Ulrich III. von Hanau

Ulrich III. von Hanau

Ulrich III. von Hanau (* um 1310; † 1369/70, bestattet im Kloster Arnsburg) war 1346 bis 1369/70 Herr von Hanau und Landvogt in der Wetterau.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Ulrich III. wurde um 1310 als ältester Sohn Ulrichs II. von Hanau und seiner Frau, Agnes von Hohenlohe, geboren. Das Geburtsjahr ergibt sich aufgrund des Heiratsdatums seiner Eltern einerseits und der Tatsache, dass er 1327 heiraten sollte.

Ahnentafel von Ulrich III. von Hanau
Urgroßeltern

Reinhard I. von Hanau (* vor 1243; † 1281)

Adelheid von Hagen-Münzenberg († 1291)

Ludwig von Rieneck-Rothenfels († 1289)

Udehilt von Grumbach und Rotenfels († 1300)

Gottfried von Hohenlohe, Graf der Romagna (nachgewiesen: 1219 - 1266)

Richza von Krautheim (nachgewiesen: 1224 - 1263)

Graf Friedrich von Truhendingen-Dillingen († 1274)
2. ∞
vmtl. Margaretha von Andechs-Meran († 1271)

Großeltern

Ulrich I. von Hanau (* 1250/60; † 1305/06)

Elisabeth von Rieneck-Rotenfels (* um 1260; † um 1300)

Kraft I. von Hohenlohe-Weikersheim (nachgewiesen 1260 - 1312)
2. ∞
vmtl. Margarethe von Truhendingen-Dillingen

Eltern

Ulrich II. von Hanau (* 1280; † 1346)

Agnes von Hohenlohe-Weikersheim (* vor 1295; † 1342/44)

Ulrich III.

Zur Familie vgl. Hauptartikel: Herren und Grafen von Hanau

Familie

1327 oder später heiratete Ulrich III. Gräfin Adelheid von Nassau († 8. August 1344) [1], Tochter des Grafen Gerlach I. von Nassau. Ihr Grabstein ist in Kloster Arnsburg erhalten[2]. Aus dieser Ehe sind fünf Kinder bekannt. Die Reihenfolge der Söhne ergibt sich aus ihrer weltlichen und geistlichen Stellung. Wie sich dem die Töchter zuordnen, ist unbekannt. Die Söhne sind deshalb vorangestellt:

  1. Ulrich IV. (* um 1330; † 1380), folgt seinem Vater 1346
  2. Reinhard (* um 1330; † Anf. 15. Jh.), Kanoniker
  3. Elisabeth von Hanau (* um 1330; † nach 1384), verheiratet mit Wilhelm II. von Katzenelnbogen
  4. Agnes wird 1346 als Nonne im Kloster Klarenthal bei Wiesbaden erwähnt. Sie ist am 4. August eines unbekannten Jahres gestorben[3].
  5. Anna war 1396 Äbtissin im Kloster Patershausen

Regierung

Schon vor dem Tod seines Vaters 1346 ist Ulrich III. politisch aktiv.Seit 1343 nahm er zusammen mit Kuno von Falkenstein die Vormundschaft in Falkenstein-Münzenberg wahr.

In den Jahren 1349 und 1357 wüteten die ersten der großen mittelalterlichen Pestwellen. Nachrichten dazu gibt es aus Hanau keine. Im benachbarten Frankfurt am Main sollen innerhalb von 200 Tagen 2000 Menschen gestorben sein. Ulrich III. und seine Familie waren davon offensichtlich persönlich nicht betroffen. Todesfälle in seiner Familie, die mit der Pest in Verbindung gebracht werden können, lassen sich nicht nachweisen. Im Zusammenhang mit der Pest fand auch in der Stadt Hanau ein Pogrom gegen die Juden statt, die komplett vertrieben wurden. Sie wurden der Brandstiftung bezichtigt.

Innenpolitik

Die Finanzpolitik in der Herrschaft Hanau war unter seiner Regierung offensichtlich sehr erfolgreich. Trotz der kostspieligen Kriegszüge und Fehden verfügte er immer über ausreichend Geld, um Verbündeten Kredite zu gewähren, verpfändete Gebiete einzulösen und selbst Pfänder zu erwerben.

1368 erlangt er für seine Dörfer Bruchköbel und Marköbel das Stadtrecht vom König, was in der Praxis aber für deren Entwicklung keine Folgen hatte. Für seine Stadt Babenhausen erhielt er das Münzrecht.

In seiner Regierungszeit kommt es vermehrt zu Auseinandersetzungen und Vergleichen zwischen ihm und anderen Territorialherren einerseits und andererseits insbesondere der Stadt Frankfurt, da eine merkliche Migration vom Land in die Stadt einsetzt und somit den Herren Untertanen und Steuern entzieht.

