festivals auf.

Anatol Ugorski lehrte bis 2007 als Professor für Klavier an der Hochschule für Musik Detmold.

Werk

Anatol Ugorski hat zahlreiche Werke, v.a. der klassischen und romantischen Klavierliteratur, auf CD veröffentlicht. Zu seinen bedeutendsten Aufnahmen zählen der „Catalogue d’Oiseaux“ von Olivier Messiaen und das Klavierkonzert von Alexander Skrjabin, mit dem Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung von Pierre Boulez. Diese Aufnahme wurde 2000 für den Grammy nominiert. Zuletzt hat er mit seiner Tochter Dina Ugorskaja Doppelkonzerte für Klavier von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Dmitri Schostakowitsch eingespielt. In seinen Interpretationen verbinden sich analytische Schärfe und feinsinnige Empfindung zu einer charakteristischen und sehr persönlichen musikalischen Sprache.


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