Und (Konjunktion)

Und (Konjunktion)

Der Ausdruck Konjunktion (v. lat.: con-iungere „zusammenspannen“; auch: Bindewort; Verknüpfungszeichen[1]; Junktion[2]) bezeichnet in der Grammatik eine Wortart, genauer eine nicht veränderbare (nicht flektierbare) Wortart (Partikel (im weiteren Sinn)).

Spezifisch bezeichnet Konjunktion eine nicht flektierbare Wortart ohne Kasusforderung, die weder Satzglied noch Attribut sein kann, syntaktische Verbindungen zwischen Wörtern, Wortgruppen, Satzgliedern oder Sätzen herstellt und zugleich inhaltliche Beziehungen zwischen den verbundenen Elementen ausdrückt[3].

Zusammen mit den Präpositionen, die sprachlich einen ähnlichen Zweck erfüllen, werden Konjunktionen auch als Relatoren zusammengefasst.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzungen und Unterscheidungen

Konjunktion und Junktor im Sinne der Logik

Die Konjunktion im Sinne der Grammatik ist zu unterscheiden von dem engeren Begriff der Konjunktion im Sinne der (extensionalen) Logik.

Teilweise[4] wird neuerdings statt von Konjunktion auch von Junktor gesprochen. Damit wird ein Gleichklang mit der Logik erreicht. Zu beachten ist, dass auf Grund der vorherrschenden extensionalen Logik der Ausdruck Junktor in der Regel nur im engeren wahrheitsfunktionalen Sinn aufgefasst wird und natürlichsprachliche Konjunktionen sich häufig nicht auf eine solche Bedeutung beschränken lassen.

Konjunktion und Präposition

Obgleich einige Konjunktionen auch Präpositionen sind, sind die beiden Wortarten grammatisch doch deutlich voneinander abzugrenzen. Präpositionen fordern einen Kasus (Rektion), Konjunktionen nicht.

Koordinierende und subordinierende Konjunktionen (Konjunktionen im engeren Sinn und Subjunktionen)

Traditionell teilt man die Konjunktionen in nebenordnende (beiordnende, koordinierende, koordinative, parataktische) (Beispiel: und) oder unterordnende (subordinierende, hypotaktische) (Beispiel: weil) ein[5].

Der Ausdruck Konjunktion wird dabei mehrdeutig verwendet. In einem weiteren Sinn sowohl für koordinierende als auch für subordinierende Bindewörter, in einer engeren Bedeutung nur für koordinierende Bindewörter. Der Gegenbegriff wird dann durch den Ausdruck Subjunktion (subordinierendes Bindewort) bezeichnet. Da vor diesem Hintergrund der Ausdruck Konjunktion missverständlich sei, schlägt die Duden-Grammatik als neutraleren Oberbegriff statt Konjunktion (im weiteren Sinn) den Ausdruck Junktion vor[6].

Funktion

Koordinierende Konjunktionen können folgende Größen zusammenfassen:

  1. Sätze: Er hat viel Geld, und seine Frau liebt ihn.
  2. Satzglieder: Das erfreut ihn und macht ihn stolz.
  3. Wörter (Gliedteile): Er kam mit Kind und Kegel.
  4. Wortteile (Morpheme): An- und Verkauf (hierbei mit Ergänzungsstrich, nicht mit Auslassungsstrich)

Die Tatsache, dass Konjunktionen vollständige Sätze miteinander verbinden können (Fallgruppe 1. in der obigen Liste), gibt Aufschluss über die Definition „bei- oder nebenordnend“, die in den einleitenden Abschnitten vorgegeben wurde. Konjunktionen reihen dabei Sätze aneinander, ohne die Syntax derselben zu verändern: Er hat viel Geld und [seine Frau liebt ihn]. Der eingeklammerte Teil des Satzes kann gleichzeitig als grammatisch vollständiger, eigenständiger Satz fungieren. Diese Tatsache unterscheidet die nebenordnende Konjunktion von der unterordnenden Subjunktion, die ihrerseits die Syntax des Satzes beeinflusst, sodass dieser nicht für sich allein stehen kann, z. B. Er hat viel Geld, weil [er gut investiert hat]. Subjunktionen (subordinerende Konjunktionen) dienen also dazu, Nebensätze (Konjunktionssätze) einzuleiten (auch Teilsatzkonjunktionen), die ihrerseits als Satzglied fungieren:

  • subjunktional eingeleiteter Nebensatz als Objektsatz [7]:
    • als Akkusativobjekt: Er fragt, wann die Schule anfange. (Er fragte dieses. Wen oder was?)
    • als Genitivobjekt: Er vergewisserte sich, dass alle Türen geschlossen waren. (Wessen?)
    • als Präpositionalobjekt: Sie ärgert sich, dass sie den Zug verpasst hat. (Sie ärgerte sich darüber. Worüber?)
  • subjunktional eingeleiteter Nebensatz als Adverbialsatz:
    • als Temporaladverbial: Er ging zur Schule, als es regnete. (Wann?)
    • als Kausaladverbial: Wir müssen jetzt gehen, da wir einen Arzttermin haben. (Warum?)
    • als Lokaladverbial: Die Angler fischen dort, wo es die meisten Fische gibt. (Wo?)
    • als Modaladverbial: Er wird stärker, indem er Krafttraining macht. (Wie?)