Politik im Reich

Ulrich III. verfolgte die königsnahe Politik seiner Vorgänger weiter. Dies ermöglichte ihm, seine Rechte rund um Frankfurt zu stärken, insbesondere im Bereich des Amtes Bornheimerberg. Es gelang ihm, das Amt des Reichsschultheißen von Frankfurt am Main (1349) und den Frankfurter Stadtwald (1360) als Pfand durch Kreditvergabe an den Kaiser in die Hand zu bekommen. Damit drohte er Frankfurt von außen einzuschließen und dessen Selbständigkeit von innen heraus auszuhöhlen, zumal sich dort ein Dauerkonflikt zwischen Patriziern und Handwerkern entwickelt hatte. Er wirkte dabei schon 1358 als Schiedsmann zwischen den Parteien.

In dieser Situation löste aufgrund seiner exzellenten Beziehungen zum Kaiserhof 1363 der Frankfurter Patrizier und spätere Frankfurter Bürgermeister Siegfried zum Paradies die beiden Pfänder für den Kaiser aus und übernahm sie persönlich selbst. Langfristig war dem König vermutlich eher an einer zahlungskräftigen Stadt als an einem mächtigen Territorialherren gelegen.

Darüber hinaus gelang es Ulrich III. für seine Herrschaft Anteile an den Gerichten Ortenberg und Altenhaßlau und das Amt Jossa zu erwerben. Er arrondierte den Hanauer Besitz durch Zukäufe und Pfandschaften. Dazu zählten 1357 Lehen im Kloster Fulda, Anteile an Somborn, Alzenau, Wilmundsheim vor der Hart und Hörstein – alles Dörfer im Freigericht Alzenau – von den Rittern von Rannenberg, ein Sechstel von Münzenberg und Assenheim und Anteile an Gronau. Weiter gelang es ihm 1367 den Anteil Hanaus an dem mit Falkenstein gemeinsamen Rodheim auf die Hälfte aufzustocken.

Ulrich III. nahm 1356 an den Reichstagen in Metz und Nürnberg teil, auf denen letztendlich die Goldene Bulle ausgefertigt wurde. Vom König erhielt er Zollprivilegien in Steinau an der Straße (Handelsstraße Frankfurt – Leipzig), Sterbfritz (Fulda-Würzburg) und Kesselstadt (Main). 1363/64 nahm er an militärischen Aktionen des Deutschen Ordens in Preußen teil.

Er wirkte aktiv an der Landfriedenspolitik seiner Zeit mit.

Landvogt in der Wetterau

Kaiser Karl IV. ernannte Ulrich III. am 8. Juni 1349 zum Landvogt in der Wetterau. Aus dieser Stellung heraus kämpfte er in den Jahren 1356 – 1366 mehrfach gegen andere regional bedeutende Herren, so gegen Philipp von Isenburg-Grenzau, dessen Burg Vilmar er 1359 einnahm und gegen Philipp den Älteren von Falkenstein 1364 – 1366, bei letzterem waren seine Verbündeten die vier Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Wetzlar und Gelnhausen und der Erzbischof Kuno von Trier.

Einzelnachweise

  1. Abweichend nennt Walter Czysz, Klarenthal, S. 170, den 4. August 1344
  2. Otto Gärtner: Kloster Arnsburg in der Wetterau. Königstein 1989, S. 10 (m. Abb.).
  3. Czysz, S. 170

Literatur

  • Walter Czysz: Klarenthal bei Wiesbaden. Ein Frauenkloster im Mittelalter 1298 - 1559. Wiesbaden 1987. ISBN 3-922604-10-2
  • Klaus Peter Decker: Klientel und Konkurrenz. Die ritterschaftliche Familie von Hutten und die Grafen von Hanau und von Ysenburg. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte. Marburg 38.1988, S. 23–48. ISSN 0073-2001
  • Reinhard Dietrich: Die Landesverfassung in dem Hanauischen. Hanauer Geschichtsblätter. Bd 34. Hanau 1996. ISBN 3-9801933-6-5
  • Karl Ebel: Der Reichskrieg gegen Philipp d.Ä. von Falkenstein 1364 – 1366. In: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins. Neustadt a. d. Aisch 23.1915, S. 129-142. ISSN 0342-1198
  • Rehm: Diplomatische Geschichte der Herren und Grafen von Hanau. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. NF. Kassel 3.1871, S. 197–200.
  • Fred Schwind: Die Landvogtei in der Wetterau. Diss. Frankfurt 1972.
  • Reinhard Suchier: Genealogie des Hanauer Grafenhauses. In: Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier am 27. August 1894. Hanau 1894.
  • Ernst J. Zimmermann: Hanau Stadt und Land. 3. Auflage. Hanau 1919, 1978 (Repr.). ISBN 3-87627-243-2



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