- Umweltindikator
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Ein Umweltindikator ist ein methodisches Konstrukt, das auf messbare Ersatzgrößen (Indicans) zurückgreift, um einen ansonsten schwer greifbaren Umwelt-Sachverhalt (das Indicandum) zu beschreiben.
Inhaltsverzeichnis
Definitionsansätze
Für den Begriff "Umweltindikator" sind in den vergangenen Jahren eine Reihe leicht voneinander abweichender Definitionen entwickelt worden.
- "Unter einem Indikator versteht man im allgemeinen eine Kenngröße, die der Beschreibung des Zustandes eines Systems dient." (Walz et al. 1997)
- Indikatoren sind vergleichsweise leicht erfassbare, aussagekräftige Leitgrößen für ansonsten schwer zu charakterisierende Gesamtsysteme, z.B. Ökosysteme oder Landschaften. (vgl. Bastian & Scheiber 1999)
- "Indikatoren sind prinzipiell Kenngrößen (z.B. physikalische Größen, Anteilswerte, ...), die den Zustand eines größeren, oft komplexen Systems repräsentativ abbilden bzw. veranschaulichen sollen." (ICLEI 1998)
- Indikatoren sind Messgrößen, die als Stellvertretergrößen für komplexe Gefüge einen möglichst einfachen und verständlichen Statusbericht über die Qualität einer Situation liefern. (vgl. Pfister et al. 1997)
- "Deshalb sollen Indikatoren ... allgemein als Kenngrößen definiert werden, die zur Abbildung ... eines bestimmten, nicht direkt messbaren und oftmals komplexen Sachverhalts (Indicandum) festgelegt werden." (Sandhövel 1999)
Barkmann zog diese Ansätze 2004 zu einer Formulierung zusammen, die die Eigenschaft eines Umweltindikators als methodisches Konstrukt hervorhebt (siehe Einleitung des Artikels).[1]
Der DPSIR-Ansatz
Die OECD etablierte in den 1980er Jahren einen länderübvergreifenden Ansatz zur Dokumentation des Umweltzustandes in ihren Mitgliedsländern. Dieser sogenannte DSR-Ansatz (D: Drivers; S: State; R: Response) zielt dabei auf die Bereitstellung von vergleichbaren Daten zur Verbesserung der Umweltpolitk. Der DSR-Ansatz war damit von Beginn an eher als Instrument der Umweltpolitik gedacht als als wissenschaftlicher Analyserahmen. Im DRS-Ansatz werden Indikatoren für die meist gesellschaftlichen Triebkrafte (drivers) einer Verschlechterung des Umweltzustandes (state) ebenso geführt wie Indikatoren zu den durchgeführten Maßnahmen (response) zur direkten oder indirekten Stabilisierung des Umweltzustandes.
Die Europäischen Umweltagentur (European Environment Agency, kurz EEA) erweiterte den DSR-Ansatz um zwei weitere Bereiche zum DPSIR-Ansatz. Hier verursachen oder verstärken die gesellschaftlichen Triebkrafte zunächst Belastungsfaktoren (Pressures) für eine Verschlechterung des Umweltzustandes. Diese Verschlechterung des Umweltzustandes hat nun ihrerseits sowohl sozio-ökonmische wie auch biophysische Auswirkungen, die Impacts.
Beispiele für Umweltindikatoren
Typische Umweltindikatoren betreffen beispielsweise die Verminderung der landwirtschaftlichen Bodenerosion, die Menge an unzerschnittenen, verkehrsarmen Räumen, die Feinstaubbelastung, den Verkehrslärm, die Gewässergüte, die Entwicklung des PKW-Bestandes pro Kopf, den Wasserverbrauch oder das Verhältnis zwischen motorisiertem Individualverkehr und öffentlichem Verkehr.
Die Entwicklung eines Umweltindikators wird oftmals als Zeitreihe dargestellt, um Entwicklungen leicht ablesen zu können.
Umweltberichterstattung
Umweltindikatoren können als Ergänzung zur qualitativen Umweltberichterstattung Vergleichszahen bereit stellen, um Erfolge, Zustände und ungelöste Probleme der Umweltpolitik aufzuzeigen (vgl. Umweltbericht (Bauleitplanung)). Beim Einsatz in der Umweltberichterstattung werden meist nicht einzelne Bioindikatoren eingesetzt, sondern ganze Indikatorensysteme.
Die EEA gibt seit einigen Jahren die Environmental Signals heraus, die die Indikatoren bestimmten Umweltbereichen zugeordnet.
Naturschutz
Im Naturschutz werden Umweltindikatoren beispielsweise eingesetzt, um den ökologischen Zustand, die ökologische Entwicklung oder mögliche Entwicklungspotenziale eines Gebietes zu fassen.
Nachhaltigkeitsindikatoren
Zusammen mit Indikatoren für soziale und wirtschaftliche (ggf. auch institutionalle) Sachverhalte bilden Umweltindikatoren einen Kernbestandteil der Nachhaltigkeitsindikatoren. Im Jahre 2001 haben die Vereinten Nationen einen Satz von Nachhaltigkeitsindikatoren heraus gegeben.
Siehe auch
Literatur
Hubert Wiggering, Felix Müller (Hrsg.) (2004) Umweltziele und Indikatoren. Technische Anforderungen an ihre Festlegung und Fallbeispiele. Geowissenschaften und Umwelt. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg.
Weblinks
- Internetseite der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission zu Umweltindikatoren (mit weiteren links)
- Übersichtsseite der Europäischen Umweltagentur (EUA) zu Umweltindikatoren
- Umweltindikatoren in Sachsen nach Schutzgütern und Nutzern kategorisiert
Einzelbelege
- ↑ Jan Barkmann (2004) Entwicklung von "angemessenen" Indikatoren Nachhaltiger Entwicklung für die strategische Steuerung eines Landesministeriums und für die Information der Öffentlichkeit: Beispielfall Schleswig-Holstein. In: Wiggering, H., Müller, F. (Hrsg.) Umweltziele und Indikatoren. Technische Anforderungen an ihre Festlegung und Fallbeispiele. Geowissenschaften und Umwelt. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg. S. 575-605.
Kategorien:- Landespflege
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