Konjunktionen der Deutschen Sprache

Semantische Klassifizierung

Die semantische Klassifizierung der Konjunktionen ist vom Gebrauch abhängig.[8] Die folgenden Listen sollen die wichtigsten Konjunktionen des Deutschen erläutern; insgesamt, so schätzt man, gibt es in der deutschen Sprache 350 Konjunktionen.[9]

Im Folgenden wird klassisch zwischen koordinierenden (beiordnenden) und subordinierenden (unterordnenden) Konjunktionen unterschieden.

Koordinierende Konjunktionen

Semantische Kategorie koordinierende Konjunktionen (Beispiele) Beispielsätze
additiv (Anreihung) und, weder – noch Weder er, noch seine Tochter wurden von dem Lärm aufgeweckt.
adversativ (Gegensatz) allerdings, aber Sie fragte ihn, aber er war ahnungslos.
disjunktiv (Alternative) entweder – oder, nicht nur Du kannst entweder dein Zimmer aufräumen oder das Papier wegräumen.
explikativ (Erklärung) das heißt Er ist national bekannt, das heißt, man kennt ihn im ganzen Land.
kausal (Grund) denn, nämlich, um, dass, weil Er ist glücklich, denn er wird bald heiraten.
konzessiv (Einräumung) wenn auch, obwohl Es ist ein trauriger, wenn auch ein aufschlussreicher Tag.
komparativ (Vergleich) als Er mag sein Auto lieber als seine Frau.

Beispiele für koordinierende Konjunktionen

einerseits, anderseits, oder, entweder, sonst, aber, nur, außer, denn, selbst wenn, und, sondern, sowohl als auch, weder noch, indessen

und

Die Konjunktion und bedeutet

  • dass alle Möglichkeiten zutreffen (Sie ist schön und reich.sowohl … als auch )
  • in der Logik, spezieller in der Aussagenlogik, die Konjunktion (a und b)

oder

Die Konjunktion oder bedeutet,

  • dass eine von mehreren Möglichkeiten in Frage kommt: Exklusives Oder (Kommst Du mit, ja oder nein?entweder … oder …) – auch in der Logik, spezieller in der Aussagenlogik
  • dass mehrere Möglichkeiten in Frage kommen (Die Anreise erfolgt per Auto, Bahn oder Flugzeug. → alles sind Transportmittel)
  • dass alle Möglichkeiten in Frage kommen (hier ist es verboten zu essen, zu trinken oder zu rauchenoder im Sinne von und)
  • dass mindestens eine Möglichkeit in Frage kommt: Disjunktion (ja oder nein?) – auch in der Logik: a oder b = entweder a oder b oder (a und b)
  • dass auch eine andere Möglichkeit besteht (vor 10 Tagen oder so)
  • dass eine bestimmte Konsequenz zu erwarten ist (Verschwinde, oder es passiert was!)
  • dass kein Einwand erwartet wird (Gleich passiert was. Oder glaubst du das nicht?, rhetorisch)
  • dass eigentlich eine Zustimmung erwartet wird (Du kommst doch mit, oder?, nachgestellt rhetorisch)
Siehe auch: Konjunktion (Logik)

weil
  • Die Konjunktion weil entwickelt sich sprachlich relativ schnell. Der ursprüngliche Sinn ist zeitlich („so lange als“). Im 19. Jahrhundert überwog die kausale Verwendung und später wurde weil nur noch kausal gebraucht. In brüder! last uns lustig seyn, weil der frühling währet von Günther bedeutet es noch „solange, wie“.
  • Die heutige kausale Bedeutung umfasst sowohl die Ursache-Wirkungs-Beziehung, als auch eine Begründung. Die Ursache-Wirkungs-Beziehung ist dabei nicht im streng wissenschaftlichen Sinn zu verstehen.
  • In der Standardsprache wird die Konjunktion weil nur als unterordnende Konjunktion verwendet. Die Straße ist nass, weil es draußen regnet.
  • In der Umgangssprache wird sie heute mehr und mehr auch als nebenordnende Konjunktion verwendet: Die Straße ist nass, weil – es regnet Bindfäden. Hier hat die Konjunktion oft eine begründende Funktion. Man begründet, zum Beispiel, woher man das weiß, warum man das denkt oder warum man das sagt. Meist kann man stattdessen die standardsprachliche Konjunktion denn verwenden, ohne dass sich die Bedeutung ändert. Im obigen Satz geht das nicht, denn hier wird nicht die Ursache oder der Grund für den Regen angegeben, sondern eine Begründung, woher man das weiß.

Subordinierende Konjunktionen

Semantische Kategorie subordinierende Konjunktionen (Beispiele) Beispielsätze
temporal (zeitlich) während, als, nachdem, seitdem, bis, ehe Während er zur Schule ging, regnete es.
modal als, wie, als ob, insofern, insoweit, indem Er hilft mir, indem er mir Geld leiht.
kausal weil, da, so dass, wenn, obwohl Ich komme, weil ich dir helfen will.
lokal wo, woher Wir treffen uns da, wo ich wohne.

Subklassifizierungen und Beispiele für subordinierende Konjunktionen

Zusätzlich werden folgende Subklassifizierungen vorgenommen:

  • temporal:
    • gleichzeitig: während, indem, indes[sen], solange, sowie, sooft, als, wie, denn, nun
    • vorzeitig: nachdem, als, wenn, sobald, sowie, seit[dem]
    • nachzeitig: bis, bevor, ehe, (selten:) als, wenn
  • modal:
    • instrumental (modal) i. e. S.: indem
    • zur Kennzeichnung des fehlenden oder stellvertretenden Umstands: ohne dass, (an)statt dass
    • restriktiv/adversativ (zur Kennzeichnung der Einschränkung und des Gegensatzes): (in)soweit, (in)sofern, soviel, während, wohingegen
    • vergleichend: wie, als, als ob, als wenn, wie wenn
  • kausal:
    • kausal i. e. S.: weil, da, zumal, nun, dass (im Sinne von wie)
    • konsekutiv (Folge kennzeichnend): sodass oder so dass, als dass, dass
    • konditional (Bedingung kennzeichnend): wenn, falls, im Falle, sofern, soweit, (veralt.:) so
    • proportional (gleich bleibendes Verhältnis kennzeichnend): je (Korrelate: desto, umso, veralt.: je)
    • konzessiv (einräumend): obgleich, obwohl, (selten: ob, obschon, obzwar, wenngleich, wenn auch, wennschon, wiewohl, ungeachtet, gleichwohl)
    • final (zielsetzend): damit, dass, veralt.: auf dass
  • ohne eigene Bedeutung: dass, ob, wie

Konjunktionen in anderen Sprachen

Die Konjunktionen des Englischen entsprechen in etwa denen des Deutschen. Hier unterscheidet man ähnlich in Coordinating conjunctions (auch coordinators) und Subordinating conjunctions (auch subordinators).

In vielen SOV-Sprachen müssen untergeordnete Sätze den "Hauptsätzen" (übergeordneten Sätzen) vorausgehen. Entsprechungen zu den subordinierenden Konjunktionen von SVO-Sprachen wie dem Deutschen und dem Englischen sind satzabschließende Konjunktionen wie im Japanischen oder Suffixe, die an das Verb angehängt werden und somit keine eigenen Wörter sind.

Weblinks

Quellen

  1. Dürr/Schlobinski, Deskriptive Linguistik (2006), S. 184
  2. Duden, Die Grammatik, 7. Aufl. (2005), ISBN 3-411-04047-5, Rn. 930 (wegen der Mehrdeutigkeit von Konjunktion)
  3. Vgl. die Definitionen bei Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002), ISBN 3-520-45203-0/Konjunktion und Kürschner, Grammatisches Kompendium, 4.Aufl. (2003), ISBN 3-8252-1526-1, S. 152
  4. So derzeit auf der Seite Wortart - ohne Nachweis
  5. Vgl. Clément, Linguistisches Grundwissen, 2. Aufl. (2000); S. 38; Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002), ISBN 3-520-45203-0/Konjunktion; Ulrich, Linguistische Grundbegriffe, 5. Aufl. (2002)/Konjunktion
  6. Duden, Die Grammatik, 7. Aufl. (2005), ISBN 3-411-04047-5, Rn. 930
  7. Canoo.net: Funktion des Nebensatzes als Objektsatzes (Zugriff: 2. Februar 2008
  8. Dudenband 4, S. 628
  9. Konnektoren – Was sind Konnektoren und was leisten sie?. In: grammis. Internet [1], 17.8.2006

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